SMC Corona Report
Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.
Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.
Die Gesamtinzidenz steigt aktuell nur langsam, aber nicht in allen Regionen und Altersgruppen gleich schnell. Einige Bundesländer in Ostdeutschland weisen aktuell hohe Wachstumsraten aus. Gleichzeitig sind die Wachstumsraten der Inzidenz in der Bevölkerung ab 60 Jahren in Deutschland insgesamt hoch. Dies deutet darauf hin, dass die Zahl der belegten Intensivbetten in den nächsten Tagen ansteigen wird. Eine Situation wie im vergangenen Winter würde aber nur dann erneut eintreten, wenn die Wachstumsraten über mehrere Wochen so hoch bleiben würden. An dieser Stelle bleibt abzuwarten, wie sich die Immunisierung durch Impfung auf die epidemiologische Situation auswirkt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Impfbereitschaft bei den noch Ungeimpften in dieser Altersgruppe, da die Impfquote bei den über 60-Jährigen im Vergleich zu anderen Industrieländern weiterhin niedrig ausfällt, auch unter der Berücksichtigung der höheren Impfquoten, wie sie im 7. COVIMO-Bericht angenommen werden.
Durch den Wegfall der kostenlosen Schnelltests für weite Teile der Bevölkerung kann davon ausgegangen werden, dass insbesondere asymptomatische Infektionen weniger erkannt werden und die Dunkelziffer damit steigt. Dies ist insbesondere zu berücksichtigen, wenn Inzidenzen im Zeitverlauf betrachtet oder Altersgruppen verglichen werden. Die aktuellen Testzahlen für die durchgeführten PCR-Tests deuten noch auf keinen Rückgang der Zahl der durchgeführten Tests in den Altersgruppen hin; die Zahlen sind aber aktuell nur für die vergangene Woche verfügbar, in der die Schnelltests noch bezahlt wurden. In den kommenden Wochen sollten diese Zahlen besonders betrachtet werden. Auch bei den Inzidenzen ist kein Rückgang zu beobachten, der auf eine Testlücke hindeutet. Dies ist aber nicht sicher zu sagen, da auch ein tatsächlicher, aber nicht in den Daten zu sehender Anstieg der Inzidenz den Effekt einer Testlücke ausgleichen könnte.
Der Vergleich von Inzidenzen über längere Zeiträume ist für sich alleine nicht sinnvoll, da der Wert auch stark von der aktuellen Teststrategie abhängt. Beim Vergleich über längere Zeiträume müssen immer weitere Maßzahlen, wie die Zahl der durchgeführten Tests, die Testpositivrate oder die Belastung des Gesundheitssystems mit betrachtet werden. Im Folgenden sind für die vom RKI bereitgestellten Altersgruppen die Inzidenzen, die Zahl der durchgeführten Tests pro 100 000 Personen und die Testpositivraten angegeben.
Im vergangenen Herbst war die Inzidenz niedriger als aktuell, stieg dann aber im Oktober stark an. Aktuell sind die Inzidenzen in den Altersgruppen zwischen 5 und 14 Jahren und zwischen 15 und 34 Jahren besonders hoch, steigen aber nicht weiter, während die oberen Altersgruppen aufholen. Im Vergleich zum Vorjahr stehen aktuell Selbst- und Schnelltests als Vorstufe zum PCR-Test, wenn auch kostenpflichtig zur Verfügung, was die Dunkelziffer im Vergleich zu 2020 reduzieren sollte. Gleichzeitig kann die Positivrate im Vergleich zum Vorjahr steigen, da bei negativem Vortest auf einen PCR-Test verzichtet wird und somit die Vorauswahl für den PCR-Test optimiert wird. Im Herbst 2020 wurde noch unspezifischer via PCR getestet. In den oberen Altersgruppen ist die Testpositivrate bisher niedrig geblieben und nur etwas höher als im vergangenen Jahr. Jetzt steigt sie aber auch dort, während sie in anderen Altersgruppen sogar sinkt. Bei den 5 bis 14-Jährigen bleibt sie einigermaßen konstant. Bei ihnen kann es durch die Herbstferien, die in einigen Bundesländern in dieser Woche gestartet sind, noch größere Schwankungen geben.
Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenzen steigen insbesondere in den oberen Altersgruppen.
Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Wachstum in der Altersgruppe ab 60 Jahren bleibt hoch, insgesamt ist das Wachstum niedrig.
Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 09.10.2021 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. Ein klarer Trend unter den Bundesländern ist aktuell nicht ersichtlich. Insbesondere einige Ost-Bundesländer weisen hohe Wachstumsraten auf.
Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen sinkt nicht mehr.
Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.
Das Wachstum bei den mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Intensivstationen steigt wieder leicht. Der Trend ist in den Bundesländern sehr unterschiedlich.
Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.
In den vergangenen Wochen stieg insbesondere in den oberen Altersgruppen die Inzidenz.
Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.
Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, sodass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.
Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 11.10.2021 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 4.10.2021 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.
Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.
Landkreis | Differenz Fälle pro Tag | Fallzahlen pro Tag | Differenz Inzidenz | Inzidenz |
---|---|---|---|---|
LK Mittelsachsen | 27.4 | 79.1 | 63.2 | 182.2 |
LK Zwickau | 15.7 | 33.4 | 34.9 | 74.3 |
LK Erzgebirgskreis | 15.4 | 68.4 | 32.2 | 143.0 |
LK Bad Tölz-Wolfratshausen | 14.6 | 37.4 | 79.7 | 204.8 |
LK Düren | 14.4 | 27.7 | 38.2 | 73.3 |
SK Berlin Mitte | 13.4 | 63.3 | 24.3 | 114.8 |
LK Steinfurt | 12.9 | 34.1 | 20.1 | 53.3 |
LK Rhein-Neckar-Kreis | 12.1 | 57.6 | 15.5 | 73.5 |
LK Passau | 12.0 | 32.3 | 43.6 | 117.3 |
LK Kyffhäuserkreis | 11.9 | 19.9 | 111.8 | 187.3 |
Landkreis | Differenz Fälle pro Tag | Fallzahlen pro Tag | Differenz Inzidenz | Inzidenz |
---|---|---|---|---|
LK Kyffhäuserkreis | 11.9 | 19.9 | 111.8 | 187.3 |
LK Dingolfing-Landau | 11.7 | 23.3 | 84.8 | 168.6 |
LK Prignitz | 9.0 | 13.6 | 82.7 | 124.7 |
LK Bad Tölz-Wolfratshausen | 14.6 | 37.4 | 79.7 | 204.8 |
LK Freyung-Grafenau | 8.6 | 19.6 | 76.5 | 174.8 |
LK Straubing-Bogen | 10.1 | 24.0 | 70.2 | 166.1 |
SK Rosenheim | 6.0 | 20.3 | 66.0 | 223.4 |
LK Weißenburg-Gunzenhausen | 8.7 | 22.3 | 64.4 | 164.7 |
LK Mittelsachsen | 27.4 | 79.1 | 63.2 | 182.2 |
SK Kempten | 5.9 | 11.7 | 59.3 | 118.6 |
Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.
Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.
Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.
Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.
Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.
Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.
Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.
Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.
Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.
Lars Koppers, Gastwissenschaftler am SMC Lab
Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien
Marleen Halbach, Redaktionsleiterin
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