Zum Hauptinhalt springen
27.02.2022

Beitrag der Arbeitsgruppe II zum Sechsten Sachstandsbericht des IPCC

Am 28.02.2022 ist der zweite von insgesamt vier Reports als nächster Teil des Sechsten Sachstandsberichtes des Weltklimarates IPCC der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Der Beitrag der Arbeitsgruppe II beschäftigt sich mit Folgen, Anpassung und Verwundbarkeiten durch und an den Klimawandel.

Acht Jahre nach dem zuletzt veröffentlichten Sachstandsbericht wird damit die Reihe der Publikationen des aktuellen IPCC-Berichts fortgesetzt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt haben in jahrelanger Arbeit den aktuellen Forschungsstand zum Klimawandel zusammengetragen und ausgewertet. Die Sachstandsberichte des IPCC sollen über die neuesten Erkenntnisse zu allen Aspekten des Klimawandels informieren und als Grundlage für politische Entscheidungen und internationale Klimaverhandlungen dienen. Zu den wissenschaftlichen Themen, die von der Arbeitsgruppe II bewertet werden, gehören zum einen die Folgen und Anpassungsmöglichkeiten natürlicher Ökosysteme an Land, im Süßwasser, an den Küsten und in den Meeren, zum anderen aber auch von Städten, wichtigen Infrastrukturen, der menschlichen Gesundheit, der Sicherung der Existenzgrundlagen und der nachhaltigen Entwicklung. Dies wird sowohl auf globaler als auch auf kontinentaler Ebene betrachtet. Darüber hinaus widmet sich ein wichtiger Teil des Berichts der Identifikation von Schlüsselrisiken, dem Umgang mit bestehenden und aufkommenden Risiken und Entscheidungsoptionen, sowie der Suche nach klimaresilienten Entwicklungspfaden.

Die Publikationen der Berichte der Arbeitsgruppe III sowie des Synthesereports sind für April und September 2022 geplant. Der Beitrag der Arbeitsgruppe I ist im August 2021 erschienen und beschäftigt sich mit den physikalischen Grundlagen des sich verändernden Klimas [I][II][III].

Zusätzlich zu diesem Press Briefing kommentierten zwölf Expertinnen und Experten den Bericht in einem Research in Context.

Fachleute im virtuellen Press Briefing

     

  • Prof. Dr. Jörn Birkmann
    Leiter des Instituts für Raumordnung und Entwicklungsplanung (IREUS), Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Universität Stuttgart
    und koordinierender Leitautor in Kapitel 8 „Armut, Existenzgrundlagen und nachhaltige Entwicklung" des Beitrages der Arbeitsgruppe II zum 6. Sachstandsbericht des IPCC
  •  

  • Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner
    Leiter der Sektion Integrative Ökophysiologie im Fachbereich Biowissenschaften, Alfred-Wegener-Institut (AWI), Bremerhaven, und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU)
    und Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II für den 6. Sachstandsbericht des IPCC
  •  

  • Assoc. Prof. Dr. Diana Reckien
    Außerordentliche Professorin am Digital Society Institute, Faculty of Geo-Information Science and Earth Observation, Department of Urban and Regional Planning and Geo-Information Management, University of Twente, Niederlande
    und koordinierende Leitautorin in Kapitel 17 „Entscheidungsfindungsoptionen für den Umgang mit Risiko" des Beitrages der Arbeitsgruppe II zum 6. Sachstandsbericht des IPCC
  •  

  • Prof. Dr. Daniela Schmidt
    Professorin für Paläobiologie, School of Earth Sciences, Faculty of Science, University of Bristol, Vereinigtes Königreich
    und koordinierende Leitautorin in Kapitel 13 „Europa" des Beitrages der Arbeitsgruppe II zum 6. Sachstandsbericht des IPCC
  •  

Abschluss-Statements aus dem Press Briefing

Das SMC hat die Expertinnen und Experten am Ende des Press Briefings um kurze Zusammenfassungen gebeten, die wir Ihnen nachfolgend als Statements zur Verfügung stellen möchten.

Prof. Dr. Daniela Schmidt

Professorin für Paläobiologie, School of Earth Sciences, Faculty of Science, University of Bristol, Vereinigtes Königreich und koordinierende Leitautorin in Kapitel 13 „Europa" des Beitrages der Arbeitsgruppe II zum 6. Sachstandsbericht des IPCC

"Für Europa ist ganz klar, dass die Auswirkungen des Klimawandels heute schon gesehen werden. Nicht in allen Regionen gleich, aber in allen Regionen gibt es Auswirkungen. Die werden schlimmer werden, wenn wir eine globale Erwärmung oberhalb von 1,5 Grad haben. Noch gibt es Möglichkeiten, wie wir uns anpassen können. Diese Möglichkeiten werden geringer werden, je wärmer es wird. Die Auswirkungen werden in vielen Bereichen von Wasser getrieben: Zu viel Wasser, zu wenig Wasser, zu viel zu einem schlechten Zeitpunkt, nicht sauberes Wasser. Und dementsprechend sind das Sachen, wo wir etwas tun können. Aber solche Sachen, solche Entscheidungen, solche Infrastrukturen werden nicht schnell gebaut. Wenn sie gebaut werden, führen sie häufig dazu, dass wir Entscheidungswege entwickeln, die sagen: Wir bauen jetzt einen Damm und der Damm wird dann unsere Lösung sein. Was passiert dann, wenn wir bald da kein Wasser mehr haben? Es ist also wirklich wichtig, dass wir uns Gedanken darüber machen, wo wir heute leben können und wo wir morgen leben können, wenn wir solche Großprojekte anfangen und uns Gedanken darüber machen. Das gilt nicht nur für Infrastruktur, das gleiche gilt für den Wald. Wir pflanzen Wälder für Hunderte von Jahren und machen uns Gedanken, wo wir aufgeben, wo wir investieren und innerhalb von Regionen, aber auch zwischen Regionen, wo wir das tun. Diese Erwärmung von 1,5 Grad ist wirklich eine starke Grenze."

Assoc. Prof. Dr. Diana Reckien

Außerordentliche Professorin am Digital Society Institute, Faculty of Geo-Information Science and Earth Observation, Department of Urban and Regional Planning and Geo-Information Management, University of Twente, Niederlande und koordinierende Leitautorin in Kapitel 17 „Entscheidungsfindungsoptionen für den Umgang mit Risiko" des Beitrages der Arbeitsgruppe II zum 6. Sachstandsbericht des IPCC

"Ich würde mir wünschen, dass Städte auch vor allen Dingen in Europa, wo wir die Maßnahmen haben, wo wir die finanziellen Ressourcen haben, zu Reallaboren werden, wie mit grüner Infrastruktur, wie mit der Natur tatsächlich gelebt werden kann, dass dort kooperativ geplant wird, langfristig geplant wird, integrativ geplant wird und dann auch, kontrolliert wird, ob das, was wir geplant haben, in der Anpassung wirklich erreicht worden ist. Die oberste Prämisse ist, dass wir alles tun müssen, dass wir nicht über 1,5 Grad kommen."

Prof. Dr. Jörn Birkmann

Leiter des Instituts für Raumordnung und Entwicklungsplanung (IREUS), Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Universität Stuttgart und koordinierender Leitautor in Kapitel 8 „Armut, Existenzgrundlagen und nachhaltige Entwicklung" des Beitrages der Arbeitsgruppe II zum 6. Sachstandsbericht des IPCC

"Das Thema 1,5 Grad-Klimaschutz kann man gar nicht stark genug hervorheben. Aber eines ist auch klar: Ich glaube, wir werden kurz oder mittelfristig Starkregenereignisse und Hitzeereignisse nicht fundamental ändern. Das heißt, hier gilt es zügig auch die Exposition, die Verwundbarkeit durch menschliches Handeln oder auch durch gezielte Anpassung zu stärken. Es ist nicht Gott gegeben, dass bestimmte Krankenhäuser oder Behinderteneinrichtungen ungeschützt an Flüssen stehen oder dass bestimmte Bevölkerungsgruppen besonders stark, zum Beispiel dem Hitzestress ausgesetzt sind. Hier haben wir Chancen, das auch relativ zeitnah in den nächsten Dekaden deutlich zu verbessern."

Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner

Leiter der Sektion Integrative Ökophysiologie im Fachbereich Biowissenschaften, Alfred-Wegener-Institut (AWI), Bremerhaven, und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) und Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II für den 6. Sachstandsbericht des IPCC

"Der Sektor, der mich besonders bewegt und betonen: Konsequent Biodiversitätsschutz und Klimaschutz zu verbinden und die Anpassungsgrenzen der Natur bei Klimaschutzmaßnahmen und Klimaschutzzielen zu verknüpfen und letztendlich zu akzeptieren, dass es bei diesen naturwissenschaftlich und wissenschaftlich begründeten Grenzziehungen keine Kompromiss-Möglichkeiten gibt. Die Naturgesetze zu verletzen, das ist vergleichbar mit dem ständigen Überfahren von roten Ampeln. Und diese roten Ampeln kommen uns schon sehr nah."

Video-Mitschnitt & Transkript

 

Auf unserem YouTube-Kanal können Sie das Video in Sprecheransicht oder Galerieansicht anschauen.

Ein Transkript können Sie hier als pdf herunterladen.

Primärquelle

IPCC (2022): Climate Change 2022 - Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Summary for Policymakers.

Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden

[I] IPCC (2021): Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change.

[II] Sciene Media Center (2021): Report der Arbeitsgruppe I zum 6. Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC veröffentlicht. Press Briefing. Stand: 08.08.2021.

[III] Sciene Media Center (2021): Stimmen zum WG-I-Report des IPCC-Berichtes. Research in Context. Stand: 09.08.2021.