Warum kam es im Januar zu einer Störung im europäischen Stromnetz?
Die Auslösung eines Überstromschutzes in einer Umspannanlage in Kroatien hat am 08.01.2021 offenbar die Aufteilung des europäischen Verbundnetzes ausgelöst. Das teilte der Verband der europäischen Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E mit.
Institutsleiter, Institut für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft (ie3), Technische Universität Dortmund
„Eine ungeplante und vermutlich fehlerhafte Sammelschienentrennung, die vorab nicht in den betrieblichen Netzsicherheitsrechnungen berücksichtigt wurde, ist ein sehr großes Störereignis für die gesamte Netzstruktur. Die Möglichkeit einer überstrombedingten Sammelschienentrennung hätte entweder in den betrieblichen Planungen berücksichtigt werden müssen, so dass ein derartiges Ereignis nicht zu Folgeauslösungen geführt hätte, oder eine derartige Überstromschutzfunktion hätte an dieser Stelle nicht aktiv sein dürfen, zumal die Sinnhaftigkeit dieser Funktion an dieser Stelle fraglich ist.“
„Der Überstromschutz für die Sammelschienenkupplung scheint eine lokale Besonderheit zu sein, die nicht bei der überregionalen Betriebsplanung berücksichtigt wurde. Die gleichzeitige Trennung von mehreren Leitungen durch einen Überstromschutz der Sammelschienenkupplung erscheint insgesamt unüblich.“
Auf die Frage, welche Punkte in der angekündigten Untersuchung geklärt werden müssen:
„Zunächst ist zu klären, warum der Überstromschutz die Sammelschienen getrennt hat. Lag ein Kurzschluss vor oder eine ungünstige Netzsituation?“
„Wenn es kein Fehler war, dann ist zu klären, warum das System offenkundig nicht N-1-sicher betrieben wurde. “
„Warum in der Schaltanlage ein Überstromschutz für die Sammelschienenkupplung installiert war und welche Fälle an einem wichtigen Knotenpunkt dadurch abgesichert werden sollten, ist ebenfalls zu klären. Warum diese Funktion dann nicht in die Netzsicherheitsrechnung als potentielle Netzstörung (N-1-Fall) eingegangen ist, wäre dann ebenfalls zu klären.“
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Prof. Dr. Christian Rehtanz
Institutsleiter, Institut für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft (ie3), Technische Universität Dortmund