SMC Corona Report
Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.
Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.
Die Inzidenzen und das daraus resultierende Wachstum lässt sich aufgrund der Feiertage nicht sinnvoll interpretieren. Der Blick zwischen den Jahren muss daher auf andere Maßzahlen wie die Intensivbettenauslastung schauen. Dort beschleunigt sich der Rückgang in der Zahl der belegten Betten. Nur in Thüringen liegen die Zahlen noch auf sehr hohem Niveau, in den übrigen Bundesländern mit hoher Auslastung sind sie deutlich rückläufig. Auch im Vereinigten Königreich sind die Inzidenzen von den Feiertagen beeinflusst. Die täglichen Krankenhausaufnahmen von COVID-19-Fällen in London sind jetzt etwa halb so hoch wie im Peak des vergangenen Winters, aktuell noch mit steigender Tendenz. Die Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten in London sind aktuell bei etwa 45 Prozent des letzten Winter-Peaks. Die Zahl der beatmeten Fälle ist aktuell noch niedrig. Ob sich der aktuelle Inzidenzrückgang nach Weihnachten fortsetzt, werden erst die nächsten Tage zeigen.
Im aktuellen Wochenbericht des RKI ergeben die Schätzer aus der randomisierten Genomsequenzierung in Deutschland für die 50. Kalenderwoche einen Omikron-Anteil von 7,4 Prozent. Die Varianteninzidenz hat sich mit 24 zur Vorwoche etwas mehr als verdoppelt (49. KW: 10). Mit einer Verdopplung bis Verdreifachung der Inzidenz wächst die Varianteninzidenz weiterhin sehr schnell, aber im internationalen Vergleich eher langsam. Bei dieser Geschwindigkeit würde sich rechnerisch für die letzte Woche des Jahres eine Varianten-Inzidenz von etwa 100 bis 225 ergeben.
Das Impftempo hat sich über die Feiertage stark verlangsamt, ist aber bisher auch zwischen den Jahren nicht wieder auf die vorherige Geschwindigkeit angewachsen. Auch außerhalb der Feiertage werden aktuell nur grob halb so viele Impfungen verabreicht. Das gleitende Mittel ist durch die Feiertage sogar noch weiter gesunken. Mit einer Auffrischimpfquote von über 60 Prozent liegen die Altersgruppen ab 60 Jahren deutlich oberhalb der übrigen, im Vergleich mit zum Beispiel England weiterhin eher niedrig.
Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenzen sind aufgrund der Feiertage aktuell nicht interpretierbar.
Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Negativwachstum ist aufgrund der Feiertage nicht interpretierbar.
Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 25.12.2021 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. Das Inzidenzwachstum ist aufgrund der Feiertage nicht interpretierbar.
Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen sinkt deutlich.
Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.
Der Rückgang der Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Intensivstationen beschleunigt sich.
Alle Bundesländer verzeichnen einen Rückgang bei der Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen.
Schaut man sich nach Bundesländern an, wie die Intensivstationen ausgelastet sind, lag im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau. Während Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichten, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. Die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. In Thüringen gab es bisher wenig Rückgang, die Zahlen in den anderen Hotspots wie Bayern und Sachsen sind deutlich gesunken.
Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.
Die Inzidenz sinkt in allen Altersgruppen, ist aber durch die Feirtage stark unterschätzt.
Der Rückgang der Inzidenzen ist aufgrund der Feiertage nicht interpretierbar.
In dieser Woche wurden keine neuen altersstratifizierten Testzahlen veröffentlicht.
Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.
Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.
Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 27.12.2021 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 20.12.2021 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.
Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.
Landkreis | Differenz Fälle pro Tag | Fallzahlen pro Tag | Differenz Inzidenz | Inzidenz |
---|---|---|---|---|
SK Münster | 23.0 | 90.6 | 51.1 | 201.1 |
LK Dithmarschen | 23.0 | 40.6 | 120.9 | 213.2 |
SK Berlin Reinickendorf | 14.0 | 123.3 | 36.7 | 323.9 |
LK Hochtaunuskreis | 10.6 | 60.6 | 31.3 | 179.0 |
SK Berlin Steglitz-Zehlendorf | 6.7 | 105.9 | 15.2 | 239.0 |
SK Berlin Treptow-Köpenick | 6.3 | 153.6 | 16.1 | 392.8 |
LK Vogelsbergkreis | 6.3 | 26.0 | 41.7 | 172.3 |
LK Osterholz | 5.1 | 34.9 | 31.6 | 214.2 |
SK Berlin Friedrichshain-Kreuzberg | 4.7 | 158.7 | 11.4 | 382.6 |
SK Düsseldorf | 4.0 | 223.4 | 4.5 | 251.5 |
Landkreis | Differenz Fälle pro Tag | Fallzahlen pro Tag | Differenz Inzidenz | Inzidenz |
---|---|---|---|---|
LK Dithmarschen | 23.0 | 40.6 | 120.9 | 213.2 |
SK Münster | 23.0 | 90.6 | 51.1 | 201.1 |
LK Vogelsbergkreis | 6.3 | 26.0 | 41.7 | 172.3 |
SK Berlin Reinickendorf | 14.0 | 123.3 | 36.7 | 323.9 |
LK Osterholz | 5.1 | 34.9 | 31.6 | 214.2 |
LK Hochtaunuskreis | 10.6 | 60.6 | 31.3 | 179.0 |
SK Erlangen | 3.4 | 25.0 | 21.3 | 155.5 |
SK Berlin Treptow-Köpenick | 6.3 | 153.6 | 16.1 | 392.8 |
LK Plön | 2.9 | 23.9 | 15.6 | 129.8 |
SK Berlin Steglitz-Zehlendorf | 6.7 | 105.9 | 15.2 | 239.0 |
Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.
Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.
Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.
Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.
Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.
Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.
Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.
Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.
Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.
Lars Koppers, Gastwissenschaftler am SMC Lab
Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien
Marleen Halbach, Redaktionsleiterin
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