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01.07.2020

Was ist bekannt über die Immunität gegen SARS-CoV-2?

Es gibt zwei Möglichkeiten für einen nachhaltigen Schutz der Bevölkerung gegen das Coronavirus: eine wirksame und sichere Schutzimpfung oder die natürliche Herdenimmunität. Für letzteres müsste ein größerer Anteil der Bevölkerung zunächst eine Infektion mit SARS-CoV-2 oder eng verwandten Coronaviren überstanden und dabei einen natürlichen Immunschutz entwickelt haben. Aber ist dem so?

Aktuell laufen verschiedene Studien, um festzustellen, wie viele Menschen zum Beispiel in Deutschland bereits in Kontakt mit SARS-CoV-2 gekommen sind. Weiterhin zu klären ist auch, wie hoch die Dunkelziffer ist, also die Anzahl jener Menschen, die sich unbemerkt mit dem Erreger infiziert haben, ohne klare Krankheitssymptome zu entwickeln. Aktuell gehen Forschende davon aus, dass der Körper im Zuge einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus spezifische Antikörper ausbildet, die Infektionen eindämmen können. Jene Antikörper lassen sich in einer Blutprobe mit Hilfe von unterschiedlichen Antikörpertests nachweisen [I].

Derzeit gerät allerdings die Annahme ins Wanken, dass alle infizierten Personen nachhaltig Antikörper ausbilden und damit vor einer Neuinfektion geschützt wären. Bei 40 Prozent der asymptomatischen Patienten waren schon zwei Monate nach der Erkrankung keine Antikörper mehr im Blut nachzuweisen [II].

Verschwindet mit den Antikörpern aber auch der natürliche Schutz vor SARS-CoV-2? Welche Rolle spielen die weniger bekannten Komponenten des Immunsystems, wie zum Beispiel T-Zellen bei der langanhaltenden Immunität? Welche Rollen spielen diese T-Zellen für die Impfstoffentwicklung? Welche Erkenntnisse können aktuelle Seroprävalenzstudien liefern und werden Forschende damit endlich zuverlässig die wahre Dunkelziffer der Epidemie ermitteln? Wird es bei COVID-19 möglich sein, eine natürliche Herdenimmunität zu entwickeln?

Diese Fragen – und Ihre! – beantworteten die Experten bei einem 50-minütigen virtuellen Press Briefing.

Experten auf dem Podium

     

  • Prof. Dr. Stephan Becker
    Direktor des Instituts für Virologie, Philipps-Universität Marburg, und Koordinator des Forschungsbereichs „Neu auftretende Infektionskrankheiten“ sowie stellvertretender Standortsprecher Gießen-Marburg-Langen, Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), Braunschweig
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  • Prof. Dr. André Karch
    Stellvertretender Institutsdirektor Epidemiologie und Sozialmedizin und Leiter der Klinischen Epidemiologie am Universitätsklinikum Münster
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  • Prof. Dr. Leif-Erik Sander
    Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung und Oberarzt in der Medizinischen Klinik für Infektiologie und Pneumologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
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Video-Mitschnitt & Transkript

Ein Transkript finden Sie hier.

Quellen, die vom SMC zitiert wurden

[I] Deeks JJ et al. (2020): Antibody tests for identification of current and past infection with SARS-CoV-2. Cochrane Database of Systematic Reviews; 6: CD013652. DOI: 10.1002/14651858.CD013652.

[II] Long QX et al. (2020): Clinical and immunological assessment of asymptomatic SARS-CoV-2 infections. Nature Medicine. DOI: 10.1038/s41591-020-0965-6.