Wärmepumpen: Warum sie in Deutschland teuer sind – und wie sie billiger werden könnten
Verkäufe von Wärmepumen könnten dieses Jahr wieder steigen
trotz Förderung sind Wärmepumpen in Deutschland teurer als zum Beispiel in England oder Frankreich
Forschende: Zu wenig Handwerker, hohe Anforderungen, Steuern und das Förderregime tragen zu den Kosten bei und könnten geändert werden – wichtig ist dabei Erhalt stabiler Rahmenbedingungen
Der Anteil von Wärmepumpen an neu installierten Heizungen steigt seit 2021 fast durchgehend an. Auch 2023, als die Ampel-Koalition sich monatelang um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes erbittert zerstritt. Nur 2024, als der Heizungsmarkt ohnehin einbrach, blieb der Anteil der Wärmepumpenanschlüsse auf dem Niveau des Vorjahres. Sehr viel schlechter sahen in dem Jahr die Verkaufszahlen für Gasheizungen aus: Nach dem absoluten Hoch 2023 brachen die Verkäufe um knapp die Hälfte ein. Die Verkaufszahlen für das erste Halbjahr deuten darauf hin, dass sich diese Entwicklung vergleichbar fortsetzen könnte [I].
Doch obwohl der Verkauf von Gas- und Ölheizungen kräftig sinkt, der Verkauf von Wärmepumpen steigt und in diesem Jahr wieder mehr Wärmepumpen installiert werden könnten als 2022, wird das bei weitem nicht ausreichen, um bis 2030 wirklich sechs Millionen im Bestand zu haben. Das könnte auch daran liegen, dass Wärmepumpen in Deutschland besonders teuer sind [III]. Die Bundesregierung fördert ihren Einbau mit bis zu 70 Prozent des Preises und Umweltminister Carsten Schneider möchte auch daran festhalten [II]. Dennoch liegen die Preise deutlich über dem, was Hausbesitzer in europäischen Nachbarländern bezahlen müssen.
Professor of Energy and Climate Policy and Leader of the Energy Programme, Environmental Change Institute, University of Oxford
„Die höheren Kosten für den Einbau von Wärmepumpen in Deutschland im Vergleich zu Ländern wie Großbritannien oder Frankreich haben mehrere Ursachen. Ein zentraler Faktor ist der Fachkräftemangel im Heizungs- und Sanitärhandwerk: Die Zahl der Installateure, die Wärmepumpen fachgerecht planen und einbauen können, ist begrenzt, und die hohe Nachfrage treibt die Löhne sowie die Wartezeiten nach oben.“
„Hinzu kommt die komplexe Gebäudestruktur in Deutschland: Viele Bestandsgebäude sind energetisch anspruchsvoll, was häufig zusätzliche Arbeiten wie Dämmung, größere Heizkörper oder den Austausch des Speichers erfordert. In Ländern mit niedrigerem Altbauanteil oder geringeren Effizienzanforderungen sind die Installationen einfacher und damit günstiger.“
„Auch die Normen- und Genehmigungslage trägt zu den Kosten bei. Deutsche Regelwerke und Dokumentationspflichten sind im internationalen Vergleich aufwendig; das erhöht den administrativen Aufwand. Gleichzeitig gibt es weniger Standardisierung bei Geräten und Komponenten, wodurch Skaleneffekte schwerer zu erreichen sind.“
Einfluss des Förderrichtlinien auf den Preis von Wärmepumpen
„Das Förderregime selbst wirkt ambivalent: Prozentuale Förderungen – wie sie Deutschland derzeit nutzt – orientieren die Fördersumme am Investitionsvolumen. Das kann ungewollt dazu führen, dass hohe Preise nicht abgesenkt, sondern stabilisiert werden, weil Hersteller und Handwerker keine Preissenkungsmotivation haben. Länder wie das Vereinigte Königreich setzen stattdessen auf Festbetragsförderungen von zum Beispiel pauschal 7500 britischen Pfund, die den Preisdruck erhöhen und für Verbraucher leichter nachvollziehbar sind.“
Mögliche Preissenkungen durch veränderte Förderrichtlinien
„Eine Reform des deutschen Fördermodells könnte daher in Richtung einfacher, pauschaler Zuschüsse gehen, kombiniert mit gezielten Qualifizierungsprogrammen für Handwerker und einer Vereinfachung technischer Vorgaben.“
„Langfristig können sinkende Produktionskosten, standardisierte Systeme und der Ausbau der Installationskapazitäten die Preise auch in Deutschland senken. Dafür braucht es aber Stabilität in der Förderung und eine klare Kommunikation, damit Haushalte und Unternehmen planen können, ohne durch politische Unsicherheiten verunsichert zu werden.“
Wissenschaftlicher Geschäftsführer und Vorstandsmitglied, Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu)
„Wärmepumpen sind in Deutschland teurer als in einigen anderen europäischen Ländern. Dies liegt an einem Mix aus Gründen: Das Lohnniveau im Handwerk und die Mehrwertsteuer sind höher, die Qualitäts- und Komfortansprüche der Deutschen ebenso, und im Schnitt werden Wärmepumpen – zumindest im Vergleich zu Dänemark und den Niederlanden – leistungsstärker ausgelegt. Durch die prozentuale Förderung sind die Anreize zudem geringer, die Investitionen zu senken.“
Branche stellt sich auf Wärmepumpen ein
„Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass wir in einer Zeit des Umbruchs sind. In den vergangenen drei Jahren wurden tausende Fachhandwerker geschult. Das heißt: Erst jetzt ist die Wärmepumpe im Alltag aller Heizungsinstallateure angekommen. Die Hersteller entwickeln neue, maßgeschneiderte Technologielösungen und Installationspakete, die den Einbau einer Wärmepumpe in Zukunft beschleunigen.“
Mögliche Preissenkungen durch veränderte Förderrichtlinien
„Wichtig ist vor allem, Klarheit zu schaffen und eine ruhige Hand zu bewahren. Das bedeutet: eine Vereinfachung, aber keine Abschaffung der Heizungsparagrafen im Gebäudeenergiegesetz. Klar muss sein, dass wir uns von Heizkesseln mit fossilen Brennstoffen verabschieden müssen – auch aus Kostengründen. Eine ruhige Hand bedeutet auch: die jetzige Förderung im Grundsatz beibehalten, aber mit genügend Vorankündigung weiter vereinfachen und sozialer und dynamischer ausgestalten. Ein allmähliches Abschmelzen der Förderhöchstgrenze kurbelt die Kostenreduktion an. Und schließlich sollten die Stromsteuer und die Netzentgelte für Wärmepumpenkunden abgesenkt werden, wie im Koalitionsvertrag ursprünglich angekündigt. Das würde die Wärmepumpe dauerhaft noch konkurrenzfähiger machen und den Förderbedarf senken.“
Leiter des Geschäftsfelds Klimaneutrale Gebäude, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung, Karlsruhe
„Die hohen Kosten für den Einbau von Wärmepumpen in Deutschland haben mehrere Ursachen: Neben höheren Lohnkosten spielen strengere technische und baurechtliche Vorgaben eine Rolle, die häufig den Einsatz mehrerer Gewerke erfordern und den Aufwand erhöhen. Hinzu kommen unterschiedliche steuerliche Rahmenbedingungen im Vergleich zu Ländern wie Frankreich oder Großbritannien, wo Genehmigungs- und Installationsprozesse oft einfacher sind. Auch die Fragmentierung des Marktes ist eine Herausforderung: Es gibt sehr viele kleine Betriebe und die Standardisierung der Abläufe sowie vorkonfigurierte Systemlösungen bei größeren Anbietern haben sich erst in den vergangenen Jahren entwickelt.“
Einfluss des Förderrichtlinien auf den Preis von Wärmepumpen
„Auch die vergleichsweise großzügige Förderung wirkt in gewissem Maße preistreibend. Allerdings ist diese gedeckelt: Für die erste Wohneinheit auf 30.000 Euro, für die zweite bis sechste jeweils 15.000 Euro und ab der siebten jeweils 8.000 Euro. Die Förderquote beträgt dabei bis zu 55 oder 70 Prozent. Viele Angebote bewegen sich daher um diesen Bereich. Nach Abzug der Förderung liegen die effektiven Kosten für Haushalte jedoch meist im internationalen Vergleich, wodurch ein gewisser Ausgleich der Rahmenbedingungen geschaffen wird.“
Mögliche Preissenkungen durch veränderte Förderrichtlinien
„Anstatt die Förderlogik grundlegend zu ändern, sollte die Bundesregierung eher die Rahmenbedingungen verbessern – etwa durch Maßnahmen zur Dämpfung der Lohnkosten, einer Ausbildungsoffensive, die Vereinfachung technischer Anforderungen und eine planbarere Umsetzung. Auch ein klares Bekenntnis zur Verstetigung der Fördermittel kann eine Verunsicherung im Markt vermeiden und so Nachfragespitzen und damit auch Preisspitzen dämpfen.“
Gruppenleiterin Wärmewende und Effizienz, Öko-Institut e.V., Freiburg
Einfluss des Förderrichtlinien auf den Preis von Wärmepumpen und mögliche Änderung
„Wärmepumpen sind in Deutschland derzeit teurer als im internationalen Vergleich. Dafür gibt es mehrere Gründe. Ein Faktor ist die Förderung: Die Zuschüsse werden in Deutschland prozentual gewährt, was trotz Obergrenzen für förderfähige Kosten dazu führen kann, dass sich Preise im Markt an den maximal förderfähigen Rahmen anlehnen und Kostensenkungsanreize begrenzt bleiben. Eine Weiterentwicklung hin zu festen Zuschussbeträgen könnte hier Abhilfe schaffen. Wichtig bleibt, die Förderung sozial zu staffeln, damit öffentliche Mittel gezielt dort ankommen, wo sie Investitionen tatsächlich ermöglichen.“
„Zudem sind die Lohn- und Arbeitskosten im Handwerk in Deutschland höher als in vielen europäischen Nachbarländern, und es besteht ein Fachkräftemangel, der die Preise zusätzlich treibt. Gleichzeitig werden in Deutschland in der Regel hohe Qualitäts- und Effizienzstandards umgesetzt, was die Investitionen verteuert, aber auch für zuverlässige und langlebige Anlagen sorgt.“
Höhere Gaspreise könnten Wärmepumpe wirtschaftlicher machen und Förderung reduzieren
„Die Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpen lässt sich strukturell verbessern, wenn das Verhältnis von Strom- zu Gaspreisen angepasst wird. So müssten Investitionen nicht länger gegen ein ungünstiges Preisverhältnis angefördert werden. Maßnahmen, wie die Abschaffung der Gasspeicherumlage, wirken jedoch in die entgegengesetzte Richtung, weil sie Gas im Verhältnis zu Strom günstiger machen und damit die Anreize zur Elektrifizierung abschwächen.“
Lehrstuhl für Gebäude- und Raumklimatechnik, E.ON Energy Research Center, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH)
„Es gibt noch weitere Punkte für die hohen Preise von Wärmepumpen in Deutschland: Geräuscharme Wärmepumpen sind deutlich teuer in der Herstellung. Allerdings wird damit die Akzeptanz von Wärmepumpen langfristig gesichert, da die Geräte in Wohngebieten aufgestellt werden müssen.“
Technischer Aufwand für Wärmepumpen mit hohen Vorlauftemperaturen machen diese teuer
„Bei geringen Außentemperaturen brauchen die Wärmepumpen hohe Vorlauftemperaturen. Diese müssen sie erreichen, ohne die übermäßige Nutzung eines elektrischen Heizstabes, auch in einem Bestandsgebäude. Wenn doch zusätzliche Heizleistung nötig ist, können mehrstufig zuschaltbare elektrische Heizstäbe die elektrische Direktheizung an die Leistung der Wärmepumpe anpassen. So werden geringe Stromkosten sichergestellt, allerdings wird der technische Aufwand durch zusätzliche Bauteile und Steuerungen größer und die Anlage damit erst einmal teurer – auch wenn sie im Betrieb Geld spart.“
Spezielle Strompreise für Wärmepumpe können langfristig Förderung reduzieren
„Für eine sinnvolle Förderung kommen mehrere Stellschrauben in Frage: Zum einen sollte es günstige Wärmepumpenstromtarife in allen Versorgungsgebieten geben, damit die Betriebskosten sinken. Zum anderen braucht es auch ein langfristiges Förderprogramm über mindestens fünf Jahre mit abschmelzenden Fördersummen – immer verbunden mit Qualitätskriterien wie zum Beispiel einem minimalen Seasonal Coefficient of Performance (SCOP) und einer minimalen Akustik. Zudem sollte der Zugang der Hersteller zu den Förderprogrammen einfacher sein und keine aufwendige Antragstellung durch Endkunden erfordern, das würde die Kaufschwelle senken. Wichtig ist, dass es keinen Einbruch beim Ausbau der Wärmepumpen gibt.“
Förderung für Wärmepumpen in Mietshäusern wäre besonders sinnvoll
„Schließlich wäre es sinnvoll, wenn Wärmepumpen in vermieteten Mehrfamilienhäusern besser gefördert würden: Dabei sollte keine Belastung für den Eigentümer entstehen, aber gleichzeitig sollten die Mieter durch geringere Wärmekosten entlastet werden, denn hier wohnen mehr einkommensschwache Nutzer als in den Einfamilienhäusern.“
„Ich bin wissenschaftlicher Geschäftsführer des ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Das ifeu ist in vom Bund beauftragte wissenschaftliche Projekte zur Evaluation der Bundesförderung effizienter Gebäude und zur Umsetzung der europäischen Gebäuderichtlinie eingebunden. Die Zitate spiegeln meine persönliche Auffassung wider.“
Alle anderen: Keine Angaben erhalten
Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden
[I] Open Energy Tracker (2025): Erneuerbare Wärme.
[II] Tagesschau (09.11.2025): Heizungstausch soll weiter gefördert werden.
[III] Vering H et al (2025): Analyse der Endkundenpreise für Luft-Wasser-Wärmepumpen im Vergleich: Deutschland - Vereinigtes Königreich. Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen.
Prof. Jan Rosenow, Ph.D.
Professor of Energy and Climate Policy and Leader of the Energy Programme, Environmental Change Institute, University of Oxford
Prof. Dr. Martin Pehnt
Wissenschaftlicher Geschäftsführer und Vorstandsmitglied, Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu)
Angaben zu möglichen Interessenkonflikten
„Ich bin wissenschaftlicher Geschäftsführer des ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Das ifeu ist in vom Bund beauftragte wissenschaftliche Projekte zur Evaluation der Bundesförderung effizienter Gebäude und zur Umsetzung der europäischen Gebäuderichtlinie eingebunden. Die Zitate spiegeln meine persönliche Auffassung wider.“
Dr. Markus Fritz
Leiter des Geschäftsfelds Klimaneutrale Gebäude, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung, Karlsruhe
Dr. Sibylle Braungardt
Gruppenleiterin Wärmewende und Effizienz, Öko-Institut e.V., Freiburg
Prof. Dr. Dirk Müller
Lehrstuhl für Gebäude- und Raumklimatechnik, E.ON Energy Research Center, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH)