Medizin & Lebenswissenschaften

16. Februar 2022

SMC Corona Report

Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.

Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.

Überblick

  • Die aktuelle Lage
  • Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern
  • Fallzahlen auf den Intensivstationen
  • Fallzahlen in den Altersgruppen
  • Fälle nach Meldedatum
  • Auffällige Kreise
  • Die Datenbasis
  • Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Die aktuelle Lage

  • Inzidenzpeak erreicht
  • Rückgang der Inzidenz bei den Schulkindern
  • Leichter Anstieg der Zahl der Fälle auf den Intensivstationen

Die Meldeinzidenzen in Deutschland haben am 09.02. ihren bisher höchsten Wert erreicht. Aktuell sinkt die gemeldete Inzidenz leicht. Die Entwicklung ist aber nicht überall gleich, in einigen ostdeutschen Bundesländern steigen sie auch noch deutlich. Auch in den oberen Altersgruppen steigt die Inzidenz noch, aber das Wachstum verlangsamt sich auch hier. Dass der Rückgang der Inzidenz real ist und nicht auf geändertes Testverhalten zurückzuführen ist, lässt sich aus dem aktuellen Bericht des ALM e.V. plausibilisieren. Neben der Zahl der durchgeführten Tests ist auch die Testpositivrate leicht auf 43,9 Prozent zurückgegangen. Der Rückgang der Inzidenz bei den Schulkindern geht laut ARS-Bericht ebenfalls mit einer leicht gesunkenen Testpositivrate einher. Da der Rückgang der Inzidenz aktuell noch sehr langsam ist, können Effekte durch die Virusvariante BA.2 oder ein schnelles verändertes Kontaktverhalten in der Bevölkerung, zum Beispiel durch zu starke kurzfristige Lockerungen, diesen Trend verlangsamen oder kurzfristig umkehren. Betrachtet man den Teil der Bevölkerung, der in den vergangenen 12 Wochen mit dem Virus in Kontakt kam, ist eine qualitativ relevante Trendwende ohne Immunflucht in den unteren Altersgruppen kurzfristig nicht plausibel. Der aktuelle Rückgang wird durch die geänderte Teststrategie allerdings eher etwas überschätzt.

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Auf den Intensivstationen steigt die Zahl der COVID-19-Fälle aktuell noch leicht, sollte sich der Trend bei den Inzidenzen auch in den oberen Altersgruppen durchsetzen, werden auch hier die Zahlen wieder zurückgehen. Die allgemeine Hospitalisierungsinzidenz steigt laut dem COVID-19-Nowcast-Hub nicht mehr.

Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern

Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenzen sinken leicht in der Gesamtbevölkerung, aber noch nicht in den oberen Altersgruppen.

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Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Wachstum in der Altersgruppe ab 60 Jahren ist inzwischen deutlich höher als im Bevölkerungsschnitt. Aber auch dort sinkt das Wachstum.

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Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 11.02.2022 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt weisen noch hohes Wachstum aus, in den anderen Bundesländern geht die Inzidenz zurück oder das Wachstum fällt nur noch gering aus.

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Fallzahlen auf den Intensivstationen

Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen steigen leicht.

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Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.

Die Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Intensivstationen wächst wieder leicht. Da es aktuell noch Inzidenzwachstum in den oberen Altersgruppen gibt, kann das Wachstum noch etwas anhalten. Eine Beschleunigung des Wachstums ist aktuell aber nicht festzustellen.

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Der Trend der Intensivstationen ist für die Bundesländer uneinheitlich.

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Schaut man sich nach Bundesländern an, wie die Intensivstationen ausgelastet sind, lag im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau. Während Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichten, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. Die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. Kein Bundesland verzeichnet mehr eine durch COVID-19-Fälle verursachte Auslastung der Intensivbetten von über 20 Prozent.

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Fallzahlen in den Altersgruppen

Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.

In der vergangenen Woche gab es nur bei den Kindern und Jugendlichen einen Rückgang der Inzidenzen. Die geänderte Teststrategie kann hier aber auch einen gewissen Einfluss haben.

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Einen Hinweis darauf, dass die Trendwende bei den Inzidenzen nicht nur auf eine geänderte Teststrategie zurückzuführen ist, geben die gesunkenen Testpositivraten in den unteren und mittleren Altersgruppen. In den oberen Altersgruppen steigt die Positivrate aber noch.

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Fälle nach Meldedatum

Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.

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Auffällige Kreise

Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.

Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 13.02.2022 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 6.02.2022 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.

Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.

LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
LK Recklinghausen994.41686.31134.41923.7
LK Unna684.01230.01216.42187.4
SK Stuttgart636.41204.6706.81337.8
LK Rhein-Kreis Neuss569.11249.3881.41934.7
LK Bodenseekreis459.4765.11475.92458.0
LK Herford432.4618.41208.11727.8
LK Ostalbkreis355.4987.6791.62199.5
LK Esslingen340.91556.0447.22041.2
LK Mettmann340.71298.0492.41876.0
SK Magdeburg337.6714.91002.32122.4
LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
LK Straubing-Bogen289.0444.71988.33059.6
LK Bodenseekreis459.4765.11475.92458.0
LK Neu-Ulm331.7688.31320.72740.3
LK Eichstätt238.0673.31251.03539.1
LK Unna684.01230.01216.42187.4
LK Herford432.4618.41208.11727.8
SK Straubing80.7144.71186.72127.6
LK Recklinghausen994.41686.31134.41923.7
LK Mansfeld-Südharz212.6346.91113.01816.1
LK Celle276.9522.71080.32039.7

Die Datenbasis

Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.

Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.

Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.

Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.

Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.

Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.

Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.

Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.

Ihre Ansprechpartner in Redaktion und SMC Lab

Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.

Lars Koppers, Gastwissenschaftler am SMC Lab

Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien

Telefon: +49 221 8888 25-0
E-Mail: redaktion@sciencemediacenter.de