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03.03.2022

SMC Corona Report

Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.

Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.

Überblick

  • Die aktuelle Lage
  • Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern
  • Fallzahlen auf den Intensivstationen
  • Fallzahlen in den Altersgruppen
  • Fälle nach Meldedatum
  • Auffällige Kreise
  • Die Datenbasis
  • Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Die aktuelle Lage

  • Inzidenz und Testpositivrate in den oberen Altersgruppen steigen leicht
  • Fälle auf der Intensivstation stagniert weiterhin
  • Zahl der Erstimpfungen auch nach Novavax-Einführung rückläufig

Der Rückgang der Inzidenz liegt aktuell bei unter 10 Prozent in der Woche. Ein wöchentlicher Rückgang um 10 Prozent würden ausreichen, um die Inzidenz bis Ende März im Vergleich zum Maximum am 09.02. in etwa zu halbieren. Die laut ALM e.V. nur leicht gesunkene Testpositivrate lässt aber vermuten, dass die Dunkelziffer aktuell noch hoch ist. Auch die angekündigten Lockerungen lassen vermuten, dass die Inzidenz in den kommenden Wochen nicht stark zurück geht.

Für die Einschätzung der aktuellen Situation ist wie immer der Blick auf die Krankenhäuser und die ältere Bevölkerung relevant. In den Altersgruppe ab 60 Jahren gibt es aktuell keinen Rückgang der Inzidenz. In den Altersgruppen ab 60 Jahren ist die Testpositivrate zuletzt sogar gestiegen, was eine wachsende Untererfassung vermuten lässt. Das spiegelt sich auch auf den Intensivstationen wider: Es gibt zwar in einzelnen Bundesländern Trends, insgesamt geht die Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten nur leicht zurück. Auch die geschätzte Hospitalisierungsinzidenz deutet aktuell auf keine Entlastung in den Krankenhäusern hin.

Zu einem erneuten starken Anstieg der Inzidenz und der Belastung in den Krankenhäusern müssen die angekündigten Lockerungen aber nicht unbedingt führen. Hier kommt es entscheidend darauf an, wie groß der Effekt von Lockerungen ist und ob dieser Effekt größer ist als die zu erwartende Entspannung der Lage in den kommenden Wochen.

Dass es in den kommenden Wochen tendenziell eher zu einer Entspannung kommt, zeigt die Zahl der bereits durchgemachten Infektionen in der Bevölkerung. Nimmt man eine Dunkelziffer an, die im Schnitt genauso hoch ist wie die gemeldeten Infektionen, waren in den vergangenen 12 Wochen etwa 45 Prozent der 5- bis 15-Jährigen infiziert, betrachtet man den gesamten Winter ab November, sind es sogar etwa 50 Prozent. Ohne einen nennenswerten Anteil an Reinfektionen kann die Inzidenz in diesen Altersgruppen mittelfristig nur noch sinken. Unter der Annahme einer Dunkelziffer von 50 Prozent liegt der Anteil der Infizierten im 12-Wochen-Zeitraum in den mittleren Altersgruppen bei 25 bis 30 Prozent. Dazu kommt noch eine höhere Impfquote. Auch hier ist das Potenzial also begrenzt.

Kein nennenswerter Effekt geht aktuell von den Erstimpfungen aus. Auch nach der Einführung des Novavax-Impfstoffs lassen sich täglich etwa 8500 Personen zum ersten mal impfen, weiterhin mit sinkender Tendenz. Auch die Gesamtzahl der täglich durchgeführten Impfungen liegt im Mittel inzwischen bei etwa 100 000 Impfungen.

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2022-03-03_altersgruppen_Infizierte_Szenario.png

Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern

Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenz sinkt in der Gesamtbevölkerung, in der oberen Altersgruppe ab 60 Jahren ist sie zuletzt nur sehr langsam gestiegen.

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Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Wachstum in der Altersgruppe ab 60 Jahren liegt nur noch knapp über Null. Das Gesamtwachstum ist negativ, der Rückgang beschleunigt sich aber zur Zeit nicht.

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Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 26.02.2022 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. In Thüringen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein steigen die Inzidenzen nennenswert, die bevölkerungsreichen Länder Bayern und Nordrhein-Westfalen weisen einen Inzidenzrückgang auf. In NRW sinkt auch die Inzidenz ab 60 Jahren.

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Fallzahlen auf den Intensivstationen

Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen ging zuletzt weiter leicht zurück und hat den Wert von Ende Januar erreicht. Die kommende Woche wird zeigen, ob es hier nur eine Stagnation oder einen nennenswerten Rückgang gibt.

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Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.

Die Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Intensivstationen geht etwas zurück. Die kommende Woche wird zeigen, ob sich der Rückgang verstetigt.

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Der Trend der Intensivstationen ist für die Bundesländer weiterhin uneinheitlich.

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Schaut man sich nach Bundesländern an, wie die Intensivstationen ausgelastet sind, lag im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau. Während Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichten, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. Die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. In allen Bundesländern liegt die durch COVID-19-Fälle verursachte Auslastung der Intensivbetten unter 20 Prozent.

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Fallzahlen in den Altersgruppen

Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.

Steigende Inzidenzen wurden in der vergangenen Woche nur noch in den Altersgruppen ab 65 Jahren beobachtet.

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Aktuell steigt die Testpositivrate in den Altersgruppen ab 60 Jahren, was auch hier eine wachsende Untererfassung vermuten lässt.

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Fälle nach Meldedatum

Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.

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Auffällige Kreise

Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.

Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 28.02.2022 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 21.02.2022 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.

Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.

Landkreis Differenz Fälle pro Tag Fallzahlen pro Tag Differenz Inzidenz Inzidenz
LK Börde 490.1 852.4 2011.5 3498.3
LK Göttingen 275.0 549.9 594.3 1188.3
LK Vorpommern-Rügen 164.4 607.0 510.7 1885.2
LK Passau 162.3 682.4 587.2 2469.3
LK Northeim 162.3 347.9 862.1 1847.9
LK Emsland 127.3 764.3 270.9 1626.5
LK Landshut 104.4 506.7 453.5 2200.5
LK Burgenlandkreis 103.9 412.7 409.4 1626.8
LK Harz 102.7 590.9 340.8 1960.4
LK Erzgebirgskreis 99.6 706.3 210.0 1489.5
Landkreis Differenz Fälle pro Tag Fallzahlen pro Tag Differenz Inzidenz Inzidenz
LK Börde 490.1 852.4 2011.5 3498.3
SK Brandenburg a.d.Havel 95.1 195.7 924.5 1901.7
LK Northeim 162.3 347.9 862.1 1847.9
LK Göttingen 275.0 549.9 594.3 1188.3
LK Passau 162.3 682.4 587.2 2469.3
LK Freyung-Grafenau 60.4 330.0 539.8 2948.1
LK Vorpommern-Rügen 164.4 607.0 510.7 1885.2
SK Cottbus 69.0 299.7 489.4 2125.8
LK Mansfeld-Südharz 91.3 429.6 477.9 2249.2
LK Landshut 104.4 506.7 453.5 2200.5

Die Datenbasis

Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.

Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.

Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.

Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.

Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.

Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.

Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.

Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.

Ihre Ansprechpartner in Redaktion und SMC Lab

Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.

Lars Koppers, Gastwissenschaftler am SMC Lab

Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien

Telefon: +49 221 8888 25-0
E-Mail: