Medizin & Lebenswissenschaften

18. November 2021

SMC Corona Report

Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.

Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.

Überblick

  • Die aktuelle Lage
  • Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern
  • Fallzahlen auf den Intensivstationen
  • Fallzahlen in den Altersgruppen
  • Fälle nach Meldedatum
  • Auffällige Kreise
  • Die Datenbasis
  • Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Die aktuelle Lage

  • Neue Höchststände auf den Intensivstationen vermutlich nicht mehr abzuwenden
  • Reduktion der Infektionszahlen von Ungeimpften wahrscheinlich nicht ausreichend
  • Zahl der durchgeführten Impfungen steigt

Mit aktuell 3412 mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten und einem wöchentlichen Wachstum von über 20 Prozent steuert Deutschland auf einen neuen Höchststand in zwei bis drei Wochen zu. Da das Wachstum der Inzidenzen in den Altersgruppen ab 60 Jahren zuletzt deutlich höher war, ist diese Entwicklung vermutlich nicht mehr zu stoppen. In Thüringen, Bayern und Sachsen sind bereits mehr als 27 Prozent der Intensivkapazitäten mit COVID-19-Fällen ausgelastet, wie eine neue Grafik in diesem Report zeigt.

Auf der heutigen Konferenz der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten sollen weitere Maßnahmen beschlossen werden, die das Pandemiegeschehen beschränken sollen. Dabei stehen insbesondere Maßnahmen im Mittelpunkt, die Infektionen bei Ungeimpften verhindern sollen, da diese einen überproportional großen Anteil am Pandemiegeschehen ausmachen. Dass dies alleine vermutlich nicht ausreicht, zeigt ein Extra-Report. Bei der aktuellen Entwicklung auf den Intensivstationen muss auch das Wachstum bei der Zahl der intensivpflichtigen vollständig geimpften CIVID-19-Fälle gebrochen werden. Ob hier der geminderte Infektionsdruck durch Maßnahmen gegen Infektionen bei Ungeimpften ausreicht, bleibt fraglich.

Boosterimpfungen in den oberen Altersgruppen können grundsätzlich dazu beitragen, die Zahl der Intensivfälle bei den Geimpften zu reduzieren. Mit aktuell etwa 200 000 Auffrischimpfungen am Tag wird dieser Effekt aber erst spät relevant, sodass kurzfristig andere Maßnahmen notwendig sind. Um bis Weihnachten 50 Prozent der Bevölkerung mit Auffrischimpfungen zu versorgen, müssten bei der aktuellen Auffrischimpfquote von 5,7 Prozent müssten bei einer 6-Tage-Woche jeden Tag 1,5 Prozent der Bevölkerung, also rund 1,2 Millionen Personen geimpft werden. Diese Größenordnung wurde bisher auch im Sommer bei geöffneten Impfzentren nicht erreicht. Sollen nur 50 Prozent der vollständig geimpften Bevölkerung bis Weihnachten geimpft werden, reduziert sich die Zahl auf grob 800 000 Impfungen pro Tag, eine Zahl, von der wir aktuell weit entfernt sind und die nur kurzzeitig im Sommer erreicht wurde. Die aktuelle Impfgeschwindigkeit auf eine 6-Tage-Woche gerechnet würde etwa 233 000 Auffrischimpfungen am Tag bedeuten. Die Zahl der täglich durchgeführten Erstimpfungen ist nur leicht gestiegen, hier werden täglich fast 45 000 neue Impfungen durchgeführt. Dies verändert die Gesamtimpfquote nicht nennenswert.

Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern

Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenzen steigen weiterhin stark.

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Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Wachstum hat sich wieder etwas verlangsamt, liegt aber weiterhin auf einem Niveau, das nicht lange tragbar ist.

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Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 13.11.2021 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. In allen Bundesländern steigen die Inzidenzen.

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Fallzahlen auf den Intensivstationen

Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen steigt.

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Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.

Das Wachstum bei den mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Intensivstationen liegt weiterhin bei über 20 Prozent pro Woche.

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Das Wachstum der Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Intensivstationen verläuft unterschiedlich schnell. Da erste Bundesländer bereits an ihre Belastungsgrenze kommen, kann das Wachstum in Bundesländern mit geringerer Inzidenz sogar höher ausfallen, als die epidemiologische Lage es vermuten lässt, da Fälle aus anderen Bundesländern aufgenommen werden müssen.

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Betrachtet man die Auslastung der Intensivstationen nach Bundesland, so stellt man fest, dass im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau lag. Während in Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichte, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. Aktuell nähern sich insbesondere Thüringen, Bayern und Sachsen der 30-Prozent-Marke. Besonders Bayern ist dabei ein Problem für das Gesamtsystem, da die absoluten Zahlen hier viel größer sind als im vergleichsweise bevölkerungsarmen Thüringen. Kleine Bundesländer wie Schleswig-Holstein, die noch niedrige relative Anteile aufweisen, wären mit dem aktuellen Zuwachs von Bayern schon nach wenigen Tagen überlastet.

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Fallzahlen in den Altersgruppen

Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.

Die Inzidenz steigt in allen Altersgruppen stark. In den Altersgruppen ab 20 Jahren ist das Wachstum vergleichbar, bei den ab 80-Jährigen wächst die Inzidenz etwas langsamer.

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Die Inzidenz steigt weiter in allen Altersgruppen. Bei der besonders hohen Inzidenz bei den 5- bis 14-Jährigen muss zum einen die hohe Zahl der durchgeführten PCR-Tests berücksichtigt werden. Andererseits ist auch die Testpositivrate besonders hoch, was entweder auf eine besonders gute Vorauswahl durch Schnell- und Selbsttests oder aber auf eine besonders hohe Dunkelziffer hindeutet.

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Fälle nach Meldedatum

Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.

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Auffällige Kreise

Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.

Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 15.11.2021 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 8.11.2021 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.

Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.

LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
SK München644.11019.9303.8481.0
LK Bautzen216.3563.4505.01315.7
LK Leipzig207.6369.6562.91002.2
LK Meißen198.1449.0573.81300.3
LK Sächsische Schweiz-Osterzgebirge188.9501.0538.31428.0
LK Erzgebirgskreis181.9423.0380.0884.0
SK Leipzig158.6390.3187.1460.6
SK Nürnberg142.4352.0192.3475.3
LK Zwickau139.7396.3310.4880.6
SK Dresden134.0647.1168.5813.6
LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
LK Meißen198.1449.0573.81300.3
LK Leipzig207.6369.6562.91002.2
LK Sächsische Schweiz-Osterzgebirge188.9501.0538.31428.0
LK Bautzen216.3563.4505.01315.7
LK Rottal-Inn82.7223.9476.51289.7
LK Oberspreewald-Lausitz71.1133.6455.3854.9
LK Freyung-Grafenau50.3122.3449.21092.4
LK Passau121.1322.3440.21171.0
LK Weißenburg-Gunzenhausen57.1108.0422.2798.0
LK Vogtlandkreis132.0249.0408.8771.2

Die Datenbasis

Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.

Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.

Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.

Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.

Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.

Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.

Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.

Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.

Ihre Ansprechpartner in Redaktion und SMC Lab

Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.

Lars Koppers, Gastwissenschaftler am SMC Lab

Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien

Marleen Halbach, Redaktionsleiterin

Telefon: +49 221 8888 25-0
E-Mail: redaktion@sciencemediacenter.de