Medizin & Lebenswissenschaften

10. März 2022

SMC Corona Report

Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.

Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.

Überblick

  • Die aktuelle Lage
  • Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern
  • Fallzahlen auf den Intensivstationen
  • Fallzahlen in den Altersgruppen
  • Fälle nach Meldedatum
  • Auffällige Kreise
  • Die Datenbasis
  • Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Die aktuelle Lage

  • Testpositivrate auf Rekordstand
  • Inzidenzwachstum bei 60+ beschleunigt sich
  • Erste Anzeichen für Wachstum der Hospitalisierungsinzidenz

Die Testpositivrate lag in der vergangenen Woche laut ALM e.V. bei 51,9 Prozent und hat damit einen neuen Höchstwert erreicht. Gleichzeitig sinkt Zahl der durchgeführten PCR-Tests. Damit wächst die Dunkelziffer wahrscheinlich, sodass der aktuelle Anstieg der Inzidenz inklusive Dunkelziffer sogar noch stärker ausfällt.

Das Wachstum der Inzidenz in der Altersgruppe ab 60 Jahren ist in den vergangenen Wochen im Gegensatz zum Gesamtwachstum nie negativ geworden. Jetzt beschleunigt sich das Wachstum in dieser Altersgruppe wieder. Nach den Altersgruppen zwischen 15 und 35 weisen die Altersgruppen ab 60 Jahren in der vergangenen Woche das höchste Wachstum auf. Bei den Schulkindern unter 15 Jahren geht die Inzidenz zurück, hier kann es aber durch die geänderte Teststrategie besonders stark wachsende Dunkelziffern geben. Insgesamt ist das Potenzial in diesen Altersgruppen aber geringer, da bei einer angenommenen Dunkelziffer von 50 Prozent bereits fast die Hälfte der Kinder in den vergangenen 12 Wochen infiziert waren. In den mittleren Altersgruppen ergibt eine solche Abschätzung noch deutlich mehr Potenzial. Insgesamt sind solche Abschätzungen aber sehr ungenau, da sich die Dunkelziffer in den Altersgruppen wahrscheinlich deutlich unterscheidet.

Ob der aktuelle Inzidenzanstieg für das Gesundheitssystem relevant wird, hängt auch stark davon ab, wie sich die Inzidenz in den oberen Altersgruppen verhält. Bei einem mehrwöchentlichen Anstieg könnte auch der Druck auf das Gesundheitssystem wieder wachsen. Während die Bettenbelegung auf den Intensivstationen stagniert, verzeichnet die Hospitalisierungsinzidenz im Nowcast einen Anstieg. Da die neuesten Daten immer noch sehr unsicher sind, muss die kommende Woche abgewartet werden, um die Lage besser bewerten zu können.

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Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern

Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenz steigt erneut in der Gesamtbevölkerung und weiterhin in der oberen Altersgruppe ab 60 Jahren.

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Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Wachstum in der Altersgruppe ab 60 Jahren und das Gesamtwachstum steigen aktuell gleichzeitig.

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Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 05.03.2022 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. Inzwischen steigen die Inzidenzen wieder in der Mehrheit der Bundesländer.

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Fallzahlen auf den Intensivstationen

Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen stagniert.

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Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.

Die Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Intensivstationen bleibt eher konstant, der leichte Rückgang der Vorwoche hat sich nicht verstetigt.

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Der Trend der Intensivstationen ist für die Bundesländer weiterhin uneinheitlich. Deutliches Wachstum verzeichnet Sachsen-Anhalt, allerdings noch auf niedrigem absoluten Niveau.

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Schaut man sich nach Bundesländern an, wie die Intensivstationen ausgelastet sind, lag im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau. Während Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichten, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. Die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. In allen Bundesländern liegt die durch COVID-19-Fälle verursachte Auslastung der Intensivbetten unter 20 Prozent.

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Fallzahlen in den Altersgruppen

Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.

Die Inzidenzen steigen wieder in fast allen Altersgruppen. Die sinkenden Inzidenzen bei den Schulkindern könnten der geänderten Teststrategie und der hohen Zahl von Infektionen in den vergangenen Wochen geschuldet sein.

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Die Testpositivrate steigt in fast allen Altersgruppen, was auf eine steigende Dunkelziffer in der gesamten Bevölkerung hindeutet. Nur in der Altersgruppe ab 80 Jahren ist die Testpositivrate zuletzt minimal gesunken.

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Fälle nach Meldedatum

Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.

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Auffällige Kreise

Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.

Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 7.03.2022 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 28.02.2022 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.

Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.

LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
SK Köln2453.34121.71585.02662.9
LK Rhein-Erft-Kreis777.61457.01159.02171.8
SK Bonn299.3766.0633.71622.0
LK Rhein-Sieg-Kreis283.11151.3330.11342.3
Städteregion Aachen279.4957.7351.41204.4
LK Düren275.6715.7727.61889.6
LK Euskirchen265.6580.0956.52088.9
SK Hamburg237.32027.789.6766.2
LK Ortenaukreis232.71144.6376.51852.1
LK Grafschaft Bentheim230.9521.71172.02648.5
LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
SK Köln2453.34121.71585.02662.9
LK Grafschaft Bentheim230.9521.71172.02648.5
LK Rhein-Erft-Kreis777.61457.01159.02171.8
LK Wittmund94.1153.71148.41875.1
LK Rottweil195.4531.0976.02651.9
LK Euskirchen265.6580.0956.52088.9
SK Brandenburg a.d.Havel96.6292.3938.42840.1
LK Nordhausen95.3285.0808.92419.5
LK Rhein-Hunsrück-Kreis115.7249.6783.31689.5
LK Cochem-Zell68.7155.4781.21766.9

Die Datenbasis

Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.

Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.

Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.

Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.

Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.

Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.

Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.

Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.

Ihre Ansprechpartner in Redaktion und SMC Lab

Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.

Lars Koppers, Gastwissenschaftler am SMC Lab

Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien

Telefon: +49 221 8888 25-0
E-Mail: redaktion@sciencemediacenter.de