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09.04.2020

Zukünftige Teststrategien auf SARS-CoV-2 und die Bedeutung vorsorglicher Quarantäne

Es werden mehrere Strategien diskutiert, wie die derzeitigen drastischen Beschränkungen des öffentlichen Lebens wegen des SARS-CoV-2-Virus schrittweise aufgehoben werden können. Als ein Schlüsselelement, um die Ausbreitung des Virus auch nach einer Lockerung weiter eindämmen zu können, wird immer wieder ein Mix aus umfangreichem Testen von Verdachtsfällen sowie eine zeitnahe Quarantäne der Kontaktpersonen von bestätigten Infizierten angeführt. Außerdem werden große Hoffnungen in Antikörper-Tests gesetzt, die bald helfen sollen abzuschätzen, wie viele Menschen die Virusinfektion schon hinter sich haben. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit weniger als ein Prozent der deutschen Bevölkerung mit dem Virus in Berührung gekommen ist [I].

Als Vorbild für eine gute Teststrategie gilt Südkorea, wo bis heute knapp eine halbe Million Tests durchgeführt wurden, bei denen über 10.000 (zwei Prozent) bestätigte Fälle gefunden wurden [II]. In den vergangenen drei Tagen wurden in Südkorea pro Tag um die 50 neue bestätigte Infektionen berichtet.

In Deutschland konnte die Testkapazität in den vergangenen Wochen offenbar stark ausgebaut werden: Das Robert Koch-Institut berichtete vergangene Woche, dass bis Ende März circa 920.000 Tests durchgeführt wurden. In der 13. Kalenderwoche allein wurden über 350.000 Tests durchgeführt; knapp neun Prozent davon waren positiv [III]. Für etwa sieben Prozent der getesteten Personen in 43 Laboren liegen Mehrfachtests vor [IV]. In Strategiepapieren wird gefordert, diese Testkapazität um ein Vielfaches zu erhöhen, um das Virus einzudämmen [V] [VI]. Aber inwiefern ist das sinnvoll, haben die Laboratorien genug Ressourcen dafür? Und welche Bevölkerungsgruppen sollten bei endlichen Ressourcen strategisch getestet werden, um das Ziel der Eindämmung zu erreichen? 

Da ein Infizierter bereits eine kurze Zeitspanne vor den ersten Symptomen ansteckend sein kann, sollten für jeden neuen Fall innerhalb kürzester Zeit die Risiko-Kontaktpersonen ausfindig gemacht und in vorsorgliche Quarantäne gebeten werden. Nur so lässt sich die Zahl der unbemerkten Sekundärinfektionen soweit verringern, dass sich die Verbreitung des Virus eindämmen lässt wie in Südkorea. Für dieses Verfahren namens „Contact Tracing“ bedarf es genügend geschulten Personals und einheitlicher Regeln. Wie sieht hierzulande die derzeitige Situation in den Gesundheitsämtern aus? Vor welchen Hürden steht Deutschland jetzt und in Zukunft, wenn das Virus weiter eingedämmt, die Maßnahmen aber gelockert werden sollen?

Diese Fragen rund um die richtigen und realisierbaren Strategien des Testens und Contact Tracings – und Ihre! – beantworten Experten bei einem 50-minütigen virtuellen Press Briefing.

Experten auf dem Podium

     

  • Prof. Dr. Christian Drosten 
    Direktor des Instituts für Virologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
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  • Prof. Dr. Gérard Krause
    Leiter der Abteilung Epidemiologie, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Braunschweig
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Video & Transkript

Ein Transkript finden Sie hier.

Weitere Recherchequellen

Das gesammelte SMC-Material zum Coronavirus SARS-CoV-2 und der Erkrankung COVID-19 finden Sie unter: https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/coronavirus/

Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden

[I] Flaxman S et al. (2020): Estimating the number of infections and the impact of non- pharmaceutical interventions on COVID-19 in 11 European countries.

[II] Korean CDC (08.04.2020): Press release – 53 additional cases have been confirmed.

[III] Seifried j et al. (2020): Erfassung der SARS-CoV-2-Testzahlen in Deutschland. Epid. Bull.; 15: 3-4. DOI: 10.25646/6634.2.

[IV] Hoffmann A et al. (2020): Laborbasierte Surveillance SARS-CoV-2. Epid. Bull.; 15: 5-9. DOI: 10.25646/6627.

[V] o.A. (06.04.2020): Innenministerium skizziert Weg aus dem Lockdown. Spiegel Online.

[VI] Abele-Brehm A et al. (2020): Die Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie tragfähig gestalten