Schneller Test auf Antibiotika-Resistenzen bei Bakterien
Ein neuer Test könnte bei Blasenentzündungen schnell Aufschluss darüber geben, ob die verantwortlichen Bakterien resistent gegen bestimmte Antibiotika sind oder nicht. Nach 30 Minuten könnte der behandelnde Arzt mithilfe dieses Tests wissen, welches Antibiotikum er verordnen kann – also welches wirksam ist und welches nicht. Das Verfahren könnte somit auch unwirksamen, also überflüssigen Behandlungen mit Antibiotika entgegenwirken. Zur Resistenztestung wird lediglich eine Urinprobe des Patienten benötigt.
Leiter des Instituts für Mikrobiologie und Hygiene, Universität Regensburg
„Die Studie ist aus meiner Sicht hochinteressant und bietet substanziell neue Möglichkeiten.“
„Zunehmende Antibiotikaresistenzen sind eines der größten Gesundheitsprobleme weltweit, und wie von der WHO kalkuliert könnten im Jahr 2050 pro Jahr zehn Millionen Todesfälle weltweit durch nicht mehr adäquat behandelbare Infektionen auftreten – wenn nicht durchgreifende Maßnahmen erfolgreich sind.“
„Neben der Neuentwicklung von Antibiotika, der Verbesserung von Hygienemaßnahmen und der Entwicklung neuer Impfungen, ist der rationalere Einsatz von Antibiotika im Rahmen von sogenannten Antibiotic Stewardship (ABS) (Strategien zum rationalen Einsatz von Antiinfektiva; Anm. d. Red.) von essentieller Bedeutung, um dieser wirklich bedrohlichen Entwicklung entgegenzuwirken. Insbesondere ist eine schnelle und korrekte Therapieentscheidung vor Einsatz von Antibiotika entscheidend.“
„Schoepp und Kollegen stellen in einer sehr sorgfältigen, technisch anspruchsvollen Studie ein neues Verfahren vor, dass nach sehr kurzer Zeit (30 Minuten) bei einer der häufigsten Infektionen, der Harnwegsinfektion, korrekte Resistenzanalysen für Escherichia coli Bakterien liefern kann.“
„Hierbei wird nach sehr kurzer Inkubation (15 Minuten) (Anzüchtung in einem Wärmeschrank; Anm. d. Red.) der Bakterien in einem sehr schnellen und hochpräzisen Gennachweisverfahren, der sogenannten digitalen isothermen Amplifikation, anhand der Genmenge die Bakterienvermehrung unter Antibiotika versus Kontrollen analysiert.“
„Das Verfahren überzeugt durch Schnelligkeit, Präzision und die Möglichkeit der Testung direkt aus dem Urin der Patienten.“
„Wenn sich das Verfahren in größer angelegten Studien – bisher wurden nur 51 Urinproben von Patienten untersucht – bestätigt und im Normallabor durch zum Beispiel kommerzielle Testkits durchführen lässt, wäre eine deutliche Verbesserung der Antibiotikaverschreibung in der Praxis möglich. Sehr wichtig ist allerdings auch eine schnelle Informationsübermittlung an den verschreibenden Arzt, noch während der Patient anwesend ist.“
„Die verlässliche und schnelle Information, dass ‚ältere’ Antibiotika noch wirken, kann dem zu häufigen Einsatz neuerer und Reserveantibiotika entgegenwirken.“
„Das Verfahren hat bei ausreichend hoher Keimzahl im Patientenmaterial und Optimierung (noch viel Arbeit erforderlich!) für verschiedene Keime, Antibiotika und Proben (Blut, Liquor, Punktate) großes Potenzial für einen breiten Einsatz in der Infektionsdiagnostik.“
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Primärquelle
Schoepp NG et al. (2017): Rapid pathogen-specific phenotypic antibiotic susceptibility testing using digital LAMP quantification in clinical samples. Science Translational Medicine; Vol. 9, Issue 410, eaal3693. DOI: 10.1126/scitranslmed.aal3693.
Weiterführende Recherchequellen
Science Media Center Germany (2017): Auslöser für wiederkehrende Blasenentzündungen gefunden. Research in Context.
Prof. Dr. Dr. André Gessner
Leiter des Instituts für Mikrobiologie und Hygiene, Universität Regensburg