Klimawandel: Bis wann muss die Politik handeln?
Bis zu welchem Jahr müssen Klimaschutzmaßnahmen wirksam sein, um die Klimaziele noch zu erreichen? Forscher aus Oxford und Utrecht haben berechnet, dass die Menschheit bis spätestens 2035 effektive Maßnahmen zur Senkung des CO2-Ausstoßes ergreifen muss, um das Zwei-Grad-Ziel noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 67 Prozent zu erreichen. Will die Menschheit dagegen sichergehen und das Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent erreichen, liegt der Point-of-No-Return schon im Jahr 2022. Für das 1,5-Grad-Ziel ist sie dann bereits verstrichen. Auch wenn bis zum Jahr 2035 scheinbar noch viel Zeit ist, weisen die Autoren darauf hin, dass noch erhebliche politische und ökonomischen Veränderungen notwendig sind, die einen langen Vorlauf benötigen dürften. Die Ergebnisse erschienen am 30.08.2018 im Fachjournal „Earth System Dynamics“ (siehe *Primärquelle).
Vizepräsident, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH, Wuppertal
„Die Ergebnisse der Studie sind grundsätzlich im Einklang mit ähnlichen Untersuchungen, die in der Vergangenheit durchgeführt wurden. Von zentraler Bedeutung ist methodisch unter anderem die Fokussierung auf noch zulässige Emissionsbudgets für den Betrachtungszeitraum und nicht Emissionen in einem Zieljahr. Für den Klimawandel ist die Gesamtmenge der Emissionen relevant, das heißt dass eine abwartende Haltung bei der Emissionsminderung heute nur durch eine deutlich schnellere Rückführung der Emissionen in der Zukunft ‚erkauft‘ werden kann.“
„Die Studie variiert auf Seiten der Klimaschutzmaßnahmen primär die Ausbaugeschwindigkeit erneuerbarer Energien. Wünschenswert wäre gewesen, ähnliche Sensitivitätsbetrachtungen auch in Bezug auf das zweite zentrale Strategieelement für den Klimaschutz zu machen: die Energieeffizienz-Steigerung.“
„Im Grunde bleibt auch bei einem Point-of-No-Return im Jahr 2035 kaum Zeit für die Politik zu warten, da Maßnahmen naturgemäß nicht aus dem Stand heraus umgesetzt werden können, sondern mehr oder weniger lange Vorbereitungs- und Planungszeiten erfordern. Schließlich ist es aufgrund des bereits genannten Kumulationseffektes wichtig, dass bei Maßnahmen, die heute ergriffen werden, geprüft wird, inwieweit sie mit den langfristigen Emissionsminderungszielen zusammenpassen und ob mit ihrer Umsetzung gegebenenfalls Gefahren der Entwicklung von Pfadabhängigkeiten entstehen, die ein späteres Erreichen der Ziele deutlich erschweren oder mit dem Risiko von ‚stranded investments‘ verbunden sind.“
Alle: Keine Angaben erhalten.
Primärquelle
Aengenheyster M et al. (2018): The point of no return for climate action: effects of climate uncertainty and risk tolerance. Earth System Dynamics; 9:1085-1095. DOI: 10.5194/esd-9-1085-2018.
Herr Prof. Dr. Manfred Fischedick
Vizepräsident, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH, Wuppertal