Alzheimer Früherkennung im Zeitalter erster Behandlungsoptionen
Die Diagnose und Behandlung von Alzheimererkrankten könnten sich in naher Zukunft stark ändern. Der monoklonale Antikörper Lecanemab erzielte in einer Phase-III-Studie eine klinische Wirksamkeit [1]. Lecanemab konnte im Frühstadium der Krankheit die Bildung von Amyloid-β-Plaques sowie das Fortschreiten der kognitiven Demenz verlangsamen. Der Antikörper wurde Anfang 2023, bereits wenige Wochen nach Veröffentlichung der Studiendaten von der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA in einem beschleunigten Verfahren vorläufig zugelassen. In der EU prüft die Europäische Arzneimittelagentur noch die Zulassung des Wirkstoffes (Handelsname Leqembi).
Ein weiterer Antikörper, Donanemab, wurde am 02. Juli 2024 für die Behandlung von Alzheimer zugelassen. Wie Lecanemab verlangsamt er das Fortschreiten der Erkrankung bei Patientinnen und Patienten mit frühem Alzheimer [2], kann jedoch schwere Nebenwirkungen haben. Bei der Behandlung mit beiden Antikörpern kam es in klinischen Studien zu sogenannten ARIAs („Amyloid-Related Imaging Abnormalities“), die sich als Hirnschwellungen zeigen. In seltenen Fällen traten Mikroblutungen auf. Da die neuen Therapien das Fortschreiten der Erkrankung nur bei Patientinnen und Patienten mit minimalen Einschränkungen verlangsamen können, stellt sich die Frage nach deren Nutzen/Risiko-Bilanz. Die FDA hatte im Fall von Donanemab die Zulassungsentscheidung verzögert und eine externe Expertenkommission einberufen, um die Sicherheit und Wirksamkeit des Antikörpers bewerten zu können [3].
Die neuen Therapien können künftig nur dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn eine frühzeitige Diagnose der Krankheit sicher machbar ist. Diese muss mit hoher Spezifität erfolgen. Andernfalls würden ohne klinischen Nutzen Menschen in einem späteren Stadium oder ohne Alzheimer-Erkrankung mit einer nebenwirkungsreichen und kostspieligen Antikörper-Therapie behandelt.
In den USA wird Lecanemab bisher nicht so häufig verwendet wie erwartet, obwohl sich die Anfragen in den Gedächtnisambulanzen stapeln. Ein Grund ist die langwierige und kostspielige Frühdiagnostik. Forschende suchen daher nach einfacheren und trotzdem zuverlässigen Verfahren zur Bestimmung von Demenzerkrankungen vor dem Auftreten erster klinischer Symptome, zum Beispiel durch Bluttests.
Um die Herausforderungen einer frühen Alzheimer-Diagnostik besser einordnen zu können, fasst dieses Fact Sheet den aktuellen Stand der Alzheimer-Diagnostik und die Entwicklungen für Alzheimer-Bluttests zusammen. Darüber hinaus gibt es einen Einblick, welche Parameter für die Bewertung eines Bluttests relevant sind.
Science Media Center (18.03.2024): Neue Alzheimer-Therapie mit Lecanemab – Wie könnte die Einführung in die medizinische Versorgung gelingen? Press Briefing.
Science Media Center (30.11.2022): Lecanemab bei Alzheimer im Frühstadium. Research in Context.
Science Media Center (30.11.2022): Antikörpertherapien bei Alzheimer – Wo geht die Reise hin? Press Briefing.