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14.04.2022

SMC Corona Report

Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.

Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.

Überblick

  • Die aktuelle Lage
  • Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern
  • Fallzahlen auf den Intensivstationen
  • Fallzahlen in den Altersgruppen
  • Fälle nach Meldedatum
  • Auffällige Kreise
  • Die Datenbasis
  • Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Die aktuelle Lage

  • Rückgang der Inzidenz deutlich verlangsamt, Testpositivrate sinkt
  • Meldezahlen durch die Osterfeiertage nach unten verzerrt
  • Andere Maßzahlen werden zunehmend wichtiger

Wie bereits in den Vorwochen vermutet, hat sich der Inzidenzrückgang stark verlangsamt. Der Nowcast für die Hospitalisierungsinzidenz ist zuletzt sogar leicht gestiegen. Ein Zusammenhang mit den Lockerungen, beziehungsweise der erhöhten Anzahl an Kontakten durch geändertes Verhalten der vergangenen Woche, scheint plausibel. Der Rückgang der Inzidenzen wird jetzt auch von den anderen Maßzahlen bestätigt. Die Testpositivrate wird von ALM e.V. nur noch vierzehntägig veröffentlicht, dort liegen erst in der kommenden Woche wieder Zahlen vor. Testpositivraten nach Altersgruppen liegen aber im Rahmen der Laborbasierten SARS-CoV-2-Surveillance für die vergangene Woche vor. Mit Ausnahme der Kinder bis vier Jahren ist die Testpositivrate in allen Altersgruppe in der vergangenen Woche zurückgegangen. Auf den Intensivstationen zeichnet sich jetzt erstmals seit Verbreitung der Omikron-Variante ein deutlicher Rückgang der Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten ab.

Im Umfeld der Osterfeiertage wird es erneut zu Sondereffekten aufgrund verspäteter oder unterlassener Fallmeldungen kommen. Ein Sinken der Meldeinzidenz um Ostern kann zu einem erheblichen Teil dadurch begründet sein. Die Osterferien und die zumeist arbeitsfreien Feiertage können aber auch dazu führen, dass es insgesamt weniger Infektionen gibt.

Nicht nur wegen der Osterfeiertage werden die gemeldeten Fallzahlen weniger aussagekräftig. Auch der Wegfall von Testpflichten und der zu erwartende geringere Anteil an gemeldeten Fällen wird in den kommenden Monaten dazu führen, dass die Meldeinzidenzen anders bewertet werden müssen. Insbesondere wird sich die Aufmerksamkeit weiter von den reinen Fallzahlen hin zur Krankheitsschwere verschieben. In diesem Zusammenhang stehen weitere Maßzahlen zur Verfügung, die auch zum Teil in diesem Bericht regelmäßig interpretiert werden. Grundsätzlich haben alle diese Maßzahlen ihre Stärken und Schwächen, je nachdem, was sie messen und wie sie erhoben werden. Eine umfassende Lagebewertung ist weiterhin nur möglich, wenn verschiedene Maßzahlen berücksichtigt werden. Mit vielen dieser Maßzahlen geht allerdings einher, dass eine tagesaktuelle Berichterstattung endgültig nicht mehr sinnvoll ist, da zum einen eine tägliche Erhebung nicht sinnvoll ist und zum anderen die Maßzahlen nur mit ein bis zwei Wochen Verzögerung zur Verfügung stehen.

  • Das DIVI-Register bleibt weiterhin eine zentrale Datenquelle für die schwersten Fälle. Die in diesem Report regelmäßig gezeigte Verzögerung im Wachstumstrend von einer Woche im Vergleich zum Inzidenzwachstum der Altersgruppe ab 60 Jahren ist vergleichsweise klein.
  • Die Hospitalisierungsinzidenz enthält nicht nur die Fälle, die wegen einer COVID-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden, sondern auch die Fälle, bei denen andere Gründe für einen Krankenhausaufenthalt vorliegen. Das macht diese Maßzahl zu einer Art Ersatz-Inzidenz. Patientinnen und Patienten im Krankenhaus sind keine repräsentative Stichprobe für die Gesamtbevölkerung, insbesondere sind diese im Schnitt älter als im Bevölkerungsschnitt. Das führt aber dazu, dass die besonders gefährdeten Altersgruppen überrepräsentiert sind. Ein Anstieg bei der Hospitalisierungsinzidenz kann somit ein Indikator für eine steigende allgemeine Inzidenz sein. Eigenschaften von neuen Virusvarianten und eine geänderte Immunität in der Bevölkerung können diese Maßzahl aber auch beeinflussen. Durch den starken Meldeverzug von zum Teil über zwei Wochen kann diese Maßzahl nur mit einem Nowcast verwendet werden. Dies führt aber zusätzlich zu Unsicherheit in der Schätzung des aktuellen Wertes.
  • Verschiedene Surveillance-Systeme des RKI geben einmal in der Woche einen Überblick über die Krankheitslast bei den Atemwegserkrankungen allgemein oder auch bei COVID-19 im Speziellen. Grafiken und Analysen werden im Wochenbericht des RKI veröffentlicht. Während die Zahlen aus dem GrippeWeb (im RKI Wochenbericht vom 07.04. Abbildung 8) einen Überblick über den Anteil der Bevölkerung mit akuten Atemwegserkrankungen gibt, kann auf Ebene der ambulanten Versorgung schon zwischen den allgemeinen Atemwegserkrankungen und COVID-19 unterschieden werden (Im RKI Wochenbericht vom 07.04. Abbildungen 9 und 10).
  • Ein Vergleich der Hospitalisierungsinzidenzen (Im RKI Wochenbericht vom 07.04. Abbildung 13) aus den Meldedaten mit den SARI-Fällen des ICOSARI-Systems zeigt, ob ein Anstieg der Krankenhausfälle aufgrund von Atemwegserkrankungen vorliegt oder der Anstieg nur auf eine allgemein gestiegene Inzidenz zurückzuführen ist. Hier gibt es einen Meldeverzug, der die Werte der Vorwochen mit Unsicherheit belegt.
  • Für eine Einschätzung der Krankheitslast bei Geimpften und Ungeimpften können die Inzidenzen für Symptomatische und Hospitalisierte Fälle (Im RKI Wochenbericht vom 07.04. Abbildung 21) helfen. Bei der Einschätzung der Belastung für das Gesundheitssystems ist aber auf die unterschiedliche Gruppengrößen zu achten. Die Gruppe der Geimpften ab 60 Jahren ist rund zehnmal so groß wie die der Ungeimpften. Eine zehnmal höhere Inzidenz bei den Ungeimpften würde also im Vergleich zu den Ungeimpften die gleiche absolute Zahl an hospitalisierten Fällen erzeugen. Andersherum können kleine Inzidenzsteigerungen beim geimpften Teil der Bevölkerung schneller zu höheren Belastungen im Gesundheitswesen führen.

Der Anteil der Bevölkerung, der in den vergangenen 12 Wochen eine Infektion durchgemacht hat, erreicht gerade einen Höchstwert und wird mit den zu erwartenden sinkenden Inzidenzen in den kommenden Wochen ebenfalls abnehmen. Es ist allerdings nicht klar, wie lange ein Schutz vor Infektion in der Regel anhält. Diese Grafik wird in den kommenden Wochen also weniger aussagekräftig sein. Sollte es in Zukunft eine erneute große Welle mit einer Virusvariante geben, können diese Grafiken wieder aussagekräftiger werden.

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2022-04-14_altersgruppen_Infizierte_Szenario.png

Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern

Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenzen sinken auch nach den Lockerungen noch leicht.

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Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Der Inzidenzrückgang hat sich deutlich verlangsamt, ein erneuter Anstieg konnte bisher aber nicht beobachtet werden.

2022-04-14_wachstum_fallzahlen.png

Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 09.04.2022 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. Die Inzidenzen sinken in allen Bundesländern.

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Fallzahlen auf den Intensivstationen

Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen sinkt nun deutlich.

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Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.

Der Rückgang der Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten beschleunigt sich.

2022-04-14_wachstum_ICU.png

In fast allen Bundesländern sinkt die Zahl der durch COVID-19-Fälle belegten Betten. In Schleswig-Holstein wurden zuletzt wachsende Zahlen beobachtet.

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Schaut man sich nach Bundesländern an, wie die Intensivstationen ausgelastet sind, lag im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau. Während Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichten, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. Die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. In allen Bundesländern liegt die durch COVID-19-Fälle verursachte Auslastung der Intensivbetten unter 20 Prozent.

2022-04-14_ICU_fallzahlen_BL.png

Fallzahlen in den Altersgruppen

Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.

In allen Altersgruppen gehen die Inzidenzen deutlich zurück.

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Die Testpositivrate ist in fast allen Altersgruppen gesunken, obwohl auch Zahl der durchgeführten Tests sinkt.

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Fälle nach Meldedatum

Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.

2022-04-14_fallzahlen_deutschland.png

Auffällige Kreise

Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.

Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 11.04.2022 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 4.04.2022 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.

Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.

Landkreis Differenz Fälle pro Tag Fallzahlen pro Tag Differenz Inzidenz Inzidenz
LK Neunkirchen 354.4 631.9 1891.4 3371.9
SK Erfurt 327.9 1254.0 1074.0 4107.8
LK Burgenlandkreis 172.0 440.1 678.0 1734.9
LK Ennepe-Ruhr-Kreis 165.6 487.6 358.6 1056.2
LK Lüchow-Dannenberg 117.3 176.0 1692.6 2540.0
LK Warendorf 107.0 659.0 270.0 1662.8
LK Cloppenburg 93.1 622.1 377.7 2522.7
SK Berlin Lichtenberg 80.0 388.3 190.4 923.9
LK Gotha 55.0 364.4 286.1 1895.8
SK Lübeck 53.6 445.0 173.8 1443.2
Landkreis Differenz Fälle pro Tag Fallzahlen pro Tag Differenz Inzidenz Inzidenz
LK Neunkirchen 354.4 631.9 1891.4 3371.9
LK Lüchow-Dannenberg 117.3 176.0 1692.6 2540.0
SK Erfurt 327.9 1254.0 1074.0 4107.8
LK Burgenlandkreis 172.0 440.1 678.0 1734.9
LK Cloppenburg 93.1 622.1 377.7 2522.7
LK Ennepe-Ruhr-Kreis 165.6 487.6 358.6 1056.2
LK Uelzen 43.0 316.0 325.1 2389.6
LK Gotha 55.0 364.4 286.1 1895.8
LK Warendorf 107.0 659.0 270.0 1662.8
SK Salzgitter 32.6 282.9 219.5 1906.3

Die Datenbasis

Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.

Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.

Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.

Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.

Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.

Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.

Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.

Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.

Ihre Ansprechpartner in Redaktion und SMC Lab

Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.

Lars Koppers, Datenwissenschaftler

Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien

Telefon: +49 221 8888 25-0
E-Mail: