Welche Folgen könnte die Ukraine-Krise für die Energiewende haben
Die russische Regierung hat den Befehl gegeben, die Ukraine anzugreifen. Wie sich der Krieg entwickeln und was Europa davon spüren wird, ist zur Stunde noch unklar. Sicher aber erscheint, dass es langfristig zu einem Umdenken in der Energiepolitik kommt. Damit könnten auch die Energiewende selbst nicht nur mit Blick auf den Klimaschutz, sondern auch auf die Versorgungssicherheit und damit womöglich auch geopolitisch neu bewertet werden. Wobei unter Energiewende nicht nur die reine Stromversorgung zu verstehen ist, sondern eben auch die Verwendung fossiler Brennstoffe wie Gas, Öl und Kohle für verschiedene Wärmeanwendungen. Angesichts des für Ostern angekündigten ersten Gesetzpaketes, mit dem die Bundesregierung die Energiewende nach zehn Jahren wieder in Fahrt bringen will, haben wir Forschende gefragt, ob und wie Politik und Verwaltung wegen der Ukraine-Krise 2022 Planungen für die Energiewende ändern sollten – oder womöglich sogar müssen.
Abteilungsleiterin in der Abteilung "Energie, Verkehr und Umwelt", Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin
„Der Stopp der Zertifizierung von North Stream 2 ist richtig. Wir benötigen diese Pipeline nicht, daher ist sie auch zur Sicherung der Energieversorgung nicht notwendig. Wir können Gas aus ausreichenden anderen Quellen beziehen, dafür wird diese Pipeline nicht benötigt. Sie würde die Abhängigkeit von Russland noch weiter ansteigen lassen, auf deutlich über 60 Prozent – das ist ungut.“
„Wir sollten besser auf eine Diversifikation der Gasbezüge setzen und können auch auf Flüssiggas ausweichen, da in Europa mehr Kapazitäten vorhanden sind. Es gibt ausreichende Flüssiggas-Terminals in Europa, auf die auch Deutschland zugreifen kann. Die Frage ist eher, ob es zu einem generellen Lieferstopp von Gas aus Russland kommt. Auch dies könnten wir überbrücken, zumindest für einen gewissen Zeitraum. Deutschland hat vor 15 Jahren den Fehler gemacht, eine direkte Pipeline nach Russland zu bauen anstelle eines Flüssiggas-Terminals. Heute benötigen wir stattdessen den Bau eines Wasserstoff-Terminals.“
„Deutschland ist dennoch schlecht vorbereitet: wir brauchen eine strategische Gasreserve, die uns wie beim Öl für 90 Tage im Ernstfall mit Gas versorgt. Und wir sollten die Gasspeicher von Russland zurückkaufen und in Staatsbetrieb verwalten, damit wir uns ausreichend versorgen können.“
„Die Gaspreise sind aufgrund der schwierigen Lage ohnehin schon gestiegen. Es ist mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen, aber nicht, weil Nord Stream 2 gestoppt wird, sondern weil es sich generell um eine sehr ernste geopolitische Krise handelt.“
„Es kommt darauf an, wie es jetzt weitergeht. Sollten weniger Gaslieferung kommen, kann dies Deutschland durchaus ausgleichen. Sollten die gesamten fossilen Energie-Bezüge gestoppt werden, wird es erhebliche Anstrengungen bedürfen, diese entsprechend auszugleichen.“
„Es hängt entscheidend von der Entwicklung der Krise ab, ob und wann es zu Lieferunterbrechungen oder gar Ausfällen kommt. Ohne Frage sind wir in einer ernsten Situation, inmitten eines fossilen Krieges. Deutschland kann einen Teil der möglichen Gaslieferungen aus anderen Quellen beziehen, zudem sind wir am Ende des Winters. Es ist unwahrscheinlich, dass es kalt wird, im allerschlimmsten Fall kann es dazu kommen, dass die Industrie den Verbrauch drosseln muss.“
„Die beste Antwort auf fossile Energiekriege ist nicht eine Laufzeitverlängerung von Atom und Kohle, sondern die beschleunigte Energiewende mit einem schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien und dem deutlichen Energiesparen. Der Ausbau erneuerbarer Energien muss Priorität haben und Versorgungssicherheit erste Priorität. Planungs- und Ausbauverfahren sollten beschleunigt werden mit der Begründung der Sicherstellung der Versorgungssicherheit. Wir brauchen einen Booster für erneuerbare Energien und Energiesparen insbesondere im Gebäudebereich.“
„Die energieintensive Industrie wird von steigenden Energiepreisen für fossile Energien belastet. Die Industrie muss ebenso wegkommen von fossiler Energie, erneuerbare Energien wirken preissenkend. Wenn dann noch Energie eingespart wird, können die Kosten dauerhaft sinken. Die Regierung muss der Branche helfen, Investitionen in das Energiesparen und Einsatz von alternativen Energien zu tätigen.“
„Der Stopp von North Stream 2, aber auch die gesamte geopolitisch ernste Lage, ist eine Chance für die Energiewende. Die beste Antwort auf fossile Energiekriege ist die Energiewende mit dem raschen Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Energiesparen. Es gibt aber auch Risiken, da aufgrund der sehr stark steigenden Öl- und Gaspreise die Energiekosten sehr stark ansteigen, und so die Wirtschaft belasten können. Daher muss die Regierung alles dafür tun, damit die Investitionen in das Energiesparen vorankommen. Sie muss der Industrie helfen auf dem Dekarbonisierungspfad, und die erneuerbaren Energien rasch ausbauen. Erneuerbare Energien und Energiesparen senken die Energiekosten.“
Wissenschaftlicher Geschäftsführer, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH, Wuppertal, und Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften(Schumpeter School of Business and Economics) an der Bergischen Universität Wuppertal
„Grundsätzlich lernen wir aus der aktuellen Krise, dass wir ein erhöhtes Maß an Sensibilität gegenüber potenziellen Risiken brauchen, und da – wo notwendig – Vorsorge treffen müssen. Nach der Corona-Krise ist die zugespitzte geopolitische Lage in Bezug auf die Erdgasversorgung mit Macht – überraschend – auf die Agenda gekommen, ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein. Es bedarf daher eines generellen Risikochecks für die zentralen Energiewende- und Klimaschutzstrategien und -pfade – insbesondere in Bezug auf Versorgungssicherheit für Energieträger, Feedstocks für die Industrie und Rohstoffe für zentrale Klimaschutztechnologien.“
„In den Sektoren besteht eine unterschiedliche Abhängigkeit und Reaktionsfähigkeit, kurzfristig Alternativen zum Einsatz von Erdgas zu finden. Während diese im Bereich Industrie und Wärmeversorgung, die beide einen ganz erheblichen Teil der Erdgasnachfrage ausmachen, sehr begrenzt sind, besteht bei der Stromerzeugung die Möglichkeit – verbunden mit dem Nachteil deutlich höherer CO2-Emissionen – auf Kohlekraftwerke auszuweichen, zumindest dort, wo Erdgaskraftwerke nicht zur Versorgung von Fernwärmesystemen notwendig sind.“
„Parallel dazu muss die Lehre für die Politik sein, die Bemühungen im Bereich Energieeffizienz, vor allem auch Stromeffizienz, die in den letzten Jahren eher stiefmütterlich betrachtet worden sind, zu stärken, und den Ausbau erneuerbarer Energien noch einmal deutlich zu forcieren.“
„Längerfristig kann grüner Wasserstoff Erdgas als zentrale Säule der Energieversorgung ablösen. Beim Aufbau der Wasserstoffstrukturen ist dabei – den aktuellen Lehren folgend – noch stärker als bisher auf ein hohes Maß an Diversifizierung der Wasserstoffimportquellen und Flexibilität zu achten.“
„Sollte es in der Stromversorgung Lücken aufgrund von fehlendem Erdgas geben, dann wird es zwangsläufig zu einem verstärkten Einsatz von Kohlekraftwerken kommen.“
„Schnellerer Ausbau erneuerbarer Energien – vor allem Photovoltaik und Windenergie – sowie verstärkte Energie- und Stromeffizienzbemühungen können und müssen flankieren, damit der negative Klimaeffekt nicht zu groß wird. Kernenergie wird in Deutschland keinen Beitrag leisten können. Die noch laufenden drei Kernkraftwerke sind seit langem auf ein Abschalten Ende des Jahres 2022 ausgelegt und müssten ertüchtigt werden, um länger laufen zu können, was Geld und Zeit kostet. Neue Kernkraftwerke sind in Deutschland aus Gründen der gesellschaftlichen Akzeptanz nicht umsetzbar. Sie würden aufgrund der langen Planungs- und Genehmigungszeiten aber ohnehin deutlich zu spät kommen und wären – wie die Projekte in Frankreich, Finnland und Großbritannien zeigen – auch energiewirtschaftlich aufgrund der hohen Kosten nicht sinnvoll.“
Leiter der Forschungsstelle Energienetze und Energiespeicher FENES, Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg
„Wind- und Solarenergie sind unsere heimischen Energiequellen mit dem größten Potenzial, den geringsten Kosten und dem geringsten Flächenverbrauch. Wir können sie in Wasserstoff oder synthetische Gase und Kraftstoffe wandeln, in Gasspeichern und Batterien speichern, über Strom- und Gasnetze verteilen und in Gebäuden, Mobilität und Industrien nutzen. Das ist unsere Versorgungssicherheit: bezahlbar und in nationaler Hand.“
„Mit einem Stopp der Gaslieferungen aus Russland würden auch ganze Industriezweige wie die Chemie ihre Produktion stoppen. Diese massive Abhängigkeit können und sollten wir über die Energiewende beenden. Wind- und Solarstrom kosten mit vier bis sechs Cent pro Kilowattstunde nur ein Drittel von fossilem Strom aus neuer Atom-, Kohle- oder Gaskraft. Zudem haben wir das Entsorgungsproblem von Atom- und CO2-Müll nicht gelöst, was Kohle, Erdgas und Atom zu den teuersten Energieformen macht, die wir je genutzt haben.“
„Alle, die in den letzten Jahren konsequent auf Wind und Solar gesetzt haben, berührt der Anstieg der Energiepreise wenig: Hauseigentümer, Gewerbetreibende und Industrieunternehmen. Erdgas ist zu schade, um es in den Häusern zur Wärmeerzeugung zu verbrennen. Entsprechend sollten Neubauten auf Wärmepumpen umgestellt werden, die im Sommer auch kühlen können, und alle Dächer eine Solaranlage bekommen.“
„Wir brauchen eine positive politische Kommunikation für unsere heimischen erneuerbaren Energieträger: ‚Wir sind Windland, wir können uns zu einem Großteil selbst versorgen, Erneuerbare sind für den Erhalt unseres Wohlstandes und unserer Versorgungssicherheit notwendig.‘ Und nicht wie Andreas Scheuer von ‚Monsterwindrädern‘ sprechen und suggerieren, dass wir davor Angst haben und uns über unnötige und wissenschaftlich nicht begründbare Abstände schützen sollten.“
Anmerkung – Michael Sterner hat sein Statement vom 23.02. noch um den kursiv markierten Halbsatz ergänzt:
„Es braucht einen klaren gesetzlichen und politischen Vorrang des Klimaschutzes vor dem Artenschutz und Denkmalschutz, damit Wind- und Solarparks errichtet und nicht durch Klagen hingerichtet werden. Viele Kommunen profitieren enorm von den Einnahmen: Anwohner können günstige Stromtarife erhalten, Kindergärten und Schulen saniert werden.“
„Neben dem Klimaschutz und den geringen Kosten ist der größte Vorteil erneuerbarer Energie die geopolitische Verteilung dieser Energiequellen über die ganze Welt und nicht auf wenige Länder, die oft nicht unsere Werte teilen und von denen wir unsere Wirtschaftskraft und unser Leben abhängig gemacht haben. Von daher ist das Plädoyer für heimische erneuerbare Energien auch ein Plädoyer für Freiheit und Wohlstand.“
Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik, Department Architektur, Universität Siegen, und Ehemaliges Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen
„Die derzeitige Situation lässt weitere massive Preissteigerungen und auch Energieengpässe befürchten. Die Bundesregierung sollte dringend einen Energiegipfel berufen und ein Moratorium zur bisherigen Energiewende, dem geplanten Ausbau erneuerbarer Energien sowie den geplanten Ausstiegen halten, um eine Gesamtstrategie sowie regional differenzierte Pläne für die Energiewende schnell zu entwickeln. Bund und Länder sollten schnell Blockaden überwinden, um die Transformation des Energiesystems gemeinsam zu schaffen.“
„Geopolitisch betrachtet sollten die Bundesregierung und Europa mit einem europäischen Energieverbund sowie Energiekooperationen mit dem afrikanischen Kontinent endlich Ernst machen und ins Handeln kommen. Im europäischen Verbund lassen sich Schwankungen von erneuerbaren Energieerträgen besser ausgleichen. Energiekooperation mit dem afrikanischen Kontinent sichern europäische Industrie-Standorte und sind zugleich eine nachhaltige Entwicklungs- und Aufbauhilfe für afrikanische Länder.“
„Dass der Ausbau erneuerbarer Energien bisher nicht nur langsam vorankam, sondern auch die falschen Prioritäten gesetzt wurden, wiegt nun doppelt schwer. Der falsche Fokus auf Strom und das Versäumnis einer Wärmewende und einer diversifizierten Energiewende rächen sich, insbesondere mit Blick auf den Wohnungsbestand, der zur Hälfte mit Erdgas beheizt wird. Wir brauchen eine Wärmewende-Offensive.“
„Neben den beschlossenen Hilfeleistungen sollte die Bundesregierung ihre KfW-Förderprogramme für energetische Gebäudesanierung auch im Sinne des Verbraucherschutzes so auflegen, dass auch kleine und schnelle Maßnahmen zur Reduktion des Heizbedarfs ermöglicht werden.“
Abteilung Leistungselektronik und Netztechnologien, Gruppenleiter "Neue Bauelemente und Technologien", Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme, Freiburg
„2016 bis 2020 hatten wir aufgrund der niedrigen Erdgaspreise bei der Stromerzeugung einen Brennstoffwechsel (Fuel Shift) hin zu mehr Gas. 2021 hat sich dieser Trend wieder umgekehrt zu weniger Gas und mehr Steinkohle. Dieser Trend wird sich unter den aktuellen Vorzeichen für 2022 weiter verstärken, sodass bei hohen Gaspreisen automatisch weniger Gas verstromt wird und eher Kohle eingesetzt wird.“
„Da es bei der Stromerzeugung also eine Second Source gibt, sollten wir die Verstromung von Erdgas erstmal auf ein Minimum beschränken, um Erdgas zu sparen. Die Speicher sollten möglichst schnell wieder gefüllt werden, damit wir zumindest für den nächsten Winter gut vorbereitet sind. Die deutschen Erdgasreserven müssen zukünftig von Deutschland verwaltet werden, damit auch sichergestellt ist, dass sie für die nationalen Bedürfnisse verfügbar sind.“
„Die erneuerbaren Energien müssen so schnell wie möglich ausgebaut werden. Wir sollten einen nationalen Kraftakt unternehmen, zum Beispiel ein Energy Independence Programm, um uns von der Abhängigkeit von fossilen Energien so schnell wie möglich zu lösen. Dadurch reduzieren wir die Abhängigkeit und gewinnen an Souveränität.“
„Bei der Wärmeerzeugung durch Erdgas ist eine schnelle Umstellung auf andere Energieträger nicht so einfach möglich wie bei der Stromerzeugung. Wir sollten der Bevölkerung aber heute klar sagen, dass Öl- und Gasheizungen keine Zukunft haben. Neue Heizungen sollten mit Wärmepumpen gebaut werden. Diesel- und Benzinautos haben übrigens auch keine Zukunft, und jeder, der sich heute noch ein Auto mit Verbrenner kauft, sollte sich darüber im Klaren sein, dass dieses Auto in ein paar Jahren keinen Wiederverkaufswert mehr hat.“
Auf die Frage, ob es sinnvoll sein kann, den Kohleausstieg vorübergehend zu verlangsamen, um den Gasbedarf für den kommenden Winter zu reduzieren:
„Steinkohlekraftwerke sind sehr flexibel einsetzbar. Wir sollten sie in Krisenzeiten nicht abschalten, sondern in der Reserve lassen. Der nächste Winter könnte kälter als der aktuelle sein und wir könnten auch weniger Windstromerzeugung haben. Die Versorgungssicherheit in Deutschland belegt weltweit einen Spitzenplatz, und das soll und muss auch so bleiben. Dabei könnten Steinkohlekraftwerke in der Reserve helfen. Solange sie nicht in Betrieb sind, erzeugen sie auch keine Emissionen und schaden damit auch nicht der Umwelt.“
„Aktuelle Zahlen zum hohen Methanschlupf in Amerika und Russland legen nahe, dass durch die höhere Klimaschädlichkeit von Methan die CO2-Äquivalente von Steinkohle und Methan ähnlich sind. Deshalb ist es für das Klima fast egal, ob wir Steinkohle oder Erdgas verbrennen. Nur Braunkohle hat nochmal deutlich höhere Emissionen, nicht nur von CO2, sondern auch von vielen anderen giftigen Stoffen.“
Auf die Frage, welche anderen CO2-armen oder -freien Energieträger oder Energiequellen die Rolle von Erdgas übernehmen könnten:
„Wasserstoff ist keine Energiequelle, sondern ein Energieträger, der umständlich aus erneuerbaren Energien oder aus Erdgas hergestellt werden muss. Aktuell gibt es weltweit keine Lieferanten, die nennenswert grünen Wasserstoff liefern könnten. Alle anderen Arten (Farben) des Wasserstoffs sind klimaschädlich und kommen deshalb nicht in Frage.“
„Die Wasserkraft ist in Deutschland und auch in den Nachbarländern fast komplett ausgebaut. Da sind keine großen Zuwächse zu erwarten. Speicherkraftwerke könnten aber flexibler eingesetzt werden und bei geringer erneuerbarer Erzeugung die Stromversorgung unterstützen. Speicherkraftwerke gibt es in der Schweiz, Österreich, Schweden und Norwegen.“
„Kernkraft ist keine Option. Wir haben den Kernenergieausstieg schon vor über 20 Jahren erstmals beschlossen und für diesen Ausstieg gibt es viele gute Gründe. Die drei verbleibenden Kernkraftwerke, die Ende 2022 abgeschaltet werden, fallen auch nicht mehr stark ins Gewicht. Neue Kernkraftwerke sind sowieso keine Option, da sie zu teuer und die Bauzeiten zu lang sind, es immer noch keine Endlager gibt und die Gefahr eines Kernkraftunfalls im dicht besiedelten Deutschland nicht verantwortbar ist.“
Auf die Frage, welche Teile der Energiewende sich am leichtesten beschleunigen ließen:
„Der Zubau von Photovoltaik (Solar) ließe sich am schnellsten beschleunigen. Dazu müsste das EEG schnellstmöglich geändert werden und die ganzen Hürden und Blockaden, die in den letzten Jahren aufgebaut wurden, müssten schnellstmöglich gestrichen werden. Mit dem Solarstrom in Verbindung mit Wärmepumpen könnte auch Erdgas zu Heizzwecken eingespart werden.“
„Der Ausbau der Windenergie an Land hängt an langen Genehmigungszeiten, die aber durch entsprechende rechtliche Vorgaben verkürzt werden könnten.“
„Der Ausbau von Wind Offshore ist zum Erliegen gekommen, da es keine Ausschreibungen der Bundesnetzagentur mehr dazu gab. Aufgrund der großen logistischen Herausforderungen dauert Wind Offshore am längsten.“
„Neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien dürfen wir den Ausbau der Energiespeicher nicht vergessen. Diese brauchen wir dringend zur Anpassung der variablen Erzeugung an den variablen Verbrauch. Batterien müssen Pumpspeichern rechtlich gleichgestellt werden und es müssen spezielle Geschäftsmodelle für Batterien geschaffen werden, um ihren Betrieb attraktiv zu machen. Zukünftig werden Batterien auch aktiv an der Frequenzregelung im Netz und an der Sicherstellung der Versorgungssicherheit beteiligt sein.“
„Trotz aller Geschichte und Tradition darf es nicht sein, dass wir Russland mit unserem Geld für Öl und Erdgas dabei unterstützen, sein Militär weiter auszubauen und damit in friedliche Staaten einzumarschieren.“
Alle: Keine Angaben erhalten.
Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden
[I] Science Media Center (2022): Wie gelingt die Energiewende? Model Driven Fact Sheet.
Prof. Dr. Claudia Kemfert
Abteilungsleiterin in der Abteilung "Energie, Verkehr und Umwelt", Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin
Prof. Dr. Manfred Fischedick
Wissenschaftlicher Geschäftsführer, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH, Wuppertal, und Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften(Schumpeter School of Business and Economics) an der Bergischen Universität Wuppertal
Prof. Dr. Michael Sterner
Leiter der Forschungsstelle Energienetze und Energiespeicher FENES, Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg
Prof. Dr. Lamia Messari-Becker
Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik, Department Architektur, Universität Siegen, und Ehemaliges Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen
Prof. Dr. Bruno Burger
Abteilung Leistungselektronik und Netztechnologien, Gruppenleiter "Neue Bauelemente und Technologien", Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme, Freiburg