Medizin & Lebenswissenschaften

20. Januar 2022

SMC Corona Report

Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.

Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.

Überblick

  • Die aktuelle Lage
  • Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern
  • Fallzahlen auf den Intensivstationen
  • Fallzahlen in den Altersgruppen
  • Fälle nach Meldedatum
  • Auffällige Kreise
  • Die Datenbasis
  • Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Die aktuelle Lage

  • Inzidenzrückgang und Kapazitätsgrenze schwer unterscheidbar
  • Intensivbettenbelegung aktuell noch stark rückläufig
  • Keine Beschleunigung bei der Zahl der durchgeführten Impfungen

Wie bereits in der vergangenen Woche erwähnt, beeinflussen die begrenzten Testkapazitäten die gemeldeten Inzidenzen auf verschiedene Weise. Die starke Belastung des Meldewesens führt in einigen Regionen zu stärkeren Meldeverzügen. Da die Positivrate laut ALM e.V. in der zweiten Kalenderwoche 24,9 Prozent erreicht hat, ist anzunehmen, dass auch die Dunkelziffer ansteigt. In Bremen liegt die Auslastung der Testkapazität der zweiten Kalenderwoche bei etwa 130 Prozent. Auch wenn dies ein Rückgang im Vergleich zur Vorwoche ist, ist dies ein Zeichen dafür, dass die leicht gesunkene Inzidenz im Bundesland zumindest mit Vorsicht zu interpretieren ist. Ob ein tatsächlicher Rückgang der Inzidenzen vorliegt oder durch Meldeverzug oder unterbliebener Testungen die Inzidenzen an einer Kapazitätsgrenze hängen, lässt sich erst bewerten, wenn abzusehen ist, ob die Inzidenz weiter sinkt und die Auslastung der Labore weiter nachlässt.

Für die aktuelle Woche haben die im ALM e.V. organisierten Labore noch einmal eine Steigerung der Testkapazitäten auf jetzt rund 2,5 Millionen Tests pro Woche angekündigt. Da diese Steigerung aber unterhalb des Inzidenzwachstums liegt und für die zweite Kalenderwoche bereits eine Auslastung von 86 Prozent angegeben wurde, sind die PCR-Testkapazitäten weiterhin ein limitierender Faktor.

Die Situation in Bremen deutet auf ein Problem , dass wir in den kommenden Wochen verstärkt bei der Interpretation von stagnierenden oder fallenden Inzidenzen haben werden. Kapazitätsgrenzen in den Laboren und im Meldewesen und eine geänderte Teststrategie hin zu einer stärkeren Priorisierung bestimmter Tests können den Verlauf der Meldeinzidenz verzerren. Ein möglicher Rückgang der Inzidenz kann so mit diesen Daten erst spät als solcher erkannt werden. Hier können andere Maßzahlen helfen, die versuchen, das Infektionsgeschehen anhand zuverlässiger Stichprobendaten zu beschreiben.

In Deutschland geht die Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten aktuell mit mehr als 15 Prozent pro Woche zurück. Ob es erneut zu einem deutlichen Anstieg der Zahlen kommt, hängt in erster Linie von den durch Omikron erreichbaren Inzidenzen in den oberen Altersgruppen ab. Das aktuell stark betroffene Bremen weist für den vergangenen Donnerstag in der Altersgruppe ab 60 Jahren eine Inzidenz von fast 550 aus. Auch in den anderen stark betroffenen Bundesländern steigt die Inzidenz in dieser Altersgruppe, aber weiterhin deutlich langsamer als in der Gesamtbevölkerung. Auf den Intensivstationen in Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein ist in den vergangenen Wochen eher eine Seitwärtsbewegung zu beobachten. Durch die starken Schwankungen dieser kleinen Bundesländer sind kurzzeitige Trendes oft weniger aussagekräftig. Insgesamt scheinen aktuell auch in den Hochburgen etwa so viele Delta-Fälle entlassen zu werden, wie Omikron-Fälle neu dazukommen.

Die Zahl der durchgeführten Impfungen bleibt auf dem Niveau der Vorwoche. Bei den Auffrischimpfungen kann sogar ein leichter Rückgang beobachtet werden, das kann aber durch Nachmeldungen noch ausgeglichen werden.

Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern

Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenzen steigen weiter.

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Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Wachstum verlangsamt sich. Welchen Anteil die Testkapazität hat und ob es bereits eine wirkliche Verlangsamung des Inzidenzwachstums gibt, ist aus diesen Daten noch nicht ersichtlich.

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Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 15.01.2022 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. Die ehemaligen Inzidenz-Hochburgen Sachsen und Thüringen weisen weiterhin ein sinkendes Inzidenzwachstum auf. Die noch unvollständigen jüngsten Daten lassen aber vermuten, dass jetzt auch hier die Inzidenzen erneut steigen.

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Fallzahlen auf den Intensivstationen

Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen sinkt weiterhin deutlich.

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Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.

Der Rückgang der Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Intensivstationen ist weiterhin schnell und beschleunigt sich noch.

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Aktuell gibt es keine Bundesländer mit relevant steigende Zahlen der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen. In den aktuell stark betroffenen Bundesländern schwanken die Zahlen.

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Schaut man sich nach Bundesländern an, wie die Intensivstationen ausgelastet sind, lag im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau. Während Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichten, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. Die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. Kein Bundesland verzeichnet mehr eine durch COVID-19-Fälle verursachte Auslastung der Intensivbetten von über 20 Prozent.

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Fallzahlen in den Altersgruppen

Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.

In den unteren Altersgruppen ist die Meldeinzidenz durch die wiederaufgenommenen Schultestungen zuletzt stark gestiegen. Die kommenden Wochen werden zeigen, welche Dynamik mit geöffneten Schulen zu beobachten ist.

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Der Vergleich der Altersgruppen wird in der kommenden Zeit durch die geänderte Teststrategie zusätzlich erschwert. In Altersgruppen mit hohem Anteil an nicht priorisierten Personen (eher jung mit höherem Anteil symptomloser Infektion, keine Risikogruppe, keine regelmäßigen Tests in Kita oder Schule) könnte die Dunkelziffer stärker steigen als in anderen Altersgruppen. Die stark gesunkene Testpositivrate bei den 5- bis 14-Jährigen hängt mit der Wiederaufnahme der Schultestungen zusammen.

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Fälle nach Meldedatum

Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.

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Auffällige Kreise

Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.

Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 17.01.2022 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 10.01.2022 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.

Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.

LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
SK Hamburg1144.33176.4432.41200.3
SK München768.62068.9361.5973.1
SK Frankfurt am Main582.41334.4533.61222.5
LK Esslingen351.0597.6460.4783.9
SK Berlin Mitte328.6815.7596.21480.2
SK Stuttgart299.6559.3332.7621.1
Region Hannover274.3778.9166.2471.9
SK Dortmund222.1673.7264.6802.5
SK Köln217.01197.0140.2773.3
LK Rhein-Sieg-Kreis213.3551.1248.7642.6
LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
LK Schleswig-Flensburg177.7266.6613.9920.8
SK Berlin Mitte328.6815.7596.21480.2
LK Bad Tölz-Wolfratshausen98.6168.0538.1917.2
SK Frankfurt am Main582.41334.4533.61222.5
LK Havelland123.6232.9525.2989.7
LK Hochtaunuskreis169.1322.6499.0951.6
SK Baden-Baden38.166.1481.5835.0
LK Esslingen351.0597.6460.4783.9
SK Ingolstadt87.4175.3446.8895.9
SK Potsdam115.0275.4442.01058.7

Die Datenbasis

Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.

Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.

Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.

Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.

Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.

Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.

Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.

Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.

Ihre Ansprechpartner in Redaktion und SMC Lab

Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.

Lars Koppers, Gastwissenschaftler am SMC Lab

Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien

Telefon: +49 221 8888 25-0
E-Mail: redaktion@sciencemediacenter.de