Medizin & Lebenswissenschaften

23. Dezember 2021

SMC Corona Report

Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.

Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.

Überblick

  • Die aktuelle Lage
  • Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern
  • Fallzahlen auf den Intensivstationen
  • Fallzahlen in den Altersgruppen
  • Fälle nach Meldedatum
  • Auffällige Kreise
  • Die Datenbasis
  • Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Die aktuelle Lage

  • Unzureichende Datenlage in den folgenden zwei Wochen zu erwarten
  • Trendwende bei den Inzidenzen durch Omikron-Variante zeichnet sich ab
  • Belastung der Intensivstationen durch Omikron-Variante noch nicht abzuschätzen

Wie bereits im vergangenen Jahr im Report vom 23.12.2020 beschrieben werden die Fallzahlen über die Festtage nur unzureichend gemeldet, was zu großen Verzerrungen führen kann. Grund dafür sind nicht nur Verzögerungen bei den meldenden Ämtern, sondern insbesondere auch die erwartbar sinkende Zahl durchgeführter Tests: Das ist sowohl auf ein verändertes Verhalten der Bevölkerung als auch auf die geschlossenen Teststellen zurückzuführen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr kann dieser Effekt in diesem Jahr etwas geringer ausfallen: Die Feiertage fallen auf die sowieso meldeschwachen Wochenenden.

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr erwarten wir in diesem Jahr wegen der Omikron-Variante ein wachsendes Infektionsgeschehen. Eine erneute Trendwende hin zu steigenden Fallzahlen zeichnet sich gerade ab. Der Rückgang der Inzidenz verlangsamt sich durch das Ansteigen der Omikron-Infektionen.

Laut aktuellem Wochenbericht des RKI liegt der Anteil der Omikron-Variante an den gemeldeten Gesamtinfektionen in der 49. Kalenderwoche bei 1,4 Prozent. Die Inzidenz der Variante hat sich damit von fast 3 in Kalenderwoche 48 auf etwa 5,8 in der 49. Kalenderwoche nicht einmal verdoppelt. Da das Wachstum von der 47. zur 48. Kalenderwoche noch höher war, ist dieses Ergebnis der jüngsten Woche mit Vorsicht zu interpretieren. Insgesamt legen die Daten nahe – sie liegen inzwischen für drei Wochen vor –, dass sich die Variante aktuell langsamer in Deutschland ausbreitet als das in anderen Ländern beobachtet wurde.

Wegen der Probleme über die Feiertage werden wir die Stärke des Anstiegs frühestens in der zweiten Januarwoche besser beurteilen können. Eine mögliche Entwicklung zwischen den Jahren zeigen uns Länder wie Dänemark oder das Vereinigte Königreich, die in ihrer Entwicklung bezüglich der Variante schon weiter sind. Auch in diesen Ländern kann es aber über die Festtage zu einer Untererfassung kommen.

Im Vereinigten Königreich lohnt sich der Blick auf das Infektionsgeschehen in der Region London. Die Inzidenzen dort sind sehr stark gestiegen, während die Krankenhauseinweisungen noch auf einem deutlich niedrigeren Niveau liegen, allerdings mit wachsendem Trend. Hier können die nächsten Tage zeigen, wie stark das Gesundheitssystem belastet wird. Sollten die Inzidenzen weiterhin zuverlässig gemeldet werden, ließe sich ebenfalls beobachten, ob kurzfristig ein Inzidenz-Maximum erreicht wird, wie es zum Beispiel in Südafrika beobachtet wurde. Hier können aber sowohl begrenzte Testkapazitäten als auch Meldeverzug ein weiteres Wachsen der Infektionszahlen überdecken.

Direkt übertragen auf Deutschland lässt sich weder das Verhältnis von Inzidenz zu Hospitalisierung noch ein mögliches Maximum bei den Inzidenzen – mangels zuverlässiger Daten in Deutschland. In den kommenden beiden Wochen ist die Entwicklung im Vereinigten Königreich aber ein wichtiger Hinweis. Erste Studien aus Schottland und England weisen auf eine niedrigere Hospitalisierungsrate im Vergleich zur Delta-Variante hin. Zur Abschätzung der Belastung des Gesundheitssystems fehlen aber noch Daten zur durchschnittlichen Liegedauer der einzelnen Fälle. Für Deutschland können die in den Studien genannten Zahlen aufgrund der anderen Altersstruktur und der höheren Quote an Ungeimpften in den oberen Altersgruppen schlechter ausfallen. Zusätzlich sind die Intensivstationen in Deutschland aktuell noch deutlich stärker belastet als im Vereinigten Königreich.

Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern

Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenzen sinken aktuell, werden in den nächsten Tagen nur unzureichend das Infektionsgeschehen wiedergeben.

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Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Negativwachstum verlangsamt sich gerade. Das erwartbare positive Wachstum kann in den nächsten Tagen von der Untererfassung durch die Feiertage überdeckt werden.

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Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 18.12.2021 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. Starkes Inzidenzwachstum wird gerade nur in Bremen und Hamburg beobachtet.

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Fallzahlen auf den Intensivstationen

Trotz Rückgang der Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen ist die Belastung des Gesundheitssystems weiterhin hoch.

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Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.

Das Wachstum bei den mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Intensivstationen ist negativ. Der Rückgang der Fallzahlen auf den Intensivstationen ist aber weiterhin langsam.

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Die Mehrheit der Bundesländer verzeichnet sinkendes Wachstum bei der Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen.

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Schaut man sich nach Bundesländern an, wie die Intensivstationen ausgelastet sind, lag im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau. Während Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichten, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. Die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. Insbesondere in den Hotspots ist die Belastung der Intensivstationen weiterhin sehr hoch. Auch wenn der Inzidenzrückgang anhalten sollte, wird sich die Situation dort nur langsam entspannen.

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Fallzahlen in den Altersgruppen

Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.

Die Inzidenz sinkt in allen Altersgruppen.

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Der Rückgang der Inzidenzen ist besonders in den oberen Altersgruppen stark.

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Fälle nach Meldedatum

Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.

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Auffällige Kreise

Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.

Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 20.12.2021 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 13.12.2021 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.

Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.

LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
SK Hamburg248.9961.794.3364.4
SK Berlin Marzahn-Hellersdorf82.9205.9214.9533.8
SK Bremen53.6242.066.1298.5
SK Berlin Pankow31.6211.054.0360.8
SK Berlin Neukölln26.7179.153.3357.3
LK Verden21.772.6110.8370.4
LK Märkisch-Oderland20.3158.372.5566.0
SK Essen18.7226.922.5272.5
LK Pinneberg17.992.439.6204.7
LK Lippe17.6255.035.3513.6
LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
SK Berlin Marzahn-Hellersdorf82.9205.9214.9533.8
LK Prignitz15.780.4144.5739.3
SK Brandenburg a.d.Havel14.678.1141.3757.8
SK Coburg7.935.7133.9608.7
LK Verden21.772.6110.8370.4
LK Lüchow-Dannenberg6.716.397.1235.5
SK Hamburg248.9961.794.3364.4
LK Bitburg-Prüm10.727.175.7191.8
LK Märkisch-Oderland20.3158.372.5566.0
SK Bremen53.6242.066.1298.5

Die Datenbasis

Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.

Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.

Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.

Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.

Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.

Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.

Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.

Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.

Ihre Ansprechpartner in Redaktion und SMC Lab

Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.

Lars Koppers, Gastwissenschaftler am SMC Lab

Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien

Marleen Halbach, Redaktionsleiterin

Telefon: +49 221 8888 25-0
E-Mail: redaktion@sciencemediacenter.de