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08.08.2021

Report der Arbeitsgruppe I zum 6. Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC veröffentlicht

Am 09.08.2021 wurde der erste von vier Reports als Teil des Sechsten Sachstandsberichtes des Weltklimarates IPCC der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Beitrag der Arbeitsgruppe I beschäftigt sich mit den physikalischen Grundlagen des sich verändernden Klimas.

Sieben Jahre nach dem zuletzt veröffentlichten Sachstandsbericht beginnt damit die Publikation des aktuellsten IPCC-Berichts. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt haben in jahrelanger Arbeit den aktuellen Forschungsstand zum Klimawandel zusammengetragen und ausgewertet. Die Sachstandsberichte des IPCC sollen über die neuesten Erkenntnisse zu allen Aspekten des Klimawandels informieren und als Grundlage für politische Entscheidungen und internationale Klimaverhandlungen dienen. Zu den wissenschaftlichen Themen, die von der Arbeitsgruppe I bewertet werden, gehören Treibhausgase und Aerosole in der Atmosphäre, Temperaturänderungen in der Luft, auf dem Land und im Meer, der Wasserkreislauf und sich ändernde Niederschlagsmuster, extreme Wetterverhältnisse, Gletscher und Eisschilde, Ozeane und Meeresspiegel, die Klimaempfindlichkeit sowie Biogeochemie und der Kohlenstoffkreislauf. Dabei lag der Fokus nicht nur auf der globalen Situation, sondern auch auf der Variabilität und den Veränderungen auf regionaler Ebene.

Die Publikationen der Berichte der Arbeitsgruppe II, der Arbeitsgruppe III sowie des Synthesereports sind für Februar, März und September 2022 geplant.

Wir freuen uns, dass wir vier Expertinnen und Experten, die an dem Report der Arbeitsgruppe I mitgewirkt haben, für ein Press Briefing unter Embargo gewinnen konnten. Somit bestand die Möglichkeit, dass wir gemeinsam vorab über wichtige Fragen und Erkenntnisse des Reports sprechen konnten.

Zusätzlich zu diesem Press Briefing kommentierten 20 Expertinnen und Experten den Bericht in einem Research in Context.

Expertinnen und Experten auf dem Podium

     

  • Prof. Dr. Veronika Eyring
    Leiterin der Abteilung Erdsystemmodell-Evaluierung und -Analyse, Institut für Physik der Atmosphäre (IPA), Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Oberpfaffenhofen, und Leiterin der Abteilung Klimamodellierung, Institut für Umweltphysik (IUP), Universität Bremen
    und koordinierende Leitautorin in Kapitel 3 „Der menschliche Einfluss auf das Klimasystem“ des Beitrages der Arbeitsgruppe I zum 6. Sachstandsbericht der IPCC
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  • Prof. Dr. Douglas Maraun
    Leiter der Forschungsgruppe Regionales Klima, Associate Professor am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich
    und Leitautor in Kapitel 10 „Verknüpfung von globalem und regionalem Klimawandel“ des Beitrages der Arbeitsgruppe I zum 6. Sachstandsbericht der IPCC
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  • Prof. Dr. Jochem Marotzke
    Direktor der Forschungsabteilung Ozean im Erdsystem, Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg
    und koordinierender Leitautor in Kapitel 4 „Künftiges globales Klima: Szenario-basierte Projektionen und kurzfristige Informationen“ des Beitrages der Arbeitsgruppe I zum 6. Sachstandsbericht der IPCC
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  • Prof. Dr. Sonia I. Seneviratne
    Professorin am Center für Klimasystem-Modellierung, Institut für Atmosphäre und Klima (IAC), Department Umweltsystemwissenschaften, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETHZ), Zürich, Schweiz
    und koordinierende Leitautorin in Kapitel 11 „Wetter- und Klimaextremereignisse in einem sich ändernden Klima“ des Beitrages der Arbeitsgruppe I zum 6. Sachstandsbericht der IPCC
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Abschluss-Statements aus dem Press Briefing

Das SMC hat die Expertinnen und Experten am Ende des Press Briefings um kurze Zusammenfassungen gebeten, die wir Ihnen nachfolgend als Statements zur Verfügung stellen möchten.

Prof. Dr. Veronika Eyring

Leiterin der Abteilung Erdsystemmodell-Evaluierung und -Analyse, Institut für Physik der Atmosphäre (IPA), Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Oberpfaffenhofen, und Leiterin der Abteilung Klimamodellierung, Institut für Umweltphysik (IUP), Universität Bremen
und koordinierende Leitautorin in Kapitel 3 „Der menschliche Einfluss auf das Klimasystem“ des Beitrages der Arbeitsgruppe I zum 6. Sachstandsbericht der IPCC

„Wir haben hier mit dem Bericht den Realitätscheck geliefert. Wir sehen, dass die Erwärmung bereits auf 1,1 Grad ungefähr angestiegen ist. Wir sind von dem 1,5-Grad-Ziel nicht mehr weit entfernt. Wir sehen, dass jedes der vergangenen vier Jahrzehnte wiederum wärmer als jedes der vorangegangenen Jahrzehnte war seit 1850. Und diese Erwärmung geschieht auch sehr viel rascher seit 1970. Das heißt, der Bericht legt eindeutig die Belege der Dringlichkeit des Handelns dar und es geht nun darum, die Treibhausgasemissionen sofort, schnell und drastisch zu reduzieren. Ich persönlich wünsche mir, dass der Bericht, indem wir die physikalischen Grundlagen des Klimawandels und die Dringlichkeit des Handelns erneut klar dargelegt haben, zu den entsprechenden sofortigen und nachhaltigen Maßnahmen durch die Entscheidungsträger und durch die Gesellschaft führt.“

Prof. Dr. Sonia I. Seneviratne

Professorin am Center für Klimasystem-Modellierung, Institut für Atmosphäre und Klima (IAC), Department Umweltsystemwissenschaften, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETHZ), Zürich, Schweiz
und koordinierende Leitautorin in Kapitel 11 „Wetter- und Klimaextremereignisse in einem sich ändernden Klima“ des Beitrages der Arbeitsgruppe I zum 6. Sachstandsbericht der IPCC

„Unsere Erkenntnisse zeigen ganz klar, dass Klimaextreme mit zunehmender Erwärmung zunehmen. Das hat schon in der Vergangenheit stattgefunden und das wird noch schlimmer werden mit zunehmender Erwärmung. Wir sehen auch, dass keine Region davon verschont ist. Jede Region ist davon betroffen. Ich glaube, das ist eine sehr wichtige Botschaft. Und die Dringlichkeit ist ein wichtiger Punkt. Wenn es die Politiker ernst meinen mit dem Pariser Abkommen, dann ist jetzt der letzte Zeitpunkt, um zu handeln.“

Prof. Dr. Douglas Maraun

Leiter der Forschungsgruppe Regionales Klima, Associate Professor am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel, Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich
und Leitautor in Kapitel 10 „Verknüpfung von globalem und regionalem Klimawandel“ des Beitrages der Arbeitsgruppe I zum 6. Sachstandsbericht der IPCC

„Für mich am wichtigsten im Bericht ist, dass sich ein Kernpunkt auf die Klimarisiken, die regionalen Klimarisiken verschoben hat und wir zum ersten Mal tatsächlich Informationen auswerten, die relevant sind für Entscheidungsträger in den Regionen, um wirklich bessere Anpassungsmaßnahmen durchführen zu können. Das hängt einerseits mit den Extremereignissen zusammen, aber auch generelle Klimaänderungen, wie sie in den Regionen auftreten können. Wir sehen, dass wir mittlerweile auch deutlich bessere Aussagen treffen können, zum Beispiel über Starkniederschläge. Wir wissen aber auch, dass noch viel Forschung vor uns liegt, um zum Beispiel besser zu verstehen, wie der Jetstream sich im Klimawandel ändern wird. Das ist im Moment vollkommen unklar.“

Prof. Dr. Jochem Marotzke

Direktor der Forschungsabteilung Ozean im Erdsystem, Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg
und koordinierender Leitautor in Kapitel 4 „Künftiges globales Klima: Szenario-basierte Projektionen und kurzfristige Informationen“ des Beitrages der Arbeitsgruppe I zum 6. Sachstandsbericht der IPCC

„Am wichtigsten ist wirklich: Wenn wir die Pariser Klimaziele einhalten wollen, müssen wir sehr schnell die Emissionen herunter fahren. Ein wichtiger Punkt in dem Bericht, ist die Frage: Wann würden wir es denn sehen, dass wir gehandelt haben? Stellen wir uns eine Welt vor, in der die Emissionen schnell herunter gefahren werden. Wann sehen wir das dann im Klima? Und die Antwort ist - und das ist eine ganz neue Antwort, die konnte vorher noch nicht gegeben werden: In der CO2-Konzentration sehen wir das in fünf bis zehn Jahren. Aber in den Veränderungen der globalen bodennahen Lufttemperatur wird es ungefähr 20 Jahre dauern, bis wir es sehen. Das heißt also, wir brauchen viel Geduld. Es hilft nicht, die Emissionen mal in einem Jahr oder in zwei Jahren herunterzufahren, sondern dieses Herunterfahren muss Jahr für Jahr weitergehen. Insofern braucht die globale Gemeinschaft einen langen Atem, um die Pariser Klimaziele einzuhalten. Es gibt keine schnelle Belohnung. Auch das ist eine wichtige Botschaft.“

Video-Mitschnitt & Transkript

Ein Transkript finden Sie hier.

Primärquelle

IPCC (2021): Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Summary for Policymakers.

Weitere Recherchequellen

Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle (2021): Vereinbarungen für die Übersetzung englischer Fachbegriffe aus den Klimawissenschaften ins Deutsche. IPCC. August 2021.