Medizin & Lebenswissenschaften

30. März 2022

SMC Corona Report

Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.

Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.

Überblick

  • Die aktuelle Lage
  • Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern
  • Fallzahlen auf den Intensivstationen
  • Fallzahlen in den Altersgruppen
  • Fälle nach Meldedatum
  • Auffällige Kreise
  • Die Datenbasis
  • Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Die aktuelle Lage

  • “Lineares Wachstum” deutet auf Nebendiagnose COVID-19 hin
  • Weiterhin exponentielle Zusammenhänge bei schweren Erkrankungen
  • Hinweise auf Rückgang der Inzidenz

In der aktuellen Folge des Coronavirus-Update von NDR Info spricht Christian Drosten von einem “relativ linearen Anstieg der Krankenhausaufnahmen”. In diesem Report (zum Beispiel im Report vom 22.07.2021) wurde regelmäßig darauf hingewiesen, dass eine Entkopplung der Infektionszahlen von den Krankenhausaufnahmen oder Todeszahlen aufgrund von Impfungen oder Virusvarianten nicht dazu führt, dass der exponentielle Zusammenhang aufgelöst wird. Vielmehr ändert sich der Faktor zwischen den Maßzahlen, sodass ein kleinerer Teil der Infizierten von schwereren Krankheitsverläufen betroffen ist. Ein linearer Anstieg der Krankenhauseinweisungen ist also nicht zu erwarten. Trotzdem steigt die Hospitalisierungsinzidenz aktuell vergleichsweise langsam und nicht so wie man es erwarten würde, wenn ein Zusammenhang zwischender exponentielle wachsenden Inzidenz und Hospitalisierungsinzidenz besteht. Die Verschiebung der Infektionen hin zur älteren Bevölkerung kann dabei nicht der Grund sein, da diese grundsätzlich ein höheres Hospitalisierungsrisiko aufweisen und das Wachstum der Hospitalisierungsinzidenz im Vergleich zur Infektionsinzidenz sogar noch beschleunigen müsste.

Eine plausible Erklärung liefert ein Blick auf die Meldeinzidenz: Auch wenn sie im Februar und März höher lag als jemals in der Pandemie zuvor, war das prozentuale Wachstum, welches ein exponentielles Wachstum ausmacht, insgesamt nicht hoch. Die Inzidenz schwankte in diesem Zeitraum zwischen 1200 und 2000, was weniger als einen Verdopplungsschritt ausmacht. Auf einer so kleinen prozentualen Skala liegt der Unterschied zwischen linearem und exponentiellem Wachstum nicht so weit auseinander. Bei den Fällen, die nicht wegen, sondern mit einer Sars-CoV-2-Infektion im Krankenhaus liegen, kommt noch dazu, dass die Altersgruppen, die zuletzt eine hohe Inzidenz aufwiesen, im Krankenhaus eher unterrepräsentiert sind, wie der Report vom 17.03. erläutert.

Während auf den Normalstationen aktuell kein starker Anstieg verzeichnet wird, sieht die Lage bei den Erstaufnahmen auf den Intensivstationen anders aus. Hier steigen die Zahlen deutlicher.

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Betrachtet man das prozentuale Wachstum, fällt auch hier wieder der weiterhin ungebrochene Zusammenhang zwischen den Fallzahlen auf den Intensivstationen und dem Inzidenzwachstum in der Altersgruppe ab 60 Jahren auf. In diesem Report wird regelmäßig die gesamte Bettenbelegung der COVID-19-Fälle auf der Intensivstation betrachtet, der Zusammenhang gilt aber auch für die Erstaufnahmen, wie die folgende Grafik zeigt.

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Insgesamt gibt es aktuell Hinweise darauf, dass das Infektionsgeschehen leicht nachlässt. Die minimal gesunkene Testpositivrate trotz Verringerung der Zahl der durchgeführten Tests in der vergangenen Woche deutet genauso darauf hin wie die leicht sinkenden Inzidenzen. Auch in den oberen Altersgruppen geht das Wachstum zurück und der Nowcast der Hospitalisierungsinzidenz weist ebenfalls leicht nach unten.

Die Lockerungen am kommenden Wochenende können den Trend der leicht sinkenden Inzidenzen durchaus wieder umkehren. Dass einem erneuten Inzidenzwachstum in den unteren und mittleren Altersgruppen Grenzen gesetzt sind, wurde im Report der Vorwoche ausführlich besprochen.

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Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern

Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Es deutet sich ein Rückgang der Inzidenz an.

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Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Wachstum in der Altersgruppe ab 60 Jahren ist weiterhin größer als das Gesamtwachstum. Der Rückgang des Wachstums kann von den Lockerungen am Wochenende aufgehalten werden.

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Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 25.03.2022 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. Der Trend in den Bundesländern ist nicht einheitlich.

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Fallzahlen auf den Intensivstationen

Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen liegt bisher in diesem Jahr auf gleichem Niveau.

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Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.

Die Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten wächst nicht.

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Der Trend der Belegung auf den Intensivstationen ist uneinheitlich.

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Schaut man sich nach Bundesländern an, wie die Intensivstationen ausgelastet sind, lag im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau. Während Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichten, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. Die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. In allen Bundesländern liegt die durch COVID-19-Fälle verursachte Auslastung der Intensivbetten unter 20 Prozent.

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Fallzahlen in den Altersgruppen

Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.

Das Inzidenzwachstum ist insbesondere in den oberen Altersgruppen positiv. Durch den früheren Veröffentlichungstermin dieses Reports kann es in dieser Woche noch größere Mengen an Nachmeldungen geben.

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Die Testpositivrate ist leicht gesunken, obwohl die Zahl der durchgeführten Tests ebenfalls zurückging.

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Fälle nach Meldedatum

Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.

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Auffällige Kreise

Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.

Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 27.03.2022 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 20.03.2022 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.

Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.

LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
SK Braunschweig803.31255.12262.23534.7
SK Frankfurt am Main513.91787.7470.71637.7
SK Bochum413.0899.4793.21727.5
LK Wolfenbüttel378.1570.32217.73344.5
LK Main-Kinzig-Kreis355.91125.0590.71867.5
LK Minden-Lübbecke344.61165.1777.42628.7
SK Magdeburg324.6556.0963.61650.7
LK Cuxhaven313.7744.71104.52621.9
LK Landsberg a.Lech297.9591.91722.83423.4
SK Berlin Pankow234.7986.3401.31686.6
LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
SK Braunschweig803.31255.12262.23534.7
LK Wolfenbüttel378.1570.32217.73344.5
LK Wittmund147.4218.71798.42668.0
LK Landsberg a.Lech297.9591.91722.83423.4
LK Kusel142.0343.31417.93427.7
LK Uelzen181.6307.61373.12325.9
LK Cuxhaven313.7744.71104.52621.9
SK Magdeburg324.6556.0963.61650.7
SK Bremerhaven155.3347.7957.22143.4
LK Leer201.9717.4824.02928.6

Die Datenbasis

Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.

Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.

Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.

Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.

Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.

Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.

Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.

Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.

Ihre Ansprechpartner in Redaktion und SMC Lab

Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.

Lars Koppers, Datenwissenschaftler

Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien

Telefon: +49 221 8888 25-0
E-Mail: redaktion@sciencemediacenter.de