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20.03.2023

Veröffentlichung des Syntheseberichts des Sechsten Sachstandsbericht des IPCC

     

  • Synthesebericht des Sechsten Sachstandberichts des IPCC ist erschienen
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  • damit geht 6. Berichtszyklus zu Ende, indem zuvor bereits drei Sonderberichte und drei Arbeitsgruppenbeiträge zum Sachstandsbericht erschienen sind
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  • drei Experten im Press Briefing sehen klare Botschaft: politisches Handeln dringend notwendig, Zeitfenster schließt sich.
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Am 20.03.2023 ist der Synthesebericht des Sechsten Sachstandsberichtes des Weltklimarates IPCC veröffentlicht worden. Dieser schließt den sechsten Reportzyklus ab, in dem die Berichte der drei Arbeitsgruppen des Sachstandsberichtes und drei Sonderberichte – Klimawandel und Landsysteme, Ozean und Kryosphäre und der 1,5-Grad-Bericht – publiziert wurden. Der Synthesebericht gilt als der politisch umstrittenste aller Beiträge des sechsten Berichtszyklus. Daher ist mit langen Verhandlungen zu rechnen, deren Ende schwer abzusehen ist.

Neun Jahre nach dem zuletzt veröffentlichten Sachstandsbericht wird damit die Reihe der Publikationen des aktuellen IPCC-Berichtszyklus abgeschlossen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt haben in jahrelanger Arbeit den aktuellen Forschungsstand zum Klimawandel zusammengetragen und ausgewertet. Die Sachstandsberichte des IPCC sollen über die neuesten Erkenntnisse zu allen Aspekten des Klimawandels informieren und als Grundlage für politische Entscheidungen und internationale Klimaverhandlungen dienen. Die bereits vorliegenden Beiträge der Arbeitsgruppen I bis III sind im August 2021, im Februar 2022 und im April 2022 erschienen. Sie beschäftigten sich mit den physikalischen Grundlagen des sich verändernden Klimas [I][II][III], mit der Anpassung an und den Verwundbarkeiten durch den Klimawandel [IV][V][VI] und mit den Optionen, den Klimawandel zu mindern, indem Treibhausgas-Emissionen begrenzt oder verhindert werden oder indem ihre Konzentration in der Atmosphäre verringert wird [VII][VIII]. Der abschließende Synthesebericht nun soll „die in den Bewertungsberichten und Sonderberichten enthaltenen Materialien zusammenfassen und integrieren, in einem nicht-technischen, für politische Entscheidungsträger geeigneten Stil verfasst sein und ein breites Spektrum politisch relevanter, aber politisch neutraler Fragen behandeln…“ [IX].

Aus Anlass der Veröffentlichung des Syntheseberichts am 20.03.2023 veranstaltete das Science Media Center am Morgen des 20.03.2023 ein virtuelles Press Briefing unter Embargo zum Thema. Im Press Briefing diskutierten drei Experten die als Mitglieder des sogenannten Core Writing Teams am Synthesebericht mitgewirkt haben, die zentralen Botschaften und die wichtige Rolle des Synthesberichts.

Experten im virtuellen Press Briefing

     

  • Prof. Dr. Matthias Garschagen
    Professor am Lehrstuhl für Anthropogeographie mit Schwerpunkt Mensch-Umwelt-Beziehungen, Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), München
    und Mitglied des Kernautorenteams des Syntheseberichts des 6. Sachstandsbericht des IPCC

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  • Dr. Oliver Geden
    Senior Fellow, Abteilung EU/Europa, Stiftung Wissenschaft und Politik – Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit (SWP), Berlin
    und Mitglied des Kernautorenteams des Syntheseberichts des 6. Sachstandsbericht des IPCC

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  • Dr. Gerhard Krinner
    Leitender Wissenschaftler am Institut des Géosciences de l’Environnement, Université Grenoble Alpes
    und Leiter der Sektion 3 „Langfristige Klima- und Entwicklungszukünfte“ des Syntheseberichts des 6. Sachstandsbericht des IPCC

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Abschluss-Statements aus dem Press Briefing

Zum Abschluss des Press Briefings hat das SMC den Fachleuten folgende Frage stellt: „Was ist für Sie die zentrale Botschaft, die von diesem Bericht in die Welt geht? Welche Punkte dürfen in der Berichterstattung heute und in den kommenden Tagen nicht fehlen?".
Die Antworten stellen wir Ihnen nachfolgend als Statements zur Verfügung

Prof. Dr. Matthias Garschagen

Professor am Lehrstuhl für Anthropogeographie mit Schwerpunkt Mensch-Umwelt-Beziehungen, Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), München und Mitglied des Kernautorenteams des Syntheseberichts des 6. Sachstandsbericht des IPCC

„Wir sehen den Klimawandel auch hier bei uns viel, viel stärker als vor achteinhalb Jahren. Wir spüren die Auswirkungen. Wir wissen, dass die Auswirkungen mit jedem bisschen Erwärmung massiv ansteigen werden. Und gleichzeitig haben wir es noch in der Hand, dagegen vorzugehen und das Allerschlimmste abzuwenden. Aber dieses Fenster schließt sich und dabei sind die nächsten Jahre wirklich entscheidend. Im Übrigen auch – und das ist auch das Schöne an der Syntheseleistung des Berichts – damit zu sagen, welche Anpassungsmaßnahmen unter höheren Temperaturen eigentlich gar nicht mehr funktionieren werden. Das zeigt eigentlich diese Dringlichkeit. Noch haben wir es in der Hand. Leider haben wir die vergangenen Jahre verpennt. Das Fenster, das Schlimmste abzuwenden, schließt sich rapide. Das muss wirklich jetzt endlich verstanden und in konkretes Handeln überführt werden. Mutig vorangehen.“

Dr. Oliver Geden

Senior Fellow, Abteilung EU/Europa, Stiftung Wissenschaft und Politik – Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit (SWP), Berlin und Mitglied des Kernautorenteams des Syntheseberichts des 6. Sachstandsbericht des IPCC

„Ich möchte das einmal für den Bereich, für den ich auch zuständig war, formulieren – für diesen Overshoot-Teil: Wir müssen anfangen, uns ernsthaft mit der Welt jenseits von 1,5 Grad Temperaturanstieg zu beschäftigen, weil wir auf diese zusteuern. Das sagt der Synthesebericht recht deutlich. Und der Frage, was das für das Klimasystem heißt, was das für die Auswirkungen, Risiken, die Anpassung heißt und was es auch für den Klimaschutz heißt. Sich damit zu beschäftigen, bedeutet eben nicht, dass wir uns davon paralysieren lassen sollen oder dürfen. Selbst wenn wir über die 1,5 Grad gingen, selbst wenn wir dann nicht wieder auf 1,5 Grad herunterkämen: Jedes Zehntel Grad wird wichtig sein, auf welchem Niveau auch immer. Wir müssen es erst mal schaffen, den Temperaturanstieg zu stoppen, das System zu stabilisieren, zumindest was den Temperaturanstieg angeht. Und das bedeutet, dass wir auf Netto-Null-Emissionen müssen. Das bleibt das richtige Ziel. Und dafür ist es wichtig, dass wir drastische Emissionsminderungen hinbekommen und zwar auch schon bis 2030. Denn irgendwann werden bestimmte Dinge in der Zielerreichung nicht mehr möglich sein.“

Dr. Gerhard Krinner

Leitender Wissenschaftler am Institut des Géosciences de l’Environnement, Université Grenoble Alpes und Leiter der Sektion 3 „Langfristige Klima- und Entwicklungszukünfte“ des Syntheseberichts des 6. Sachstandsbericht des IPCC

„Im Grunde kann ich das Gesagte nur unterstreichen. Im Jahr 2030 wird es für jedes einzelne Jahr schon eine Wahrscheinlichkeit von 40 bis 60 Prozent haben, dass wir den 1,5 Grad Temperaturanstieg überschreiten. In einem einzelnen Jahr. Das heißt aber nicht, dass es das Ende der Welt ist. Jedes Zehntel Grad weitere Erwärmung sollte verhindert werden. Die Auswirkungen sind wirklich langfristig. Wir müssen verhindern, dass es immer schneller geht. Klimawandel zu begrenzen, heißt Netto-Null-Emissionen, das ist ganz klar. Nur bei Netto-Null-Emissionen wird die Erwärmung auf dem Level, das wir dann erreicht haben, stabilisiert.“

Video-Mitschnitt & Transkript

Auf unserem YouTube-Kanal können Sie das Video auch in Sprecheransicht oder Galerieansicht sehen.

Das Transkript kann hier als pdf heruntergeladen werden.

Angaben zu möglichen Interessenkonflikten

Alle: "Es liegen keine Interessenkonflikte vor."

Primärquelle

IPCC (2023): Climate Change 2023: Synthesis Report. Summary for Policymakers.

Literaturstellen, die vom SMC verwendet wurden

[I] IPCC (2021): Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change.

[II] Science Media Center (2021): Report der Arbeitsgruppe I zum 6. Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC veröffentlicht. Press Briefing. Stand: 08.08.2021.

[III] Science Media Center (2021): Stimmen zum WG-I-Report des IPCC-Berichtes. Research in Context. Stand: 09.08.2021.

[IV] IPCC (2022): Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change.

[V] Science Media Center (2022): Beitrag der Arbeitsgruppe II zum Sechsten Sachstandsbericht des IPCC. Press Briefing. Stand: 27.02.2022.

[VI] Science Media Center (2022): Stimmen zum Bericht der Arbeitsgruppe II zum aktuellen IPCC-Bericht. Research in Context. Stand: 28.02.2022.

[VII] IPCC (2022): Mitigation of Climate Change. Contribution of Working Group III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change.

[VIII] Science Media Center (2022): Veröffentlichung des Beitrags der Arbeitsgruppe III zum Sechsten Sachstandsbericht des IPCC. Press Briefing. Stand: 04.04.2022.

[IX] IPCC: AR6 Synthesis Report: Climate Change 2023. Webseite des IPCC.