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28.10.2020

Welche Immunantwort schützt wen vor SARS-CoV-2?

Vor einem knappen Jahr trat SARS-CoV-2 erstmals im chinesischen Wuhan auf und mit Beginn des Winters steigen nun auch die schweren Verläufe erneut rapide an. Damit verschärft sich die Diskussion, wie sich Gesellschaften am besten vor der COVID-19-Pandemie schützen können, um möglichst viele derjenigen vor Tod und schweren Krankheitsfolgen zu schützen, die besonders gefährdet sind. Klar ist inzwischen, dass die Infektionssterblichkeit (IFR) von COVID-19 mit dem Alter und dem Anteil der Älteren unter den Infizierten steil ansteigt.

Die Initiatoren der Great Barrington Declaration propagieren ein Erreichen der sogenannten Herdenimmunität unter weniger vulnerablen jüngeren Altersgruppen als mögliche Strategie zum Schutz der älteren Risikogruppen. Forschende hinter dem sogenannten John Snow Memorandum [I] betonen dagegen, es bleibe ungewiss, ob das menschliche Immunsystem auf eine milde Coronainfektion mit einer langfristig schützenden Immunität reagiere. Sie halten es für unverantwortlich, ohne wirksame und sichere Impfungen eine baldige Herdenimmunität anstreben zu wollen.

Zurzeit erscheinen wöchentlich neue wissenschaftliche Studien, die nach und nach Teile des Puzzles “Immunantwort gegen SARS-CoV-2” vervollständigen. Bekannt ist, dass die Immunreaktion abhängig von der Schwere der Infektion im Körper ist. Klar ist auch, dass sowohl neutralisierende Antikörper als auch Gedächtniszellen des Immunsystems eine entscheidende Rolle spielen, sinkende Antikörper-Titer allein aber kein Verschwinden des Immunschutzes bedeuten. Unklar bleibt, inwieweit mildere Verläufe von COVID-19 bewirken, einen anhaltenden Immunschutz vor SARS-CoV-2 aufzubauen. Auch wird eine wachsende Zahl von Einzelfällen berichtet, bei denen eine Zweitinfektion mit SARS-CoV-2 beobachtet wurde. Eine ungeklärte Frage in der Forschung ist daher, bei welchen Infizierten eine Erstinfektion zu keinem langfristigen Immunschutz führt und woran das liegt.

Wie weit ist die Forschung im Bereich Immunologie gegen SARS-CoV-2? Wie verlässlich ist die Annahme, dass nach einer Infektion ein langanhaltender Immunschutz aufgebaut wird? Welche Folgen hätte es für Maßnahmen gegen COVID-19, wenn nach milden Infektionen kein anhaltender Impfschutz aufgebaut werden kann? Was bedeuten die Erkenntnisse der Immunologie für die ersten Impfstoffe, die kurz vor einer Zulassung stehen?

Diese Fragen beantworteten Experten in einem 50-minütigen virtuellen Press Briefing.

Experten auf dem Podium

     

  • Prof. Dr. Leif-Erik Sander
    Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung und Oberarzt in der Medizinischen Klinik für Infektiologie und Pneumologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin
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  • Prof. Dr. Jacob Nattermann
    Leiter der Arbeitsgruppe angeborene zelluläre Immunologie, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn
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  • Prof. Dr. Robert Thimme
    Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Freiburg
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Video-Mitschnitt & Transkript

Ein Transkript finden Sie hier.

Quellen, die vom SMC zitiert wurden

[I] Alwan NA et al. (2020): Scientific consensus on the COVID-19 pandemic: we need to act now. The Lancet. DOI: 10.1016/S0140-6736(20)32153-X.

Ein Transkript finden Sie hier.