CO2 aus der Luft filtern – kein Klimaschutz ohne CCS?
Das CO2 muss raus aus der Luft. Zuviel davon, und das Klima kippt. Allein Emissionen einzusparen, reicht dafür nicht – davon zeigen sich immer mehr Klimaforscher überzeugt. Seit Beginn des Jahres weisen sie immer öfter darauf hin, dass inzwischen weder das 1,5-Grad-Ziel noch das 2-Grad-Ziel zu erreichen sein dürften, ohne Kohlendioxid aus der Luft zu filtern – zum Beispiel im aktuellen Sonderbericht des IPCC. Ein Grund dafür ist, dass der CO2-Ausstoß trotz aller Abkommen und Sonntagsreden eben nicht sinkt: Er ist im vergangenen Jahr sogar wieder leicht gestiegen. Forscher diskutieren daher derzeit, Kohlendioxid aus der Luft zu filtern – etwa mithilfe von Pflanzen: durch Aufforstung, Biokohle oder Ozeandüngung, oder durch Technik: mittels Abgasnachbehandlung von Bioenergie oder durch Kohlendioxid-Luftfilter. Wobei das CO2 dann entweder als Rohstoff von der chemischen Industrie genutzt werden könnte oder aber in ein Endlager muss. Dieses Verfahren wurde bekannt als CCS – Carbon Capture and Storage, es galt in Deutschland lange als politisch tot. Doch es muss wiederbelebt werden, so die Wissenschaftler – nicht, um Kohle zu retten, sondern das Klima. Aber wie funktionieren diese Techniken, die unter der Abkürzung CDR – Carbon Dioxide Removal firmieren? Welche gibt es, welche müssen noch entwickelt werden, welche sind nachhaltig – und welche nicht? Wie viel CO2 lässt sich überhaupt mit den einzelnen Verfahren wieder aus der Luft holen – und für wie lange? Welche Nebenwirkungen könnte das haben? Gibt es überhaupt genug Böden für Aufforstungsprogramme? Wo liegt die Grenze zum Geoengineering? Wo und wie soll aus der Luft gefiltertes Kohlendioxid für die Ewigkeit lagern? Was kosten diese Verfahren, wer bezahlt dafür, und schließlich: Wird das Klima sich überhaupt wieder stabilisieren, wenn das Kohlendioxid aus der Luft geholt wird?
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Prof. Jan Christoph Minx
Leiter der Forschungsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitsforschung, Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), Berlin. Professor Minx hat dieses Jahr in Vorbereitung auf den IPCC Sonderbericht vier große Studien mitveröffentlicht, davon den Teil über die CDR-Forschungslandschaft als Hauptautor
Prof. Dr. Andreas Oschlies
Leiter der Forschungseinheit Biogeochemische Modellierung, Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung Geomar, Kiel. Professor Oschlies koordiniert das DFG-Schwerpunktprogramm Climate Engineering: Risks, Challenges, Opportunities?