Beitrag der Arbeitsgruppe II zum Sechsten Sachstandsbericht des IPCC
Am 28.02.2022 ist der zweite von insgesamt vier Reports als nächster Teil des Sechsten Sachstandsberichtes des Weltklimarates IPCC der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Der Beitrag der Arbeitsgruppe II beschäftigt sich mit Folgen, Anpassung und Verwundbarkeiten durch und an den Klimawandel.
Das Transkript können Sie hier als pdf herunterladen.
Das SMC hat die Expertinnen und Experten am Ende des Press Briefings um kurze Zusammenfassungen gebeten, die wir Ihnen nachfolgend als Statements zur Verfügung stellen möchten.
Professorin für Paläobiologie, School of Earth Sciences, Faculty of Science, University of Bristol, Vereinigtes Königreich und koordinierende Leitautorin in Kapitel 13 „Europa" des Beitrages der Arbeitsgruppe II zum 6. Sachstandsbericht des IPCC, Vereinigtes Königreich
"Für Europa ist ganz klar, dass die Auswirkungen des Klimawandels heute schon gesehen werden. Nicht in allen Regionen gleich, aber in allen Regionen gibt es Auswirkungen. Die werden schlimmer werden, wenn wir eine globale Erwärmung oberhalb von 1,5 Grad haben. Noch gibt es Möglichkeiten, wie wir uns anpassen können. Diese Möglichkeiten werden geringer werden, je wärmer es wird. Die Auswirkungen werden in vielen Bereichen von Wasser getrieben: Zu viel Wasser, zu wenig Wasser, zu viel zu einem schlechten Zeitpunkt, nicht sauberes Wasser. Und dementsprechend sind das Sachen, wo wir etwas tun können. Aber solche Sachen, solche Entscheidungen, solche Infrastrukturen werden nicht schnell gebaut. Wenn sie gebaut werden, führen sie häufig dazu, dass wir Entscheidungswege entwickeln, die sagen: Wir bauen jetzt einen Damm und der Damm wird dann unsere Lösung sein. Was passiert dann, wenn wir bald da kein Wasser mehr haben? Es ist also wirklich wichtig, dass wir uns Gedanken darüber machen, wo wir heute leben können und wo wir morgen leben können, wenn wir solche Großprojekte anfangen und uns Gedanken darüber machen. Das gilt nicht nur für Infrastruktur, das gleiche gilt für den Wald. Wir pflanzen Wälder für Hunderte von Jahren und machen uns Gedanken, wo wir aufgeben, wo wir investieren und innerhalb von Regionen, aber auch zwischen Regionen, wo wir das tun. Diese Erwärmung von 1,5 Grad ist wirklich eine starke Grenze."
Außerordentliche Professorin am Digital Society Institute, Faculty of Geo-Information Science and Earth Observation, Department of Urban and Regional Planning and Geo-Information Management, University of Twente, Niederlande und koordinierende Leitautorin in Kapitel 17 „Entscheidungsfindungsoptionen für den Umgang mit Risiko" des Beitrages der Arbeitsgruppe II zum 6. Sachstandsbericht des IPCC
"Ich würde mir wünschen, dass Städte auch vor allen Dingen in Europa, wo wir die Maßnahmen haben, wo wir die finanziellen Ressourcen haben, zu Reallaboren werden, wie mit grüner Infrastruktur, wie mit der Natur tatsächlich gelebt werden kann, dass dort kooperativ geplant wird, langfristig geplant wird, integrativ geplant wird und dann auch, kontrolliert wird, ob das, was wir geplant haben, in der Anpassung wirklich erreicht worden ist. Die oberste Prämisse ist, dass wir alles tun müssen, dass wir nicht über 1,5 Grad kommen."
Leiter des Instituts für Raumordnung und Entwicklungsplanung (IREUS), Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Universität Stuttgart und koordinierender Leitautor in Kapitel 8 „Armut, Existenzgrundlagen und nachhaltige Entwicklung" des Beitrages der Arbeitsgruppe II zum 6. Sachstandsbericht des IPCC
"Das Thema 1,5 Grad-Klimaschutz kann man gar nicht stark genug hervorheben. Aber eines ist auch klar: Ich glaube, wir werden kurz oder mittelfristig Starkregenereignisse und Hitzeereignisse nicht fundamental ändern. Das heißt, hier gilt es zügig auch die Exposition, die Verwundbarkeit durch menschliches Handeln oder auch durch gezielte Anpassung zu stärken. Es ist nicht Gott gegeben, dass bestimmte Krankenhäuser oder Behinderteneinrichtungen ungeschützt an Flüssen stehen oder dass bestimmte Bevölkerungsgruppen besonders stark, zum Beispiel dem Hitzestress ausgesetzt sind. Hier haben wir Chancen, das auch relativ zeitnah in den nächsten Dekaden deutlich zu verbessern."
Leiter der Sektion Integrative Ökophysiologie im Fachbereich Biowissenschaften, Alfred-Wegener-Institut (AWI), Bremerhaven, und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) und Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II für den 6. Sachstandsbericht des IPCC
"Der Sektor, der mich besonders bewegt und betonen: Konsequent Biodiversitätsschutz und Klimaschutz zu verbinden und die Anpassungsgrenzen der Natur bei Klimaschutzmaßnahmen und Klimaschutzzielen zu verknüpfen und letztendlich zu akzeptieren, dass es bei diesen naturwissenschaftlich und wissenschaftlich begründeten Grenzziehungen keine Kompromiss-Möglichkeiten gibt. Die Naturgesetze zu verletzen, das ist vergleichbar mit dem ständigen Überfahren von roten Ampeln. Und diese roten Ampeln kommen uns schon sehr nah."
Primärquelle
IPCC (2022): Climate Change 2022 - Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Summary for Policymakers.
Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden
[I] IPCC (2021): Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change.
[II] Sciene Media Center (2021): Report der Arbeitsgruppe I zum 6. Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC veröffentlicht. Press Briefing. Stand: 08.08.2021.
[III] Sciene Media Center (2021): Stimmen zum WG-I-Report des IPCC-Berichtes. Research in Context. Stand: 09.08.2021.
Prof. Dr. Daniela Schmidt
Professorin für Paläobiologie, School of Earth Sciences, Faculty of Science, University of Bristol, Vereinigtes Königreich und koordinierende Leitautorin in Kapitel 13 „Europa" des Beitrages der Arbeitsgruppe II zum 6. Sachstandsbericht des IPCC, Vereinigtes Königreich
Assoc. Prof. Dr. Diana Reckien
Außerordentliche Professorin am Digital Society Institute, Faculty of Geo-Information Science and Earth Observation, Department of Urban and Regional Planning and Geo-Information Management, University of Twente, Niederlande und koordinierende Leitautorin in Kapitel 17 „Entscheidungsfindungsoptionen für den Umgang mit Risiko" des Beitrages der Arbeitsgruppe II zum 6. Sachstandsbericht des IPCC
Prof. Dr. Jörn Birkmann
Leiter des Instituts für Raumordnung und Entwicklungsplanung (IREUS), Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Universität Stuttgart und koordinierender Leitautor in Kapitel 8 „Armut, Existenzgrundlagen und nachhaltige Entwicklung" des Beitrages der Arbeitsgruppe II zum 6. Sachstandsbericht des IPCC
Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner
Leiter der Sektion Integrative Ökophysiologie im Fachbereich Biowissenschaften, Alfred-Wegener-Institut (AWI), Bremerhaven, und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) und Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II für den 6. Sachstandsbericht des IPCC