Ostsee-Konferenz: Wenig Fische, Kriegsmunition und Klimawandel
Gesandte der acht Ostseestaaten kommen am Freitag in Litauen zusammen
langjährige Überfischung, Klimawandel, Nährstoffeinträge und Kriegsmunition setzen den Ökosystemen der Ostsee zu
Forschende erwarten keine konkreten Beschlüsse, aber die Festlegung der Fangquoten für 2024 im Oktober ist kontrovers
Im litauischen Palanga kommen am 29.09.2023 Ministerinnen und Minister der acht Ostseestaaten zur „Our Baltic Conference“ zusammen, um über den schlechten ökologischen Zustand der Ostsee zu beraten. Die Probleme sind vielfältig: Nach jahrzehntelanger Überfischung sind die Bestände einiger wirtschaftlich wichtiger Arten – vor allem Dorsch und Hering – zusammengebrochen. Sie dürfen in der Ostsee kaum noch befischt werden. Hohe Nährstoffeinträge und durch den Klimawandel steigende Wassertemperaturen setzen die Meeresumwelt des Binnenmeers zusätzlich unter Druck.
Wissenschaftler in der Abteilung Ökologische Chemie, Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), Bremerhaven
Matthias Brenner äußert sich zur Problematik der Munition in der Ostsee und ist am deutschen Forschungsprojekt CONMAR beteiligt, das sich mit dem Thema beschäftigt.
Munition am Meeresgrund: aktuelle Lage
„Schätzungen deutscher Behörden gehen davon aus, dass etwa 1,3 Millionen Tonnen Munition in der deutschen Nordsee und circa 300.000 Tonnen in der deutschen Ostsee nach dem Krieg im Auftrag der Alliierten verklappt wurden (absichtlich versenkt; Anm. d. Red.) [1]. Dazu kommt alles an Munition, was über Kampfhandlungen ins Meer gelangt ist – wie Minen, Wracks und Blindgänger – und all das, was noch in den Gewässern unserer Nachbarn in Nord- und Ostsee liegt.“
„Neben der konventionellen Munition wurden aber auch Chemiewaffen in der Ostsee und dem Skagerrak (Teil der Nordsee zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen; Anm. d. Red.) verklappt. Heute liegen mehrere 10.000 Tonnen mit Senfgas, Clark und Adamsit gefüllte Bomben und Munitionskörper im Bornholmtief in Dänemark und im Gotlandtief in Schweden [2]. Außerdem haben die Alliierten Schiffe mit Chemiewaffen beladen und im Skagerrak versenkt. In den Gebieten, die heute zu Norwegen und Schweden gehören, werden zusammen etwa 200.000 Tonnen Chemiewaffen in den Wracks vermutet.“
„In Nord- und Ostsee liegen alle Arten von Munitionskörpern, die je hergestellt wurden. Von der Maschinengewehrpatrone bis zur Fliegerbombe, von der Granate bis zur Seemine. Alles in unterschiedlichem Zustand: teilweise noch voll sprengfähig, teilweise völlig korrodiert [1].“
Schäden an der Meeresumwelt
„Man weiß aus der Humanmedizin, dass Trinitrotoluol (TNT) als Hauptbestandteil der verwendeten Sprengstoffe krebserregend, erbgutverändernd und giftig ist. Das ist wohl auch für die Umbauprodukte zutreffend, die entstehen, wenn TNT in Lösung geht und von Mikroorganismen umgesetzt wird. Prinzipiell ist die Wirkung von TNT bei Mensch und Tier ähnlich. Von vielen marinen Organismen sind negative Gesundheitseffekte dokumentiert, die bei Kontakt mit gelöstem TNT entstanden. Besonders betroffen sind Organismen, die durch ihre Lebensweise sehr nahe an oder gar auf den Munitionskörpern leben. Dazu gehören auch Miesmuscheln und Plattfische (dazu zählen etwa Scholle und Flunder; Anm. d. Red.), die wir im Rahmen unserer Projekte untersucht haben.“
„Wir haben bereits viele Risiken durch die Munition auf die Umwelt und die Organismen verstanden. Allerdings ist die genaue Wirkweise in den Organismen sowie auch der potenzielle Transfer der Schadstoffe durch die Nahrungskette noch nicht auseichend untersucht. Bei Muscheln korrelieren vor allem Reaktionen auf oxidativen Stress mit der Höhe der Konzentrationen von gelöstem TNT im Wasser. Bei Plattfischen sind es Lebererkrankungen, die zunehmen, wenn die Tiere höheren Konzentrationen der Explosivstoffe ausgesetzt sind (bisher unpubliziert).“
„Das Problem wird zunehmen, da mit fortschreitender Korrosion der Munitionskörper auch mehr Explosivstoffe in Lösung gehen werden. Damit wird auch die Expositionskonzentrationen für die Organismen höher werden. Das ist aufgrund der Hydrographie der Ostsee – die Wasseraustauschraten sind dort gering – besonders gravierend.“
„Die Schäden sind bei höheren TNT-Konzentrationen im Wasser größer und diese sind in der Nähe der Verklappungsstellen natürlich am höchsten. Wasseruntersuchungen in der gesamten südlichen Ostsee haben aber gezeigt, dass es inzwischen eine flächendeckende Hintergrundbelastung gibt. In allen Wasserproben konnten Spuren von TNT nachgewiesen werden. Rund um die Verklappungsgebiete und auch rund um Wracks können die Konzentrationen deutlich höher sein. Und wie oben erwähnt wird die Belastung zunehmen, wenn die Munition nicht geräumt wird.“
Auswirkungen auf wirtschaftliche Vorhaben
„Bei jedem Bauvorhaben – sei es ein Windpark, ein Kabel, eine Pipeline oder ein Tunnel – muss vorab der Boden nach Altmunition untersucht werden und diese gegebenenfalls entsorgt oder gesprengt werden. Letzteres ist insbesondere in der Ostsee mit hohen Kosten verbunden, da es keine durch Gezeiten trockenfallende Bereich gibt, auf denen sicher gesprengt werden kann. Deswegen müssen Säuger vorab vergrämt werden und eventuell Blasenschleier zur Lärmminderung eingesetzt werden.“
Bergung der Munition
„Insbesondere die verklappte Munition, die aus Lagerbeständen stammte und beim Verklappen nicht bezündert war, ist oft recht handhabungssicher und kann geborgen und entsorgt werden. Andere Munitionskörper – wie bezünderte Seeminen – sind zu gefährlich und müssen gesprengt werden. Es gibt aber sowohl auf Behördenseite als auch bei Privatfirmen genügend Knowhow für den Umgang, die Delaborierung (Rückbau von gefährlichen Objekten in ungefährliche Einzelteile; Anm. d. Red.) und die Entsorgung. Geborgenen Munition wird beim Kampfmittelräumdienst zwischengelagert und letztendlich in Munster in der Lüneburger Heide – der einzigen Entsorgungsanlage für Kampfmittel – vernichtet. Für die verklappte Munition auf See gibt es Überlegungen, sie direkt vor Ort auf einer Art Plattform zu zerlegen und zu verbrennen. Das hätte den großen Vorteil, dass auch nicht transportfähige Munition vernichtet werden könnte. Dafür gibt es ein 100-Millionen-Euro Sofortprogramm der Bundesregierung, das im nächsten Jahr starten soll.“
„Die Bergung von Munition ist sehr sinnvoll, da man mit jedem Munitionskörper, den man entfernt, die Gesamtbelastung durch Explosivstoffe im Wasser nachhaltig reduziert. Während man bei anderen schädlichen Einträgen – Pestizide, Schwermetalle, Mikroplastik oder Medikamentenrückstände – mit viel Aufwand und Geld lediglich die zusätzlichen Einträge reduzieren kann, verringert man mit jeder Bombe die Gesamtmenge an Schadstoffen.“
„Ein Problem bei der Bergung ist, dass die Munition nie systematisch erfasst und kartiert wurde und es noch viele unbekannte Lagerstätten gibt. Um diese zu finden, müssen die Munitionskörper noch eine Metallhülle haben, damit sie mit der Magnetresonanz geortet werden können. Ist die Hülle weg, ist es fast unmöglich die Munition zu finden.“
Bergung von Chemiewaffen
„Auch Chemiewaffen können geborgen und entsorgt werden. Allerdings sind dabei zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen nötig, da die Substanzen, insbesondere wenn sie trocknen und mit Luftsauerstoff in Kontakt kommen, wieder ihre ursprünglich Schadwirkung entfalten können. Das ist insbesondere bei Munitionskörpern, die Senfgas enthalten, der Fall. Dies ist der Hauptbestandteil der verklappten Chemiewaffen. Unter den Temperatur- und Salzgehaltsbedingungen der Ostsee bildet Senfgas gummiartige Klumpen, die weitgehend inert (chemisch nicht oder kaum reagieren; Anm. d. Red.) unter Wasser sind, aber wieder ausgasen, sobald sie an der Luft trocknen.“
„Ein Problem für die Bergung ist, dass Chemiewaffen – anders als die verklappte konventionelle Munition – küstenfern in den tiefsten Bereichen der Ostsee und des Skagerraks liegen. In Bornholm und Gotland liegen die Chemiewaffen vereinzelt und weitverstreut in Tiefen von rund 100 Meter. Die Munitionskörper dort zu finden, ist sehr aufwendig. Im Skagerrak liegen die Chemiewaffen dicht gepackt in teilweise noch intakten Wracks, allerdings in 200 bis 700 Meter Tiefe. Die Bergung dort ist immens aufwendig und bis heute gibt es noch keine Technik, mit der man diese Mengen zuverlässig bergen könnte. Die deutsche Entsorgungsanlage – die GEKA in Munster – wäre aber auch in der Lage, Chemiewaffen zu entsorgen. Allerdings reicht die Kapazität der Anlage nicht aus, um die Mengen zu vernichten.“
Internationale Kooperation
„Auf wissenschaftlicher Ebene gibt es bereits seit mehr als zehn Jahren eine sehr gute Zusammenarbeit – zumindest zwischen Finnland, Schweden, Polen, Litauen und Deutschland. Hier gab es bereits mehrere Projekte, gefördert durch das EU-Ostsee-Interreg-Programm (CHEMSEA bis 2014, MODUM bis 2016, DAIMON bis 2021). Andere Länder wie Norwegen und Dänemark sind recht zurückhaltend, obwohl sie sehr viele Chemiewaffen in Ihren nationalen Gewässern oder ihren ausschließlichen Wirtschaftszonen haben. Andere Länder wie Estland, Lettland und Russland sind gar nicht dabei.“
„Die Baltic Conference ist eine weitere gute Möglichkeit, Kontakte zu vertiefen oder auszubauen, insbesondere zu den Ländern, die bisher noch nicht dabei sind.“
Leiter der Abteilung Marine Ökosystemdynamik und Management, Institut für marine Ökosystem- und Fischereiwissenschaften, Universität Hamburg
Christian Möllmann äußert sich zum ökologischen Zustand der Ostsee, mit Fokus auf Fischerei, Klimawandel und Eutrophierung.
Stressoren für Fischbestände
„Den schlechten Zustand der Ostsee kann man momentan vielleicht am besten am Zustand der traditionell größten Fischbestände festmachen. Die Dorsch- und Heringsbestände sowohl der östlichen als auch der westlichen Ostsee befinden sich in einem katastrophalen Zustand, mit Biomassen weit unter sicheren Grenzwerten. Generell haben diese Bestände alle Phasen der Überfischung durchlaufen, die ihre Widerstandsfähigkeit stark beeinträchtigt haben. Zu starke Befischung führt zu einer drastischen Reduzierung des Bestandes der ,Elterntiere‘ – also der sich reproduzieren Individuen –, was zu einer Reduzierung der Nachwuchsproduktion führt – also der Stärke der den Bestand auffüllenden Nachwuchsjahrgänge. Hinzu kommen die negativen Folgen der Eutrophierung und der fortschreitenden Erwärmung.“
Bewertung der Fangquoten
„Zuerst sollte man klarstellen, dass die Bestände von Dorsch und Hering nicht ,rückläufig‘, sondern weitestgehend kollabiert sind. Die EU-Kommission hat deshalb im Wesentlichen die bisherigen Schließungen der Fischereien auf Dorsch und Hering in der östlichen und westlichen Ostsee bestätigt. Teilweise sollen diese durch die Rücknahme von Ausnahmen verstärkt werden. Ein Problem sind weiterhin die Beifangquoten, welche es der Fischerei erlauben, zum Bespiel zusammen mit Plattfischen gefangene Dorsche zu nutzen. Generell blieb und bleibt der Kommission aufgrund des Zustands der Bestände keine andere Wahl, als die Fischerei weitgehendst zu schließen. Es ist aber unklar, ob – und wenn ja wann – die Schließung der Fischereien einen Effekt zeigen wird. Das liegt vor allem daran, dass momentan die Kombination von zu kleinen ,Elternbeständen‘ und die negativen Effekte der Eutrophierung und der Erwärmung eine erfolgreiche Reproduktion und damit große Nachwuchsjahrgänge verhindern.“
Effekte des Klimawandels auf die Ostsee
„Die Ostsee gehört zu den sich am stärksten erhitzenden Teilen der Weltmeere, wobei die Erwärmung in den östlichen und nördlichen Bereichen im Vergleich zur westlichen Ostsee stärker ausgeprägt ist. Aber auch die westliche Ostsee erwärmt sich, was auch an ihrer geringen Tiefe liegt. Symptomatisch für die Erwärmung sind verstärkt auftretende Extremsituationen – marine Hitzewellen – die mittlerweile nicht nur im Sommer, sondern ganzjährlich zu beobachten sind. Extreme Erwärmung führt im Allgemeinen zu einer physiologischen Überforderung der Lebewesen mit negativen Folgen für ihr Wachstum und ihre Reproduktion und in extremen Fällen zu hoher Sterblichkeit, was in typischerweise in großen ,Fischsterben‘ beobachten lässt. Bedeutend ist hierbei auch die Sauerstoffversorgung der Lebewesen, welche durch erhöhte Temperaturen erschwert wird. Grund dafür ist, dass hohe Temperaturen die Löslichkeit des Sauerstoffs im Wasser verringern, während gleichzeitig der Sauerstoffbedarf der Tiere steigt. Während diese in den tiefen Becken der östlichen Ostsee schon lange bekannt sind, können auch in der westlichen Ostsee verstärkt sogenannte ,hypoxische Situationen‘ – mit Sauerstoffgehalten von weniger als drei Milligramm pro Liter – beobachtet werden. Diese Ausbreitung von Sauerstoffminimumzonen ist weitestgehend eine Folge der kumulativen Effekte der Eutrophierung und der Erwärmung. Eine weitere Folge der Erwärmung ist die Veränderung der sogenannten Phänologie im Meer, zum Beispiel der saisonalen Planktonproduktion im Frühjahr. Diese erfolgt typischerweise nach warmen Wintern und schneller Frühjahrserwärmung früher als gewöhnlich. Dann ist sie oft zu früh für die Larven der Fischbestände – wie beim Hering beobachtet –, deren Überleben von der Verfügbarkeit des Planktons abhängt.“
Ursachen und Folgen der Einträge von Nährstoffen
„Die Ostsee gilt als eines der am stärksten eutrophierten Gewässer im Weltozean. Als Eutrophierung bezeichnet man das exzessive Vorkommen von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor in Gewässern. Die hohe Nähstoffkonzentration ist normalerweise eine Folge von zu starker Düngung in der Landwirtschaft. Hohe Nährstoffkonzentrationen wie in der Ostsee führen zu erhöhtem Algenwachstum von Phytoplankton und damit zu exzessivem Sauerstoffverbrauch und den oben beschriebenen hypoxischen Gebieten und ihren negativen Effekten auf die lokalen Lebewesen. Eutrophierung kann aber auch Änderungen in der Biodiversität hervorrufen, wie zum Beispiel den Verlust von ökologisch wichtigen Seegraswiesen.“
Politische Maßnahmen, internationale Kooperation und Relevanz der Konferenz
„In Bezug auf die Fischbestände kann die Politik momentan nichts anderes tun als den Fischereidruck möglichst gering zu halten und so die Voraussetzung für eine langfristige – aber wahrscheinlich lange dauernde – Erholung zu schaffen. Des Weiteren sollten destruktive Fangmethoden wie das Fischen mit Grundschleppnetzen verboten werden, um die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems nicht weiter zu schwächen. Ein weiteres Mittel zur Verbesserung des Ökosystemzustandes ist eine konsequentere Einrichtung von Schutzzonen. Grundvoraussetzung für eine Verbesserung des Zustandes der Ostsee ist eine weitere Reduzierung der Nährstoffeinträge durch die Landwirtschaft, um das Ökosystem bei fortschreitender Erwärmung nicht weiter zu schwächen. Natürlich kann der Zustand eines Ökosystems wie der Ostsee nicht unilateral verbessert werden, sondern nur durch internationale Kooperation. Im Fischereimanagement müssten hier zum Beispiel international koordinierte Schutzzeiten und -gebiete, sowie ein Verbot des Fischens mit Grundschleppnetzen beschlossen werden. Die Baltic Conference ist dafür bestimmt ein probates Mittel. Die bisherige internationale Politik in Bezug auf den Schutz der Ostsee lässt mich allerdings eher skeptisch auf die Konferenz blicken.“
Leiterin der Arbeitsgruppe Mariner Stickstoffkreislauf, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Rostock, und Professorin für Marine Biogeochemie an der Universität Rostock
Die Statements von Maren Voß und Natalie Loick-Wilde ergänzen einander und behandeln den ökologischen Zustand der Ostsee, mit Fokus auf Klimawandel und Eutrophierung.
Stressoren für Ökosystemeträge
„Die Ostsee leidet insbesondere unter dem Mangel an Sauerstoff im Tiefenwasser unterhalb von 80 bis 100 Metern Tiefe. Vorläufige Ergebnisse des schwedischen Meteorologischen Dienstes für das Jahr 2022 zeigen, dass 21 Prozent der Bodenflächen von Anoxie – kein Sauerstoff – und 34 Prozent von Hypoxie – zu wenig Sauerstoff für höheres Leben – betroffen waren [3]. Diese Fläche entspricht circa 60 Prozent der Fläche der Bundesrepublik Deutschland. Hier leben in den Sedimenten keine Muscheln, Schnecken, und Krebse, die potenziell als Nahrung für Fische dienen könnten. Ursache dieses Sauerstoffmangels ist immer noch die Eutrophierung.“
Effekte des Klimawandels auf die Ostsee
„Die Ostsee erwärmt sich schneller als der Ozean, weil sie in einem fast vollständig abgeschlossenen Becken liegt und sich das Wasservolumen nur sehr langsam erneuert. Die Erwärmung an der Oberfläche beträgt ca. 0,06 Grad pro Jahrzehnt. Mit einer beobachteten Erwärmung von 1,35 Grad zwischen 1982 und 2006 übersteigt die Erwärmung der Ostsee den globalen Durchschnitt um das Siebenfache [4]. Eine Studie aus 2019 gibt sogar eine Erwärmung von 0,4 bis 0,6 Grad pro Jahrzehnt an [5].“
Ursachen und Folgen der Einträge von Nährstoffen
„Problematische Nährstoffe sind insbesondere Nitrat und Phosphat. Deren Quellen sind die Regeneration im Wasser sowie die Einträge durch Flüsse und durch Niederschläge. Nitrat stammt zu einem großen Teil aus dem Abbau von Cyanobakterien, die Stickstoff aus der Luft fixieren und deren Zersetzung so erst Nährstoffe bereitstellt. Wir haben es also mit einer internen Nährstoffquelle zu tun – den Cyanobakterien – und der externen durch die Flüsse und Niederschläge. Um die Ostsee zu verstehen, muss man hier auf den Sauerstoffmangel in den tiefen Becken zurückkommen, denn in den Becken sammelt sich insbesondere das Phosphat an, das die Cyanobakterien brauchen, um Stickstoff zu fixieren. Der Sauerstoffmangel ist somit die Ursache für weitere Eutrophierung und ansteigenden Sauerstoffmangel – ein Teufelskreis.“
Politische Maßnahmen
„Die wissenschaftlich begründeten Vorgaben zur Reduktion der Befischung sollten voll umfänglich realisiert werden. Der Ehrgeiz bei der weiteren Reduktion von Nährstoffeinträgen aus der Landwirtschaft muss beibehalten oder noch gesteigert werden. Nur so kann der Sauerstoffmangel langfristig reduziert werden. Denn die Ostsee hat ein langes Gedächtnis.“
Leiterin der Arbeitsgruppe Aquatische Nahrungsnetze, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Rostock
Die Statements von Maren Voß und Natalie Loick-Wilde ergänzen einander und behandeln den ökologischen Zustand der Ostsee, mit Fokus auf Klimawandel und Eutrophierung.
Einfluss des Klimawandels
„Die Temperatur ist ein starker Treiber für grundlegende weitere Änderungen in den pelagischen Nahrungsnetzen – im Freiwasser – und den benthischen Nahrungsnetzen – am Meeresboden – der Ostsee. Beide sind von der Primärproduktion des Phytoplanktons abhängig. Ist dieses als Nahrung weniger gut geeignet, wie beispielsweise Cyanobakterien, ernährt sich das tierische, sogenannte Zooplankton von anderen, meist einzelligen Kleinsttieren und hat weniger Nahrung zur Verfügung. Das Zooplankton ernährt sich also quasi nicht mehr vegan, sondern karnivor. Während der hohe Energie- und Ressourcenverbrauch durch den fleischlastigen Konsum des Menschen in einem offenen System passiert, passiert die Umstellung von Vegetarier auf Fleischfresser im Zooplankton jedoch im geschlossenen System der Ostsee [6]. Die Folge ist, dass Tiere am Ende der Nahrungskette viel weniger Energie- und Ressourcen erhalten – mit der Konsequenz, dass Populationen, wie die des Ostdorschs, zusammenbrechen. Dies zeigen unsere neuesten Forschungsergebnisse im BluEs-Projekt.“
Politische Maßnahmen, internationale Kooperation und Relevanz der Konferenz
„Es muss mehr Förderung für angewandte Forschung geben. Die Bestandsaufnahme von Nährstoffen und Fischen allein ist keine Forschung. Eine Modellierung basierend auf Konzentrations-, Abundanz- oder Biomassedaten ohne solide Validierung der relevanten Prozesse durch Felddaten bleibt blind für Änderungen in den Stoffkreisläufen und den Energieflüssen im Ökosystem Ostsee. Angewandte Forschung muss viel stärker mit Grundlagenforschung kombiniert werden, damit sie nicht auf der Stelle tritt. Quantensprünge in den Methoden aus der Grundlagenforschung müssen erkannt werden und auch kurzfristig Einzug in die angewandte Forschung erhalten. Eine Kooperation für ein internationales Messzentrum, zum Beispiel für die Analyse stabiler Isotope, wäre eine nachhaltige Möglichkeit, um ostseeweite Kräfte zu bündeln und um in dem Messzentrum neue Erkenntnisse zu generieren. Ergebnisse dieser Messungen erlauben es, politische Erfolge – wie zum Beispiel den Rückgang der Eutrophierung einer Küstenzone – bis in die hohen trophischen Ebenen, wie Fische und Seevögel, sichtbar zu machen. Darüber hinaus sind sie das wirksamste Tool, um Ökosystemmodelle zu kalibrieren und zu validieren. Die Baltic Conference könnte einen Grundstein für die Auswahl eines solchen baltischen Messzentrums legen.“
Leiter des Instituts für Ostseefischerei, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Rostock
Christopher Zimmermann äußert sich zur Fischerei in der Ostsee.
Stressoren für die Fischbestände
„Der wichtigste Stressor für das Ostsee-Ökosystem ist nach Aussage der Helsinki-Kommission die Überdüngung. Diese zwischenstaatliche Kommission ist für den Umweltzustand der Ostsee zuständig. Das Zuviel an Nährstoffen sorgt für übermäßige Algenblüten und führt – nach deren Absterben – zu ausgedehnten sauerstoffarmen oder sogar -freien Gebieten in den tieferen Bereichen der Ostsee.“
„Mit großem Abstand folgen die Stressoren Erwärmung, Überfischung, Giftstoffe und versenkte Munition. Die Überfischung spielte für die Fischbestände lange eine bedeutende Rolle. Inzwischen ist der Fischereidruck so gesenkt worden, dass er für die meisten Bestände keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die weitere Entwicklung hat.“
Bewertung der Fangquoten
„Die EU-Kommission schlägt für viele Bestände geringere Fangmengen vor, als die Wissenschaft empfohlen hat – aus kaum nachvollziehbaren Gründen. Die Kommission hat für den Heringsbestand der zentralen Ostsee und im bottnischen Meerbusen, den Sprottenbestand der Ostsee – aus diesen Beständen kommen inzwischen 90 Prozent der Ostsee-Fischereierträge – und die beiden Schollenbestände deutlich niedrigere Fangmengen vorgeschlagen, als der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) empfohlen hat.“
„Für die wichtigsten Zielbestände der westlichen Ostsee sind die Fischereien ohnehin geschlossen. Es gibt minimale Ausnahmen, vor allem für unvermeidbare Beifänge. Die Fangquoten für Dorsch und Hering der westlichen Ostsee sind in den vergangenen fünf Jahren um über 97 Prozent gesenkt worden. Für Dorsch beträgt die Beifangquote in der westlichen Ostsee 2023 noch 480 Tonnen, die gezielte Fischerei ist verboten. Für Hering beträgt die Fangmenge 788 Tonnen, die nur noch als Beifang und von der kleinen Küstenfischerei genutzt werden darf, die mit passiven Fanggeräten fischt – wie Reusen und Stellnetzen. Beide Fangbegrenzungen werden nicht ausgefischt. Dabei ist wichtig: Beifangbegrenzungen sollen gar nicht vollständig genutzt werden, denn sie wurden ja festgesetzt, damit nicht alle Fischereien, in denen zum Beispiel Dorsche beigefangen werden könnten, geschlossen werden müssen.“
„Der Hering in der westlichen Ostsee erholt sich nun langsam. Die beiden Dorschbestände hingegen nicht – bei ihnen sind die Umweltbedingungen viel bedeutender als die Fischerei [9]. Ohne eine Verbesserung dieser Bedingungen ist eine Erholung der Bestände unwahrscheinlich.“
„Die Ostseeanrainer werden sich insbesondere gegen die Vorschläge der Kommission für die Bestände der kleinen Schwarmfische – Hering und Sprotte – in der zentralen Ostsee und im bottnischen Meerbusen aussprechen. Die Baltic Conference hat eine andere Flughöhe und voraussichtlich keinen unmittelbaren Einfluss auf die Festsetzung der Quoten für 2024. Allerdings könnte sie die Rahmenbedingungen und Bewirtschaftungsziele ändern.“
Wirtschaftliche Konsequenzen
„Die Fischerei in der Ostsee – vor allem in der westlichen Ostsee – befindet sich in der größten Krise seit Jahrzehnten. Das kann natürlich kein Argument für höhere Fangmengen sein, denn die Fischerei kann nur nutzen, was ihr die Natur zur Verfügung stellt. Dennoch müssen wir versuchen, wenigstens eine sehr kleine Fischerei am Leben zu halten, damit deren Expertise nicht verschwindet. Denn dann kommt sie nicht zurück, auch wenn die Bestände sich erholen. Außerdem ist ihre Bedeutung für die Küstenregionen auch über den Wert der Anlandungen hinaus hoch. Es braucht also eine Strategie, wie diese Zeit überbrückt werden kann. Weitere Kürzungen der Fangmengen sind in der westlichen Ostsee nicht erforderlich, weil die Fischerei im Vergleich zu den Umweltbedingungen keine Rolle mehr spielt. Die Fischereien bekommen in engen Grenzen staatliche Unterstützung – zum Beispiel Prämien für die vorübergehende Stilllegung. Diese können jedoch nur für einen kurzen Zeitraum gewährt werden. Es werden also Ideen benötigt, wie es weiter gehen kann, wenn sich die Bestände nicht erholen. Die Diversifizierung der kleinen Küstenfischerei wird derzeit als mögliche Lösung angesehen: Fischende sollen zum Beispiel auch Ausfahrten mit Touristen oder Untersuchungen für die Wissenschaft machen können.“
Einhaltung der Fangquoten
„Die Verteilung der Fangmengen auf die EU-Staaten erfolgt nach dem Prinzip der relativen Stabilität, also immer nach dem gleichen Schlüssel, der auf den Fanganteilen zum Zeitpunkt des Beitritts zur EU basiert. Die Fangquoten werden im Großen und Ganzen eingehalten und ausreichend kontrolliert. Es gibt, anders als bis 2006, keine nennenswerten illegalen Fänge mehr in der Ostsee. Bei Verstößen drohen empfindliche Strafen. Ein ungelöstes Problem sind fortgesetzte Rückwürfe von nicht vermarktbaren Fischen, die seit 2015 illegal sind, aber kaum nachgewiesen werden können.“
Perspektiven für eine nachhaltige Ostseefischerei
„Eine nachhaltige Fischerei entnimmt nicht mehr, als nachwächst und minimiert ihre Umweltauswirkungen. Das heißt, sie reduziert den unerwünschten Beifang von Arten, die nicht Ziel der Fischerei sind, und die Schädigung von Boden-Lebensgemeinschaften. Mit technischen Entwicklungen, die vergleichsweise leicht einführbar sind, können Fischer beispielsweise den Beifang geschützter Arten wie Schweinswale und Seevögel weitgehend – aber nicht vollständig – verhindern.“
„Aquakulturen können dabei helfen, den wachsenden Bedarf an ökologisch vorteilhaft produziertem tierischem Protein zu decken, den die Wildfischfischerei nicht erfüllen kann. In der überdüngten Ostsee würden Fischzuchten in großem Maßstab jedoch zu noch mehr Nährstoffeinträgen führen. Vorteilhafter sind dagegen Algen- und Muschelkulturen: Diese entziehen der Ostsee Nährstoffe.“
Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Marine Evolutionsökologie, Forschungsbereich Marine Ökologie, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR)
Rainer Froese äußert sich zur Fischerei in der Ostsee.
Stressoren für Fischbestände
„Dorsch und Hering sind jahrzehntelang massiv überfischt worden. Diese Überfischung hörte auch dann nicht auf, als der Nachwuchs bereits durch zu kleine Bestandsgrößen gefährdet war. Etwas stärkere Jahrgänge wurden nicht zum Wiederaufbau der Bestände genutzt, sondern vor Erreichen der Geschlechtsreife abgefischt. Es wurden keine Schongebiete berücksichtigt. Fischen auf Dorsch unter 20 Meter Wassertiefe während der Laichzeit für Boote über 20 Meter war zwar verboten, aber Laichdorsche bleiben nicht dort, sondern fressen im Flachwasser, wo sie weiter gefischt wurden. Fang, Anlandung, Verkauf und Verzehr der zusammengebrochenen Bestände von Dorsch und Hering ist weiterhin völlig legal. Die weiterhin erlaubten Fangmengen (gemeint sind hier vor allem die als Beifang erlaubten Mengen; Anm. d. Red.) sind höher als die Menge, die Fischer tatsächlich fangen und höher als die verbliebene Produktion der Fische – also deren Wachstum und Nachwuchs. Die Bestände können sich daher nicht erholen.”
„Zusätzlich zu der Überfischung leiden Dorsch und Hering unter dem Klimawandel, also der Erwärmung des Wassers und der erhöhten Variabilität der Wassertemperatur während der Laichzeit im Januar bis Mai. Außerdem leidet besonders der Dorsch unter zunehmendem Sauerstoffmangel, verursacht durch den Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft. Nicht-überfischte Bestände wie Scholle, Flunder und Kliesche konnten dagegen bisher gut mit den schlechten Bedingungen umgehen: der Klieschenbestand ist nach wie vor groß und der Schollenbestand wächst stark.“
Bewertung der Fangquoten
„Die aktuellen und vorgeschlagenen erlaubten Fangmengen für westlichen Hering und Dorsch sind zu hoch. Die Umbenennung der erlaubten Fänge in ,Beifang‘ hilft den Fischen nicht. Stattdessen müssten Fang, Angeln, Anlandung, Verkauf und Verzehr von Dorsch und Hering komplett eingestellt werden. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) empfiehlt für die westliche Ostsee einen völligen Fangstopp für den Hering in 2024 [7] und nur 24 Tonnen Fang – quasi Null – für den Dorsch [8].“
„Für den Hering ist das problemlos möglich, da der Hering kein Beifang in der fortgesetzten Fischerei auf Plattfische ist. Die Fanggeräte für die Plattfische müssen so eingestellt und eingesetzt werden, dass der Beifang an Dorsch minimiert wird. Zum Beispiel kann die Maschenweite erhöht werden, so dass juvenile Dorsche nicht gefangen werden, die Höhe der Stellnetze über dem Boden kann stark verringert werden, und Gebiete und Zeiten mit erhöhter Dorsch Präsenz können vermieden werden.“
„Die Fischer sind nicht Schuld an der falschen Bewirtschaftung von Dorsch und Hering – sie haben die vorgegebenen Fangmengen nicht überschritten. Stattdessen haben sie Anspruch auf Entschädigung für den durch Misswirtschaft verursachten Verlust an Einkommen. Ganz konkret sollten sie für die Vermeidung von Fängen von Hering und Dorsch bezahlt werden. Von der Baltic Conference erwarte ich leider eine Empfehlung zur Fortsetzung der Überfischung, angeblich um den Fischern zu helfen – also Business as Usual.“
Wirtschaftliche Konsequenzen
„Wirtschaftliche Konsequenzen sind längst eingetreten, die geringen verbliebenen Fänge spielen ökonomisch keine Rolle, denn die Händler und Restaurants beziehen Fische aus anderen Gegenden. Scholle, Flunder und Kliesche geht es gut, diese können weiter gefangen und gegessen werden. Fischer sollten für die durch Misswirtschaft ausgefallenen Fänge von Hering und Dorsch und für einen vollständigen Fangstopp entschädigt werden, das ist bislang aber nicht der Fall. Die bestehenden Subventionen fördern stattdessen den Fang der letzten Dorsche und Heringe.“
Einhaltung der Fangquoten
„Es gibt einen festen Verteilungsschlüssel für die jeweils erlaubten Gesamtfangmengen (TACs). Die erlaubten Fangmengen werden von den Fischern eingehalten. Illegale Fischerei spielt in der Ostsee eine untergeordnete Rolle.“
Perspektiven für eine nachhaltige Ostseefischerei
„Eine nachhaltige Fischerei würde weniger rausnehmen, also fischen, als nachwächst und die Bestände auf etwa 60 bis 70 Prozent ihrer natürlichen, unbefischten Größe im Ökosystem einstellen. So könnten die Fische ihre natürliche Rolle als Räuber (Dorsch) oder Beute (Hering) erfüllen. Fanggeräte würden den Fang von Jungfischen vermeiden, zum Beispiel über die verwendeten Maschenweiten, und Fische erst nach erfolgreicher Fortpflanzung fangen. Dauerhafte Rückzugsgebiete ohne jegliche Fischerei sowohl im Flachwasser – der ,Kinderstube‘ – als auch im tiefen Wasser – für den Rückzug während der warmen Sommermonate – würden dem Erhalt der genetischen Vielfalt dienen. Es würden nur schonende Fangmethoden eingesetzt, wie zum Beispiel Fallen und Reusen. Die Fänge und Gewinne der Fischer wären dann viel höher und stabiler als heute und die Verbraucher hätten eine verlässliche Versorgung mit qualitativ hochwertigem Fisch. Und natürlich muss die Überdüngung der Ostsee aufhören.“
„Aquakultur von Raubfischen wie Dorsch macht keinen Sinn, weil man sie mit anderen Fischen oder Fleischersatz füttern muss. Dabei muss man mehr Nahrungsmittel – Hering, Sprotte, Sardine, Makrele, Sardelle, Soja oder Getreide – reinwerfen, als rauskommt.“
„Ich habe keine Interessenkonflikte.“
„Für beide Expertinnen bestehen keine Interessenkonflikte in Bezug auf die Themen der ,Our Baltic’-Konferenz oder die Fragen zum Zustand der Ostsee.“
„Für beide Expertinnen bestehen keine Interessenkonflikte in Bezug auf die Themen der ,Our Baltic’-Konferenz oder die Fragen zum Zustand der Ostsee.“
„Ich bin als Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei, einer Bundes-Ressortforschungseinrichtung, für die Erhebung und Auswertung der Fischereidaten aus der deutschen Ostseefischerei verantwortlich. Als deutsches Mitglied im Advisory Committee des Internationalen Rates für Meeresforschung verantworte ich außerdem seit 20 Jahren die wissenschaftlichen Bewirtschaftungsempfehlung dieser Organisation. Bis Anfang 2023 war ich für insgesamt acht Jahre Vorsitzender des Technical Advisory Boards des Marine Stewardship Councils (MSC), die den weltweit führenden Nachhaltigkeitsstandard für Fischereiprodukte entwickelt, und in dieser Funktion auch Aufsichtsratsmitglied des MSC.“
„Keine Interessenkonflikte.“
Alle anderen: Keine Angaben erhalten.
Literaturstellen, die von den Expert:innen zitiert wurden
[1] Böttcher C et al. (2011): Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer - Bestandsaufnahme und Empfehlungen (Stand 2011). Bund/Länder-Messprogramm für die Meeresumwelt von Nord-und Ostsee.
[2] Bełdowski J et al. (2014): CHEMSEA findings: Results from the CHEMSEA project – Chemical Munitions Search and Assessment.
Ergebnisse des von der EU geförderten, internationalen Forschungsprojekts CHEMSEA, das bis 2014 lief und vom Institut für Ozeanologie der Polish Academy of Sciences koordiniert wurde.
[3] Hansson M et al. (2023): Oxygen Survey in the Baltic Sea 2022 - Extent of Anoxia and Hypoxia, 1960-2022. Report Oceanography. Swedish Meteorological and Hydrological Institute.
[4] Dutheil C et al. (2022): Warming of Baltic Sea water masses since 1850. Climate Dynamics. DOI: 10.1007/s00382-022-06628-z.
[5] Liblik T et al. (2019): Stratification Has Strengthened in the Baltic Sea – An Analysis of 35 Years of Observational Data. Frontiers in Earth Science. DOI: 10.3389/feart.2019.00174.
[6] Loick-Wilde N et al. (2019): Stratification, nitrogen fixation, and cyanobacterial bloom stage regulate the planktonic food web structure. Global Change Biology. DOI: 10.1111/gcb.14546.
[7] Internationaler Rat für Meeresforschung (31.05.2023): Herring (Clupea harengus) in subdivisions 20–24, spring spawners (Skagerrak, Kattegat, and western Baltic).
Fangempfehlungen für Hering in der westlichen Ostsee in 2024.
[8] Internationaler Rat für Meeresforschung (31.05.2023): Cod (Gadus morhua) in subdivisions 22–24, western Baltic stock (western Baltic Sea).
Fangempfehlungen für Dorsch in der westlichen Ostsee in 2024 und 2025.
[9] Internationaler Rat für Meeresforschung (31.05.2023): Cod (Gadus morhua) in subdivisions 24–32, eastern Baltic stock (eastern Baltic Sea).
Fangempfehlungen für Dorsch in der östlichen Ostsee. Unter “On the conservation aspects“ ist aufgeführt, dass in den letzten Jahren die natürliche Sterblichkeit deutlich größer war als die Sterblichkeit durch Fischerei. Für westlichen Dorsch ist dies weniger deutlich.
Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden
[I] Our Baltic Conference (28.09.2020): Declaration of the Ministers of Environment, Maritime Economy, Agriculture and Fisheries of Baltic Sea Member States and of the Commissioner for ‘Environment, Oceans and Fisheries’.
Diese Absichtserklärung von Ministerinnen und Ministern der Ostseestaaten war das Resultat der Ostsee-Konferenz im Jahr 2020.
[II] Rat der Europäischen Union (17.10.2022): Ostsee: Rat vereinbart Fangbeschränkungen für 2023. Pressemitteilung.
[III] EU-Kommission (28.08.2023): Kommission schlägt Fangmöglichkeiten in der Ostsee für 2024 vor. Pressemitteilung.
Dr. Matthias Brenner
Wissenschaftler in der Abteilung Ökologische Chemie, Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), Bremerhaven
Prof. Dr. Christian Möllmann
Leiter der Abteilung Marine Ökosystemdynamik und Management, Institut für marine Ökosystem- und Fischereiwissenschaften, Universität Hamburg
Prof. Dr. Maren Voß
Leiterin der Arbeitsgruppe Mariner Stickstoffkreislauf, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Rostock, und Professorin für Marine Biogeochemie an der Universität Rostock
Dr. Natalie Loick-Wilde
Leiterin der Arbeitsgruppe Aquatische Nahrungsnetze, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Rostock
Dr. Christopher Zimmermann
Leiter des Instituts für Ostseefischerei, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Rostock
Dr. Rainer Froese
Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Marine Evolutionsökologie, Forschungsbereich Marine Ökologie, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR)