Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit – Steigende Temperaturen erhöhen das Risiko für Infektionskrankheiten
Krankheitserregende Bakterien können sich künftig in Deutschland durch den Klimawandel besser vermehren. Die steigenden Temperaturen begünstigen darüber hinaus die Ausbreitung von Virus-Überträgern wie Zecken und Mücken und den Anstieg von antimikrobiellen Resistenzen. Zu diesen Erkenntnissen kommt der erste Teil des Sachstandsberichts Klimawandel und Gesundheit unter Koordination des Robert Koch-Instituts, der dieses Jahr in drei Teilen im „Journal of Health Monitoring“ erscheinen wird (siehe Primärquellen).
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Das Transkript können Sie hier als pdf herunterladen.
Das SMC hat die Expertinnen und Experten am Ende des Press Briefings um die wichtigesten Kernbotschaften des Berichts gebeten, die wir Ihnen nachfolgend als Statements zur Verfügung stellen möchten.
Inhaberin der Professur Regionaler Klimawandel und Gesundheit, Universität Augsburg und Autorin des Sachstandsberichts
„Es ist wirklich wichtig, dass wir jetzt handeln. Die wissenschaftliche Evidenz ist klar, und wir müssen jetzt ins Handeln kommen. Das wird nur gehen, wenn wir sektorübergreifend zusammenarbeiten. Hier im Sachstandsbericht haben interdisziplinär über 90 Autoren aus allen möglichen Organisationen zusammengearbeitet und das Wissen zusammengetragen. Und jetzt geht es darum, dieses Wissen ganz konkret in das Public-Health-System zu implementieren, damit wir uns vorbereiten. Und wir haben die Chance dazu. Und diese Chance, die sollten wir wahrnehmen.“
Leiter des Fachgebiets Gastroenterologische Infektionen, Zoonosen und tropische Infektionen, Robert Koch-Institut (RKI), Berlin und Autor des Sachstandsberichts
„Man muss das Thema der klimasensitiven Infektionserreger stärker im Fokus haben. Das betrifft die gesamte Gesellschaft. Das betrifft jeden Bürger und jede Bürgerin, das betrifft die Ärzteschaft, das betrifft aber insbesondere auch zuständige Behörden und Institute, die entsprechende Maßnahmen ergreifen können. Wir haben versucht in dem Sachstandsbericht die verfügbare wissenschaftliche Evidenz klar und differenziert darzustellen und entsprechende Handlungsempfehlungen abzuleiten. Und das sind Dinge, die auch im Fluss sind. Es wird in den nächsten Jahren noch weitere Evidenz geben, die wird dann wieder aufgearbeitet und veröffentlicht werden. Es ist ganz wichtig, dass man da im Gespräch bleibt, in der Diskussion, und dass man ständig überlegt, wo es noch Schwachstellen, wo es noch Verbesserungsbedarf gibt, und dass man das dann gemeinsam angeht.“
Post-Doc am Climate-Sensitive Infectious Diseases lab (CSIDlab), Heidelberg Institute of Global Health (HIGH), Universität Heidelberg
„Ich möchte gerne die Botschaft des Berichts unterstützen, dass es insbesondere auch im Gesundheitssektor an der Zeit ist, zu handeln und nicht abzuwarten. Und wir müssen unsere Gesundheitssysteme widerstandsfähiger machen, wissenschaftsbasierte Anpassungsmaßnahmen entwickeln und diese auch zeitlich umsetzen. Für den Bereich der Infektionskrankheiten würde ich vorschlagen, integrierte Surveillance zu betreiben und dabei nicht nur den Menschen, sondern auch die Veränderungen in der Verbreitung von Krankheitserregern bei Tieren und in der Umwelt im Auge zu behalten. Und es ist natürlich sehr wichtig zu begreifen, dass die Eindämmung des Klimawandels enorme Vorteile für die Gesundheit und die Gesundheitssysteme mit sich bringt und Leben rettet.“
„Interessenkonflikte habe ich keine.“
Alle anderen: Keine Angaben erhalten.
Primärquellen
Robert Koch-Institut (2023): Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit (2023). Stand: 01.06.2023.
Hertig E et al. (2023): Klimawandel und Public Health in Deutschland – Eine Einführung in den Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit 2023. Journal of Health Monitoring. DOI: 10.25646/11391.
Beermann S et al. (2023): Auswirkungen von Klimaveränderungen auf Vektor- und Nagetier-assoziierte Infektionskrankheiten. Journal of Health Monitoring. DOI: 10.25646/11392.
Dupke S et al. (2023): Auswirkungen des Klimawandels auf wasserbürtige Infektionen und Intoxikationen. Journal of Health Monitoring. DOI: 10.25646/11394.
Dietrich J et al. (2023): Auswirkungen des Klimawandels auf lebensmittelassoziierte Infektionen und Intoxikationen. Journal of Health Monitoring. DOI: 10.25646/11393.
Meinen A et al. (2023): Antibiotikaresistenz in Deutschland und Europa – Ein systematischer Review zur zunehmenden Bedrohung, beschleunigt durch den Klimawandel. Journal of Health Monitoring. DOI: 10.25646/11395.
Weiterführende Recherchequellen
Robert Koch-Institut (01.06.2023): "Der Klimawandel ist die größte Herausforderung für die Menschheit" – neuer Sachstandsbericht zu Klimawandel und Gesundheit erschienen. Pressemitteilung des Robert Koch-Instituts.
Prof. Dr. Elke Hertig
Inhaberin der Professur Regionaler Klimawandel und Gesundheit, Universität Augsburg und Autorin des Sachstandsberichts
Prof. Dr. Klaus Stark
Leiter des Fachgebiets Gastroenterologische Infektionen, Zoonosen und tropische Infektionen, Robert Koch-Institut (RKI), Berlin und Autor des Sachstandsberichts
Dr. Marina Treskova
Post-Doc am Climate-Sensitive Infectious Diseases lab (CSIDlab), Heidelberg Institute of Global Health (HIGH), Universität Heidelberg