Mögliche Nebenwirkungen und Impfempfehlungen für AstraZeneca-Impfstoff in Deutschland und in der EU
Der COVID-19-Impfstoff AZD1222 vom britisch-schwedischen Hersteller AstraZeneca – neuerdings Vaxzevria genannt – steht im Verdacht, sehr selten Thrombosen zusammen mit einem Mangel an Blutplättchen als unerwünschte Nebenwirkung auszulösen. In Deutschland sind bisher vor allem jüngere Frauen davon betroffen. Am 01.04.2021 veröffentlichte die Ständige Impfkommission (STIKO) einen Beschlussentwurf, in dem sie die Impfung mit diesem Vakzin deshalb nur noch für Menschen über 60 Jahre empfiehlt. Personen, die bereits eine Erstimpfung mit dem Impfstoff erhalten haben, sollen als zweite Dosis einen der zugelassenen RNA-Impfstoffe erhalten [I]. Eine ausführliche wissenschaftliche Begründung dieser Entscheidung wird in diesen Tagen zeitnah nach Ostern erwartet. Zuvor berichtete das Paul-Ehrlich-Institut zuletzt am Montag, 29.03.2021, insgesamt von 31 Fällen von Sinusthrombosen, die im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung aufgetreten sind.
Neben Deutschland haben auch weitere Länder der EU die Nutzung des Impfstoffes eingeschränkt – so zum Beispiel Frankreich oder die Niederlande. Andere impfen jedoch in allen Altersgruppen weiter mit AZD1222, wie Österreich. Heute beginnend tagt bis einschließlich Freitag das für die Bewertung und Sicherheit von Humanarzneimitteln zuständige Pharmakovigilance Risk Assessement Committee (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) turnusmäßig. Fachleute erwarten dabei auch eine weitere Einordnung der Sicherheitssignale zum AstraZeneca-Impfstoff. Laut einem aktuellen Bericht der britischen Behörde MHRA – Medicines and Health Care Regulatory Agency seien im Vereinigten Königreich bis zum 24.03.2021 einschließlich 22 Fälle der seltenen Sinusthrombose und acht weitere Thrombosefälle zusammen mit einem Mangel an Blutplättchen aufgefallen, bei über 18 Millionen Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff [II]. Die dortigen Gremien kamen bisher zu dem Schluss, dass der Nutzen der Schutzimpfung vor Infektionen das seltene Thromboserisiko für alle Altersgruppen weiterhin überwiegt, und beschränkten die Impfempfehlungen nicht. Ein weiterer Bericht wird für diese Woche erwartet. Die Ergebnisse aus dem Vereinigten Königreich sind auch deshalb wichtig, weil die große Menge an verimpften Dosen und das Monitoring-System über sogenannte „Yellow Cards“ eine umfangreiche Datengrundlage zur Analyse bietet.
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Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden
[I] Ständige Impfkommission (01.04.2021): Beschluss der STIKO zur 4. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehörige wissenschaftliche Begründung.
[II] Medicines and Healthcare products Regulatory Agency (01.04.2021): Coronavirus vaccine - weekly summary of Yellow Card reporting.
[III] Science Media Center (30.03.2021): Mechanismus zur Entstehung von Thrombosen nach Impfung gefunden? Research in Context.
Prof. Dr. Christian Bogdan
Direktor des Mikrobiologischen Instituts - Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, Universitätsklinikum Erlangen, und Mitglied der Ständigen Impfkommission
Angaben zu möglichen Interessenkonflikten
Es wurden keine Interessenkonflikte abgefragt.
PD Dr. Robert Klamroth
Chefarzt der Klinik für Innere Medizin - Angiologie und Hämostaseologie Zentrum für Gefäßmedizin, Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Berlin, und stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH)
Angaben zu möglichen Interessenkonflikten
Es wurden keine Interessenkonflikte abgefragt.
Dr. Marianne Röbl-Mathieu
Niedergelassene Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in München, und Mitglied der Ständigen Impfkommission
Angaben zu möglichen Interessenkonflikten
Es wurden keine Interessenkonflikte abgefragt.