SMC Corona Report
Dieser Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.
Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.
Die aktuelle BA.5-Welle hat ihren Scheitelpunkt überschritten. Die Inzidenzen sinken aber noch nicht in allen Bundesländern deutlich. Nach der zweiten BA.5-Welle hintereinander dürfte ein großer Teil der Bevölkerung in den vergangenen Monaten mit dieser Variante in Berührung gekommen sein.
Aktuell werden die Varianten BQ.1 und BQ.1.1 besonders beobachetet, da sie sich in in Europa schnell ausbreiten. Laut Wochenbericht des RKI lag der Anteil für die 41. Kalenderwoche bei 2,3 Prozent für BQ.1 sowie 2,7 Prozent für BQ.1.1. Das entspricht in etwa einer Meldeinzidenz von 18 beziehungsweise 21. Bei der Verbreitung einer neuen Variante ist wie immer auch die Varianteninzidenz zu berücksichtigen, da der prozentuale Anteil nicht nur durch das Wachstum der Variante erhöht wird, sondern auch durch die sinkenden Fallzahlen der vorherigen Variante. Da die BA.5-Fallzahlen in einigen Bundesländern schon stark sinken, können neue Varianten mit geringerem Inzidenzwachstum größere Anteile an den Infektionen ausmachen. Wie schnell die neuen Varianten wachsen und wie hoch eine neue Infektionswelle wird, lässt sich noch nicht abschätzen.
Das Robert Koch-Institut stellt inzwischen auch die Surveillance-Daten (ICOSARI) für stationäre Fälle aufgrund von COVID-19 zur Verfügung. Dabei werden nur COVID-19-Fälle gezählt, die aufgrund einer schweren Atemwegserkrankung (SARI) im Krankenhaus liegen. Vergleicht man den Verlauf dieser Inzidenz mit dem der Bettenbelegung (weiter unten in diesem Report), sieht man einen parallelen Verlauf.
Im Verlauf der Pandemie haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass sich der Zusammenhang beim Wachstum zwischen den Meldeinzidenzen und den schweren Fällen auf der Intensivstation nicht verändert hat: Steigen die Inzidenzen um 10 Prozent, steigt auch die Zahl der belegten Intensivbetten grob um 10 Prozent. Was sich verändert hat, war der Anteil der Personen an allen Infizierten, die intensivpflichtig wurden.
Vergleichen wir nun das Wachstum der COVID-SARI-Fälle mit dem Wachstum aller Personen mit einer COVID-19-Infektion im Krankenhaus, sehen wir wieder das gleiche Muster: Auch hier steigt und sinkt das Wachstum gemeinsam. Aber auch hier hat sich das Verhältnis zwischen den beiden Gruppen stark verändert. Gab es zu Beginn der Pandemie in erster Linie Fälle, die wegen COVID-19 im Krankenhaus lagen, so ist der Anteil der Fälle mit beiläufigem COVID-19-Befund jetzt deutlich gestiegen.
Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenzen sinken.
Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Das Wachstum ist negativ, der Scheitel der aktuellen Welle ist überschritten.
Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 23.10.2022 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. In einigen Bundesländern sinken die Inzidenzen noch nicht deulich, sondern befinden sich noch auf einem Plateau nahe des Scheitels.
Seit dem 1. Juni 2022 werden die Belegungszahlen in Mecklenburg-Vorpommern nicht mehr erhoben. Da dieses Bundesland eine sehr geringe Bevölkerungszahl aufweist, ändert sich die Zeitreihe dadurch nicht nennenswert. Die Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Normalstationen sinkt. Die Hospitalisierungsinzidenz der Fälle, die wegen COVID-19 behandelt werden, sinkt ebenfalls und stärker.
Ein direkter Vergleich der belegten Betten zwischen den Bundesländern ist aufgrund der unterschiedlichen Erhebungsweisen nicht möglich. Die Grafik dient dazu, den aktuellen Trend in den einzelnen Bundesländern zu beschreiben.
Auch auf den Intensivstationen steigen die Zahlen nicht weiter. Mit sinkenden Inzidenzen ist auch hier vorerst eine sinkende Zahl an Fällen auf der Intensivstation erwartbar.
Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen –, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.
Das Wachstum der Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten sinkt seit Anfang Oktober.
In der Mehrzahl der Bundesläner geht die Anzahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten zurück.
Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.
In allen Altersgruppen sinken die Inzidenzen. Der Rückgang in den Altersgruppen ist überall ähnlich schnell, in den obersten Altersgruppen ist er noch etwas langsamer.
Aktuell werden PCR-Tests insbesondere in den Altersgruppen durchgeführt, die aufgrund ihres Alters besonders gefährdet sind, dort ist die Zahl der durchgeführten Tests zuletzt auch deutlich gestiegen. In den Altersgruppen ab 80 Jahren sind die Testpositivraten zuletzt noch gestiegen, in allen anderen Altersgruppen sinken sie schon wieder. Da die Daten nur noch im Zwei-Wochen-Rhythmus veröffentlicht werden, sind sie schon etwas älter, auch in der obersten Altersgruppe könnten die Testpositivraten inzwischen fallen. Das Datenupdate des RKI in der kommenden Woche wird hier mehr Klarheit schaffen.
Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.
Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zugrunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke, aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.
Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg. Die Bettenbelegung der Normalstation wird von der Deutschen Krankenhausgesellschaft e.V. zur Verfügung gestellt.
Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.
Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist. Es kommt auf die Gesamtschau und Bewertung des Geschehens an.
Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.
Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für sie relevant sind.
Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.
Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.
Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, melden Sie sich gern. Das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.
Lars Koppers, Datenwissenschaftler
Laura Bahamón Jiménez, Software-Entwicklerin
Philipp Jacobs, Redakteur für Medizin und Lebenswissenschaften
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