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17.03.2021

Künstliche Intelligenz – Stand der Forschung und Förderung in Deutschland

In Sachen Künstliche Intelligenz steht Deutschland heute besser da als vor zwei Jahren. Davon zeigte sich die Bundesregierung überzeugt, als sie im Dezember vergangenen Jahres die Fortschreibung der KI-Strategie verkündete, gut zwei Jahre nachdem die erste Version bekanntgegeben wurde. Die Förderung wurde dabei von drei auf fünf Milliarden Euro bis 2025 aufgestockt. Anfang März hat das BMBF auch bekanntgegeben, dass die fünf deutschen KI-Kompetenzzentren langfristig gefördert werden. Bund und Länder stellen den Zentren jährlich jeweils bis zu 100 Millionen Euro zur Verfügung.

Oft betonen solche Förderbekanntgaben die gute Ausgangslage für Deutschland. Die Bundesregierung will Deutschland zu einem der weltweit führenden Länder in der KI-Forschung und Anwendung machen – im Wettlauf mit den starken Unternehmen und Forschungsinstituten aus den USA und China. Die KI-Strategie soll „AI made in Europe“ zu einem Markenzeichen machen – mit Fokus auf Nachhaltigkeit, Transparenz und Ethik.

Doch was soll das in der Praxis eigentlich bedeuten? Welche Chance hat Deutschland, hat Europa wirklich, die internationale Konkurrenz einzuholen und diese Ideale durchzusetzen? Was bringen die Forschungsinitiativen der Bundesregierung – kommt das Geld auch dahin, wo es gebraucht wird? Wie sieht es eigentlich mit internationalen und innerdeutschen Kooperationen in dem Feld aus? Was wurde aus den deutsch-französischen Initiativen? Und was ist überhaupt in den nächsten Jahren im Feld der KI zu erwarten – und worauf sollte der Fokus gelegt werden?

Diese und vor allem Ihre Fragen beantworteten drei Experten in einem 50-minütigen virtuellen Press Briefing.

Experten auf dem Podium

     

  • Prof. Dr. Matthias Bethge
    Professor für Computational Neuroscience und Machine Learning, Eberhard Karls Universität Tübingen und Direktor des Tübingen AI Centers
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  • Prof. Dr. Kristian Kersting
    Leiter des Fachgebiets Maschinelles Lernen, Technische Universität Darmstadt
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  • Prof. Dr. Antonio Krüger
    Geschäftsführer und Leiter des Forschungsbereichs Kognitive Assistenzsysteme, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI), Saarbrücken
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Abschluss-Statements aus dem Press Briefing

Das SMC hat die Experten am Ende des Press Briefings um kurze Zusammenfassungen zur Frage gebeten, was sie für den wichtigsten Aspekt der Diskussion halten, sei es in Bezug auf die KI-Strategie und Förderung, die Zukunft von KI im Allgemeinen oder auch auf europäische Kooperation und Forschung. Diese möchten wir Ihnen nachfolgend als Statements zur Verfügung stellen.

Prof. Dr. Matthias Bethge

Professor für Computational Neuroscience und Machine Learning, Eberhard Karls Universität Tübingen und Direktor des Tübingen AI Centers

„Ich denke, wir müssen neue Wege gehen, echte Akzente setzen, nicht die Gießkanne, sondern probieren, wie wir neue Modelle umsetzen können, die exzellente Leute nach Deutschland und Europa holen. Und die Hoffnung, dass viele Entscheidungsträger aus verschiedenen Bereichen – Entrepreneurship, Wissenschaft – zusammenarbeiten, um die Stunde erkennen und jetzt loslegen zu können. Und wenn man vergleicht: OpenAI und ähnliche Organisationen, die sind im letzten Jahrzehnt gegründet worden. Wir haben immer noch nicht so etwas auf die Straße gebracht bei uns, aber wir müssen so etwas auf die Straße bringen.“

Prof. Dr. Antonio Krüger

Geschäftsführer und Leiter des Forschungsbereichs Kognitive Assistenzsysteme, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI), Saarbrücken

„Wenn ich von all den Themen, die wir besprochen haben, die alle wichtig sind, eines herausheben darf, dann ist es die europäische Perspektive, die mir persönlich sehr, sehr wichtig ist. Da glaube ich, dass sich am Ende auch tatsächlich die Zukunft der KI-Forschung und der KI-Kommerzialisierung daran entscheidet, wie wir in Europa mit dem Thema umgehen. Und ich würde absolut unterstützen, was Matthias Bethge gesagt hat. Wir brauchen eine kluge Unterstützung der Netzwerke und auch tatsächlich eine Förderung von Top-Institutionen an der Stelle, dass wir eben genau das Ökosystem schaffen, das uns tatsächlich in den nächsten Jahrzehnten zukunfts-fit macht.“ 

Prof. Dr. Kristian Kersting

Leiter des Fachgebiets Maschinelles Lernen, Technische Universität Darmstadt

„Infrastruktur als weiteres Standbein, das brauchen wir einfach. Dann können wir direkt noch besser im internationalen Vergleich mithalten, als wir es sowieso tun. Aber eine Sache ist mir auch noch wichtig, nämlich dass in den Ministerien auch mal ein bisschen mehr Pragmatismus Einzug hält und man nicht nur danach geht, ob es eine Fördervergabe gibt oder nicht. Sondern dass man dann, wenn es das nicht gibt, sich eben überlegt: Wie kriegen wir das hin? Und zwar zum Wohle von allen in Deutschland. Also ich glaube, wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht in kleinen Kämpfen zwischen Ministerien verlieren. KI kennt keine Grenzen. KI möchte einfach insgesamt Dinge besser gestalten und auch interdisziplinär. KI ist nicht die Lösung für alles, aber gemeinsam kriegen wir ganz schön viel hin. Und das Gemeinsame ist mir wichtig.“

Video-Mitschnitt & Transkript

Ein Transkript finden Sie hier.