Dokumentation „Eingeimpft“ und eine Art wissenschaftliche Rezension
„Eingeimpft – Familie mit Nebenwirkungen“: So lautet der Titel der neuen Dokumentation von David Sieveking, der unter anderem für seine Dokumentation „Vergiss mein nicht“ über seine demente Mutter bekannt ist. David Sieveking hielt Impfen „immer für so selbstverständlich wie Zähneputzen“, aber seine schwangere Lebensgefährtin, die Filmmusik-Komponistin Jessica de Rooij, „hat Angst vor Nebenwirkungen oder gar einem Impfschaden“, heißt es in der Synopsis zum Film. Soll die Tochter – und später auch die zweite Tochter – geimpft werden oder nicht? Sieveking macht daraufhin seine zunächst privaten Recherchen zu seinem nächsten beruflichen Projekt – zu diesem Dokumentarfilm.
Heisenberg-Professorin für Gesundheitskommunikation, Schwerpunkt Impfentscheidung, Universität Erfurt
„Der Dokumentarfilm ‚Eingeimpft’ zeigt prototypisch die fünf Gründe des Nicht-Impfens.“
„Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und internationale Gruppen von Wissenschaftlern haben Modelle entwickelt, um Impfmüdigkeit zu erklären. Meine Arbeitsgruppe hat diese Modelle erweitert und mit psychologischen Profilen hinterlegt [1], um sie messbar zu machen [2]. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erfasst nun schon zum zweiten Mal diese Gründe deutschlandweit in ihrer Impfbefragung [3]. Im Film ‚Eingeimpft’ sind alle diese fünf Gründe geradezu prototypisch zu beobachten.“
„Aktuelle Daten [2] zeigen, dass in Deutschland für die MMR-Impfung (Impfung gegen, Mumps, Masern und Röteln; Anm. d. Red.) vor allem das Vertrauen in die Impfung und das Gesundheitssystem ausschlaggebend sind. Dies ist auch der Ausgangspunkt des Films ‚Eingeimpft’: Die Protagonistin – frischgebackene Mutter – ist sich unsicher, was die Sicherheit der Impfstoffe betrifft. Im Folgenden werden alle typischen Gründe des Nicht-Impfens beschrieben, wie sie gemessen werden können und der Bezug zum Film hergestellt: confidence, complacency, constraints, calculation, collective responsibility – die sogenannten 5C.“
„Confidence beschreibt hohes Vertrauen in die Effektivität und Sicherheit von Impfungen, das Gesundheitssystem und die Motive der Entscheidungsträger. Dies geht einher mit einer positiven Impfeinstellung und eher korrektem Wissen über Impfungen sowie einer höheren Impfbereitschaft. Menschen mit niedriger Confidence neigen auch eher zu verschwörungstheoretischem Denken. Confidence wird zum Beispiel erfasst mit Fragen wie ‚Ich habe vollstes Vertrauen in die Sicherheit von Impfungen.’ [2] Von Anfang an hat die Mutter im Film dieses Vertrauen nicht, basierend auf einer eigenen Erfahrung (mehrere Wochen Bettlägerigkeit nach einer Impfung in der Schwangerschaft, was mehrere Mediziner nicht auf die Impfung zurückführen, jedoch eine Hebamme). Da wir Informationen danach auswählen, was wir ohnehin schon glauben, führt das fehlende Vertrauen dazu, dass auch nach Verschwörungen gesucht wird. So werden einige potenzielle Verschwörungen angesprochen, aber nicht aufgeklärt – zum Beispiel, dass die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) zusammen mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) Impfschadensfälle zurückhalte. Das heißt, es kommen nicht mehrere Seiten zu Wort, sondern nur jene Seite, die die Anklage in den Raum stellt. Dies ist nur ein Beispiel von mehreren, in denen der Film subtil das Vertrauen in Gesundheitsorganisationen untergräbt, nämlich indem den Organisationen Verwicklung in Verschwörung oder unsauberes Arbeiten vorgeworfen wird. Ein unterminiertes Vertrauen führte letztlich zu diesem Film, der nur ein beliebiges Beispiel für private Suchen nach Informationen ist. Der Filmemacher hat das Bestreben, die eigenen ‚Nachforschungen’ über das Urteil systematisch arbeitender Wissenschaftler zu stellen. Das kommentiert Dr. Jan Leidel, damals noch Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO), in dem Film, indem er sagt: ‚Tatsächlich bin ich überzeugt davon, dass die STIKO ihre Empfehlungen wirklich auf der Grundlage der besten wissenschaftlichen Erkenntnisse ausspricht. Und die Vorstellung, dass man das dann doch lieber selber macht mit einem guten Buch von irgendeinem impfkritischen Kinderarzt – das ist mutig.’ Ein hohes Vertrauen in Impfungen und die entsprechenden Organisationen führt also eher zu Entscheidungen, die der wissenschaftlichen Evidenz und dem wissenschaftlichen Konsens entsprechen.“
„Complacency beschreibt ein als niedrig wahrgenommenes Krankheitsrisiko: Impfungen werden als unnötig angesehen, man fühlt sich unverwundbar. Complacency wird zum Beispiel erfasst mit Fragen wie ‚Impfungen sind überflüssig, da die Krankheiten, gegen die sie schützen sollen, kaum noch auftreten.’ [1] Im Film ist zu beobachten, dass die Krankheiten von Beginn an in ihrem Risiko abgewertet werden. Die Hebamme sagt beispielsweise, sie habe noch nie einen Neugeborenen-Tetanus gesehen. In späteren Szenen hat das Kind im Kleinkindalter eine tiefe blutende Verletzung. Nun hat die Mutter anlässlich der Verletzung doch Angst vor Tetanus. In einer anderen Szene steht in der Zeitung, dass ein Junge in Berlin an Masern gestorben ist. Gleichzeitig hat das Protagonisten-Kleinkind Husten – dies kann ein erstes Masern-Symptom sein. Nun haben die Eltern doch Angst vor Masern. Der Film zeichnet hier nach, was häufig passiert: Da wir hohe Durchimpfungsraten haben, treten viele Erkrankungen selten auf und wir unterschätzen das damit verbundene Risiko [4]. Sogar bei Erkrankungen, die häufig und schwerwiegend sind wie die Grippe, werden die Risiken der Impfung etwa von Schwangeren als höher eingeschätzt als die der Erkrankung [5]. Den Angaben der offiziellen Stellen (zum Beispiel STIKO), die ja eine wissenschaftlich basierte Risikobewertung vornehmen, wird hier weniger vertraut als den eigenen Wahrnehmungen; die eigene Wahrnehmung wird im Falle des Films nur durch die eigene Erfahrung aktualisiert, nicht aber durch behördlich vermitteltes Wissen. Im Film ist zu beobachten, wie eine Änderung in der (erfahrungsbasierten) Risikowahrnehmung auch zu einer Verhaltensveränderung (erneute Arztbesuche, Impfen) führt. Dies zeigt, dass die aktuellen Aufklärungsversuche ein zu geringes Bewusstsein für die Krankheitsrisiken schaffen.“
„Constraints (auch: Convenience) beschreibt strukturelle Hürden wie Stress, Zeitnot oder Aufwand. Impfen ist nicht wichtig genug, um die Barrieren zu überwinden. Der Faktor Constraints kann mit Fragen erfasst werden wie ‚Alltagsstress hält mich davon ab, mich impfen zu lassen.’ [2] Dieser Faktor kommt bei der Film-Familie eher am Rande vor, und zwar als der Vater nach Afrika reist und dort verwundert feststellt, dass die Frauen lange und beschwerliche Anfahrten zum Arzt auf sich nehmen, um ihre Kinder impfen zu lassen – es wird also kein Aufwand gescheut. Auch in der Film-Familie ist der Aufwand nicht das Problem. Die Familie sucht im Gegenteil zahlreiche Ärzte auf, um sich beraten zu lassen. In Deutschland insgesamt jedoch sagt der Faktor Constraints signifikant zum Beispiel die Grippeimpfung vorher [2]. Hier sind sicherlich Maßnahmen im Gesundheitssystem vonnöten, die das tatsächliche Geimpft-Werden einfacher machen, zum Beispiel aufsuchendes Impfen, Impferinnerungen, fachübergreifendes Impfen.“
„Calculation drückt eine hohe aktive Informationssuche aus. Es findet eine bewusste Evaluation von Nutzen und Risiken von Impfungen statt; es werden viele Informationsquellen aufgesucht. Studien zeigen, dass hohe Calculation-Werte oft mit mehr Falschwissen und einer geringeren Impfbereitschaft einhergehen [2]. Calculation kann erfasst werden mit Fragen wie ‚Wenn ich darüber nachdenke, mich impfen zu lassen, wäge ich sorgfältig Nutzen und Risiken ab.’ [2] Auch wenn es ein erhöhtes Bedürfnis nach Informationssuche und einer bewussten Entscheidung gibt, zeigen in einer Studie befragte Personen mit hohen Calculation-Werten keine höhere Fähigkeit, mit Zahlen umzugehen. Die eigentlichen Fähigkeiten, mit den gesuchten Befunden umzugehen, ist also nicht besser ausgeprägt, und das könnte zu Fehleinschätzungen führen [2]. Auch im Film legt die Protagonisten-Familie ein extrem hohes Maß an Informationssuche an den Tag. Beispielhaft hierfür ist die Szene, in der der Vater im Zug Bücher über Bücher stapelt und von Interview zu Interview fährt. Auf dem Bücherstapel liegen auch einschlägige impfkritische Bücher, die dank Titel und Doktortitel des Verfassers Neutralität und Glaubwürdigkeit suggerieren. Impfen kann für Eltern eine Herausforderung sein, wenn sie ein gesteigertes Informationsbedürfnis haben. In Deutschland herrscht eine ‚Holschuld’ für Informationen – kennen frischgebackene Eltern die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung? Die gut recherchierten und informierenden (nicht überredenden) Angebote gelangen nicht alleine zu den Bürgern, sondern die Bürger müssen sie alleine im Internet- oder (fast noch schwieriger:) im Buchladen-Dschungel finden [6]. Es gibt unzählige impfkritische Bücher, aber kaum eins, das wissenschaftlich fundiert die Fragen, die die anderen aufwerfen, beantwortet. So wirft auch der ‚Eingeimpft’-Film mehr Fragen auf, als er beantwortet und pickt gezielt Experten heraus, die eine andere Meinung haben und mehr oder weniger offensiv dem wissenschaftlichen Konsens widersprechen. So werden Eltern mit hohem Informationsbedürfnis weiter verunsichert. Es werden außerdem Verschwörungen nahegelegt und wissenschaftliche Erkenntnisse selektiv berichtet (dazu mehr siehe Statement von Philipp Schmid). Eltern, die innerhalb ihrer Paarbeziehung nach Rat und Informationen suchen, um Impf-Streitigkeiten zu überwinden, werden hier meines Erachtens eher nicht fündig.“
„Collective Responsibility beschreibt die prosoziale Motivation, sich auch für andere impfen zu lassen, also zum Beispiel kleine Kinder oder Kranke durch die eigene Impfung und damit durch eine reduzierte Übertragung der Erkrankungen mit zu schützen. Die Kehrseite ist das Trittbrettfahren, also die Überlegung, dass andere ausreichenden Schutz herstellen und man somit als Nutznießer zwar den indirekten Schutz genießen kann, in der Gesellschaft aber eben nicht dazu beiträgt. Collective Responsibility kann erfasst werden mit Fragen wie ‚Wenn alle geimpft sind, brauche ich mich nicht auch noch impfen lassen.’ [2] Im Film ist diese Abwägung deutlich zu sehen, als die Mutter sich laut fragt: ‚Soll man jetzt das tun, was für das eigene Kind am besten ist – oder was für alle am besten ist?’ Einer der befragten Kinderärzte gibt zu bedenken, dass das Ausruhen auf dem Gemeinschaftsschutz (Herdenimmunität [7]) nur klappt, solange ausreichend viele andere impfen. Viele Beispiele im Film zeigen, dass der Gemeinschaftsschutz ein hohes Gut ist: Ein Elternpaar mit Baby, das zu jung zum Impfen ist, bleibt beispielsweise von einer Party fern, auf der das ungeimpfte Protagonisten-Baby zugegen ist. Verschiedene Forschungsarbeiten zeigen, dass das Wissen um den Gemeinschaftsschutz die eigene Impfbereitschaft erhöht [8], jedoch nur, wenn eigene Kosten, zum Beispiel mögliche Schäden, als gering angesehen werden [9]. Der Film bietet jedoch ein Rollenmodell zum Trittbrettfahren, indem der Nutzen des Gemeinschaftsschutzes offen thematisiert und das potenzielle Ausnutzen vorgelebt wird.“
„Insgesamt wirkt der Film auf der Oberfläche nicht impfgegnerisch; er bietet auch Möglichkeiten, sich mit den Protagonisten zu identifizieren – die meisten Fragen haben sich interessierte Eltern sicher auch schon gestellt. Leider fehlen am Ende wissenschaftlich haltbare Antworten: Eltern mit hohem Informationsbedürfnis brauchen nicht einen einzigen Wissenschaftler, der dem wissenschaftlichen Konsens entgegensteht, sondern eher ein systematisches Review – und jemanden, der ihnen das dann gut aufbereitet. Das macht beispielsweise die STIKO, indem sie systematische Reviews für die Impfempfehlung nutzt. Zudem wird das Vertrauen in Gesundheitsorganisationen durch selektive Berichterstattung und Techniken der Wissenschaftsleugnung (siehe Statement von Philipp Schmid) unterminiert. Dieses fehlende Vertrauen führt wiederum bei Eltern zu einem erhöhten Informationssuche-Bedürfnis, das wiederum mit erhöhtem Falschwissen und einer geringeren Impfbereitschaft verbunden ist.“
„Eine Beobachtung zum Schluss: Im Abspann ist zu sehen, wie die Protagonistin einen Schwangerschaftstest macht und ungeplant schwanger ist. Sie sagt zu ihm: ‚Du hast gesagt, du hast aufgepasst.’ Diese Szene offenbart nochmal sehr plastisch die Herangehensweise der Familie an Prävention: erfahrungsbasiert, Überschätzung der eigenen Macht und Möglichkeiten – und fehleranfällig.“
„Post Scriptum – zur sogenannten False Balance in der medialen Berichterstattung: Themen, die polarisieren, sind in den Medien gern gesehene Gäste. Nach dem Prinzip der Ausgewogenheit wird oft ein Gast/ Experte ‚pro’ und einer ‚contra’ eingeladen oder zitiert. Im Bereich des Impfens widerspricht dieses augenscheinlich aufgewogene Vorgehen vollkommen a) dem Expertenkonsens [10] und b) der Verteilung der Meinung in der Bevölkerung [3] und suggeriert eine Gleichverteilung der Meinungen. Diese ‚False Balance’ bewirkt eine Verunsicherung [11] und weckt Zweifel beim Rezipienten. Medienvertreter sollten bei der Berichterstattung über den Film oder das Buch versuchen, nicht dem False Balance-Effekt aufzusitzen und für Gesprächsrunden zum Beispiel nicht den Autor, einen Impfkritiker und einen Impfbefürworter einladen. Vielmehr sollte versucht werden, auf die aufgeworfenen Fragen bezogene Evidenz zu präsentieren, da der Film hier voraussichtlich einige Fragen und Verunsicherung aufwerfen wird.“
Doktorand mit Thema Science Denialism (Wissenschaftsleugnung), Universität Erfurt
„Prädikat besonders wenig hilfreich.“
„Wissenschaftler aus Psychologie, Kommunikation und Public Health haben sich in den vergangenen Jahren vermehrt mit den rhetorischen Techniken befasst, die Impfgegner nutzen, um ihre Argumente plausibel erscheinen zu lassen [12] [13] [14] [15]. Impfgegner greifen dabei oftmals auf dieselben fünf rhetorischen Techniken zurück, die in gleichem Maße von Klimawandel-Leugnern und Gegnern der Evolutionstheorie verwendet werden [12].“
„Impfgegner stellen die Faktenlage in einer verzerrten Weise dar und ziehen falsche Schlüsse (misrepresentation and false logic). Sie erwarten Unmögliches von der Wissenschaft (impossible expectations). Sie vermuten Verschwörungen von Industrie und Gesundheitsorganisationen (conspiracy theories). Sie selektieren spezifische Datenpunkte aus der Gesamtheit der vorhandenen Datenmenge (selectivity). Und sie rezitieren Personen, die aufgrund ihrer wissenschaftlichen Ausbildung und/oder ihrer Befangenheit nicht als Experten für Impfstoffsicherheit und Effektivität gelten (fake experts) [14]. Diese Techniken lassen Impfgegner-Botschaften auf den ersten Blick plausibel erscheinen, sie halten aber einer wissenschaftlichen, kritischen Betrachtung nicht Stand. Beispielsweise wird von Impfgegnern eine 100-prozentige Sicherheit von Impfstoffen verlangt. Dies ist eine unmögliche Erwartung, weil die Wissenschaft für kein medizinisches Produkt – von Schmerzmitteln bis hin zur Herzoperation – jemals 100-prozentige Sicherheit garantieren kann. Bei jeder Behandlung von Patienten besteht ein Restrisiko, dass während oder nach der Behandlung Komplikationen auftreten.“
„Die Leidtragenden solcher Scheinargumente sind sogenannte fence sitter [16]. Fence sitter bezeichnet unentschlossene Laien, die – wie die Protagonisten des Films ‚Eingeimpft’ von David Sieveking – vor einer Impfentscheidung stehen. Laut einer repräsentativen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben etwa 18 Prozent der Bevölkerung zumindest teilweise Vorbehalte gegenüber dem Impfen [3]. Die Protagonisten des Films rezitieren im Film eine Reihe von Impfgegner-Argumenten, die sich der beschriebenen fünf Techniken bedienen. Leider leistet der Film dabei keine kritische Beleuchtung dieser Argumente, sondern stellt sie als valide Gegenposition zur offiziellen Impfempfehlung dar. Im Folgenden wird die Verwendung der Techniken im Film an zwei Beispielen aufgezeigt.“
„False logic: Psychologische Studien konnten zeigen, dass Menschen dazu neigen, natürliche Ursachen einer Katastrophe als weniger schlimm zu empfinden als unnatürliche Ursachen mit derselben Folge [17]. Dieser sogenannte appeal to nature-Fehlschluss gilt in der Wissenschaft als ungültiges Argument, da keine Handlungen und keine Objekte auf Grund ihrer Natürlichkeit schlecht oder gut sind. So kann beispielsweise ein künstlicher Eingriff wie eine Herzoperation eine lebensrettende Maßnahme sein, während die natürliche Infektion mit dem Masernvirus schwere negative Folgen haben kann. Die fehlerhafte Annahme, dass Natürlichkeit per se ein logisches Argument für oder gegen eine medizinische Maßnahme ist, wird auch von der Protagonistin des Films vertreten. Die Unnatürlichkeit von Impfstoffen wird als Argument für eine Impfverweigerung angeführt. Dieser logische Fehlschluss sollte für eine rationale Abwägung von Für und Wider der Impfung keine Rolle spielen.“
„Conspiracy theories: Der männliche Protagonist scheint an mehreren Stellen des Films einer Verschwörung auf der Spur. So wird der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgeworfen, sie würde wissentlich Fakten zu gesundheitsschädlichen Folgen von Impfungen zurückhalten, um dem Ruf der Organisation nicht zu schaden. Im Allgemeinen sind Verschwörungstheorien – im Gegensatz zu falschen logischen Schlüssen – nicht per se logisch falsch. So haben beispielsweise Historiker in der Vergangenheit Fälle von Vertuschung von Fakten durch die Industrie aufgezeigt [18]. Für empfohlene Routineimpfungen, wie sie von der Ständigen Impfkommission (STIKO) vorgeschlagen werden, ist die Berücksichtigung solcher Annahmen für die individuelle Impfentscheidung im besten Fall nutzlos und führt im schlimmsten Fall zu Impfverweigerung. Studien zufolge tendiert die Wahrscheinlichkeit einer Verschwörung bei Impfungen, die seit Jahrzehnten auf dem Markt sind und jedem unabhängigen Labor zugänglich sind, gegen Null [19].“
„Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) hat dem Film das ‚Prädikat besonders wertvoll’ zugeschrieben und schreibt im dazugehörigen Pressetext: ‚Ganz nebenbei erhält der Zuschauer eine Menge Informationen über das Thema Impfen’ [20]. Aus wissenschaftlicher Perspektive erhält der Zuschauer meines Ermessens neben einigen Informationen einen unverhältnismäßig großen Anteil an Falschinformationen. Aufgrund weitreichender Konsequenzen von zu geringen Impfquoten – für das Individuum wie für die Gesellschaft – sollten Filme dieser Art nicht nur aus künstlerisch-filmischer Sicht betrachtet, sondern auch nach ihrer wissenschaftlichen Reflektiertheit und Methode bewertet werden. Eine Kennzeichnung von Filmen mit einem ‚Prädikat für wissenschaftlich wertvolle Filme’ könnte eine echte Hilfestellung für Eltern sein, die vor der Impfentscheidung stehen. Ein Prädikat, das diesem Film nicht zugeschrieben werden kann.“
Professorin für Molekulare Virologie und Genetik, Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Universität Regensburg
„Der Film beschreibt recht gut, wie der oder die Einzelne in der Situation sich verändernder Risiken Schwierigkeiten hat, eben diese Risiken für sich persönlich und die eigenen Kinder einzuschätzen. Dabei muss auch berücksichtigt werden, dass in einer Zeit, in der die ‚personalisierte’ Medizin einen immer höheren Stellenwert bekommt, häufig und konsequenterweise die eigene Gesundheit und Unversehrtheit als deutlich wichtiger eingeschätzt wird als die ‚Volksgesundheit’, die ein Anliegen des öffentlichen Gesundheitswesens ist.“
„Wie jede medizinische Maßnahme – Tabletteneinnahme, Operation, Kräutertee etc. – ist auch jede Impfung potenziell mit Nebenwirkungen verbunden. Man muss abwägen zwischen dem Risiko, eine Masern-Infektion, Röteln-Infektion oder sonstige Infektion zu bekommen und daran schwer zu erkranken, und demjenigen Risiko, durch eine Impfung, die vor der – selten gewordenen – Erkrankung schützen soll, eine potenzielle Schädigung (Autoimmunerkrankung, Impfschaden) oder Unannehmlichkeit (Stich, Piekser, dicker Arm, erhöhte Temperatur) zu erfahren. Diese Tatsache macht die Sache für Eltern nicht einfacher, insbesondere, wenn sie versuchen, sich verantwortungsbewusst zu informieren und zu entscheiden.“
„Ungeachtet aller persönlichen Einschätzungen und Erfahrungen gilt, dass Impfungen im Vergleich zur Infektion das kleinere Übel sind. Diese Aussage gilt jedoch nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem die jeweiligen Infektionserreger tatsächlich eradiziert sind und in allen Ländern und auf allen Erdteilen nicht mehr registriert werden (Eradikation bedeutet, dass weltweit keine Fälle einer Infektionskrankheit mehr auftreten dank geeigneter Maßnahmen wie Impfungen oder Vektorkontrolle; Elimination hingegen bedeutet, dass (lediglich) in einem bestimmten geografischen Gebiet für mindestens drei Jahre keine Fälle einer Infektionskrankheit mehr auftreten dank geeigneter Maßnahmen; Anm. d. Red.).“
„Eine Eradikation war beispielsweise bei der Pocken-Erkrankung der Fall: Durch weltweite Impfungen waren vor etwa 40 Jahren alle Menschen geschützt und die Variola-Viren fanden keine Wirte mehr, die sie infizieren und für ihre Vermehrung nutzen konnten – sie starben aus. In dieser Situation war das Risiko für Impfnebenwirkungen als größer einzuschätzen als dasjenige, an der Pockeninfektion zu erkranken. Deswegen wurde die Impfung eingestellt. Die Variola vera trat seitdem auch nicht mehr auf.“
„Ähnlich gelang im veterinärmedizinischen Bereich die weltweite Ausrottung der Rinderpest, die durch einen mit dem Masernvirus verwandten Erreger verursacht wird. Auch die Kinderlähmung steht heute durch weltweite und flächendeckende Impfstrategien kurz vor der Ausrottung: Infektionen mit dem Poliovirus vom Wild-Typ 2 werden seit einigen Jahren nicht mehr registriert. Da jedoch noch immer – insbesondere in Krisenregionen, in welchen die Impfmaßnahmen aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen unterbrochen werden müssen – Infektionen mit Poliovirus vom Wild-Typ 1 und Wild-Typ 3 gemeldet werden, kann die Impfung noch nicht eingestellt werden: Es besteht das hohe Risiko der erneuten Einschleppung der Erreger durch Reisende. In einer nicht mehr geimpften Bevölkerung könnten diese sich sehr schnell wieder ausbreiten und massive Gesundheitsprobleme verursachen.“
„Leider ist das Ziel der Ausrottung von Masern und Röteln noch nicht erreicht, auch wenn diese Infektionen in Deutschland insgesamt selten geworden sind und viel von ihrem Schrecken verloren haben. Erreicht wurde dies durch eine Impfempfehlung für alle Kleinkinder. Diese konsequente Impfstrategie – beispielsweise gegen Röteln – hat innerhalb von nur 25 Jahren dazu geführt, dass akute Röteln und auch das kongenitale Rötelnsyndrom selten geworden sind. Wegen dieser schweren fetalen Erkrankung, die mit lebenslangen Symptomen verbunden ist und durch akute Röteln in der Schwangerschaft verursacht wird, wurde die Impfung eingeführt: In der BRD in den 1980er Jahren, in den sogenannten neuen Bundesländern nach der Wende. Da heute mehr als 95 Prozent der Kinder und jungen Erwachsenen geimpft sind, kommen Röteln und das kongenitale Rötelnsyndrom in Deutschland kaum mehr vor. Trotzdem sind sie leider noch immer nicht eliminiert: Dazu dürften innerhalb von drei Jahren keine neuen Rötelnfälle mehr auftreten. Aktuell werden dem Robert Koch-Institut jedoch jährlich etwa 70 bis 80 Infektion gemeldet, mit abnehmender Tendenz. Dies bedeutet aber, dass nicht geimpfte und folglich ungeschützte Schwangere auch in Deutschland noch immer ein – wenn auch geringes – Infektionsrisiko haben. Wesentlich größer ist das Risiko in einigen anderen Ländern Europas, beispielsweise in Polen [21]. Hier wurde mit der Impfung aller Kleinkinder erst später begonnen, und bis 2015 registrierte man über 2000 Röteln-Erkrankungen pro Jahr. Auch wenn die Impfmaßnahmen in Polen in den vergangenen Jahren zu einem erfreulich deutlichen Rückgang der Zahlen geführt haben, besteht das Risiko, sich bei Reisen ins Nachbarland zu infizieren und die Rötelnviren mit zurückzubringen. Würde die Impfung bereits zum heutigen Zeitpunkt eingestellt, dann wäre aufgrund des abnehmenden Schutzes in der Bevölkerung – der sogenannten Herdenimmunität – das Risiko für Schwangere wieder deutlich höher und würde zu einem Wiederanstieg der Zahlen von kongenitalem Rötelnsyndrom führen.“
„Für den Menschen – einem Lebewesen, das in engem Kontakt mit anderen Menschen lebt – sind Impfungen folglich nicht nur als persönliche Schutzmaßnahmen zu betrachten, sondern auch als Schutz für die Allgemeinheit und die Bevölkerung.“
Associate Professor für Deutsche Literatur und Kultur, Queen's University
„Der Film ‚Eingeimpft – Familie mit Nebenwirkungen’ thematisiert den Prozess der Impfentscheidung aus der Perspektive eines Berliner Elternpaares. Beide Eltern sind medizinische Laien. Während der Vater, Dokumentarfilmer David Sieveking, dem Impfen gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt ist, ist Mutter Jessica de Rooij skeptisch und schickt ihn mit einem ‚Informier’ dich mal!’ (bei Min. 12) auf Impf-Recherche. Die allgemeingesellschaftliche Unsicherheit und Meinungsvielfalt angesichts der Impffrage zeigt Sieveking, indem er die Informationsbeschaffung, die Diskussionen des Paares und die private Entwicklung hinsichtlich der Impfentscheidung während der ersten vier Lebensjahre seiner ältesten Tochter festhält.“
„Durch die dezidierte Laien-Perspektive kann der Film unterschiedliche Sichtweisen auf die Impffrage nebeneinanderstellen und ist dabei nicht verpflichtet, die Informationen im Sinne medizinischer Expertise oder lebensweltlicher Theorien einzuordnen.“
„Der oberflächlich vor allem charmant wirkende Zugang über den Alltag einer jungen Familie bietet die Möglichkeit, das Reflexionspotenzial des Mediums Film auszuschöpfen, ohne den Zuschauer mit artifizieller Überfrachtung zu überfordern. Drei Aspekte, die ineinandergreifen, sind dabei aus medialer und (bild-)rhetorischer Sicht besonders interessant.“
„1. Die Vorgänge von Impfung und Ansteckung sind unsichtbar. Eine visuelle Verarbeitung ist rhetorisch besonders wirksam, aber gerade im Fall der Impfung bedeutet die Bildauswahl bereits eine Auslegung des Themas. Der Film stellt die Aussagen von unterschiedlichen Ärztinnen und Ärzten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, darunter auch Mitgliedern der Ständigen Impfkommission, befreundeten Eltern und Spielplatz-Bekanntschaften, Patienten, die einen Impfschaden erlitten haben, Pharmavertretern, einer Hebamme, Davids Vater und dazu animierte Erklärungen der Impfwirkung nebeneinander. Dadurch präsentiert er eine relativ breite Informationsvielfalt, ohne diese direkt zu werten. Diese Vielfalt ähnelt derjenigen, mit der sich viele Eltern während der Impfentscheidung auseinandersetzen. Der Film bietet Identifikationspotenzial, nimmt aber den Zuschauenden die Bewertung der unterschiedlichen Standpunkte nicht ab.“
„2. Gleichzeitig behandelt der Film das Thema durch die relativ wertfreie Zusammenstellung der unterschiedlichen Aussagen grundsätzlich anekdotisch. Diese Argumentation entspricht im Allgemeinen der Strategie der Impfgegner, die bereits im historischen Diskurs Einzelfälle biographisch-narrativ aufbereiten und damit aus individueller Betroffenheit den Rezipienten ein Gefühl persönlicher Bekanntheit vermitteln. Diese (bild-)rhetorische Strategie setzt der Film neben dem grundsätzlichen Identifikationspotenzial der jungen Familie direkt ein: zum einen, indem historisches Material gezeigt wird; zum anderen, indem auch aktuelle Impfopfer zu Wort kommen. Ganz besonders deutlich wird dies in der Aussage der Hebamme, die als Argument anführt, weder persönlich noch bei Kolleginnen jemals ein Neugeborenes mit einer Tetanusinfektion erlebt zu haben (Min. 8). Auch diese Aussage bleibt als ‚Erfahrungsbericht’ neben anderen Perspektiven weitgehend unkommentiert stehen. Der Film hat insgesamt keine impfgegnerische Ausrichtung, sodass die tendenziell populistische Strategie anekdotischer Informationsweitergabe auf eine komplexe Weise eingesetzt wird, die den Zuschauer gerade entgegen typisch populistischer Rhetorik zu wertender Distanz auffordert. Diese Möglichkeit der Distanzierung wird verstärkt durch die Technik der doppelten Rahmung.“
„3. Indem der Film das historische Material, aber auch eigene Filmszenen im Film als Filmausschnitte zeigt, wiederholt er die Rahmung des Mediums Film im Film selbst: Im Hintergrund sichtet der Vater David kritisches Filmmaterial, Bilder von Impfopfern oder auch Berichte von erfolgreichen Impfkampagnen, während im Vordergrund das eigene Kind mit ihm im Bild ist. Mit dieser Technik wird die Medialität hervorgehoben; die doppelte Rahmung erzeugt gegenläufig zum hohen Identifikationsgrad Distanz. Gleichzeitig wird die Technik im Film wiederholt eingesetzt, um das Dilemma des Dokumentarfilmers zwischen emotionsgeladener persönlicher Betroffenheit und distanziertem Bericht zu verdeutlichen, zum Beispiel in der Szene, in der Bilder eines pockenkranken kleinen Mädchens zuerst durch die Animierung als Rollfilm als historischer Film eingeführt werden (Min. 13) und dann in den Zusammenhang eines Zusammenschnitts von historischem Material eingeordnet werden. Dieses Material wird wiederholt durch eine doppelte Rahmung unterbrochen, die den Dokumentarfilmer Sieveking bei der Arbeit zeigt, um schließlich durch eine Szene abgelöst zu werden, in der der Vater Sieveking die Tochter nachts durch die Wohnung trägt. Ähnliche Szenen zeigen den Rahmen des arbeitenden Dokumentarfilmers mit der gesunden kleinen Tochter im Vordergrund. Diese Technik wird auch bei der Sichtung von Impfopfer-Filmmaterial eingesetzt, sodass Sieveking die schwierige Elternentscheidung zwischen beiden Perspektiven jeweils in ihrer doppelten Dimension als allgemeines aber auch als persönliches Dilemma visuell inszeniert.“
„Eine solche doppelte Rahmung ermöglicht – und hier liegt der entscheidende Aspekt medialer Rhetorik des Films – die Projektion der Rahmung für den Zuschauenden: Dadurch, dass die dargestellte Reflexion des Dokumentarfilmers sich für die Situation der filmischen Betrachtung durch den Zuschauenden wiederholt, wird dem Zuschauenden in einer Vervielfachung der Rahmung in die Rolle sowohl des mitfühlenden Elternteils als auch des zur nüchternen Wertung aufgeforderten Dokumentarfilmers versetzt. Dies wird in der Szene deutlich, in der Sieveking de Rooij Material zeigt, das das Schicksal chronisch kranker Kinder erzählt. Auch hier ist ein Mädchen (Michelle) betroffen. Das Material ist biographisch-anekdotisch und fordert in höchstem Maße die emotionale Identifikation der Mutter Jessica, für den Zuschauenden ist durch die doppelte Rahmung zum einen eine Distanzierung möglich, zum anderen kann er oder sie die Wirkung der Bilder ebenso bewerten wie deren Inhalt und damit die eigene Situation als Rezipient oder Rezipientin eines Dokumentarfilms reflektieren (Min. 53).“
„Die mediale Strategie der Vervielfachung der Rahmung legt also dem Zuschauenden eine distanzierende Reflexion nahe. Damit fordert der Film nachdrücklich zum eigenen Urteil auf – eine Haltung, die Impfgegnern wie Impfaufklärern naturgemäß in der Ausrichtung ihres Informationsmaterials nicht möglich ist, und die der Film, der rein wissenschaftlich argumentierenden oder propagandistischen Informationsverbreitung entgegensetzt.“
„Allerdings: Auf sehr subtile Weise werten die Bilder des Films dann doch. Zum Beispiel, wenn der Seuchenschutzanzug als Karnevalsverkleidung der Besorgnis von Eltern gegenübergestellt wird (Min. 52), die nicht zu einer Party kommen möchten, weil das Kind des Dokumentarfilmers nicht geimpft ist – während zu jener Zeit im Jahr 2015 in Berlin gerade Masern-Fälle auftreten und ein Kleinkind gestorben ist. Eine Wertung wird auch durch die Materialauswahl vorgenommen, wenn die Aggressivität impfender Spielplatz-Bekanntschaften gezeigt wird, die Impfkritiker aber mit durchweg überlegten, ruhigen Beiträgen vertreten sind. Ebenfalls wertet der Film den allgemeinen Charakter der Impfdiskussion in den Industrieländern, wenn die Szenen aus der Geberkonferenz für die Bereitstellung der Impfung in Entwicklungsländern gegen die diffizilen Diskussionen des Elternpaares um den Zeitpunkt und die Zusammensetzung einzelner Impfungen geschnitten werden. Schließlich ergreift der Film Position, indem die Forschungsergebnisse des dänischen Impfforschers Peter Aaby, der sich für den Beibehalt der aktiven Immunisierung ausspricht, als abschließende Aussage gesetzt werden.“
„Klar wird: Die Unsichtbarkeit der epidemiologischen wie hygienischen Vorgänge gepaart mit der widersprüchlichen Informationsvielfalt produziert ein diffuses Nichtwissen, das Mutter Jessica zu Anfang des Films mit ‚keine Ahnung’ (Min. 12) stellvertretend für viele Eltern auf den Punkt bringt. Der Film zeigt durch Nahaufnahmen einzelner Elterngesichter, zum Beispiel im Publikum bei Vorträgen zum Thema, dass Unsicherheit und Ahnungslosigkeit in einer Zeit ungefilterter Informationsflut leicht zu Misstrauen führen. Dem Nichtwissen weder mit medizinischer Aufklärungspädagogik noch mit impfgegnerischer Emotionalität zu begegnen, sondern die Zuschauenden in die eigene Verantwortung zu entlassen: Das zeugt von einem medial wie bildrhetorisch reflektierten Umgang mit einem schwierigen Thema.“
Professorin für Wissenschafts- und Technikkulturen, HafenCity Universität Hamburg
„Der Film zeigt, wie medizinisches Wissen im Alltag zur Herausforderung wird. Dabei ist dieses Wissen keineswegs eindeutig, sondern wird von den Betroffenen zwischen verschiedensten Wissensformen ausgehandelt. So trifft im Leben der gefilmten Familie kontroverses wissenschaftlich-medizinisches Expertenwissen (im Film repräsentiert durch Vertreter verschiedener Forschungsinstitute und der Ständigen Impfkommission) auf anthroposophisches Wissen (durch einen anthroposophischen Arzt vorgetragen) sowie auf Erfahrungswissen (etwa dargestellt durch die Kinderärztin, die der Überzeugung ist, dass die Impf-Entscheidung auch situativ abhängig vom einzelnen Kind zu erfolgen habe, oder durch die Hebamme, die meint, sie habe einen Tetanus bei einem Neugeborenen noch nie erlebt, weshalb es nicht unbedingt notwendig sei, eine Schwangere zu impfen). Diese Wissensformen werden in Beziehung gesetzt und verhandelt mit dem Laien- und Alltagswissen der Betroffenen (etwa zu den Krankheiten und Befindlichkeiten der Kinder) sowie ihrem intuitiven Wissen (im Film durch das ‚Bauchgefühl’ von Jessica de Rooij zum Ausdruck gebracht).“
„In diesen Aushandlungs- und Entscheidungsprozessen orientieren sich die Beteiligten insbesondere an wissenschaftlicher Evidenz, die von allen Filmakteuren als Referenzpunkt ins Spiel gebracht wird. Damit erfolgt eine gewisse Hierarchisierung der unterschiedlichen Wissensformen. So stellt auch Nichtwissen, d. h. fehlende wissenschaftliche Evidenz, einen zentralen Aspekt dar, der im Film thematisiert wird, etwa durch eine Wissenschaftlerin auf einem internationalen Symposium oder einen Vertreter der französischen Pharma-Industrie, die beide fehlende Evidenz – und damit Nichtwissen – zu bestimmten Auswirkungen von Impfstoffen monieren. Auch für die Laien im Film ist die wissenschaftliche Evidenz ein wichtiges Argument, wie etwa die Mutter auf dem Spielplatz zeigt, die sich dezidiert gegen Impf-Verweigerer ausspricht, weil ohne diese präventive Maßnahme eine gewisse Anzahl Kinder sterben würden: ‚Das ist doch ein Fakt. Das ist doch ein reines Rechenspiel, das ist doch `ne Zahl.’ Die wissenschaftliche Evidenz wird auch auf bildlicher Ebene dargestellt. So kann sich die Film-Zuschauerin im Forschungslabor des französischen Pathologen mit eigenem Blick durch das Mikroskop von der Existenz der Aluminium-Salze im Oberarm der Patientin überzeugen lassen. Visuelle Evidenz wird ebenfalls demonstriert, wenn der Arzt dem Filmautor die medizinischen Bilder auf dem Screen erklärt.“
„Die filmische Bildsprache bezieht gegensätzliche und intendiert überzeichnete Darstellungen ein: hier die sterile, klinische, geordnete Welt der wissenschaftlichen Medizin, etwa Spritzen in weißer Laboratmosphäre, ein pathologischer Seziersaal oder Glasfassaden, die den Rahmen für ein wissenschaftliches Symposium bilden; dort die potenziell unreine, bunte, chaotische Alltagswelt des Familienlebens. Gummihandschuhe ziehen sich dabei als Metapher durch den ganzen Film und tauchen sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der Alltagswelt auf: bei einer Injektion, bei einer Biopsie, aber auch etwa beim häuslichen Fensterputzen. In beiden Welten können diese soziomateriellen Objekte als Symbole gelesen werden, durch welche das Unreine (die potenziellen Krankheitserreger) vom Reinen (dem gesunden Körper) getrennt wird.“
„Wahrgenommene Risiken und Bedrohungen werden in der Bildsprache überhöht, aber auch mit einer gewissen Ironie dargestellt, wenn beispielsweise ein Kind mit aufgemalten Masern-Flecken oder der Autor im gelben Schutzanzug und wiederum mit Gummihandschuhen auf einer Kinder-Verkleidungsparty gezeigt werden. Diese ironische Überhöhung findet sich auch in der Wortwahl, wenn etwa der Filmautor hofft, dass die Impfung vielleicht gar die Kreativität der Tochter fördere, oder auf der Audio-Ebene, wenn die Musik dramatisch wird, um die Gefahr einer möglichen Infektion mit Krankheits-Erregern zu untermalen, oder pathetische Züge annimmt, sobald die großen Lebensthemen wie Liebesbeziehung, Schwangerschaft und Geburt im Fokus sind.“
Projektleiterin von „KNOW-VACC: Knowledge production and governance in vaccination policy. A comparison of vaccination registries in Austria and the Netherlands”, Institut für Politikwissenschaft, Universität Wien, Österreich
„Zum Aspekt Impfprogramme als Forschungsgegenstand: Aus Sicht der Politik- und Sozialwissenschaften spiegeln Impfprogramme nicht nur historische Konflikte wider, sondern bergen auch immer wiederkehrende Fragen zu Grenzen staatlicher, individueller und gesamtgesellschaftlicher Verantwortung und Handlungsmacht. Als Politikwissenschaftlerin vergleiche ich die Gestaltung und Wirkung von Impfpolitik und erforsche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten.“
„Steuerung oder Entscheidung? Politikwissenschaftliche Forschung weist darauf hin, dass die relative Starrheit oder Nachgiebigkeit staatlicher Institutionen eine wichtige Rolle spielt für die Art und Weise, wie Impfungen innerhalb öffentlicher Impfprogramme angenommen werden [22]. Daher beobachten wir auch eine Bandbreite an politischen Steuerungsinstrumenten innerhalb der EU. Während beispielsweise die Einführung eines verpflichtenden Beratungsgesprächs vor Eintritt in eine Kindertagesstätte in Deutschland für politische Debatten gesorgt hat, wird in skandinavischen Ländern sowie in den Niederlanden durch staatliche Impfanbieter und Datenerfassungssysteme sehr viel stärker gesteuert. Dass Deutschland – wie auch Österreich – keine zentralen Impfregister mit Erinnerungsfunktion haben, steht im starken Kontrast zu den Steuerungsinstrumenten, die mittels solcher Register in Skandinavien und dem Vereinigten Königreich zur Verfügung stehen.“
„Der Dokumentationsfilm ‚Eingeimpft’ deutet an, dass junge Eltern ein starkes Bedürfnis haben, die Impfung ihres Babys oder Kleinkindes als aktive und persönliche Entscheidung zu gestalten – was oft im Kontrast zum Gedanken von Public Health steht, bei dem die Öffentlichkeit und die Steuerung ihrer Entscheidungen zumindest begrifflich im Vordergrund steht. Im Film wird deutlich, wieviel Freiraum Eltern und Erziehungsberechtigte in Deutschland vergleichsweise haben, wie flexibel sie ihre Impfentscheidung gestalten können (beispielsweise in der Wahl der impfenden Kinderärztin oder des impfenden Kinderarztes, des Zeitpunkts und des Impfstoffs), aber auch, wie selbständig sie auf diesem Weg durch Beratungsinstitutionen gehen müssen. Im Vordergrund des Films bleibt die Suche nach Antworten auf Seiten der Eltern; im Hintergrund bleibt das Dilemma des Staates, einerseits das Recht auf körperliche Unversehrtheit und andererseits Schutz des Allgemeinwohls zuzusichern.“
„Zum Aspekt Evidenzpolitik: Der Film ‚Eingeimpft’ zeigt, wie divers das Angebot an Impfberatung ist – allerdings vor allem im anthroposophischen, und weniger im staatlichen und rein schulmedizinischen Bereich. Es scheint also an unabhängigen und vor allem niedrigschwelligen Informationsangeboten sowie an automatisierten Erinnerungen durch Behörden oder behandelnde ÄrztInnen zu mangeln. Zudem wissen wir aus der Medizinsoziologie [23], dass wissenschaftliche Evidenz – die vor allem in Zahlen ausgedrückt wird – oft im Kontrast steht zu Formen der Evidenz, von denen Eltern und Erziehungsberechtigte in einer Impfentscheidung Gebrauch machen, darunter anekdotische und narrative Evidenz, die auf persönlichen Erfahrungsberichten beruht. Diese Diskrepanz erfordert die Eröffnung von geeigneten Räumen für Fragen und die Thematisierung von Unsicherheit und Nichtwissen – nicht zuletzt als essentieller Aspekt jeglicher Forschung. Die Debatte rund um die HPV-Impfung und die wiederkehrende Kritik an der Untrennbarkeit staatlicher Behörden von pharmaindustrieller Interessen weist darauf hin, dass Impfpolitik sich diesen Fragen offen stellen sollte. Um langfristig mehr Vertrauen zu schaffen, muss die Gestaltung von Impfprogrammen transparenter werden und verschiedene Formen von Evidenz zulassen, auch solche, die gegen gängige politische Praktiken geht – wie beispielsweise Hinweise zu möglichen nicht-spezifischen Effekten von Lebendimpfstoffen [24], die in ‚Eingeimpft’ thematisiert werden. Kurzum: Eine effektive Impfpolitik erfordert neben finanziellen Ressourcen auch Institutionen, die wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Diversität gerecht werden können.“
Fachärztin für Innere Medizin, Pharmakovigilanzzentrum Embryonaltoxikologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
„Impfungen in der Schwangerschaft sind sowohl bei Fachkräften als auch bei Patienten mit großer Unsicherheit verbunden: zum einen aufgrund der theoretischen Gefährdung des ungeborenen Kindes, zum anderen aufgrund der Angst vor einer schweren Erkrankung der Schwangeren. Man weiß inzwischen, dass eine mütterliche Impfung, auch in der Schwangerschaft, das Kind und die werdende Mutter vor den Risiken bestimmter Infektionserkrankungen schützen kann.“
„Aufgrund von komplexen physiologischen immunologischen Veränderungen in der Schwangerschaft, wie beispielsweise der Verlagerung von einer (TH)-1-vermittelten zu einer (TH)-2-vermittelten Immunantwort, wird die mütterliche Immunabwehr zugunsten einer erhöhten Antigen-Toleranz geschwächt [25]. So ist inzwischen gut dokumentiert, dass Influenza, Masern oder Windpocken bei Schwangeren mit deutlich schwereren Komplikationen einhergehen können [26].“
„Die beste Maßnahme zur Vermeidung einer Infektion ist die Impfung. Die aktuelle Datenlage lässt für keinen Impfstoff teratogene Eigenschaften (Fehlbildungen hervorrufende Eigenschaften; Anm. d. Red.) erkennen, inklusive der darin enthaltenden Hilfsstoffe wie zum Beispiel Aluminiumhydroxid oder Ethylquecksilber. Zudem sind die in Impfstoffen enthaltenden Mengen an beispielsweise Ethylquecksilber sehr gering, vor allem unter Berücksichtigung einer Einmal-Exposition, wie es bei Impfungen typischerweise der Fall ist [27]. Insgesamt ist der dokumentierte Erfahrungsumfang der einzelnen Impfstoffe aber sehr unterschiedlich einzuschätzen. Es wird daher generell empfohlen, Routineimpfungen bereits vor und nicht erst während einer geplanten Schwangerschaft durchzuführen.“
„Sollte allerdings eine Impfung in der Schwangerschaft erforderlich sein, ist gegen den Einsatz nichts einzuwenden; das gilt insbesondere für Totimpfstoffe. Einige Impfungen wie zum Beispiel die Grippeschutzimpfung werden ausdrücklich auch in der Schwangerschaft empfohlen; wenn chronische Erkrankungen mit erhöhtem Risiko für Grippe-Komplikationen vorliegen, dann auch bereits im ersten Trimenon (erstes Schwangerschaftsdrittel; Anm. d. Red.). Von Lebendimpfstoff-Impfungen in der Schwangerschaft wird hingegen abgeraten aufgrund des theoretischen Risikos einer infektionsbedingten Schädigung des Ungeborenen. Eine versehentliche Lebendimpfung in der Schwangerschaft stellt jedoch niemals einen Grund dar, diese als Risikoschwangerschaft zu betrachten oder die Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch zu stellen [27].“
„Gestützt werden die Impfempfehlungen auch durch die Überlegung, dass die durch Impfstoffe angeregten spezifischen mütterlichen IgG-Antikörper plazentar übergehen (über die Plazenta, den Mutterkuchen, von Mutter aufs Kind übertragen; Anm. d. Red.) und so das Kind schützen [28]. So wird inzwischen in den angloamerikanischen Ländern eine Pertussis-Impfung routinemäßig zwischen der 27. und 36. Schwangerschaftswoche empfohlen, um die durch Komplikationen besonders bedrohten Neugeborenen vor einer Pertussis-Infektion zu schützen [29].“
„Grundsätzlich sollte bei diesem sensiblen Thema immer eine individuelle und evidenzbasierte Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Risiko einer Arzneimittel-Exposition in der Schwangerschaft häufig überschätzt wird und notwendige Therapien dadurch unnötigerweise unterbleiben.“
„Wie auch aus dem Film ‚Eingeimpft’ hervorgeht, scheinen viele Betroffene nicht zu wissen, dass es für derartige Fragestellungen professionelle Instanzen gibt. Hierzu zählt beispielsweise das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie an der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Hier können sich sowohl Fachkräfte als auch Laien nach dem neuesten Stand der Wissenschaft über die Anwendung von Arzneimitteln und Impfstoffen in der Schwangerschaft individuell ärztlich beraten lassen [30]. Eine mögliche Arzneimittelnebenwirkung kann hier gemeldet und fachlich eingeordnet werden. Auch das Paul-Ehrlich-Institut ist eine Kontroll-Instanz, die Meldungen über mögliche Impfnebenwirkungen entgegennimmt [31].“
Professorin für Vakzinologie, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universität Groningen, Niederlande
„In dem Film ‚Eingeimpft’ beschreibt der Autor, David Sieveking, wie er sich in die Vor- und Nachteile der Kinderschutzimpfungen einarbeitet. Am Ende seiner Suche gewinnt der Autor die Überzeugung, dass Lebendimpfstoffe eher gut und Totimpfstoffe eher schlecht sind. Als Dokumentation hat der Film implizit den Anspruch, wissenschaftliche Argumente für die Impfentscheidung zu liefern, wird diesem Anspruch meiner Meinung nach aber nicht gerecht.“
Zum Aspekt: Was sind eigentlich Lebend- und Totimpfstoffe?„Lebendimpfstoffe sind lebende Krankheitserreger, die allerdings stark abgeschwächt sind. Sie lösen eine milde Erkrankung aus, bei der das Immunsystem auf eine ähnliche Art und Weise stimuliert wird wie bei einer echten Infektion. Lebendimpfstoffe werden im Rahmen des allgemeinen Impfprogramms nur für einige virale Infektionen verwendet, nämlich für Masern, Mumps und Röteln.“
„Totimpfstoffe bestehen aus chemisch abgetöteten Krankheitserregern oder Komponenten dieser Krankheitserreger. Die meisten Impfstoffe aus dem allgemeinen Impfprogramm fallen in diese Kategorie.“
Zum Aspekt: Was sind die Vor- und Nachteile von Lebend- und Totimpfstoffen?„Lebendimpfstoffe haben gegenüber Totimpfstoffen den Vorteil, dass sie das Immunsystem effizient stimulieren und verschiedene Immunmechanismen gleichzeitig aktivieren können. Dem steht gegenüber, dass sie als weniger sicher gelten: Lebendimpfstoffe verursachen mehr Nebenwirkungen und können in Menschen mit sehr schwachem Immunsystem jene Erkrankungen auslösen, gegen die sie eigentlich einen Schutz aufbauen sollen. Außerdem besteht das Risiko, dass die abgeschwächten, aber noch lebenden Viren sich so verändern, dass sie auch in gesunden Menschen wieder Krankheitssymptome hervorrufen können. Für den Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln wurde das bisher nicht beobachtet, aber durchaus, wenn auch sehr selten, für den Polio-Impfstoff – jene Schluckimpfung, die in Europa früher verwendet wurde und heute noch in strukturschwachen Ländern zum Einsatz kommt, statt der Polio-Impfung per Spritze mit dem Totimpfstoff.“
„Totimpfstoffe sind weniger effizient und müssen darum manchmal mit Hilfsstoffen versehen werden, sogenannten Adjuvantien, um eine genügend starke Immunreaktion hervorzurufen. Dem gegenüber steht, dass Totimpfstoffe als ausgesprochen sicher gelten. Zumindest das Risiko, dass die Impfung die entsprechende Erkrankung auslöst, ist ausgeschlossen. Totimpfstoffe erhalten darum in Impfprogrammen den Vorzug. Ohnehin gibt es für die meisten Impfstoffe keine Lebendimpfstoff-Alternative, mit Ausnahme des Impfstoffs gegen Polio.“
Zum Aspekt: Was ist dran an der Überzeugung, dass Lebendimpfstoffe eher gut, Totimpfstoffe eher schlecht sind?„Im Film wird von Erkenntnissen des dänischen Wissenschaftlers Peter Aaby berichtet, der bei Studien in Afrika, aber auch in Dänemark beobachtet hat, dass der (lebende) Masern-Impfstoff positive Effekte hat, die über den Schutz gegen eine Maserninfektion hinausgehen. Aaby vermutet, dass durch die Impfung das Immunsystem ‚trainiert’ wird, sodass es auch gegen andere Krankheitserreger effizienter reagiert. Tatsächlich findet das Thema ‚trained immunity’ unter Immunologen zurzeit viel Aufmerksamkeit, ist aber noch wenig erforscht und noch nicht gut verstanden. Unter anderem stellt sich die Frage, warum für das ‚Training’ Lebendimpfstoffe benötigt werden. Das Argument, dass geimpfte Kinder hierdurch mit lebenden (wenn auch abgeschwächten) Viren in Kontakt kommen, ist nicht sehr überzeugend, denn jedes Kind, ob geimpft oder nicht, macht natürlich sowieso eine Vielzahl von Infektionen durch, die einen ähnlichen Trainingseffekt haben sollten.“
„Während Aaby Lebendimpfstoffen allgemeine positive Effekte zumisst, betont er beim Totimpfstoff gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis (Keuchhusten) die negativen Effekte. Tatsächlich hat Aaby bei einigen seiner Studien in Afrika wahrgenommen, dass das Sterberisiko bei geimpften Kindern etwas höher lag als bei nicht geimpften Kindern. Allerdings wurde dieser Effekt in anderen Studien nicht gefunden, während er in wieder anderen Studien entweder nur bei Mädchen oder nur bei Jungen auftrat. Bei einer derartigen Datenlage sollte man sich vor vorschnellen Schlussfolgerungen hüten. Außerdem muss man sich klarmachen, dass die Studien in Ländern durchgeführt wurden, in denen die Sterblichkeit unter Kindern sowieso enorm hoch war, teilweise bis zu 50 Prozent. Es ist daher höchst zweifelhaft, ob sich Ergebnisse aus solchen Studien überhaupt auf Deutschland bzw. Europa übertragen lassen.“
„Mittlerweile hat Aaby seine Theorie erweitert durch die Hypothese, dass die von ihm unterstellten negativen Effekte des toten DTP-Impfstoffs (gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis; Anm. d. Red.) durch gleichzeitige oder anschließende Gabe eines Lebendimpfstoffs neutralisiert werden können. Bei einer entsprechenden Studie in Burkina Faso mit 4500 Kindern, von denen die Hälfte beim letzten Impftermin nur den toten DTP-Impfstoff und die andere Hälfte sowohl toten DTP-Impfstoff als auch und lebenden Masern-Impfstoff erhielt, wurden allerdings keinerlei positive Effekte des zusätzlichen Lebendimpfstoffs gefunden.“
„Schlussfolgerung: Für eine generelle Beurteilung von Lebendimpfstoffen als eher gut und Totimpfstoffen als eher schlecht gibt es keine Grundlage. Beide haben ihre speziellen Anwendungsgebiete und beide haben ihre Vor- und Nachteile. Wichtig ist, ob der Impfstoff geeignet ist, den benötigten Immunschutz auf sichere Art und Weise zu gewährleisten. Das ist eine komplexe Abwägung, die einiges Fachwissen erfordert. Es wäre schön, wenn Eltern das Vertrauen hätten, diese Einschätzung Experten zu überlassen.“
Wissenschaftler in der Abteilung Vakzinologie und angewandte Mikrobiologie, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Braunschweig
„Der Dokumentarfilm ‚Eingeimpft’ ist meines Erachtens nur pseudomäßig objektiv gemacht. Zum Beispiel in der Szene, in der die Protagonistin weint und gegen Impfungen ist, weil sie ihr Kind metallfrei halten möchte: Das bleibt dann so einseitig stehen. Man kann folgendes recht schnell über Google erfahren, zum Beispiel auf den Internetseiten des Bundesinstituts für Risikobewertung [32]: Wir nehmen ständig Aluminium über Nahrungsmittel und Getränke sowie deren Verpackungen auf, jetzt im Sommer auch über die Alu-Grillschalen [33]. Gerade in Kakao und Schokolade – was kleine Kinder ja meistens mögen – ist verhältnismäßig viel Aluminium enthalten; und Säuglinge nehmen Aluminium durchaus auch über die Muttermilch auf. Auch in Antitranspirantien, Zahnpasta und anderen Kosmetika ist Aluminium enthalten, das in unseren Körper gelangen kann. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat vor einer ganzen Weile die Sicherheit von Aluminium aus Lebensmitteln bewertet und hat daraufhin festgelegt, dass die sogenannte tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (tolerable weekly intake, TWI) für die orale Aufnahme über die Nahrung ein Milligramm Aluminium je Kilogramm Körpergewicht ist [34].“
„Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts, wonach eine Impfdosis zwischen 0,1 und 0,8 Milligramm Aluminiumsalze enthält, nimmt man demzufolge täglich über die Nahrung mehr Aluminium zu sich, als in einer Impfstoff-Dosis enthalten ist. Mitunter reicht sogar eine Portion Fisch aus, die wöchentliche Dosis zu erreichen [35]. Dabei bekommt man ja nicht jede Woche eine Impfung, und nicht in jedem Impfstoff ist Aluminium enthalten. So etwas wird oft nicht in Relation gesetzt – auch nicht in diesem Film.“
„Wenn – wie in diesem Film auch – jemand sagt, dass auftretende Nebenwirkungen vermeintlich vom Aluminium aus einem verabreichten Impfstoff hervorgerufen wurden: Wie schließen diese vermeintlichen Experten aus, dass die Schäden nicht von dem Aluminium aus der Nahrung kommen? Woher weiß man, dass das am Aluminium aus dem Impfstoff liegt und nicht am Aluminium, das die Person schon anderweitig aufgenommen hat? Wenn es überhaupt am Aluminium lag. Oder wenn – wie in diesem Film auch – jemand hinterfragt, dass die Mitglieder der Ständigen Impfkommission Geld von Pharmafirmen bekämen: Wurde auch jener Interviewpartner gefragt, der Impfschäden begutachtet, ob er das umsonst macht?“ (Die Stiko macht Selbstauskünfte der Mitglieder zu potenziellen Interessenkonflikten transparent [I]; Anm. d. Red.)
„Bei Lebendimpfstoffen haben die Menschen Angst, dass sie nicht sicher genug sind, weil sie abgeschwächte, aber eben lebende Bakterien oder aktive Viren enthalten. Deswegen wurde ja begonnen, Totimpfstoffe oder Subunit-Impfstoffe zu entwickeln. Leider brauchen diese aber Zusatzstoffe, damit sie das Immunsystem auch wirklich anregen, einen Schutz aufzubauen.“
„Aluminium ist nicht perfekt, um eine optimale Immunantwort zu stimulieren, aber es ist momentan besser, als gar nichts zu haben. Es ist eben eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Mittel- oder langfristig ist sicherlich das Ziel, Alternativen zu Aluminium zu finden, die genauso gut sind oder gar besser. In unserer Grundlagenforschung versuchen wir, solche Alternativen zu entwickeln, und zwar auch solche, die man nicht injizieren muss, sondern zum Beispiel inhalieren kann, also über die Schleimhäute aufnehmen kann. Momentan werden die meisten Impfungen per Spritze in einen Muskel verabreicht; dort entsteht ein Depoteffekt: Die Aluminiumsalze erhalten den Impfstoff vor Ort und geben ihn Stück für Stück frei. Schleimhäute hingegen dienen dazu, Fremdstoffe vor dem Eindringen in den Körper zu hindern – nicht sie zu speichern oder in den Körper zu überführen.“
„In dem Film wird auch thematisiert, ob beziehungsweise warum man mitunter sechs Impfungen auf einmal verabreicht bekommen soll. Das Immunsystem wird tagtäglich mit unzähligen Fremdstoffen konfrontiert. Und wenn man reagiert, zum Beispiel mit ein, zwei Tagen Fieber, dann ist das nichts Schlechtes, sondern etwas Gutes: Es ist ein Zeichen, dass etwas passiert, dass das Immunsystem reagiert und trainiert.“
Präsident des Robert Koch-Instituts, Robert Koch-Institut (RKI), Berlin
„Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten Maßnahmen zum Schutz vor schweren Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Diphtherie, Masern oder Kinderlähmung. Seit ihrer Einführung haben Impfungen Millionen von Todesfällen verhindert [36]. Der Nutzen von Impfungen überwiegt eindeutig die Risiken; unerwünschte Nebenwirkungen werden bei modernen Impfstoffen nur selten beobachtet. Impfungen sind in Deutschland freiwillig. Die Mehrheit der Eltern entscheidet sich dafür: Von den jährlich rund 650 000 auf ihren Impfstatus überprüften Schulanfängern haben je nach Impfung zwischen 84 und 97 Prozent die von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen erhalten [37] [38].“
„Der Film ‚Eingeimpft’ begleitet Filmautor David Sieveking und seine Frau auf dem Weg, eine Impfentscheidung für ihre Kinder zu treffen. Die 90 Minuten hätten einen wichtigen Beitrag dazu leisten können, die Zuschauer ausgewogen über Impfungen zu informieren und Argumente für und gegen das Impfen objektiv zu beleuchten. Stattdessen werden impfkritische Meinungen überwiegend unkommentiert wissenschaftlichen, evidenzbasierten Erkenntnissen gegenübergestellt. Aussagen werden weder gewichtet noch eingeordnet, einige Aspekte zumindest ungenau dargestellt. Die Risiken des Impfens treten so überproportional in den Vordergrund. Am Ende lässt der Film die Zuschauer eher ratlos zurück. Es steht zu befürchten, dass der Film dazu beitragen wird, impfkritische Eltern in ihrer Haltung zu bestätigen – und andere Eltern möglicherweise zu verunsichern.“
bis März 2017 Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO), Ständige Impfkommission (STIKO)
„Der Film von David Sieveking hat sicher impfkritische Tendenzen, bemüht sich aber um Ausgewogenheit, wie Sieveking sie versteht. Obwohl der Film gut und empathisch gemacht ist und sich der Filmemacher darum bemüht, den Konflikt eines Elternpaares über das Für und Wider des Impfens nach Möglichkeit durch Recherche zu lösen, gelingt ihm dies letztendlich nicht wirklich. Dies liegt meines Erachtens unter anderem daran, dass er die wissenschaftliche Kompetenz seiner Interviewpartner nicht einzuordnen weiß. Wiederholt reicht ihm der Hinweis auf den ‚promovierten Mediziner’ aus, um die jeweilige Kompetenz zu belegen. Dies und zum Beispiel das Interview mit einer sehr angenehmen und zugewandten, hinsichtlich des Impfens aber nicht besonders qualifizierten Hebamme führen dazu, dass Aussagen sehr unterschiedlicher wissenschaftlicher Evidenz und Relevanz praktisch gleichwertig nebeneinanderstehen.“
„Letztlich findet Sieveking zu einer Art halbwegs versöhnlichem Kompromiss, dessen Grundlage – nämlich die unspezifischen Effekte von Impfungen – allerdings derzeit sicher mehr Fragen aufwirft, als evidenzbasierte Antworten zu liefern. Er ermöglicht den Eltern aber immerhin die wichtigsten und längst überfälligen Impfungen der Töchter.“
Präsident, Paul-Ehrlich-Institut – Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel (PEI)
„Noch immer gibt es Menschen, die Impfungen kritisch gegenüberstehen, die positive Nutzen-Risiko-Bilanz von Impfstoffen ignorieren und den evidenzbasierten Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut nicht oder nur in Teilen folgen.“
„David Sievekings Film trägt zur Diskussion impfkritischer Einstellungen bedauerlicherweise keine Fakten bei. Letztlich verbreitet dieser Film zahlreiche Fehlinformationen und wiederholt Mythen, die wissenschaftlich längst widerlegt sind.“
„Statt einer Hilfestellung beispielsweise für Eltern, die vor der Entscheidung zur Impfung stehen, steht zu befürchten, dass der Film die Verunsicherung steigert oder sogar Ängste erzeugt.“
„Hier ein paar Fakten: Alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe wurden durch Experten des Paul-Ehrlich-Instituts und gegebenenfalls anderer Arzneimittelbehörden in der EU eingehend wissenschaftlich und unabhängig geprüft. Proben jeder einzelnen Charge eines Impfstoffs werden behördlich untersucht, bevor die Charge auf den Markt kommt. Impfstoffe weisen eine positive Nutzen-Risiko-Bilanz auf. Dies bedeutet, dass der positive Effekt des Schutzes vor einer Infektionskrankheit oder deren schwerem Verlauf gegenüber den erwarteten vorübergehenden Nebenwirkungen überwiegt. Zugelassene Impfstoffe sind nicht nur sicher, vor allem aber werden sie auch nach der Zulassung überwacht. Durch die weitgehend flächendeckende Anwendung von Impfstoffen ist es gelungen, die Pocken komplett von der Erde zu eliminieren, die Ausrottung der Kinderlähmung ist ein bereits fortgeschrittenes nächstes Ziel. In manchen Kreisen verbreitete Theorien und Mythen über die Gefahren des Impfens sind durch objektive Fakten längst widerlegt. Wichtige Informationen über einen Impfstoff findet man beispielsweise in der Packungsbeilage.“
„Der Dokumentarfilm von David Sieveking hat die Chance verpasst, Fakten über Nutzen und Risiken von Impfungen, entlang des persönlichen Entscheidungsprozesses des Autors für und gegen das Impfen, ausgewogen darzustellen. Dies ist umso bedauerlicher, als viele der wissenschaftlichen Informationen dem Autor bekannt waren.“
"Keine Interessenkonflikte".
"Keine Interessenkonflikte".
„Ich erhalte keine direkten Zuwendungen aus der pharmazeutischen Industrie, arbeite aber im Rahmen von größeren EU-finanzierten Konsortien mit verschiedenen Impfstoffherstellern zusammen. Das ist für einen Wissenschaftler an einer Universität unabdingbar, um überhaupt an Foschungsmittel zu kommen.”
"Keine Interessenkonflikte".
"Keine Interessenkonflikte".
Alle anderen: Keine Angaben erhalten.
Primärquelle
Sieveking D (2018): Eingeimpft – Familie mit Nebenwirkungen. Dokumentarfilm.
Weiterführende Recherchequellen
Betsch C et al. (2018): How baby's first shot determines the development of maternal attitudes towards vaccination. Vaccine; 36 (21): 3018-3026. DOI: 10.1016/j.vaccine.2018.04.023.
Betsch C et al. (2015): Don't try to convert the antivaccinators, instead target the fence-sitters. PNAS; 112 (49): e6725-6. DOI: 10.1073/pnas.1516350112.
Betsch C (2017): Advocating for vaccination in a climate of science denial. Nat Microbiol; 2: 17106. DOI: 10.1038/nmicrobiol.2017.106.
Gkentzi D et al. (2017): Maternal vaccination against pertussis: a systematic review of the recent literature. Arch Dis Child Fetal Neonatal Ed; 102 (5): F456-F463. DOI: 10.1136/archdischild-2016-312341.
Omer SB et al. (2018): Exemptions From Mandatory Immunization After Legally Mandated Parental Counseling. Pediatrics; 141 (1): e20172364. DOI: 10.1542/peds.2017-2364.
Kata A (2010): A postmodern Pandora's box: anti-vaccination misinformation on the Internet. Vaccine; 28 (7): 1709-16. DOI: 10.1016/j.vaccine.2009.12.022.
Schmidt AL et al. (2018): Polarization of the vaccination debate on Facebook. Vaccine; 36 (25): 3606-3612. DOI: 10.1016/j.vaccine.2018.05.040.
Kata A: Anti-Vaccine Tactics & Tropes within a postmodern cultural context. Vortragsfolien.
[I] Robert Koch-Institut (RKI): Selbstauskünfte der Mitglieder der Ständigen Impfkommission.
Robert Koch-Institut (RKI): Infektionsschutz – Impfen. Informationen zu „Impfungen A – Z“, „Impfthemen A – Z“, „Nebenwirkungen / Komplikationen“, „Impfquoten“ und mehr.
Robert Koch-Institut (RKI): Impfkalender der Ständigen Impfkommission (STIKO).
Paul-Ehrlich-Institut (PEI): Auflistung zugelassener Impfstoffe.
Weltgesundheitsorganisation Regional Office for Europe (WHO/Europe) (2016): How to respond to vocal vaccine deniers in public. Best practice guidance.
Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Ingredients of Vaccines – Fact Sheet und Tabelle.
Centers for Disease Control and Prevention (CDC) (2015): Epidemiology and Prevention of Vaccine-Preventable Diseases. “The Pink Book”. Course Textbook, 13th Edition.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA): Informationsportal impfen-info.de.
Vaccine Safety Net: Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO), um Internet-Nutzern zu helfen, verlässliche Informationen zum Thema Impfsicherheit zu finden
London School of Hygiene & Tropical Medicine: Vaccine Confidence Project.
University of Oxford: Vaccine Knowledge Project – Authoritative Information For All.
Our World in Data (2015): Vaccination. Stand: 08/2018.
Our World in Data (2015): Reduction of Cases and Deaths of Vaccine-Preventable Diseases in the US.
Science Media Center Germany (2016): Impfung gegen Schweinegrippe führt bei Schwangeren nicht häufiger zu Kindern mit Fehlbildungen. Stand: 19.09.2016.
Literaturstellen, die von den Expert:innen zitiert wurden
[1] Betsch C et al. (2015): Using behavioral insights to increase vaccination policy effectiveness. Policy Insights Behav Brain Sci; 2: 61-73. DOI: 10.1177/2372732215600716.
[2] Betsch C et al. (2018): Beyond confidence: Development of a measure assessing the 5C psychological antecedents of vaccination. Preprint Psyarxiv. DOI: 10.31234/osf.io/ytb7w.
[3] Horstkötter N et al. (2017): Einstellungen, Wissen und Verhalten von Erwachsenen und Eltern gegenüber Impfungen – Ergebnisse der Repräsentativbefragung 2016 zum Infektionsschutz. BZgA-Forschungsbericht. Köln: Bundeszentrale Für Gesundheitliche Aufklärung.
[4] Chen RT (1999): Vaccine risks: real, perceived and unknown. Vaccine; 17 Suppl 3: 41-46.
[5] Bödeker B et al. (2015): Skewed risk perceptions in pregnant women: the case of influenza vaccination. BMC Public Health; 15: 1. DOI: 10.1186/s12889-015-2621-5.
[6] Davies P et al. (2002): Antivaccination activists on the world wide web. Arch Dis Child; 87: 22-5. DOI: 10.1136/adc.87.1.22.
[7] Fine P et al. (2011): “Herd Immunity”: A Rough Guide. Clin Infect Dis; 52: 911-6. DOI: 10.1093/cid/cir007.
[8] Betsch C et al. (2017): On the benefits of explaining herd immunity in vaccine advocacy. Nat Hum Behav; 1.
[9] Betsch C et al. (2013): Inviting free-riders or appealing to prosocial behavior? Game-theoretical reflections on communicating herd immunity in vaccine advocacy. Health Psychol; 32: 978-85. DOI: 10.1037/a0031590.
[10] Ständige Impfkommission (2017): Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut – 2017/2018.
[11] Dixon GN et al. (2013): Heightening Uncertainty Around Certain Science: Media Coverage, False Balance, and the Autism-Vaccine Controversy. Sci Commun; 35: 358-82. DOI: 10.1177/1075547012458290.
[12] Diethelm P et al. (2009): Denialism: What is it and how should scientists respond? Eur J Public Health; 19: 2-4. DOI: 10.1093/eurpub/ckn139.
[13] Smith IM et al. (2017): Countering evidence denial and the promotion of pseudoscience in autism spectrum disorder. Autism Res; 10: 1334-7. DOI: 10.1002/aur.1810.
[14] Schmid P et al. (2018): Commentary to: How to respond to vocal vaccine deniers in public. Vaccine; 36: 196-8. DOI: 10.1016/j.vaccine.2016.09.065.
[15] Kata A (2012): Anti-vaccine activists, Web 2.0, and the postmodern paradigm. An overview of tactics and tropes used online by the anti-vaccination movement. Vaccine; 30: 3778-89. DOI: 10.1016/j.vaccine.2011.11.112.
[16] Leask J (2011): Target the fence-sitters. Nature; 473: 443-5. DOI: 10.1038/473443a.
[17] Siegrist M et al. (2014): Human and nature-caused hazards: the affect heuristic causes biased decisions. Risk Anal; 34: 1482-94. DOI: 10.1111/risa.12179.
[18] Oreskes N et al. (2010): Defeating the merchants of doubt. Nature; 465: 686-7. DOI: 10.1038/465686a.
[19] Grimes DR (2016): On the viability of conspiratorial beliefs. PLoS One; 11: e0147905. DOI: 10.1371/journal.pone.0147905.
[20] Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW): Eingeimpft. FBW-Pressetext (letzter Zugriff 15.08.2018).
[21] World Health Organization Regional Office for Europe (WHO/Europe): Measles and rubella. Data and statistics.
[22] Paul KT et al. (2018): Putting public health infrastructures to the test: introducing HPV vaccination in Austria and the Netherlands. Sociol Health Illn; 40 (1): 67-81. DOI: 10.1111/1467-9566.12595.
[23] Carrion ML (2018): “You need to do your research”: Vaccines, contestable science, and maternal epistemology. Public Underst Sci.; 27 (3): 310-324. DOI: 10.1177/0963662517728024.
[24] Benn CS et al. (2013): A small jab – a big effect: nonspecific immunomodulation by vaccines. Trends Immunol; 34 (9): 431-9. DOI: 10.1016/j.it.2013.04.004.
[25] Perrett KP et al. (2017): Immunization During Pregnancy: Impact on the Infant. Paediatr Drugs; 19 (4): 313-324. DOI: 10.1007/s40272-017-0231-7.
[26] Gesellschaft für Virologie (2014): S2k-Leitlinie „Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen“.
[27] Schaefer C et al. (2012): Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit. München: Elsevier; Urban & Fischer. ISBN: 9783437212048.
[28] Marshall H et al. (2016): Vaccines in pregnancy: The dual benefit for pregnant women and infants. Hum Vaccin Immunother; 12 (4): 848-856. DOI: 10.1080/21645515.2015.1127485.
[29] Furuta M et al. (2017): Efficacy and safety of pertussis vaccination for pregnant women - a systematic review of randomised controlled trials and observational studies. BMC Pregnancy Childbirth; 22; 17 (1): 390. DOI: 10.1186/s12884-017-1559-2.
[30] Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Informationen zu mehr als 400 Arzneimitteln in Schwangerschaft und Stillzeit und zu Erkrankungen in der Schwangerschaft.
[31] Paul-Ehrlich-Institut: Meldung von Verdachtsfällen unerwünschter Arzneimittelwirkungen und Impfkomplikationen.
[33] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) (2018): Freisetzung von Metallen aus emaillierten Grillrosten: Einige geben zu viel ab. DOI: 10.17590/20180726-131411-0.
[34] European Food Safety Authority (EFSA) (2018): EFSA-Beratung zur Sicherheit von Aluminium in Lebensmitteln.
[35] Ranau R et al. (2001): Aluminium levels of fish fillets baked and grilled in aluminium foil. Food Chemistry; 73, (1): 1-6. DOI: 10.1016/S0308-8146(00)00318-6.
[36] Andre FE et al. (2008): Vaccination greatly reduces disease, disability, death and inequity worldwide. Bulletin of the World Health Organization; 86 (2): 81-16.
[37] Robert Koch-Institut (RKI) (2018): Impfquoten bei der Schuleingangsuntersuchung in Deutschland 2016. Epidemiologisches Bulletin; 16/2018: 151-156.
[38] Robert Koch-Institut (RKI): Impfquoten bei den Schuleingangsuntersuchungen in Deutschland. (Übersicht zu Übersichtsartikel im Epidemiologischen Bulletin und Grafiken für jedes Jahr seit 2005; Anm. d. Red.)
Prof. Dr. Cornelia Betsch
Heisenberg-Professorin für Gesundheitskommunikation, Schwerpunkt Impfentscheidung, Universität Erfurt
Philipp Schmid
Doktorand mit Thema Science Denialism (Wissenschaftsleugnung), Universität Erfurt
Prof. Dr. Susanne Modrow
Professorin für Molekulare Virologie und Genetik, Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Universität Regensburg
Dr. Christiane Arndt
Associate Professor für Deutsche Literatur und Kultur, Queen's University
Prof. Dr. Regula Valérie Burri
Professorin für Wissenschafts- und Technikkulturen, HafenCity Universität Hamburg
Dr. Katharina T. Paul
Projektleiterin von „KNOW-VACC: Knowledge production and governance in vaccination policy. A comparison of vaccination registries in Austria and the Netherlands”, Institut für Politikwissenschaft, Universität Wien, Österreich
Dr. Marina Wayan Philipps
Fachärztin für Innere Medizin, Pharmakovigilanzzentrum Embryonaltoxikologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Prof. Dr. Anke Huckriede
Professorin für Vakzinologie, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universität Groningen, Niederlande
Dr. Kai Schulze
Wissenschaftler in der Abteilung Vakzinologie und angewandte Mikrobiologie, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Braunschweig
Prof. Dr. Lothar H. Wieler
Präsident des Robert Koch-Instituts, Robert Koch-Institut (RKI), Berlin
Dr. Jan Leidel
bis März 2017 Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO), Ständige Impfkommission (STIKO)
Prof. Dr. Klaus Cichutek
Präsident, Paul-Ehrlich-Institut – Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel (PEI)