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27.10.2022

Gasspeicher-Report (27.10.2022)

Gasspeicher.knit

Dieser monatliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst die aktuellen Füllstände der Gasspeicher in Deutschland und Europa zusammen.

Die Speicher in Deutschland sind bereits zu knapp 98 Prozent gefüllt. Nur noch vier Speicher liegen knapp unterhalb der Füllstandsgrenze von 95 Prozent. Bis zum ersten November können fast alle von diesen dieses Ziel noch erreichen. Nur der Speicher in Rehden wird nach aktueller Entwicklung mit einem Füllstand von dann etwa 93 Prozent diese Grenze knapp verpassen. In den kommenden Monaten wird es wichtig sein, rechtzeitig zu erkennen, ob die Speicher, die deutsche Gasförderung, die Importe aus den Niederlanden, Norwegen, Belgien und Frankreich sowie die Einfuhren von Flüssiggas über die neuen Terminals bis zum Ende der Heizperiode ausreichen, um den deutschen Gasbedarf im Winter zu decken. In der Vergangenheit endete die Heizphase zwischen März und April.

Wir stellen dafür die nach unserer Einschätzung wichtigsten Faktoren vor, die den Verlauf der Speicherfüllstände bestimmen. Anhand verschiedener Szenarien zeigen wir, wie diese Faktoren die Füllstände der Speicher bis Mai 2023 beeinflussen könnten. Durch einen Vergleich mit der tatsächlichen Entwicklung der Füllstände wird es damit möglich sein, auf einen Blick erkennen zu können, auf welchem Pfad sich der Gasverbrauch in Deutschland tatsächlich befindet, ob eine Gasmangellage drohen könnte oder eher nicht zu erwarten ist.

Der gesetzlich geforderte Füllstand von 95 Prozent wurde bereits überschritten und wird auch am 01. November noch eingehalten werden können. Die Szenarien zeigen, ob auf dem aktuellen Pfad der vom Gesetzgeber vorgesehene Füllstand für den 1. Februar 2023 (40 Prozent) eingehalten werden könnte.

Sie finden weiter wie gewohnt wichtige Kennzahlen zur Füllung der Gasspeicher in Deutschland und Europa. Außerdem bietet der Report eine kurze Einordnung der Zahlen und ihrer Entwicklung – auch vor dem Hintergrund, dass die Gasspeicher in Deutschland im Zweifelsfall für die Gasversorgung in ganz Europa wichtig sind. So können Sie mit einem Blick möglichst schnell erfassen, welche Gas-Versorgungslage im kommenden Winter zu erwarten ist.

Die aktuelle Lage

Die Gasspeicher in Deutschland werden immer langsamer befüllt, da sie fast voll sind. In Österreich werden zur Zeit ca. 0,4 Prozentpunkte pro Tag eingespeichert, hier ist der Speicherstand niedriger als in Deutschland. Er liegt bei 90 Prozent - im Vergleich zu knapp 98 Prozent Füllstand der deutschen Speicher.

Quelle: AGSI, Berechnungen: Science Media Center Germany.
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Verbrauchsdaten

Seit dem 29.09. liefert die Bundesnetzagentur (BNetzA) wöchentliche Verbrauchsdaten für Großverbraucher (insbesondere Industrie) und Kleinverbraucher (Haushalt, Gewerbe, Industrie mit geringem Gasverbrauch). Bislang lagen aktuelle Messdaten zum Verbrauch nur für die Großverbraucher vor. Seitens der Gasversorger wird der Verbrauch für die Kleinverbraucher nur geschätzt und über sogenannte Standard-Lastprofile bilanziert. Diese basieren auf den Erfahrungen der vergangenen Jahre und haben in den zurückliegenden Wintern offenbar ihren Zweck erfüllt. Für die Einschätzung des tatsächlichen Verbrauchs im aktuellen Winter, der mit Blick auf die Gasversorgung ungewöhnlich ist, reichen diese Schätzungen jedoch nicht. Die BNetzA hat daher begonnen, den Verbrauch für die Kleinverbraucher, also Haushalt und Gewerbe, aus den Messdaten am Eingang der Verteilnetze sowie weiteren Daten mit einem selbst entwickelten Verfahren zu berechnen.

Trotz der gut gefüllten Speicher kann es unter bestimmten, ungünstigen Bedingungen zu Gasmangellagen kommen. Das zeigen auch weiter unten die neuen Szenarien. In der Vergangenheit wurde daher bereits gefordert, den Gasverbrauch um 20 Prozent zum Vergleichszeitraum 2018 bis 2021 zu reduzieren. Um diese geforderten Einsparungen von 20 Prozent zu beobachten, kann man nun zum Beispiel den aktuellen Verbrauch mit dem von der BNetzA gelieferten durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021 vergleichen. Der alleinige Vergleich der Einsparungen der Vorwoche ist allerdings nicht sehr aussagekräftig. Beispielsweise war es Ende September (KW 38 und 39) ungewöhnlich kalt, der Oktober hingegen teilweise deutlich wärmer als im langjährigen Mittel. Eine einzelne besonders kalte oder warme Woche ist aber nicht relevant für die Bewertung der aktuellen Situation. Alternativ betrachten wir deshalb an dieser Stelle die Gesamtabweichung seit der 25. Kalenderwoche. In diesem Zeitraum ergeben sich bei den Haushalten und im Gewerbe ein Minderverbrauch von 20 Prozent. Die Industrie hat im gleichen Zeitraum ihren Verbrauch um etwa 21 Prozent gesenkt. Der Anfangspunkt für diesen Beobachtungszeitraum ist dabei weniger relevant: In den Sommerwochen liegt der Verbrauch deutlich niedriger als in den bevorstehenden Winterwochen, sie fallen also weniger ins Gewicht.

Veränderungen in den Einsparungen können sowohl durch wärmeres oder kälteres Wetter, als auch durch mehr oder weniger Einsparungen durch Verhaltensänderungen bedingt sein. Für die Abschätzung der Versorgungslage ist die Ursache für eine beobachtete Einsparung zunächst nicht relevant: Die Verfügbarkeit des Gases ändert sich nicht dadurch, ob Einsparungen oder Mehrverbräuche durch einen besonders warmen oder kalten Winter oder durch Verhaltensänderung hervorgerufen wurden. Allerdings kann man bei der Interpretation festhalten, welche Faktoren man ändern kann, um die Verfügbarkeit von Gas zu beeinflussen (Verhaltensänderungen) und welche nicht (Witterung).

Quelle: Bundesnetzagentur, Berechnungen: Science Media Center Germany.
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Gasbezug

Neben dem Verbrauch wird für die Beobachtung der Gasversorgungslage im Winter wichtig sein, wie viel Erdgas Deutschland importieren und selbst fördern kann. Welche Rolle die Gasbeschaffung für das Vermeiden einer Gasmangellage spielt, zeigen unsere Szenarien im folgenden Abschnitt.

Seit dem Beginn des Ukrainekrieges hat Gazprom seine Erdgaslieferungen schrittweise auf null reduziert. Die Bundesregierung hat auf den Beginn des Kriegs reagiert, indem sie den Weg für deutsche Flüssiggas-Terminals ebnete. In der Folge wurden fünf Schiffe angemietet, die als Terminal eingesetzt werden können. Ferner organisierte die Bundesregierung einen zügigen Schwenk beim Gaseinkauf hin zu Pipelinegas aus Norwegen und Flüssiggaslieferungen über die Terminals der Beneluxländer sowie Frankreich.

Die Netto-Einspeisung ergibt sich aus dem Gesamt-Import Deutschlands und der Produktion beziehungsweise Förderung in Deutschland minus dem Export. Deutschland leitet Gas an andere Länder weiter. Die Menge hat sich allerdings erheblich reduziert, da kein russisches Pipeline-Gas mehr durchgeleitet wird. In der folgenden Grafik können Sie beobachten, wie viel Gas Deutschland selbst erhalten hat. Gehen die Inbetriebnahmen der deutschen Flüssiggas-Terminals nach Plan, müssten sich die Einspeisungen in der Grafik des Februar-Reports zeigen. Aktuell sinken die Netto-Einspeisungen, da die Speicher kaum noch gefüllt werden können und der Bedarf aufgrund des warmen Wetters und den Einsparungen bei den Verbrauchern niedriger als üblich ist. Im Winter können die Netto-Einspeisungen sinken, wenn andere europäische Länder mehr Gas benötigen.

Quelle: Bundesnetzagentur, Berechnungen: Science Media Center Germany.
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Der Speicherstand in Deutschland

Die Grafik zeigt die Fortschreibung des aktuellen Trends der Speicherstände bis zum 01. November. In der Vergangenheit erreichte die Einspeicherung um den 01. November ihren Höhepunkt. Danach ist davon auszugehen, dass der Bedarf mit sinkenden Temperaturen steigt und die Speicher anfangen, Gas ins Netz zu speisen. Aufgrund der aktuell warmen Außentemperaturen kann es sein, dass die Füllstände eher später als früher zu sinken beginnen. In der Grafik wird für den Verlauf ab vorgestern das durchschnittliche Wachstum der letzten sieben Tage fortgesetzt.

Im letzten Report prognostizierten wir unter Fortschreibung des damaligen Wachstums das Erreichen des 95-Prozent-Ziels am 22. Oktober. Tatsächlich wurde diese Marke bereits am 12. Oktober erreicht. Mit dem aktuellen Wachstum wären die Gasspeicher am 01. November fast komplett gefüllt.

Quelle: AGSI, Berechnungen: Science Media Center Germany.
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Szenarien für den Speicherverlauf

Die langfristige Entwicklung der Speicherstände hängt von Parametern ab, die aktuell noch nicht für den gesamten Winter vorhersehbar sind. Insbesondere das Wetter, die Sparsamkeit der Verbraucher und die Importmengen sind unsicher. An dieser Stelle veröffentlichen wir eine Auswahl an Szenarien, um diese Unsicherheit abzubilden. Außerdem vergleichen wir den aktuellen Verlauf mit Szenarien, die wir in früheren Reporten veröffentlicht haben.

Wir versuchen mit unseren Annahmen, eine Abdeckung über einen breiten Teil der möglichen Entwicklungen zu erzielen. Zu Berücksichtigen ist aber: Die Realität kann deutlich besser oder schlechter ausfallen, als in unseren Szenarien beschrieben – falls sich die hier getroffenen Annahmen als falsch herausstellen.

Der Verlauf der Speicherfüllstände hängt von zwei Faktoren ab: dem Gasverbrauch und der Gasbeschaffung. Wir haben dabei insgesamt vier Parameter als jene mit dem größten Einfluss identifiziert:

  • Einsparungen (im Vergleich zu den Jahren 2018 - 2021) (Gasverbrauch)
  • Temperaturverlauf im Winter (Gasverbrauch)
  • Nettoimport (Differenz aus Import und Export) plus heimische Förderung (Gasbeschaffung)
  • Verfügbarkeit von Flüssiggasterminals (Gasbeschaffung)

Bei der Abschätzung von Einsparungen ist es wichtig, mit anzugeben, auf welcher Basis man einsparen möchte, also den Referenzwert mit anzugeben. Die BNetzA hat als Referenz die Jahre 2018 bis 2021 gewählt. Im Vergleich zum Mittel dieser Jahre muss man dabei bedenken, dass die Verbrauchswerte für 2021 teilweise deutlich über diesem Mittel lagen. Das bedeutet: Eine Reduzierung des Verbrauchs um 20 Prozent auf der Basis des Vorjahres führt zu einem höheren absoluten Wert für die Verbrauchsmenge als eine Reduzierung auf der Basis der Jahre 2018 - 2021. Um auf einen absoluten Wert zu kommen, der 20 Prozent unter dem 10-Jahres Mittel liegt, müsste zum Beispiel der Januarverbrauch von 2021 um rund 30 Prozent gesenkt werden. Um solche Irritationen zu vermeiden, folgen wir hier den Angaben der BNetzA.

Beim Temperaturverlauf, der maßgeblich den Gasverbrauch beeinflusst, betrachten wir zwei Szenarien: Einen durchschnittlichen und einen kalten Winter. Der Mehrverbrauch in einem kalten Winter im Vergleich zu einem durchschnittlichen beträgt hier 50 TW (im Report vom 30.09.2022 finden Sie die Hintergrundinformationen zu dieser Annahme.)

Die folgenden drei Grafiken zeigen den möglichen Verlauf der Speicherfüllstände – beziehungsweise die Menge des fehlenden Gases – von November 2022 bis Mai 2023. Als Startwert für die Berechnungen der aktuellen Szenarien wird der aktuelle Speicherstand verwendet. Negative Werte bedeuten, dass Gas fehlt. In dem Szenario kann es weder importiert noch ausgespeichert werden und ist auch nicht durch die angenommenen Einsparungen abgedeckt. Zwangsabschaltungen wären die Folge.

Die Speicher in Deutschland dienen zum Teil auch zur Versorgung anderer Länder. Andererseits sind beispielsweise Teile der österreichischen Speicher auch für die Versorgung von Deutschland (insbesodere Bayern) vorgesehen. Dies wird bei den betrachteten Szenarien implizit durch die verschiedenen Werte für den Nettoimport berücksichtigt. Der Speicherstand ist dabei nur der Startwert für die Berechnungen, denn das gespeicherte Gas kann nicht als Gasmenge angenommen werden, die vollständig im deutschen Gasnetz verbleibt. Würde mehr Gas aus deutschen Speichern in andere Länder exportiert und weniger importiert, würde dies letzlich die Nettoimportmenge reduzieren.

Für die Szenarien legen wir jeweils eine prozentuale Verbrauchsveränderung zum Mittel der Jahre 2018 - 2021 zu Grunde:

  1. keine Einsparung
  2. 10 Prozent Einsparung
  3. 20 Prozent Einsparung

Die Szenarien zeigen den Einfluss von Witterung und dem verfügbaren täglichen Nettoimport (inklusive der heimischen Gasförderung). Seit 01. September wurden etwa 2,45 TWh durchschnittlich pro Tag importiert. In der Annahme, dass durch erhöhten Bedarf anderer europäischer Länder im Winter die Importmenge sinken wird, gehen wir - wie berteits im letzten Report - im besten Fall von einem Nettoimport von 2,2 TWh pro Tag aus. In anderen Szenarien rechnen wir mit 2 TWh bzw. 1,7 TWh pro Tag.

Die für Anfang Januar 2023 angekündigten Flüssiggas-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven haben eine Kapazität von bis zu 10 TWh pro Monat. Da noch nicht klar ist, ob die volle Kapazität tatsächlich ab Anfang 2023 zur Verfügung steht, haben wir für die Szenarien einen Wert von 8,5 TWh angenommen.

Zusätzlich zu den Szenarien mit Start vom 01. November, zeigen wir in jeder Grafik ebenfalls das entsprechende best-case und worst-case Szenario mit Start zum 01. Oktober, also die selben Szenarien wie im letzten Report. Hintergrund: Die Szenarien basieren auf angenommenen Durchschnittswerten für den gesamten Betrachtungszeitraum, beispielsweise von durchnittlich 2,2 TWh Nettoimport. Im Oktober lag der Nettoimport über diesem Wert. Sollte der Import aber absinken, ist es weiterhin möglich, dass dieser Wert im Schnitt (möglicherweise auch deutlich) unterschritten wird. Daher lohnt sich der Vergleich des aktuellen Verlaufs mit den in der Vergangenheit berechneten Pfaden. Bleiben wir weiterhin oberhalb des optimistischsten Szenarios oder verläuft der Speicherstand mittelfristig wieder zwischen best-case und worst-case Abschätzungen, basierend auf dem Stand von Anfang Oktober

Die Bundesnetztagentur hat am 20. Oktober neue Szenarien veröffentlicht. Diese decken sich qualitativ mit unseren. Die BNetzA geht zwar sowohl in ihrem optimistischen, als auch in ihrem pessimistischen Szenario von geringeren Importmengen aus, andererseits setzt sie die verfügbaren Flüssiggasterminal-Kapazitäten höher an.

Durch den warmen Oktober haben sich alle Szenarien nach oben verschoben. Um die Zahl der Szenarien übersichtlich zu halten, haben wir das mittlere Szenario für die durchschnittlichen Winter entfernt. Bei den Szenarien mit einem kalten Winter betrachten wir nur noch die Szenarien mit 1,7 und 2 TWh/d Nettoimport. Wir gehen dabei davon aus, dass in einem kalten Winter wahrscheinlich auch in Nachbarländern der Gasbedarf steigen wird, was einen niedrigeren Nettoimport bedeuten könnte.

Quelle: AGSI, Berechnungen: Science Media Center Germany.


Das Ergebnis: Nur das Szenario mit einem Nettoimport von 2,2 TWh pro Tag und einem durchschnittlich kalten Winter bleibt oberhalb einer Gasmangellage. Alle anderen Szenarien liegen darunter. Kein Szenario zeigt bis zum Ende des Betrachtungszeitraums einen deutlichen Trend nach oben.

Quelle: AGSI, Berechnungen: Science Media Center Germany.
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Das Ergebnis: Wenn der Verbrauch gegenüber den Jahren 2018 bis 2021 um 10 Prozent gesenkt wird, reichen die Gasspeicher für einen durchschnittlichen Winter bei einem Nettoimport von 1,7 TWh/d nicht aus – wenn auch nur knapp. Bleibt der Nettoimport oberhalb der 1,7 TWh/d, bleibt am Ende des Winters Gas in den Speichern. Eine regionale Mangellage könnte nur verhindert werden, wenn der Import deutlich höher liegt. Die Szenarien für einen kalten Winter haben sich im Vergleich zum Oktober zwar verbessert, aber auch in einer Situation mit 2 TWh/d Nettoimport würde es noch für kurze Zeit zu einer Gasmangellage kommen.

Quelle: AGSI, Berechnungen: Science Media Center Germany.
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Das Ergebnis: Wenn der Verbrauch gegenüber den Jahren 2018 bis 2021 um 20 Prozent gesenkt wird, kommt es in keinem der betrachteten aktuellen Szenarien zu einer Gasmangellage. Allerdings fällt auf: In keinem der Szenarien mit einem niedrigen Nettoimport von 1,7 TWh pro Tag können sich die Speicher erholen. Nur in den Szenarien mit einem Nettoimport von 2 und 2,2 TWh/d setzt im Mai ein Trend nach oben ein. Das Winter-Szenario mit niedrigem Nettoimport führt zu sehr niedrigen Speicherständen im Frühjahr, was regional zu Problemen führen kann.

Verlauf der Speicherstände in Deutschland

Zum Vergleich mit der Entwicklung 2022 hier die Speicherstände von Deutschland in den vergangenen zehn Jahren. Aktuell sind die Speicher in Deutschland zu rund 98 Prozent gefüllt. Erfahrungsgemäß wird zwischen Ende Okotober und Anfang November die Einspeisephase zu Ende gehen, dann kommt es auf den Verbrauch an.

Auch bei dieser Grafik können Sie einzelne Kurven ein- und ausblenden, indem Sie auf die farbige Linie in der Legende klicken. Durch Doppelklick kann eine Kurve einzeln angezeigt werden.

Quelle: AGSI, Berechnungen: Science Media Center Germany.
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Die Situation der Speicher in Europa

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Ländern der EU, in der Ukraine und im Vereinigten Königreich haben die Speicher einen hohen oder sehr hohen Füllgrad erreicht. Einzig Lettland fällt etwas aus dem Rahmen, hier wurden die Speicher nur sehr langsam gefüllt und liegen prozentual wesentlich tiefer als in den anderen europäischen Ländern, außer der Ukraine.
Von der Reduktion des Gasflusses durch Gazprom ist im Prinzip auch die Weitergabe von Gas in andere europäische Länder betroffen. Allerdings konnten Flüssiggas-Transporte die reduzierten Lieferungen aus Russland offenbar mindestens zum Teil kompensieren. Die folgende Grafik zeigt, wie viel Gas aktuell (mit dem üblichen Meldeverzug von zwei Tagen) in den Ländern Europas gespeichert ist und wie weit die Speicher damit gefüllt werden. Die Speicher in der Ukraine dürften aufgrund des Krieges ein Sonderfall sein.

Die Kapazität und die Füllstände können Sie sich wiederum anzeigen lassen, indem sie über den entsprechenden Balken hovern.

Quelle: AGSI, Berechnungen: Science Media Center Germany.
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Datengrundlage

Die Speicherstände der Gasspeicher entstammen dem Aggregated Gas Storage Inventory. Die Daten werden zwei Tage verzögert publiziert. Der aktuellste Wert ist also der Speicherstand für Vorgestern. Nicht alle Speicher melden an allen Tagen Daten. Nicht gemeldete Daten werden von Gas Infrastructure Europe (GIE) geschätzt und bei späteren Updates auf die gemeldeten Daten korrigiert. Dies kann insbesondere dazu führen, dass sich der aktuelle Trend der letzten Tage auch umdrehen kann. Insbesondere bei Trendwenden ist es deshalb ratsam ein paar Tage abzuwarten, ob diese noch korrigiert werden. Auch eine Plausibilisierung mit anderen Informationsquellen ist empfehlenswert.

Insbesondere nach Wochenenden kann es auch zu fehlenden Werten führen, was insbesondere an den spontan sinkenden Speicherkapazitäten ersichtlich ist. Vereinzelt existieren Füllstände, die etwas höher liegen als die angegebene Kapazität, wie zum Beispiel aktuell in Portugal.

Die Verbrauchsdaten werden von der Bundesnetzagentur bereitgestellt. Die Werte können sich zum Teil auch mit mehreren Wochen Verzögerung noch deutlich ändern.

Ihre Ansprechpersonen in Redaktion und SMC Lab

Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder weitere Auswertungen erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.

Sönke Gäthke, Redakteur für Energie und Mobilität

Bernhard Armingeon, Software Entwickler

Lars Koppers, Datenwissenschaftler

Telefon: +49 221 8888 25-0
E-Mail: