Medizin & Lebenswissenschaften

21. Juli 2020

Das erworbene Immunsystem – Überblick über wichtige Begriffe

Das Immunsystem ist Abwehrmechanismus gegen krankmachende Erreger und Stoffe, wie Bakterien, Viren, aber auch Stäube oder entartete körpereigene Gewebe. Es besteht aus zwei Teilen: der angeborenen und der erworbenen Immunantwort. Erstere reagiert sehr schnell, aber unspezifisch auf eine Infektion, es gibt also kein Gedächtnis darüber, was schon bekämpft wurde. Das erworbene wird meist vom angeborenen Immunsystem aktiviert und reagiert nachgeschaltet, deshalb zwar langsamer, aber spezifisch auf den Erreger zugeschnitten und bildet ein Immungedächtnis aus. Der nachfolgende Überblick soll Teile der erworbenen Immunantwort verdeutlich, da gerade diese Aspekte zum Beispiel bei der Impfstoff-Forschung wichtig sind und derzeit breit im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 diskutiert werden.

Das Fact Sheet kann auch hier als PDF-Dokument heruntergeladen werden.

Übersicht

  • Die zwei Zelltypen des erworbenen Immunsystems
  • Die zelluläre Immunantwort durch T-Zellen
  • Die humorale Immunantwort durch Antikörper
  • Weitere Recherchequellen

Die zwei Zelltypen des erworbenen Immunsystems

  • Das erworbene Immunsystem umfasst zwei Zelltypen der sogenannten Lymphozyten: T-Zellen und B-Zellen
  • bilden zwei Säulen der erworbenen Immunantwort:
    • humorale Immunantwort über Antikörper – vermittelt durch B-Zellen
    • zelluläre Immunantwort – vermittelt durch T-Zellen
  • Beide Zelltypen tragen einen Rezeptor auf der Oberfläche, der bei der Reifung jeder einzelnen Zelle neu zusammengewürfelt wird.
  • Das Ergebnis: eine hohe Variabilität an Rezeptoren im Körper, die passende Antigene – meist Eiweiße, zum Beispiel auf Oberflächen von Erregern, oder Teile davon – erkennen und binden können, ohne sie vorher je „kennengelernt“ zu haben

Die zelluläre Immunantwort durch T-Zellen

  • Zellen des angeborenen Immunsystem nehmen fremde Stoffe/Erreger auf und präsentieren Teile davon den noch inaktiven T-Zellen in den Lymphknoten.
  • T-Zellen mit passendem Rezeptor für präsentiertes Antigen werden aktiviert
  • Davon gibt es zwei Typen:
    • T-Helferzellen – helfen bei der Aktivierung der Antikörperproduktion durch B-Zellen; sind charakterisiert durch Oberflächenmolekül CD4, weshalb sie auch CD4+-T-Zellen genannt werden
    • Zytotoxische T-Zellen – können körpereigene Zellen, die mit einem Erreger infiziert sind, töten; sind charakterisiert durch Oberflächenmolekül CD8, weshalb sie auch CD8+-T-Zellen genannt werden; sind vor allem an Bekämpfung von Virusinfektionen beteiligt
  • Einige der aktivierten T-Zellen entwickeln sich im Verlauf zu T-Gedächtniszellen der beiden Typen, die noch lange nach der Infektion im Blut zirkulieren und bei einer erneuten Infektion schnell reagieren können – das Prinzip wird Impfungen ausgenutzt.

Die humorale Immunantwort durch Antikörper

  • B-Zellen tragen, wie T-Zellen, zusammengewürfelten Rezeptor auf Oberfläche mit dem sie Antigene erkennen
  • Besonderheit: können ihr Antigen direkt erkennen und binden – nicht wie T-Zellen nur Teile davon auf der Oberfläche anderer Zellen
  • B-Zellen müssen meistens durch T-Helferzellen aktiviert werden, um Antikörper zu produzieren
    • Sie zeigen den T-Helferzellen (CD4+), was sie mit dem B-Zell-Rezeptor gebunden haben auf einem bestimmten Präsentierteller, den die T-Helferzellen erkennen können
    • Aktivierte CD4+-T-Zellen binden daran und geben der B-Zelle das Signal Antikörper zu produzieren.
  • Als Plasmazelle produziert B-Zelle nun über längeren Zeitraum Antikörper
  • Antikörper sind lösliche Version des B-Zell-Rezeptors, werden auch Immunglobuline (Ig) genannt
    • Es gibt verschiedene Klassen (IgG, IgM)…
    • … mit verschiedenen Funktionen, zum Beispiel verkleben sie Erreger und machen sie sichtbar für andere Immunzellen.
  • Zu Beginn einer Infektion sind produzierte Antikörper noch unspezifischer und werden durch T-Helferzell-Interaktion und durch Mutationen im Verlauf der Immunantwort immer besser angepasst an den Erreger.
  • Klingt die Infektion ab, bleiben langlebige Plasmazellen übrig und auch sogenannte B-Gedächtniszellen; sie konservieren die besser angepassten Antikörper und eine zweite Infektion kann sofort spezifischer bekämpft werden – das Prinzip wird Impfungen ausgenutzt.

Weitere Recherchequellen

Schütt C et al. (2011): Grundwissen Immunologie.