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03.06.2022

Dürre und Ernährungssicherheit in Ostafrika: Langfristige Lösungen und die Rolle des globalen Nordens

Am Horn von Afrika ist die vierte Regenzeit in Folge mit viel zu wenig Regen beinahe vorüber und mit der Dürre bahnt sich eine schwere Hungersnot an. Mehr als 20 Millionen Menschen in Kenia, Somalia und Äthiopien sind bereits von einer akuten Hungerkrise betroffen [I] [II] und die Situation droht sich in den kommenden Monaten zu verschärfen. Nahrungsmittelhilfen aus dem globalen Norden werden zwar dringend benötigt, adressieren aber nur die Symptome des Problems. Um die Ernährungssicherheit langfristig zu gewährleisten, braucht es einen Umbau der lokalen Nahrungsmittelproduktion und Landnutzung.

Die aktuelle Ernährungskrise betrifft nicht nur Ostafrika, sondern viele Regionen der Welt. Gründe dafür sind Dürren, gestörte Lieferketten infolge der COVID-19-Pandemie, hohe Energiepreise und bewaffnete Konflikte wie der Ukraine-Krieg. Dieser Krieg und seine Folgen behindern den Export großer Mengen von Getreide und Ölsaaten aus der Ukraine und Russland und Düngemittelpreise sind rasant gestiegen. Der Food Price Index ist so hoch wie nie zuvor und die ärmsten Regionen der Welt spüren die Folgen der steigenden Lebensmittelpreisen am stärksten.

Die Lebensmittelversorgung ostafrikanischen Länder hängt stark von Importen ab und sie konkurrieren auf dem Weltmarkt mit reicheren Ländern. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen hat nicht genügend Mittel, um die Grundversorgung der Menschen zu sichern. Damit ostafrikanische Länder langfristig unabhängiger von Lebensmittelimporten werden können, bräuchte es eine „nachhaltige Intensivierung“ ihrer Landwirtschaft [III]: Die lokale Nahrungsmittelproduktion müsste sowohl produktiver als auch widerstandsfähiger gegen die immer häufigeren und intensiveren Dürreperioden werden. Dabei gibt es jedoch eine Reihe von Herausforderungen: Beim Anbau von Pflanzen in Subsahara-Afrika besteht oft eine beachtliche Ertragslücke – der Ernteertrag auf einer Fläche bleibt weit hinter seinem Potenzial zurück. Viele Agrarböden in Ostafrika sind aufgrund des Mangels an Düngemitteln nährstoffarm, und vielerorts geben Landwirte degradierte Böden auf [IV]. Um Fläche für die Landwirtschaft zu schaffen oder um Holz und Holzkohle zu gewinnen, werden Wälder abgeholzt, was wiederum die Dürre verschärft. Zudem leben Teile der Bevölkerung Ostafrikas nomadisch und ziehen mit ihren Tieren über vorgegebene Routen umher. Angesichts des schnellen Bevölkerungswachstums und der klimatischen Veränderungen kann diese Lebensweise zu Überweidung, Erosion der Böden und Wüstenbildung sowie zu sozialen Konflikten um knappe Ressourcen führen.

Wie wirkt sich die Kombination aus Dürre und akut hohen Lebensmittelpreisen auf ostafrikanische Länder aus? Wie können sich Kleinbauern und Viehhirten an die veränderten klimatischen Bedingungen anpassen und unabhängiger von globalen Märkten werden? Welche Rolle spielt die Migration als Anpassungsstrategie? Und wie können und sollten Länder des globalen Nordens die Entwicklung stabiler Nahrungsmittelsysteme in der Region unterstützen?

Diese Fragen – und Ihre – beantworten Fachleute in einem 50-minütigen Press Briefing.

Fachleute im virtuellen Press Briefing

     

  • Dr. Noah Adamtey
    Wissenschaftler in der Arbeitsgruppe Resiliente Anbausysteme, Departement für Internationale Zusammenarbeit, Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Schweiz
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  • Prof. Dr. Christian Borgemeister
    Geschäftsführender Direktor, Zentrum für Entwicklungsforschung, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
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  • Dr. Kathleen Hermans
    Wissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien, Halle (Saale)
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  • Dr. Oliver Kirui
    Wissenschaftler am International Food Policy Research Institute, Khartum, Sudan
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Video-Mitschnitt & Transkript

 

Auf unserem YouTube-Kanal können Sie das Video in Galerieansicht oder Sprecheransicht anschauen.

Das Transkript kann hier als pdf heruntergeladen werden.

Literaturstellen, die vom SMC verwendet wurden

[I] Integrated Food Security Phase Classification (IPC): The IPC Population Tracking Tool.

[II] Oxfam (18.05.2022): Dangerous Delay 2: The cost of inaction. Briefing Paper.

[III] Pretty J et al. (2021): Sustainable intensification in African agriculture. International Journal of Agricultural Sustainability. DOI: 10.3763/ijas.2010.0583.

[IV] Kirui OK et al. (2014): Economics of Land Degradation in Eastern Africa. Center for Development Research Working Paper.

Weitere Recherchequellen

World Food Programme (04.05.2022): Global Report on Food Crises – 2022.