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10.07.2023

Renaturierungsgesetz: Wie lässt sich Europas zerstörte Natur wiederherstellen?

Vier Fünftel der Lebensräume in der EU sind geschädigt und sollen bis 2050 zu großen Teilen wiederhergestellt werden. Das sieht der Entwurf für das Renaturierungsgesetz vor, über den das EU-Parlament in der kommenden Woche abstimmt [I]. Die EU-Kommission will die Mitgliedsstaaten dazu verpflichten, Städte zu begrünen, trockengelegte Moore wiederzuvernässen, Meeresökosysteme instandzusetzen, Flüsse und Wälder naturnaher zu gestalten. Auch Äcker und Weiden sollen insekten- und vogelfreundlicher gestaltet und der Rückgang an Bestäubern aufgehalten werden. Für all diese Bereiche schreibt der Gesetzentwurf verbindliche Ziele und Zwischenziele ab 2030 vor. Es ist ein Schlüsselvorhaben des Green Deals, das sowohl im Kampf gegen den Klimawandel als auch gegen das Artensterben helfen soll.

Die konservative EU-Fraktion EVP kritisiert den Gesetztesvorschlag wegen der vermeintlich negativen Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Am 27. Juni gab es in einer Abstimmung im Umweltausschuss des EU-Parlaments keine Mehrheit für das Renaturierungsgesetz (mit 44 zu 44 Stimmen), da die EVP geschlossen gegen den Vorschlag stimmte. Der Ausschuss spricht dem Parlament daher die Empfehlung aus, das Gesetz abzulehnen.

In der Wissenschaft dagegen gibt es eine breite Unterstützung für das Vorhaben. Über 3.000 Forschende wenden sich in einem offenen Brief vehement gegen die Kritik der EVP, die auf Falschinformationen beruhe [II]. Nicht Umweltschutz, sondern der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität seien die größten Bedrohungen für die Ernährungssicherheit in Europa, betonen die Forschenden.

Was macht das Renaturierungsgesetz aus Sicht der Forschung so relevant? Ist es geeignet, den Verlust von Arten und die Zerstörung von Ökosystemen in Europa zu stoppen? Welche Schwachstellen hat es? Was wären die tatsächlichen Auswirkungen für die Landwirtschaft und wie könnten Landwirtinnen und Landwirte miteinbezogen werden? Welche Schwierigkeiten gibt es bei der Renaturierung von Lebensräumen und unter welchen Umständen zahlt sich sie sich auch ökonomisch aus?

Diese Fragen – und Ihre – beantworteten Expertinnen und Experten in einem 50-minütigen Press Briefing.

Expertinnen und Experten im virtuellen Press Briefing

     

  • Prof. Dr. Sebastian Lakner
    Professor für Agrarökonomie, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät, Universität Rostock
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  • Dr. Guy Pe'er
    Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Ökosystemleistungen, Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, und Department für Ökosystemleistungen, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Leipzig
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  • Dr. Franziska Tanneberger
    Wissenschaftlerin in der Arbeitsgruppe Experimentelle Pflanzenökologie, Institut für Botanik und Landschaftsökologie, und Leiterin des Greifswald Moor Centrum (GMC), Universität Greifswald
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Video-Mitschnitt & Transkript

Auf unserem YouTube-Kanal können Sie das Video auch in Sprecheransicht oder Galerieansicht sehen.

Das Transkript kann hier als pdf heruntergeladen werden.

Angaben zu möglichen Interessenkonflikten

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Literaturstellen, die vom SMC verwendet wurden

[I] Europäische Kommission (22.06.2023): Proposal for a regulation of the European Parliament and of the Council on nature restoration.

[II] Pe’er G et al.: Scientists support the EU’s Green Deal and reject the unjustified argumentation against the Sustainable Use Regulation and the Nature Restoration Law. Stand: 05.07.2023. Offener Brief unterzeichnet von über 3.000 Forschenden.