Nicht-invasive Hirnstimulation – neue Möglichkeiten in Therapie und Forschung?
Von Depressionen über chronische Schmerzen und Bewegungsstörungen bis hin zu Schlaganfällen – mithilfe elektrischer und magnetischer Reize erhoffen sich Forscher neue Therapieansätze gegen eine ganze Reihe psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen. Nicht-invasive Hirnstimulation (engl. non-invasive brain stimulation, NIBS) bietet neue nicht-pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten, wo traditionelle Therapien an ihre Grenzen stoßen. Oder es zu riskant ist, Elektroden direkt im Gehirn zu platzieren, wie beispielsweise bei der Tiefenhirnstimulation.
Nervenzellen kommunizieren über elektrische Prozesse, daher lassen sich diese auch durch elektrische oder magnetische Impulse beeinflussen. Nicht-invasive Hirnstimulation nutzt diese Eigenschaft. Abhängig von Position, Stimulationsstärke und Dauer können bestimmte Gehirnbereiche aktiviert oder gehemmt werden. NIBS lässt sich bei gesunden Menschen anwenden, ist jedoch vor allem für Erkrankungen erforscht, bei denen bestimmte Hirnbereiche eingeschränkt sind. Zugrundeliegende Mechanismen und die Wirksamkeit der Hirnstimulation werden intensiv erforscht, um eine gezieltere Stimulation zu ermöglichen.
Welche nicht-invasiven Methoden gibt es? Wo wird NIBS klinisch bereits eingesetzt? Und wie wirkt sie überhaupt? Dieses Fact Sheet gibt einen Überblick über die verschiedenen Methoden, ihr Einsatzgebiet in Therapie und Forschung und liefert Hintergrundinformationen zu aktuell laufender Forschung und Entwicklung.
Das Fact Sheet können Sie hier herunterladen.
In einer aktuellen Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2017 bewertete eine Gruppe von Experten, die vom ‚European Chapter of the International Federation of Clinical Neurophysiology‘ beauftragt worden war, den therapeutischen Einsatz von tDCS [10].
[1] Schmicker M et al. (2011): Nicht-invasive Hirnstimulation: Neuromodulation durch transkranielle elektrische Stimulation und deren Wirkung auf neuropsychologische Erkrankungen. Zeitschrift für Neuropsychologie, 22(4): 285-301. DOI: 10.1024/1016-264X/a000051.
[2] Polanía R (2018): Studying and modifying brain function with non-invasive brain stimulation. Nature Neuroscience, 21, 174–187. DOI:10.1038/s41593-017-0054-4.
[3] Siebner HR et al. (2007): Hirnstimulation—Physiologische Grundlagen. Das TMS-Buch, Springer, 27-45.
[4] Grossman N et al. (2017): Noninvasive deep brain stimulation via temporally interfering electric fields. Cell, 169(6), 1029-1041. DOI: 10.1016/j.cell.2017.05.024.
[5] Grossman N et al. (2018): Translating temporal interference brain stimulation to treat neurological and psychiatric conditions. JAMA neurology, 75(11), 1307-1308. DOI: 10.1001/jamaneurol.2018.2760.
[6] Lefaucheur JP et al. (2014): Evidence-based guidelines on the therapeutic use of repetitive transcranial magnetic stimulation (rTMS). Clin Neurophysiol, 125, 2150-206. DOI: 10.1016/j.clinph.2014.05.021.
[7] Nitsche MA et al. (2008): Transcranial direct current stimulation: State of the art 2008. Brain Stimulation. 1(3), 206–23. DOI: 10.1016/j.brs.2008.06.004.
[8] Lefaucheur JP et al. (2017): Evidence-based guidelines on the therapeutic use of transcranial direct current stimulation (tDCS). Clinical Neurophysiology, 128 (1), 56-92. DOI: 10.1016/j.clinph.2016.10.087.
[9] Paulus W (2011): Transcranial electrical stimulation methods. Neuropsychology Rehabilitation; 21: 602-17. DOI: 10.1080/09602011.2011.557292.
[10] Palm U et al. (2013): Neue Hirnstimulationsverfahren in der Psychiatrie. Nervenheilkunde, 32(11), 866-876. DOI: 10.1055/s-0038-1628557.