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10.02.2022

SMC Corona Report

Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.

Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.

Überblick

  • Die aktuelle Lage
  • Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern
  • Fallzahlen auf den Intensivstationen
  • Fallzahlen in den Altersgruppen
  • Fälle nach Meldedatum
  • Auffällige Kreise
  • Die Datenbasis
  • Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Die aktuelle Lage

  • Hoher Anteil an Infizierten in den unteren und mittleren Altersgruppen in der aktuellen Welle
  • Bettenbelegung auf den Intensivstationen steigt weiterhin leicht
  • Erste Anzeichen für sinkende Inzidenzen in einzelnen Bundesländern

In der vergangenen Woche wurde an dieser Stelle verdeutlicht, dass ein hoher Anteil an Schulkindern in der aktuellen Welle vermutlich infiziert werden wird. Unter den gleichen Annahmen gilt dies auch für die mittleren Altersgruppen. Die folgende Grafik zeigt für die einzelnen Kalenderwochen den Anteil der Altersgruppe, für den in den vergangenen 12 Wochen eine SARS-CoV-2-Infektion gemeldet wurde. Der starke Anstieg bei den Schulkindern ist deutlich zu sehen.

2022-02-10_altersgruppen_Infizierte.png

Dieser Blick auf die Daten ist allerdings unvollständig, da nur die gemeldeten Fälle verwendet wurden. Die folgende Grafik zeigt den Anteil der in den vergangenen 12 Wochen gemeldeten Infektionen in den Altersgruppen. Zusätzlich werden verschiedene plausible Dunkelziffern angenommen. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich nicht in allen Altersgruppen gleich. Wegen der Schultestungen könnte die Dunkelziffer bei den Schulkindern niedriger ausfallen als in den mittleren Altersgruppen. Auch dürfte die Dunkelziffer insgesamt durch die Kapazitätsgrenzen im Meldewesen gestiegen sein, sodass der wahre Anteil in den Altersgruppen auch höher ausfallen könnte als er hier angenommen wird. Wie in der vergangenen Woche erklärt, kann man als groben Richtwert den Anteil der Infizierten verdoppeln, solange der Peak noch nicht überschritten wurde, um den Anteil der in einer Welle Infizierten abzuschätzen. Natürlich ist diese Abschätzung nur sehr grob und mit großer Unsicherheit belastet. Auch fällt in die vergangenen 12 Wochen noch die Delta-Welle, die aber auf einem ganz anderen Niveau lag. Bei einer angenommenen Dunkelziffer von 50 Prozent wäre es also plausibel, wenn am Ende der Welle 60 bis 70 Prozent der Schulkinder mit dem Virus in Kontakt gekommen wären. Bei den Erwachsenen mittleren Alters wären 40 Prozent plausibel, bei höherer Dunkelziffer könnten es aber auch mehr sein. In den oberen Altersgruppen wären es nach dieser Überlegung deutlich weniger. Je nachdem wie schnell Maßnahmen aufgehoben werden, können auch weit höhere Werte erreicht werden.

2022-02-10_altersgruppen_Infizierte_Szenario.png

Die Meldeinzidenz in den oberen Altersgruppen wuchs zuletzt schneller als in der Gesamtbevölkerung. Da in dieser Altersgruppe tendenziell schwerere Verläufe zu erwarten sind, kann dieser Effekt auch zum Teil auf die geänderte Teststrategie zurückzuführen sein. Wie lange hier die Inzidenzen noch steigen, hängt auch davon ab, wann in den unteren Altersgruppen der Peak erreicht wird, da die Wachstumsraten der oberen Altersgruppen oft mit etwas Verzögerung nachlaufen. Schnelle Lockerungen könnten dazu führen, dass das Wachstum in den oberen Altersgruppen und damit auch der aktuell leichte Anstieg der Fälle auf den Intensivstationen noch länger bestehen bleibt. Andersherum sind hier aber auch Grenzen gesetzt. Wie oben an den Grafiken verdeutlicht, ist das Potenzial an kurzfristig infizierbaren Personen in den unteren Altersgruppen begrenzt, solange kurzfristige Reinfektionen in der Regel ausgeschlossen werden.

In den Stadtstaaten und in Schleswig-Holstein zeichnet sich ein Rückgang der Inzidenzen ab. Durch die stetige Änderung der Teststrategie kann nicht immer sicher beurteilt werden, welchen Anteil das Meldewesen hat. Die Zahl der durchgeführten Tests pro Person ist zuletzt nicht nennenswert gestiegen, die Positivrate steigt laut ALM e.V. aber weiterhin. In den oben genannten Bundesländern stagniert die Positivrate laut ARS-Wochenbericht aber oder geht sogar leicht zurück. Insgesamt hat sich das Wachstum der Meldeinzidenz in den unteren Altersgruppen stark reduziert. Hier werden aber erst die kommenden Wochen zeigen, welchen Anteil die Teststrategie und welchen die wirklich zu erwartende Trendwende hat.

Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern

Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Aktuell steigen die Inzidenzen noch.

2022-02-10_Inzidenzen_deutschland.png

Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Wachstum in der Altersgruppe ab 60 Jahren ist inzwischen deutlich höher als im Bevölkerungsschnitt.

2022-02-10_wachstum_fallzahlen.png

Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 05.02.2022 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. Die Stadtstaaten und Schleswig-Holstein weisen einen Rückgang der Inzidenzen auf. Das stärkste Wachstum zeigen die drei Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die von der Omikron-Welle zuletzt erreicht wurden.

2022-02-10_wachstum_bundeslaender.png

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Fallzahlen auf den Intensivstationen

Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen steigen leicht.

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Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.

Die Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Intensivstationen wächst wieder leicht. Wie stark der erneute Anstieg ausfallen wird, hängt insbesondere von der Entwicklung des Infektionsgeschehens in der älteren Bevölkerung ab.

2022-02-10_wachstum_ICU.png

In einigen Bundesländern wächst die Zahlen der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen. In vielen Bundesländern mit höherem Wachstum lag der Anteil der COVID-19-Fälle auf der Intensivstation zuletzt vergleichsweise niedrig.

2022-02-10_wachstum_ICU_BL.png

Schaut man sich nach Bundesländern an, wie die Intensivstationen ausgelastet sind, lag im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau. Während Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichten, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. Die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. Kein Bundesland verzeichnet mehr eine durch COVID-19-Fälle verursachte Auslastung der Intensivbetten von über 20 Prozent.

2022-02-10_ICU_fallzahlen_BL.png

Fallzahlen in den Altersgruppen

Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.

In der vergangenen Woche wuchs die Inzidenz noch in fast allen Altersgruppen, das Wachstum hat sich allerdings in allen Altersgruppen deutlich verlangsamt. Ein Teil der Verlangsamung wird aber auch auf eine geänderte Teststrategie zurückzuführen sein.

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Die Zahl der durchgeführten Tests pro Person ist zuletzt nur noch wenig gestiegen und zum Teil sogar gesunken. Der letzte Datenpunkt ist aber vermutlich noch nicht vollständig. Die Testpositivrate steigt noch in allen Altersgruppen.

2022-02-10_Inzidenzen_Altersgruppen.png

2022-02-10_Testzahlen_Altersgruppen.png

2022-02-10_Testpositivrate_Altersgruppen.png

Fälle nach Meldedatum

Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.

2022-02-10_fallzahlen_deutschland.png

Auffällige Kreise

Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.

Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 7.02.2022 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 31.01.2022 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.

Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.

Landkreis Differenz Fälle pro Tag Fallzahlen pro Tag Differenz Inzidenz Inzidenz
SK München 1155.4 5165.3 543.5 2429.6
SK Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf 1000.7 1586.3 2038.7 3231.7
LK Fürstenfeldbruck 875.0 1260.0 2800.1 4032.2
SK Köln 531.4 3002.6 343.3 1939.8
LK Düren 497.4 926.0 1313.2 2444.7
LK Eichstätt 453.3 594.3 2382.7 3123.9
SK Essen 434.7 1536.1 522.5 1846.3
LK Esslingen 406.3 1311.7 533.0 1720.7
SK Berlin Marzahn-Hellersdorf 368.6 634.7 955.7 1645.8
LK Offenbach 340.3 1114.0 668.1 2187.1
Landkreis Differenz Fälle pro Tag Fallzahlen pro Tag Differenz Inzidenz Inzidenz
LK Fürstenfeldbruck 875.0 1260.0 2800.1 4032.2
LK Eichstätt 453.3 594.3 2382.7 3123.9
SK Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf 1000.7 1586.3 2038.7 3231.7
LK Erlangen-Höchstadt 310.0 489.0 1571.2 2478.5
LK Düren 497.4 926.0 1313.2 2444.7
LK Weilheim-Schongau 232.1 457.0 1193.7 2349.9
SK Erlangen 170.1 276.9 1059.7 1724.4
LK Barnim 259.1 545.9 968.3 2039.6
SK Berlin Marzahn-Hellersdorf 368.6 634.7 955.7 1645.8
LK Schwarzwald-Baar-Kreis 282.7 649.4 929.7 2135.6

Die Datenbasis

Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.

Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.

Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.

Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.

Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.

Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.

Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.

Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.

Ihre Ansprechpartner in Redaktion und SMC Lab

Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.

Lars Koppers, Gastwissenschaftler am SMC Lab

Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien

Telefon: +49 221 8888 25-0
E-Mail: