Bewegung weißer Blutkörperchen ermöglicht schnelle Sepsis-Diagnose
Bewegungsmuster von weißen Blutkörperchen in einem Labyrinth sollen bei der schnellen Diagnose von Blutvergiftungen helfen können. Ein neuer Diagnose-Test soll innerhalb von circa 4,5 Stunden anhand eines einzigen Blutstropfens des Patienten Auskunft geben, ob eine Sepsis vorliegt oder nicht. Den Test präsentiert eine Forschergruppe aus Boston im Fachjournal „Nature Biomedical Engineering“ (siehe Primärquelle).
Sprecher des Center for Sepsis Control and Care (CSCC), Universitätsklinikum Jena
„Die Arbeitsgruppe um Felix Ellett nutzt Bewegungsmuster von weißen Blutkörperchen in einem Labyrinth, um die Diagnose der Sepsis – also Blutvergiftung – zu vereinfachen und zu beschleunigen. Hintergrund ist die durch Bakterien ausgelöste Wanderung – die sogenannte Chemotaxis – zu einem Erkrankungsherd. Durch Gradienten von Molekülen, die das Immunsystem am Ort des Geschehens ausschüttet, werden weitere Immunzellen angelockt.“
„Die Studie stellt einen interessanten Ansatz vor, um die Diagnose einer Sepsis, die zeitkritisch und schwierig ist, zu verbessern. Limitiert wird diese Strategie allerdings durch die Tatsache, dass unser Immunsystem prinzipiell ähnlich auf unterschiedlichste Stressereignisse reagiert. Die ‚erste Verteidigungslinie‘, die weißen Blutkörperchen, reagieren genauso mit Wanderungsbewegungen auf einen Gewebeuntergang durch ein chirurgisches Trauma oder Durchblutungsstörungen – zum Beispiel nach einem Infarkt – wie auch auf bakterielle Infektionen. Damit teilt dieses Verfahren die Unschärfe aller Tests, die Entzündungsantworten erfassen wollen. Genau deshalb wird daher auch dieser Test das grundsätzliche Dilemma der Unterscheidung unterschiedlicher Krankheitsprozesse – Infektion versus sterile Entzündung – nicht grundsätzlich verbessern können.“
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Primärquelle
Ellett F et al. (2018): Diagnosis of sepsis from a drop of blood by measurement of spontaneous neutrophil motility in a microfluidic assay. Nature Biomedical Engineering. DOI: 10.1038/s41551-018-0208-z.
Weiterführende Recherchequellen
Weis S et al. (2017): Sepsis – neue Definition, neue Kontroversen. Epid Bull; 37: 415-419. DOI: 10.17886/EpiBull-2017-049.2.
Prof. Dr. Michael Bauer
Sprecher des Center for Sepsis Control and Care (CSCC), Universitätsklinikum Jena