Einführung der COVID-19-Impfung in die Impfempfehlung 2023
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat am 25.04.2023 ihre Empfehlung für die Implementierung der COVID-19-Impfung in den Impfplan 2023 in das vorgeschriebene Stellungnahmeverfahren gegeben. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Aktualisierungen der COVID-19-Impfempfehlung soll diese nun eine längerfristige Empfehlung darstellen, die für alle Altersklassen ein Schema zur Grundimmunisierung und zu regelmäßigen Auffrischungsimpfungen für bestimmte Personengruppen vorlegt.
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Das SMC hat Martin Terhardt am Ende des Press Briefings um eine Zusammenfassung der zentralen Punkte des Impfplans 2023 gebeten. Christian Bogdan und Carsten Watzl äußerten sich zur Frage, was bei der Berichterstattung beachtet werden sollte.
Kinder- und Jugendarzt in Berlin sowie Mitglied der Stiko
„Alle Menschen in der deutschen Bevölkerung, die zwischen 18 und 59 Jahre alt sind, sollen eine gute Basisimmunität haben oder noch durch ergänzende Impfungen erhalten. Die Basisimmunität entspricht drei immunologischen Ereignissen, von denen mindestens zwei Impfungen sein sollten. Das dritte immunologische Ereignis kann eine Infektion sein. Alle Menschen mit chronischen Erkrankungen, die das Risiko beinhalten, einen schweren Verlauf an COVID-19 zu bekommen – diese Gruppe ist definiert –, diesen Menschen empfehlen wir zusätzlich zu dieser Basisimmunität, eine regelmäßige, zunächst jährliche Auffrischimpfung mit bivalenten Impfstoffen. Und diese Gruppe geht ab sechs Monaten bis ins hohe Alter und betrifft dann die chronisch Erkrankten und alle 60-jährigen auch ohne chronische Erkrankung und alle Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen und alle Menschen, die im Gesundheits- oder Pflegesystem arbeiten. Und die dritte Gruppe wären die gesunden Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren: Dort gibt es jetzt außer im Risikofall keine Impfempfehlung mehr. Beim Spezialfall der immungeschädigten Menschen gelten Sonderregelungen, die man nicht so gut in eine allgemeine Impfempfehlung fassen kann.“
Direktor des Mikrobiologischen Instituts – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, Universitätsklinikum Erlangen, sowie Mitglied der Stiko
„Das Wichtigste ist, darauf hinzuweisen, dass SARS-CoV-2 trotz der positiven Entwicklungen nicht vom Erdboden verschwunden ist. Und dass es nach wie vor Menschen gibt, die an dieser Infektion wirklich schwer erkranken und auch versterben. Auch aktuell. Es gibt immer noch Menschen – man wagt es kaum zu glauben, aber es ist so –, die weder geimpft sind noch eine Infektion durchgemacht haben. Diese Personen haben sich mit allen Maßnahmen der Krankheitsprävention bisher ohne Impfung um dieses Virus herumgedrückt. Und die kann es jetzt trotzdem erwischen. Und diese Menschen können wirklich sehr, sehr schwer erkranken, auch durch Omikron. Und insofern ist unser Appell der, dass jeder, der in der Hinsicht noch immunologisch naiv ist, sich dringend impfen lassen und nicht meinen sollte: „Naja, es ist doch schon immer so, wie ich gemeint habe. Jedes Virus kommt und geht und das Ding ist vorbei.” Nein, also das Virus wird uns begleiten und entsprechend sollte sich jeder, der in die Gruppe fällt, entsprechend impfen lassen.“
Leiter des Forschungsbereichs Immunologie und wissenschaftlicher Direktor, Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), Dortmund, und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI)
„Wichtig ist, dass die Impfung dazu da ist, schwere Erkrankung zu verhindern. Das schafft im Moment die Basisimmunität, die wir in der Bevölkerung haben, sehr gut. Die haben wir in den letzten drei Jahren durch Impfung aber auch durch Infektionen aufgebaut. Und jetzt gilt es diesen Schutz vor der schweren Erkrankung bei einigen Menschen noch mal aufzufrischen, weil wir nicht genau wissen, wie lange er wirklich anhält. Und gerade bei den Leuten, die ein höheres Risiko haben, empfiehlt sich da, diesen Schutz durch eine weitere Impfung vor der nächsten Infektionswelle – sprich im Herbst – aufzufrischen. Das Virus wird nicht weggehen, aber wir müssen gucken, wie sich das Virus weiterentwickelt und wie lange dieser Schutz vor der schweren Erkrankung anhält. Es kann sein, dass man dann irgendwann von einem jährlichen Schema wieder weggeht. Dass man sagt: „Wir wissen mittlerweile, dass so eine Basisimmunität auch Schutz für mehrere Jahre hat.” Und wir kennen ja verschiedene Impfungen, bei denen solche Auffrischimpfungen durchaus variabel sind.“
Alle: Keine Angaben erhalten.
Primärquelle
Robert Koch-Institut (25.04.2023): Aufnahme der COVID-19-Impfung in die allgemeinen STIKO-Impfempfehlungen 2023. Pressemitteilung der Stiko.
Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden
[I] Gov.UK: JCVI statement on the COVID-19 vaccination programme for 2023: 8 November 2022. JCVI interim advice. Stand: 27.01.2023.
[II] Centers for Disease Control and Prevention (19.04.2023): CDC simplifies COVID-19 vaccine recommendations, allows older adults and immunocompromised adults to get second dose of the updated vaccine. Pressemitteilung der Behörde.
Dr. Martin Terhardt
Kinder- und Jugendarzt in Berlin sowie Mitglied der Stiko
Prof. Dr. Christian Bogdan
Direktor des Mikrobiologischen Instituts – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, Universitätsklinikum Erlangen, sowie Mitglied der Stiko
Prof. Dr. Carsten Watzl
Leiter des Forschungsbereichs Immunologie und wissenschaftlicher Direktor, Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), Dortmund, und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI)