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17.03.2022

SMC Corona Report

Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.

Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.

Überblick

  • Die aktuelle Lage
  • Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern
  • Fallzahlen auf den Intensivstationen
  • Fallzahlen in den Altersgruppen
  • Fälle nach Meldedatum
  • Auffällige Kreise
  • Die Datenbasis
  • Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Die aktuelle Lage

  • Testpositivrate steigt insgesamt, sinkt aber bei den Kindern
  • Hospitalisierungsinzidenz steigt auch durch Inzidenzwachstum in den oberen Altersgruppen
  • Auslastung der Test- und Meldewege spielt wieder eine größere Rolle

Die Testpositivrate lag in der vergangenen Woche laut ALM e.V. bei 53,9 Prozent und ist damit erneut gestiegen. Die Betrachtung der Altersgruppen zeigt aber ein uneindeutiges Bild. In den beiden Altersgruppen unter 15 Jahren ist die Testpositivrate leicht gesunken. Hier wurde aber auch die Zahl der durchgeführten Tests deutlich erhöht, sodass nicht direkt auf einen Rückgang des Infektionsgeschehens geschlossen werden kann.

Die Hospitalisierungsinzidenz steigt laut Nowcast deutlich, besonders hoch sind die Zahlen im Saarland und in Thüringen. Dabei fällt auf, dass die Hospitalisierungsinzidenz deutlich höher liegt als Anfang/Mitte Februar, obwohl die Inzidenzen ähnlich hoch sind. Um diesen Effekt zu erklären, muss man auf mehrere Punkte schauen. Die höhere Testpositivrate lässt vermuten, dass die Dunkelziffer aktuell größer ist, die Meldeinzidenz unterschätzt also das Infektionsgeschehen stärker als noch im Februar. Effekte verschiedener Varianten können auf so einen Vergleich einen Einfluss haben und auch der sich wandelnde Immunschutz in der Bevölkerung ist ein Faktor. Bei der Hospitalisierungsinzidenz spielt aber insbesondere die Altersverteilung der Fälle eine große Rolle. In die Hospitalisierungsinzidenz gehen nicht nur Fälle ein, die wegen einer COVID-19-Erkrankung im Krankenhaus liegen, sondern auch diejenigen, bei denen eine Infektion zwar festgestellt wurde, diese aber nicht der Grund für den Krankenhausaufenthalt ist. Der Anteil dieser Gruppe steigt in einer Hochinzidenz-Situation an. Im Gegensatz zu den Fällen, die aufgrund einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden, erhöht diese Gruppe aber nicht die Zahl der Personen, die insgesamt im Krankenhaus behandelt werden müssen. Zusätzlicher Aufwand entsteht hier nur dadurch, dass diese Gruppe isoliert werden muss, während ohne zusätzliche Sars-CoV-2-Infektion eine Isolation nicht notwendig wäre. Dass die Hospitalisierungsinzidenz jetzt höher ist als im Februar, liegt auch daran, dass die Altersstruktur bei den Fällen eine andere ist. Hätten alle Altersgruppen in Deutschland die gleiche Chance auf einen Krankenhausaufenthalt, würde die Altersverteilung der Fälle keinen Unterschied machen. Die allgemeine Krankenhausinzidenz ist aber nicht für alle Altersgruppen gleich. Während bei den unter 15-Jährigen in einem Jahr etwa 16 000 Fälle je 100 000 Personen gibt, sind es bei den ab 65-Jährigen fast 50 000 Fälle. Die Inzidenz in der Altersgruppe ab 60 Jahren ist seit Jahresbeginn stetig gestiegen. Diese Altersgruppe ist aber in den Krankenhäusern überrepräsentiert, was auch dazu führt, dass die Hospitalisierungsinzidenz jetzt höher liegt als im Februar. Unabhängig davon ist in dieser Altersgruppe auch der Anteil derer größer, die aufgrund einer COID-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Auf den Intensivstationen gibt es aktuell keine deutlich steigenden Zahlen, die Zahl der COVID-19-Fälle dort befindet sich weiterhin auf dem Niveau von Januar und Februar. In kleineren Bundesländern wie dem Saarland oder Thüringen gibt es aber auch hier Anstiege.

Die hohen Inzidenzen können auch wieder dazu führen, dass eine Überlastung zu zusätzlicher Meldeverzögerung oder einer höheren Dunkelziffer führt. Durch die hohe Testpositivrate ist die Auslastung der Labore noch nicht so hoch wie Anfang Februar, aber auch hier steigt die Auslastung wieder schnell. Stagnierende oder sinkende Inzidenzen müssen in den kommenden Tagen also wieder hinterfragt werden. Davon unabhängig sind in den kommenden Wochen aber auch weiterhin real sinkende Fallzahlen zu erwarten, da nun auch der Anteil der in den vergangenen 12 Wochen infizierten Personen in den mittleren Altersgruppen zuletzt deutlich angestiegen ist und sich bei einer angenommenen Dunkelziffer von 50 Prozent zwischen 30 und 40 Prozent bewegt.

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2022-03-17_altersgruppen_Infizierte_Szenario.png

Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern

Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenz steigt in der Gesamtbevölkerung. In der Altersgruppe ab 60 Jahren steigt die Inzidenz seit Jahresanfang.

2022-03-17_Inzidenzen_deutschland.png

Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Wachstum in der Altersgruppe ab 60 Jahren ist aktuell wieder größer als das Gesamtwachstum.

2022-03-17_wachstum_fallzahlen.png

Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 12.03.2022 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. In fast allen Bundesländern steigen die Inzidenzen.

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Fallzahlen auf den Intensivstationen

Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen liegt bisher in diesem Jahr auf gleichem Niveau, zuletzt gab es wieder einen Anstieg.

2022-03-17_ICU_fallzahlen.png

Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.

Die Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten wächst aktuell wieder, das hohe Inzidenzwachstum in der Altersgruppe ab 60 Jahren kann auch noch zu weiterem Wachstum führen.

2022-03-17_wachstum_ICU.png

Der Trend der Belegung auf den Intensivstationen ist für die meisten Bundesländer steigend. Hohes Wachstum verzeichnen aktuell nur kleine Bundesländer.

2022-03-17_wachstum_ICU_BL.png

Schaut man sich nach Bundesländern an, wie die Intensivstationen ausgelastet sind, lag im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau. Während Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichten, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. Die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. In allen Bundesländern liegt die durch COVID-19-Fälle verursachte Auslastung der Intensivbetten unter 20 Prozent.

2022-03-17_ICU_fallzahlen_BL.png

Fallzahlen in den Altersgruppen

Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.

Die Inzidenzen steigen in allen Altersgruppen. Mit das höchste Wachstum verzeichnen die oberen Altersgruppen.

2022-03-17_altersgruppen_abs.png

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Die Testpositivrate steigt in den Altersgruppen ab 15 Jahren, darunter sinkt sie leicht.

2022-03-17_Inzidenzen_Altersgruppen.png

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2022-03-17_Testpositivrate_Altersgruppen.png

Fälle nach Meldedatum

Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.

2022-03-17_fallzahlen_deutschland.png

Auffällige Kreise

Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.

Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 14.03.2022 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 7.03.2022 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.

Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.

Landkreis Differenz Fälle pro Tag Fallzahlen pro Tag Differenz Inzidenz Inzidenz
SK München 1110.0 3743.1 522.1 1760.6
Region Hannover 808.1 3137.4 489.6 1900.9
SK Hamburg 595.3 2703.3 224.9 1021.5
SK Leipzig 588.4 1891.3 689.4 2215.8
SK Dresden 481.3 1703.4 605.7 2143.7
LK Karlsruhe 470.9 1396.3 737.6 2187.3
SK Nürnberg 389.7 1441.7 529.1 1957.5
LK Rosenheim 373.1 457.9 998.0 1224.6
LK Osnabrück 347.3 1095.1 676.3 2132.6
LK Ortenaukreis 338.4 1530.3 547.6 2476.3
Landkreis Differenz Fälle pro Tag Fallzahlen pro Tag Differenz Inzidenz Inzidenz
SK Bayreuth 130.7 266.7 1235.6 2521.3
LK Bayreuth 159.4 367.1 1076.4 2478.8
LK Sömmerda 104.0 263.3 1053.5 2666.9
LK Vogtlandkreis 328.1 817.7 1025.8 2556.4
LK Rosenheim 373.1 457.9 998.0 1224.6
LK Haßberge 117.1 387.9 973.0 3221.6
LK Neckar-Odenwald-Kreis 196.9 552.0 958.3 2687.1
LK Hof 127.9 357.0 946.8 2643.8
LK Erlangen-Höchstadt 185.1 507.6 938.4 2572.7
SK Rosenheim 84.4 107.7 929.4 1185.7

Die Datenbasis

Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.

Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.

Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.

Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.

Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.

Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.

Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.

Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.

Ihre Ansprechpartner in Redaktion und SMC Lab

Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.

Lars Koppers, Datenwissenschaftler

Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien

Telefon: +49 221 8888 25-0
E-Mail: