Drohnen als umweltfreundliche Paketlieferanten?
Lassen sich klimaschädliche Emissionen von Paketlieferungen durch den Einsatz von Drohnen auf der letzten Meile senken? Dieser Frage gehen Forscher aus den USA in einer Studie nach, die am Dienstag, 13.02.2018 im Journal Nature Communications erschien (siehe Primärquelle).
Die Autoren haben die Lieferung mit herkömmlichen Transportfahrzeugen und verschiedenen Klassen von Copter-Drohnen hinsichtlich des Energieverbrauchs und der CO2-Bilanz verglichen. Sie kommen zu dem Schluss, dass Drohnen bei der Lieferung von leichten Paketen (bis 0,5 kg) weniger Energie verbrauchen und Emissionen erzeugen. Ihr Einsatz könnte sich daher lohnen, um das Klima zu schützen. Jedoch sei ein erhöhter Energieverbrauch durch die benötigte Infrastruktur zu erwarten, der einen Vorteil von Drohnenlieferungen unter Umständen aufwiegt.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Verkehrslogistik, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML), Dortmund
„Folgt man der Logik der Studie, müssten in einer Stadt wie Hamburg von vier bis fünf innerstädtischen Hubs aus alle B2C-Sendungen (Anm. d. Red.: Business-to-Consumer-Sendungen) täglich mit 150.000 Drohnenflügen zugestellt werden. Die breite gesellschaftliche Akzeptanz eines solchen Transportsystems darf bezweifelt werden.“
„Darüber hinaus besteht Paketlogistik auch nicht nur aus Zustellung an Endempfänger. Paketdienste nutzen gezielt Synergien, auf einer Fahrzeugtour Privatpersonen wie Unternehmen gleichermaßen zu bedienen. Speziell bei B2B-Sendungen (Anm. d. Red.: Business-to-Business-Sendungen) werden zahlreiche Sendungen pro Stopp zugestellt und abgeholt, während Drohnen dies aufgrund beschränkter Tragfähigkeit aktuell nicht leisten können.“
„Weitere Nachteile von Drohnen gegenüber dem Bodentransport sind zum Beispiel restriktive Regulierungen und Fluglärm. In einer Studie über Zukunftslösungen für die letzte Meile [1] sehen wir Flugdrohnen deshalb bei Sondereinsätzen. Alternativen könnten zum Beispiel autonome Transportroboter sein.“
Direktor des Instituts für Flugsystemtechnik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), Braunschweig
„Es gibt einige Kritikpunkte, die mir aufgefallen sind:
Das Nachvollziehen der vorgelegten Formeln und Ergebnisse ist in der Kürze der Zeit und mit den angegebenen Informationen nicht möglich, ich kann daher die Ergebnisse nicht quantitativ beurteilen. Auf Grund der oben genannten Punkte bin ich jedoch skeptisch, was die Aussagekraft der Ergebnisse angeht.“
Alle: Keine Angaben erhalten.
Primärquelle
Stolaroff et al. (2018): Energy use and life cycle greenhouse gas emissions of drones for commercial package delivery. Nature Communications. DOI: 10.1038/s41467-017-02411-5.
Literaturstellen, die von den Expert:innen zitiert wurden
[1] Clausen et al. (2017): Die letzte Meile. ZF-Zukunftsstudie 2016.
Dr. Sebastian Stütz
Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Verkehrslogistik, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML), Dortmund
Prof. Dr. Stefan Levedag
Direktor des Instituts für Flugsystemtechnik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), Braunschweig