Weniger Pestizide, aber nicht weniger Ernte und weniger Einkommen – auf vielen Bauernhöfen scheinbar möglich
Forscher haben 946 Bauernhöfe in Frankreich auf ihren Einsatz von Pestiziden hin untersucht und mögliche Einsparungen beim Einsatz der Pestizide berechnet – angeblich ohne Ernte- und Einkommenseinbußen. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass 77 Prozent der Höfe weniger dieser Chemikalien einsetzen könnten, ohne Einbußen bei Ertrag und Einkommen hinnehmen zu müssen. Die Autoren schätzen, dass in der Summe 42 Prozent weniger Pestizide eingesetzt werden könnten. Die Studie wurde am 27.02.2017 in Nature Plants publiziert.
Professor für Welternährungswirtschaft und Rurale Entwicklung, Georg-August-Universität Göttingen
„Ohne Frage werden in einigen Situationen Pestizide von Landwirten übernutzt, was heißt, dass man die Menge an Pestiziden reduzieren könnte, ohne dadurch Ertragseinbußen zu haben. Das passiert, weil manchmal prophylaktisch gespritzt wird oder teilweise Spritzmittel zum falschen Zeitpunkt eingesetzt werden. Das kommt in Frankreich ebenso vor wie in Deutschland und anderswo.“
„Allerdings ist die Höhe der möglichen Einsparungen, die im Artikel von Lechenet et al. berichtet wird, überraschend und methodisch nicht nachvollziehbar. Die Ergebnisse der Autoren beruhen auf Regressionsanalysen, deren Details für den Leser weitgehend im Verborgenen bleiben. Weder im Artikel selbst noch im Zusatzmaterial werden die Modellschätzungen selbst gezeigt. Es werden nur zusammenfasende Schaubilder dargestellt. Dadurch bleiben viele Fragen offen, zum Beispiel hinsichtlich der verwendeten Kontrollvariablen und der Funktionsform der Produktionsmodelle. Außerdem wird in den Schätzungen nicht nach unterschiedlichen Kulturarten differenziert. Insofern finde ich die Ergebnisse hinsichtlich ihrer Größenordnung nicht überzeugend.“
Fachgebietsleiterin Ökologischer Pflanzenschutz, Fachbereich Agrarwissenschaften, Universität Kassel
„Die Ergebnisse sind sehr plausibel, da im Detail die Agrarsysteme betrachtet werden und nach den angebauten Kulturen differenziert wird. Klar kommt heraus, dass Kartoffeln und Zuckerrüben, aber auch Raps hoch intensiv mit Pestiziden behandelt werden und ein Weniger deutlich mehr Konsequenzen hätte als bei Getreide, Mais und Grünland. Das ist nicht überraschend. Überraschend ist, dass großflächiger Rapsanbau immer negativ zu Buche schlägt.“
„Spannend sind die detaillierten Daten, die herangezogen wurden. Sie zeigen, was für ein Fundus an Daten zur Verfügung steht durch das staatliche System der Beratung und wie wichtig solche Systeme sind, um überhaupt einigermaßen neutral die Ergebnisse der Inputs zu studieren. Die Ergebnisse sind sonst häufig massiv gefärbt sind von den Interessen derjenigen, die die Chemikalien produzieren und gerne gleich die Daten mitliefern.“
„Die Studie bestätigt eine kleinere Studie der INRA (französisches Nationales Institut für landwirtschaftliche Forschung, einer der Autoren der aktuellen Studie forscht auch am INRA; Anm. d. Red.) von Stefanie Nave et al. [1], die auch einige soziale Hintergründe beleuchtet und in diesem Zusammenhang sehr wichtig ist, um zu verstehen. Diese Studie ist auf Weizen fokussiert und zeigt auf, dass vor allem Großbetriebe wegen Inflexibilität bezüglich der Arbeitskräfte und dem Verzicht auf Arbeiten mit Warnsystemen deutlich mehr Input leisten als notwendig und deshalb auch weniger Profite haben.“
„Hoch interessant ist für mich, dass einer der wichtigsten Faktoren für die Bodenfruchtbarkeit, nämlich der Gehalt an organischem Material in den Böden, immer in den Betrieben mit positivem TFI-Effekt am niedrigsten ist (Treatment Frequency Index, Indikator für das Pestizidnutzungs-Level, zentraler Indikator der aktuellen Studie, positiver TFI bedeutet Einbußen bei Ertrag und/oder Einkommen; Anm. d. Red.). Bedenkt man, dass der Boden ein wichtiger Kohlenstoffspeicher ist und eine Erhöhung des organischen Materials gleichzeitig massiv gegen den Klimawandel wirken könnte, sind die Daten doppelt brisant: Wer höhere Kohlenstoff-Gehalte im Boden hat, kann eher auf Pestizide verzichten – auch das könnte man aus dieser Studie herauslesen.“„Die Schlussfolgerungen sind ziemlich sicher richtig, auch unter Berücksichtigung der erwähnten INRA-Studie [1]. Es wird ganz klar auf das größte Problemfeld, nämlich die Beikrautregulierung hingewiesen. Bei adäquaten Fruchtfolgen und in Tier-haltenden Betrieben sind die Probleme deutlich geringer.“
„Persönlich bin ich überzeugt, dass die Ergebnisse auf Deutschland übertragbar sind. Auch in Deutschland gilt: Viele könnten weniger Pestizide anwenden, wenn sie die Zeit aufwenden würden, die Schadensschwellen zu ermitteln UND wenn sie vernünftige Fruchtfolgen einhalten würden. Bei der Pflanzenschutztagung in Halle an der Saale im September 2016 wurde freimütig davon gesprochen, dass es hierzulande häufig keine echten Fruchtfolgen gäbe, die zum Pflanzenschutz, vor allem der Beikrautkontrolle, geplant und eingesetzt werden, sondern nur noch Abfolgen von Feldfrüchten – je nach Marktlage. Das ist ein Faktor, der den Pestizideinsatz massiv steigert. Solange Pestizide aber billig sind und es keine Beschränkungen gibt, wird sich das auch nicht ändern, wenn die Landwirte gleichzeitig extrem ökonomisch unter Druck gesetzt werden.“
„Um die Bauern zu einem stärker zurückhaltenden Einsatz von Pestiziden zu bewegen, braucht es drei Dinge. Erstens: eine deutliche Unterstützung beim Erlernen der alternativen Methoden. Zweitens: deutliche Regelungen, die es unterbinden, den Boden weiterhin an organischer Masse zu verarmen und damit den Anbau von temporärem Grasland und Zwischenfrüchten forcieren. Dazu wäre es möglich, Gelder von der ersten auf die zweite Säule der EU-Förderung zu verschieben (erste Säule: Direktzahlungen an Landwirte, zweite Säule: Entwicklung des ländlichen Raumes; Anm. d. Red.), was kleinere Betriebe mit reduziertem Input stärken würde. Und drittens: eine staatliche, unabhängige Beratung und Forschung anstatt einer Beratung, die durch die chemische Industrie geleistet wird und dann von staatlicher Seite zurückgefahren wird.“
Bereichsleiter Angewandte Oekologie, Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie – Institutsbereich Angewandte Oekologie, Schmallenberg
„Die vorgelegte Studie ist komplex und bezüglich ihrer quantitativen Auswertung bemerkenswert.“
„Ich vermisse die Einbeziehung des Drucks durch Schädlingsbefall und daher die Differenzierung zwischen präventiver und reaktiver bzw. kurativer Behandlung. Im integrierten Pflanzenschutz in Deutschland wird der Befallsdruck einbezogen – inwieweit das in Frankreich der Fall ist, weiß ich nicht. Der Bezug zu den Höfen vergleichbarer Situation in möglichst naher Nachbarschaft, die mit wenig Behandlungen auskommen, mag auch den Befallsdruck einbeziehen. Da die räumliche Differenzierung des Drucks allerdings bei Insektenbefall am höchsten und Unkraut am geringsten ist, mag das eine Erklärung dafür sein, dass die Unterschiede zwischen den Behandlungshäufigkeiten bei Insektizid-Behandlungen am größten sind, gerade in behandlungsintensiven Kulturen. Das wäre dann nicht mit dem Einsparpotenzial gleichzusetzen.“
„Ein Herunterbrechen der komplexen Zusammenhänge auf eine Zahl ‚x Prozent überflüssige Pestizide’ ist von der Motivation her verständlich, ist aber in der Pauschalität wissenschaftlich problematisch.“
Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung, Georg-August-Universität Göttingen
„Es ist in der Tat ein neuartiger methodischer Ansatz einer sehr erfahrenen Arbeitsgruppe. Einige Punkte sind notgedrungen etwas indirekt hergeleitet und werden auch anderslautende Interpretationen auf den Plan rufen. Es gibt nämlich durchaus Spielraum, die Daten zu diskutieren. Für plausibel halte ich den generellen Befund, dass für einen Teil der Betriebe der Pflanzenschutz tatsächlich nützlich ist, während ein anderer Teil sogar mit weniger Pflanzenschutz auskommen kann.“
„Die Autoren zeigen durchaus Regionen und Betriebe, in denen der Pflanzenschutz nicht ohne deutliche Einbußen verringert werden kann. In anderen Regionen sind dagegen Einsparungen möglich. Da muss man genau hinschauen. Die Studie vergleicht reale wirtschaftende Betriebe miteinander; das ist ein interessanter Ansatz. Andere Studien haben oftmals nur das Weglassen von einzelnen oder kompletten Pflanzenschutzmaßnahmen kalkuliert, ohne das Anbausystem entsprechend anzupassen. Das kann zu drastischen Ergebnissen führen.“
„Die Ackerbausysteme in Frankreich sind in einigen Gegenden mit unseren deutschen vergleichbar; in anderen Regionen gibt es aber doch beträchtliche klimatische Unterschiede zu unseren Verhältnissen. Die für Frankreich errechneten Einsparpotenziale sind unter deutschen Voraussetzungen möglicherweise nicht in diesem Umfang zu erreichen, aber ich halte Einsparungen für möglich.“
„Wir befinden uns gerade in einer Debatte darüber, inwieweit eine stärkere Rückbesinnung auf solche Pflanzenbaumethoden nötig ist, die weniger abhängig von Pflanzenschutzmitteln sind. Einige Schaderreger sind mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht mehr ausreichend zu regulieren. Viele Mittel wirken nicht mehr. Die Chancen, die Bodenbearbeitung und Fruchtfolgevielfalt bieten, sind in den vergangenen Jahrzehnten etwas vernachlässigt worden.“
„Man darf bei solchen Studien aber nicht vergessen: Hinterher ist man immer schlauer. Entscheidungen über Produktionsmittel in der Landwirtschaft fallen häufig unter Unsicherheit. Manche Situationen können nicht genau vorhergesagt werden und die Entscheidung muss aber getroffen werden. Hier können wir mit besseren Prognosesystemen zu gewissen Einsparungen beim Pflanzenschutz kommen. Fast noch wichtiger wird es allerdings sein, die Landwirte mitzunehmen und solche Betriebsstrukturen zu entwickeln, die mit weniger Abhängigkeit von Pflanzenschutzmitteln auskommen.“
Leiter der Abteilung Agrarökologie, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Georg-August-Universität Göttingen
„Pestizide werden oft ohne Indikation eines Befalls oberhalb der ökonomischen Schadensschwelle eingesetzt. Dazu gehören die Beizung des Saatguts gegen Pilzbefall und Insektenfraß, aber auch das Spritzen gegen Pilzbefall im Getreide unter vorsorglicher Beimischung eines Insektizids.“
„Landwirte scheuen das Risiko eines Schädlingsbefalls, insbesondere bei geringen Kosten für das Ausbringen von Pestiziden. Ein Beispiel ist, dass bei notwendiger Fungizid-Spritzung im Getreide oft ein Insektizid vorsorglich beigemischt wird.“
„Die Menge des Pestizids ließe sich oft reduzieren, ohne Einbußen bei der Wirksamkeit in Kauf nehmen zu müssen.“
„Ein weltweiter Vergleich von ökologischer und konventioneller Landwirtschaft [2] zeigt, dass bei vielen Kulturen die Einbußen bei ökologischer Bewirtschaftung gering sind – bis zu bis 10 Prozent – beim Weizen allerdings am höchsten, im Mittel 40 Prozent Ertragsverlust.“
„Um die volkswirtschaftlich großen Folgekosten der Stickstoffverluste durch übermäßige, nicht sachgerechte Düngung zu verringern, hatte der Rat der Sachverständigen die Einführung von Strafen vorgeschlagen – Ähnliches wird auch bei Pestiziden vorgeschlagen. Denn der Pestizideinsatz ist ein zentraler Faktor der Biodiversitätsverluste in den Agrarlandschaften der EU [3].“
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Strategien und Folgenabschätzung, JKI Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Kleinmachnow
„Die in der aktuellen Studie gefunden Ergebnisse beruhen auf Modellrechnungen und Vergleichen mit benachbarten Betrieben. Sie sind also nicht mit tatsächlich gemessen Daten, wie zum Beispiel in exakten Feldversuchen, vergleichbar. In praktischen Feldversuchen werden bei einem Verzicht auf Pflanzenschutz und damit einem geringeren Behandlungsindex TFI, wie von Autoren anderer Studien erwähnt, Ertragsverluste festgestellt ist (TFI: Treatment Frequency Index, Indikator für das Pestizidnutzungs-Level, zentraler Indikator der aktuellen Studie; Anm. d. Red.). In dieser Studie wird unterstellt, dass es einen gesicherten Zusammenhang zwischen dem Ertrag und dem Behandlungsindex TFI gibt. Dies ist jedoch nicht sicher belegt. Sind keine Schaderreger, zum Beispiel Pilze, Insekten oder Unkräuter, vorhanden, müssen auch keine Pflanzenschutzmittel angewendet werden; der TFI ist dann gleich Null und es können hohe Erträge erzielt werden. Anderseits können bei einem hohen Behandlungsindex TFI aufgrund von starkem Schaderregerbefall nur geringe Erträge möglich sein, wenn durch andere Ursachen, wie zum Beispiel Trockenheit, die Ertragsbildung begrenzt ist.“
„Eine Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die aktuelle Situation in Deutschland ist nur eingeschränkt möglich, da die Datengrundlage der Studie aus den Jahren 2009 bis 2011 stammt. Seither sind einige Schaderreger stärker aufgetreten, wie zum Beispiel Gelbrost seit 2014 (ein Rostpilz, der Getreidekulturen schädigt; Anm. d. Red.). Generell ist eine Übertragbarkeit der Pflanzenschutzpraxis von einem Betrieb auf einen anderen Betrieb nicht möglich, da die Betriebe sich in wesentlichen Faktoren unterscheiden, wie der Fruchtfolge, den angebauten Sorten und vor allem auch den auftretenden Schaderregern. Dies gilt ebenso für die Übertragung von Studienergebnissen anderer Länder.“
„Im Rahmen von Datenerhebungen aus Betriebsnetzen in Deutschland werden seit 2007 reale Pflanzenschutzmittelanwendungen landwirtschaftlicher Betriebe bewertet. Hier zeigte sich, dass ca. 90 Prozent der Maßnahmen im Winterweizen dem notwendigen Maß entsprechen [4].“
„Generell kann vom Behandlungsindex TFI nur auf die Intensität des Pflanzenschutzes, nicht jedoch auf weitere Parameter, wie das Umweltrisiko oder die Umweltwirkung der angewendeten Pflanzenschutzmittel geschlossen werden. Daher wurde in Deutschland im ‚Nationalen Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln’ [5] das Reduzieren von Risiken für Mensch und Umwelt, die durch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln entstehen können, als Ziel formuliert, und nicht die Reduktion der Anwendungsmengen, wie sie über den TFI abgebildet wird.“
Stellvertretender Departmentleiter Biozönosenforschung, Leiter der Arbeitsgruppe Tierökologie, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Halle
„Die Ergebnisse zeigen sehr schön, dass die Notwendigkeit des Einsatzes von Pestiziden nicht so hoch ist wie mitunter behauptet. Insbesondere die Anwendung von Insektiziden erschient häufig entbehrlich, ohne dabei Ertrags- und Gewinneinbußen zu erleiden. Das ist für den europäischen Kontext recht neu, für mich auch plausibel und erwartbar, aber bislang eben kaum belegt. Die Methodik erscheint mir durchaus angemessen, auch wenn ich sie nicht in allen Details zu durchdringen vermochte.“
„Die abweichenden Schlussfolgerungen sind durchaus nachvollziehbar (bezogen auf ältere Studien, die eine Reduzierung des Pestizid-Einsatzes mit massiven Ernte- und Einkommenseinbußen in Zusammenhang bringen und auf die die Autoren der aktuellen Studie selbst verweisen; Anm. d. Red.). Aus meiner eigenen Erfahrung in anderen Anbausystemen, zum Beispiel bei bewässertem Reis in Asien kann ich sagen, dass es mitunter auch ökonomisch sinnvoller ist, auf Pestizide, insbesondere Insektizide, zu verzichten. Ein Erklärungsmuster kann auch sein, dass durch geringeren Mitteleinsatz die Balance im Ökosystem besser gewährleistet wird und daher ein relevanter Schädlingsbefall durch das Vorhandensein von natürlichen Gegenspielern unterbunden wird.“
„Ich halte die Ergebnisse für durchaus auf Deutschland übertragbar, da wir in vielerlei Hinsicht ähnliche Anbausysteme haben.“
„Pestizide sind oft ein recht kostengünstiger Teil im gesamten Paket an Management-Maßnahmen und werden daher oft auch prophylaktisch mit ausgebracht. Eine Zurückhaltung beim Einsatz der Pestizide wäre durch höhere Kosten zu erreichen, zum Beispiel durch eine Pestizidsteuer, wie sie auch von Kollegen hier am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ vorgeschlagen wird."
Professorin für Naturschutz und Landschaftsökologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
„Die Analysen über einen Index und komplexe Statistik zu berechnen ist plausibel und innovativ. Kritisch finde ich, dass die Datengrundlage nur drei Jahre einbezieht. Ein längerer Zeitraum könnte die Einsparungspotentiale verändern. Die Notwendigkeit des Einsatzes von Pestiziden schwankt von einem Jahr zum anderen sehr stark.“
„Für Deutschland können wir, mit der gleichen Methodik und Auswahl von Produktionssystemen und wenn konventionelle Betriebe angeschaut werden, sicher ähnliche Ergebnisse erwarten.“
„Pestizide werden häufig präventiv eingesetzt, zum Beispiel werden pilzabtötende Mittel, so genannte Fungizide, oft eingesetzt, wenn Regen angekündigt ist. Wenn es dann doch nicht regnet, wären diese Mittel nicht nötig gewesen. Der Landwirt kann das Risiko nicht eingehen auf eine Ernte zu verzichten und somit werden Pestizide häufiger als nötig eingesetzt. Auch fehlt dem Landwirt häufig die Zeit, seine Kulturen genauestens anzuschauen bevor entschieden wird, ob ein Pestizid eingesetzt wird oder nicht. Ein finanzieller Ausgleich, wenn ein Landwirt bei geringerem Pestizideinsatz starke Einbußen hinnehmen muss, er also ein erhöhtes Ernteausfallrisiko eingeht, könnte helfen, dass Landwirte dieses Risiko häufiger eingehen können.“
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Primärquelle
Lechenet et al. (2017): Reducing pesticide use while preserving crop productivity and profitability on arable farms. In: Nature Plants (2017). DOI: 10.1038/nplants.2017.8
Literaturstellen, die von den Expert:innen zitiert wurden
[1] Nave S et al. (2013): Why wheat farmers could reduce chemical inputs: evidence from social, economic, and agronomic analysis. Agronomy for Sustainable Development 33, 795. DOI: 10.1007/s13593-013-0144-y.
[2] Seufert V et al. (2012): Comparing the yields of organic and conventional agriculture. Nature 485, 229–232. DOI: doi:10.1038/nature11069.
[3] Geiger F et al. (2010): Persistent negative effects of pesticides on biodiversity and biological control potential on European farmland. Basic and Applied Ecology 11, 97–105. DOI: 10.1016/j.baae.2009.12.001.
[4] Freier B et al. (2016): Netz Vergleichsbetriebe Pflanzenschutz. Jahresbericht 2014. Analyse der Ergebnisse der Jahre 2007 bis 2014. Berichte aus dem Julius Kühn-Institut, 182. DOI 10.5073/berjki.2015.182.000.
[5] Nationaler Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (2013). Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Prof. Dr. Matin Qaim
Professor für Welternährungswirtschaft und Rurale Entwicklung, Georg-August-Universität Göttingen
Prof. Dr. Maria R. Finckh
Fachgebietsleiterin Ökologischer Pflanzenschutz, Fachbereich Agrarwissenschaften, Universität Kassel
Prof. Dr. Christoph Schäfers
Bereichsleiter Angewandte Oekologie, Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie – Institutsbereich Angewandte Oekologie, Schmallenberg
Dr. Horst-Henning Steinmann
Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung, Georg-August-Universität Göttingen
Herr Prof. Dr. Teja Tscharntke
Leiter der Abteilung Agrarökologie, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Georg-August-Universität Göttingen
Dr. Jürgen Schwarz
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Strategien und Folgenabschätzung, JKI Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Kleinmachnow
Prof. Dr. Josef Settele
Stellvertretender Departmentleiter Biozönosenforschung, Leiter der Arbeitsgruppe Tierökologie, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Halle
Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein
Professorin für Naturschutz und Landschaftsökologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg