Vor Beginn der Weltklimakonferenz in Sharm El-Sheikh: Was wird wichtig auf der COP27?
Am 06.11.2022 beginnt im ägyptischen Sharm El-Sheikh die 27. UN-Klimakonferenz COP27. Unter dem Motto „Together for just, ambitious implementation NOW“ treffen sich in den folgenden zwei Wochen Vertreterinnen und Vertreter der fast 200 Vertragsstaaten der UN Klimarahmenkonvention, um erneut über die Umsetzung und Ausgestaltung des Pariser Klimavertrages zu verhandeln. In diesem Jahr findet der Gipfel unter dem Eindruck gleich dreier globaler Krisen statt: die Auswirkungen der Pandemie sind im dritten Jahr noch immer überall massiv spürbar, die Folgen des fortschreitenden Klimawandels zeigen sich inzwischen in allen Regionen der Welt immer intensiver und mit größerem Nachdruck und die Welt steht unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Zudem ist die COP27 der erste Klimagipfel nach der Veröffentlichung aller drei Berichte der Arbeitsgruppen des Sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC, die noch einmal die Dringlichkeit unterstreichen, mit der sich die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger der Welt allen Facetten des Klimaschutzes widmen müssen.
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Das Transkript können Sie hier als pdf herunterladen.
Das SMC hat die Experten am Ende des Press Briefings gefragt, was von COP27 zu erwarten ist und wann sie ein Erfolg wäre. Die Antworten stellen wir Ihnen nachfolgend als Statements zur Verfügung.
Leiter und Geschäftsführer, New Climate Institute, Köln und Professor für Klimaschutz, Wageningen Universität, Niederlande
„Ich habe meine Erwartungen an diese Konferenz relativ niedrig gehalten. Das Allerwichtigste wäre für mich, dass die Konferenz das Thema Klimaschutz wieder an Nummer eins setzt vor der Energiekrise, weil die Schäden, die wir durch den Klimawandel zu erwarten haben, deutlich größer und, ja, existenzbedrohend sind. Wir verhalten uns noch nicht dementsprechend. Das wäre für mich das Allerwichtigste. Ich glaube, dass der Prozess von neuen nationalen Zielen und auch neuen Initiativen und neuer Teilnahme an Initiativen nur sehr schleppend vorankommt. Ich glaube nicht, dass sich das bei der Konferenz ändern wird. Da wäre meine Hoffnung, dass man sich auch leider wieder darauf einigt, das im nächsten Jahr zu versuchen. Im September nächsten Jahres gibt es einen großen Gipfel, und ich würde hoffen, dass das geht. Wir haben eigentlich nicht die Zeit, das zu verschieben. Der wichtige Punkt, bei welchem ich hoffe, dass es zu Fortschritten kommt, ist bei diesen Klimapartnerschaften, den Just Energy Transition Partnerships. Ich hoffe, dass sich hier einzelne Länder bilateral oder in kleineren Gruppen zu sehr ambitionierten Dingen zusammenfinden und sagen: Wir setzen das um auf der einen Seite und wir finanzieren das auf der anderen Seite.”
Co-Leiter des Forschungsbereichs Internationale Klimapolitik, Abteilung Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, Wuppertal
„Die Konferenz trägt hoffentlich dazu bei das Klimathema wieder auf Nummer eins zu setzen und befördert hoffentlich das Bewusstsein , dass man sich nicht zwischen der Bekämpfung der Klima- oder der Energiekrise entscheiden muss, sondern beides gleichzeitig geht. Wenn man massiv die Erneuerbaren ausbaut, massiv die Energieeffizienz verbessert etc., dann bekämpft man damit beide Krisen. Das wäre mein Wunsch, und auch, dass es insbesondere bei den Themen vorangeht, die den Entwicklungsländern am Herzen liegen. Dass die Industrieländer ihr Versagen bei der finanziellen Unterstützung wieder wettmachen. Was die 100 Milliarden den Green Climate Fund angeht: Aus meiner Sicht müssten sie zusagen, dass es zumindest im Durchschnitt 2020 bis 2025 dann 100 Milliarden jährlich werden.. Und auch ein Entgegenkommen der Industrieländer beim Thema Loss and Damage.”
Forschungskoordinator für internationale Klimapolitik, Abteilung Energie und Klimaschutz, Öko-Institut, Berlin
„Wenn es beim Arbeitsprogramm zur Emissionsminderung deutliche Fortschritte gibt und wirklich fokussierte Aktivitäten, dann wäre das ein wichtiger Erfolg auf einer Arbeits-, aber auch auf einer politischen Ebene. Wenn es Fortschritte gibt oder sich mögliche Kompromisse bei Verlust und Schäden andeuten, wäre das auch ein Fortschritt. Oder zumindest, wenn das nicht zu einem Rieseneklat wird, wäre das als Signal an die Entwicklungsländer sehr wichtig. Das ist definitiv ein schwieriges Thema. Für mich persönlich ist es natürlich auch immer ein großer Erfolg, wenn es auf diesen ganz technischen Ebenen weitergeht, gute Erfolge gemacht und eine Reihe von weiteren Entscheidungen getroffen werden und wir auf die Erfolge von Glasgow aufbauen können.”
Prof. Dr. Niklas Höhne
Leiter und Geschäftsführer, New Climate Institute, Köln und Professor für Klimaschutz, Wageningen Universität, Niederlande
Wolfgang Obergassel
Co-Leiter des Forschungsbereichs Internationale Klimapolitik, Abteilung Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, Wuppertal
Dr. Lambert Schneider
Forschungskoordinator für internationale Klimapolitik, Abteilung Energie und Klimaschutz, Öko-Institut, Berlin