Medizin & Lebenswissenschaften

13. Januar 2022

SMC Corona Report

Dieser wöchentliche Report des Science Media Center Germany (SMC) fasst das aktuelle Corona-Geschehen anhand relevanter Kennzahlen zusammen und bietet neue Blickwinkel auf die verfügbaren Daten.

Das SMC verschafft Ihnen damit einen raschen Überblick über den Verlauf der gegenwärtigen Pandemie in Deutschland. Wir liefern nicht nur die nackten Zahlen, sondern ordnen die Statistiken und ihre zeitliche Entwicklung auch ein. So können Sie mit einem Blick die sich dynamisch verändernde aktuelle Situation erfassen.

Überblick

  • Die aktuelle Lage
  • Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern
  • Fallzahlen auf den Intensivstationen
  • Fallzahlen in den Altersgruppen
  • Fälle nach Meldedatum
  • Auffällige Kreise
  • Die Datenbasis
  • Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Die aktuelle Lage

  • Testkapazitäten am Limit
  • Intensivbettenbelegung steigt in Bremen und Hamburg
  • Impftempo bei den ab 60-Jährigen langsam

Laut dem Laborverband ALM e.V. lag die Positivrate bei den im Verband durchgeführten PCR-Tests bei 23,42 Prozent. Die Auslastung der Testkapazitäten lag bei 64 Prozent. Für diese Woche wird die Kapazität mit rund 2,3 Millionen Tests angegeben. Während die Testkapazitäten aktuell schon regional überlastet sind, wird dies basierend auf den aktuell verfügbaren Daten in der kommenden Woche deutschlandweit der Fall sein. Bei einer Positivrate von 25 Prozent und einer angenommenen wöchentlichen Kapazität von 2,5 Millionen Tests (aufgerundete Kapazität der ALM und weiterer aktuell genutzter Testkapazitäten), könnte hierzulande maximal eine Inzidenz von etwa 750 gemessen werden. Auch wenn das Inzidenzwachstum von etwa 60 Prozent zur Vorwoche durch die Schultestungen in dieser Woche besonders hoch ausfällt, kann dieser Wert mit einem niedrigeren Wachstum bereits in der kommenden Woche erreicht werden. Eine Verfügbarkeit von PCR-Tests für alle Bevölkerungsgruppen scheint damit in den kommenden Wochen nicht länger gegeben, eine Priorisierung, wie sie bereits in der nationalen Teststrategie angedacht ist, muss angewendet werden, um die Überlastung der Labore zu verhindern. Damit verbunden muss in dieser sich entwickelnden Situation die Inzidenz in den kommenden Wochen mit Vorsicht interpretiert werden, das heißt: Die Dunkelziffer wird wieder steigen.

In Deutschland ist die Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten weiterhin rückläufig. In den Stadtstaaten Bremen und Hamburg gab es zwar zuletzt steigende Zahlen, inzwischen sinken sie aber wieder. Durch ihre Größe sind die Stadtstaaten besonders stark Schwankungen ausgesetzt, sodass die Entwicklung weiterhin beobachtet werden muss. Schleswig-Holstein, das zuletzt auch stark steigende Inzidenzen aufwies, zeigt bisher keinen Anstieg bei der Zahl der belegten Intensivbetten. In Hamburg liegen bei den ab 60-Jährigen die Quoten für die vollständige und die Auffrischimpfung für ein westdeutsches Bundesland vergleichsweise niedrig. Die Entwicklung in diesem Bundesland könnte erste Einblicke in den Pandemieverlauf im Osten und auch Süden Deutschlands geben, wenn dann auch dort die Inzidenzen durch die Omikron-Variante steigen. Die Belastung der Beatmungsbetten im Vereinigten Königreich ist bisher ausgeblieben, dort werden aber in den oberen Altersklassen deutlich höhere Impfquoten verzeichnet.

Die Zahl der durchgeführten Impfungen hat sich nach Weihnachten nicht vollständig erholt. Aktuell werden mit knapp über 450 000 Auffrischimpfungen etwa die Hälfte der Zahlen von Mitte Dezember erreicht. Bei den ab 60-Jährigen liegen sie sogar nur bei etwa einem Drittel der Zahlen von vor Weihnachten, obwohl auch in dieser Altersgruppe die Quote der Auffrischimpfungen deutlich von der der vollständigen Impfungen abweicht. Bei den Erstimpfungen fällt weniger als die Hälfte der Impfungen, bei denen das Alter der zu impfenden Person bekannt ist, auf Erwachsene. Bei der Altersgruppe ab 60 Jahren ist die Zahl der täglichen Erstimpfungen mit rund 2700 weiterhin verschwindend gering.

Fallzahlen in Deutschland und den Bundesländern

Die Grafik zeigt die Inzidenzen einmal für alle Altersgruppen und einmal ab 60 Jahren. Die Inzidenzen steigen stark. In den kommenden Tagen kann der Anstieg durch fehlende Testkapazitäten gebremst werden.

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Die Grafik zeigt für jeden Tag das prozentuale Wachstum der geglätteten Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche. Dabei werden einmal alle gemeldeten Fälle berücksichtigt und einmal nur Fälle mit einem Alter von mindestens 60 Jahren. Die beginnende Schulzeit in vielen Bundesländern erhöht das Inzidenzwachstum zusätzlich.

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Im Folgenden wird das Wachstum der Inzidenz vom 08.01.2022 im Vergleich zur Vorwoche betrachtet. Das Inzidenzwachstum liegt aufgrund des Schulbeginns eher zu hoch. In einzelnen Bundesländern kann der Engpass bei den PCR-Tests das Wachstum aber auch schon deutlich nach unten drücken.

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Fallzahlen auf den Intensivstationen

Die Zahl der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen sinkt weiterhin deutlich.

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Einen besseren Eindruck von der aktuell beschleunigten Dynamik bekommt man – wie immer bei exponentiellem Wachstum –, wenn man auf das prozentuale Wachstum schaut. In der folgenden Grafik ist das prozentuale Wachstum der mit COVID-19-Fällen belegten Intensivbetten im Vergleich zur Vorwoche abgetragen. Zusätzlich ist auch das um eine Woche verschobene Wachstum der gemeldeten Fallzahlen der Altersgruppen ab 60 Jahren dargestellt. Da gemeldete Fälle in der Regel erst nach einigen Tagen intensivmedizinisch behandelt werden müssen – sofern sie diese Behandlung benötigen, sind durch diese Verschiebung die Wachstumsraten besser zu vergleichen.

Der Rückgang der Zahl der mit COVID-19-Fällen belegten Betten auf den Intensivstationen ist weiterhin schnell. Im Vergleich zum vergangenen Winter ist der prozentuale Rückgang sogar stärker, was sich durch die (Booster-)Impfungen und die Omikron-Variante erklären lässt. Weiterhin steigende Omikron-Inzidenzen können diesen Trend aber auch wieder umdrehen. Ob es erneut zu einem Anstieg kommen wird, ist noch nicht klar.

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Aktuell gibt es keine Bundesländer mit relevant steigende Zahlen der COVID-19-Fälle auf den Intensivstationen. Auch in Hamburg ist die Zahl in den vergangenen beiden Tagen gesunken.

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Schaut man sich nach Bundesländern an, wie die Intensivstationen ausgelastet sind, lag im vergangenen Winter das jeweilige Maximum auf einem anderen relativen Niveau. Während Berlin und Sachsen in der Spitze eine Auslastung von etwa 40 Prozent erreichten, waren in Schleswig-Holstein nicht einmal 20 Prozent der gemeldeten Intensivbetten mit COVID-19-Fällen belegt. Die relative Grenze schwankt dabei über die Zeit, da nicht an jedem Tag gleich viele verfügbare Betten gemeldet werden. Um die relative Belastung vergleichen zu können, werden auf der Y-Achse unterschiedliche absolute Skalen verwendet. In Thüringen setzt sich der Rückgang bei der Zahl der durch COVID-19-Fälle belegten Betten fort. Hamburg erreicht eine für das Bundesland hohe Zahl an durch COVID-19-Fälle belegten Betten. Betrachtet man die prozentuale Auslastung, ist dies aber nicht mit der Delta-Welle in Bayern, Sachsen und Thüringen vergleichbar.

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Fallzahlen in den Altersgruppen

Die Grafik zeigt die Inzidenzen in den Altersgruppen nach Kalenderwoche.

Die Inzidenz steigt besonders stark in den Altersgruppen zwischen 15 und 30 Jahren. Wegen der Schulferien wurde bei Kindern und Jugendlichen noch weniger getestet, was das Bild verzerrt. Insgesamt beeinflussen auch die Feiertage das Wachstum noch.

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Mit der beginnenden Schulzeit und den damit einhergehenden Testungen steigt auch wieder die Meldeinzidenz bei den 5- bis 14-Jährigen.

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Fälle nach Meldedatum

Da die Zahl der neu bestätigten Infektionsfälle (blaue Balken) im Wochenrhythmus schwankt, wird an dieser Stelle auch ein Mittelwert der jeweils vergangenen sieben Tage angegeben (blaue Linie). Da die vergangenen sieben Tage betrachtet werden, läuft dieser Wert den Meldezahlen immer etwas nach.

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Auffällige Kreise

Die Tatsache, dass die Kreise in Deutschland sehr unterschiedliche Einwohnerzahlen haben, macht die Vergleichbarkeit schwer. Relative Maßzahlen können bei kleinen Kreisen dazu führen, dass Zufallsschwankungen großen Einfluss haben, große Kreise haben bei gleicher relativer Anzahl viel mehr Fälle, so dass sie bei absoluten Maßzahlen eher auffallen.

Die folgenden beiden Tabellen enthalten vier verschiedene Maßzahlen. Für den 10.01.2022 werden jeweils die für sieben Tage geglätteten Fallzahlen pro Tag und die Inzidenz angegeben. Darüber hinaus wird jeweils die Differenz der Maßzahl zu dem Wert vom 3.01.2022 angegeben, um eine Veränderung zur Vorwoche zu betrachten.

Die erste Tabelle zeigt die zehn Kreise mit den höchsten Differenzen der Fallzahlen zur Vorwoche, in der zweiten Tabelle werden die Kreise mit den höchsten Differenzen der Inzidenz zur Vorwoche angegeben. Während auf Grund der absoluten Maßzahl in der ersten Tabelle eher große Kreise enthalten sind, werden in der zweiten Tabelle tendenziell kleinere Kreise aufgezählt. Beide Tabellen geben keine Aussage darüber, ob hier steigende Fallzahlen im gesamten Kreis oder nur in einigen Einrichtungen vorliegen.

LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
SK München704.61249.7331.4587.8
SK Hamburg613.71905.7231.9720.1
SK Bremen590.61070.3729.61322.3
SK Köln436.3916.0281.9591.8
SK Frankfurt am Main385.6751.3353.3688.3
SK Berlin Neukölln344.7550.7687.51098.3
SK Berlin Friedrichshain-Kreuzberg319.1508.3769.41225.3
SK Berlin Tempelhof-Schöneberg294.3443.1624.4940.2
SK Düsseldorf293.1606.6330.7684.3
SK Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf265.1370.6540.2755.0
LandkreisDifferenz Fälle pro TagFallzahlen pro TagDifferenz InzidenzInzidenz
SK Lübeck257.7314.3835.71019.2
SK Berlin Friedrichshain-Kreuzberg319.1508.3769.41225.3
SK Bremen590.61070.3729.61322.3
SK Berlin Neukölln344.7550.7687.51098.3
SK Berlin Tempelhof-Schöneberg294.3443.1624.4940.2
SK Bremerhaven91.7131.0565.3807.5
SK Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf265.1370.6540.2755.0
SK Delmenhorst59.697.3538.1878.7
SK Berlin Spandau186.0287.7531.0821.4
SK Berlin Mitte252.3483.3457.8877.0

Die Datenbasis

Diesem Report liegen die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Grunde, die auf GitHub zur Verfügung gestellt werden. Da ein Teil der Daten erst Tage nach dem offiziellen Meldedatum vom RKI erfasst werden, können sich diese auch nachträglich ändern. Insbesondere die jüngsten Daten unterliegen in der Regel noch starken Veränderungen und werden in diesem Report deswegen grau hinterlegt. Der Datensatz ist nach den Landkreisen und kreisfreien Städten, Berlin zusätzlich in die Bezirke aufgeteilt. Die Zahl der nicht diagnostizierten Fälle ist unbekannt und daher nicht enthalten.

Weitere Datenquellen sind die SurvStat-Datenbank des RKI und das DIVI-Intensivregister. Bevölkerungsdaten stammen aus der Genesis-Datenbank des statistischen Bundesamts beziehungsweise des Landesamts Berlin-Brandenburg.

Der in diesem Bericht verwendete Begriff Inzidenz ist allgemein als die Häufigkeit der in einer Zeitspanne neu auftretenden Fälle einer Erkrankung innerhalb einer Population definiert. Hier sind damit immer die in den vergangenen sieben Tagen gemeldeten Fälle pro 100 000 Personen gemeint.

Corona Zeitreihen – die SMC Apps

Seit Beginn des Jahres 2020 und verstärkt in Zeiten der Corona-Pandemie verfolgt und bewertet die Redaktion und das SMC Lab täglich alle zugänglichen Daten und Meldezahlen zu COVID-19. Doch Zahlen, Fakten und Grafiken reichen für sich allein nicht aus, das komplexe Geschehen angemessen zu beschreiben und zu verstehen, was relevant ist.

Für informierte Diskussionen hatte das SMC Lab, seine Programmierer, Software-Experten und unser Statistiker bereits zu Jahresbeginn Tools zur Verfügung gestellt, damit die Redaktion interaktiv Daten zu COVID-19 verfolgen, diese visuell leicht erfassbar darzustellen und um wichtige Maßzahlen in Zeitreihen beobachten zu können - für Deutschland, die Bundesländer, die Kreise und kreisfreien Städte sowie International.

Diese Tools stellen wir nun schrittweise in interaktiven Apps zur Verfügung, damit Nutzerinnen und Nutzer dort Daten anschauen und downloaden können, die für Sie relevant sind.

Die Meldezahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Corona-Epidemie in Deutschland finden Sie unter diesem Link.

Die internationalen Meldezahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO finden Sie unter diesem Link.

Ihre Ansprechpartner in Redaktion und SMC Lab

Wenn Sie Fragen zu diesen Daten haben oder Auswertungen für weitere Länder erhalten wollen, das SMC Lab kann Auswertungen erzeugen.

Lars Koppers, Gastwissenschaftler am SMC Lab

Heinz Greuling, Leiter Innovation Digitale Medien

Marleen Halbach, Redaktionsleiterin

Telefon: +49 221 8888 25-0
E-Mail: redaktion@sciencemediacenter.de