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20.03.2019

Cannabis und Psychosen: weitere Evidenz für Zusammenhang

Wissenschaftler haben in einer großen Studie an elf verschiedenen Orten in Europa und Brasilien den Konsum von Cannabis und die Folgen für die psychische Gesundheit untersucht. Ihre drei Hauptergebnisse:

     

  • Probanden, die täglich Cannabis kosumierten, sind dreifach häufiger an Psychosen erkrankt als Nicht-Konsumenten. Handelte es sich dabei zusätzlich um Hanf mit einem hohen Gehalt der psychoaktiven Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) sind Psychosen sogar fünfmal häufiger aufgetreten.
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  • Würde hochpotenter Cannabis mit einem THC-Gehalt von über 10 Prozent vom Markt verschwinden, könnten insgesamt 12 Prozent der Neuerkrankungen an Psychosen verhindert werden – in London sogar bis zu 30 Prozent und in Amsterdam 50 Prozent.
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  • In Regionen, in denen es verbreitet ist, täglich Cannabis zu konsumieren und hochpotenten Hanf zu verwenden, erkranken mehr Menschen an Psychosen.
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Die Studie liefert weitere Hinweise für einen Zusammenhang zwischen dem täglichen Konsum von hochpotentem Cannabis und dem Auftreten von Psychosen. Sie allein kann als Fall-Kontroll-Studie zwar nicht belegen, dass Cannabis tatsächlich der Grund für mehr psychiatrische Erkrankungen ist, fügt sich aber in die wachsende Evidenz dafür aus vielen epidemiologischen Studien ein. Für die Berechnungen, die sich auf die gesamten Populationen in den Studienorten beziehen und sich im zweiten und dritten Ergebnis widerspiegeln, mussten die Forscher jedoch eine Kausalität annehmen. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im Fachjournal „The Lancet Psychiatry“ veröffentlicht (siehe Primärquelle).

 

Übersicht

     

  • Prof. Dr. Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ), Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), Hamburg
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  • Prof. Dr. Ursula Havemann-Reinecke, Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Göttingen
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  • Dr. Dieter J. Meyerhoff, Professor in Residence in the Department of Radiology and Biomedical Imaging, University of California (UCSF), San Francisco, Vereinigte Staaten von Amerika
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  • PD Dr. Eva Hoch, Leiterin der Forschungsgruppe Cannabinoide, Klinikum der Universität München (LMU)
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Statements

Prof. Dr. Rainer Thomasius

Ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ), Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), Hamburg

„In der multizentrischen Fall-Kontroll-Studie, die Marta Di Forti und Kollegen in der Fachzeitschrift Lancet Psychiatry veröffentlichen, wurden 901 Patienten im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, die erstmalig an einer Psychose erkrankten, mit einer soziodemographisch vergleichbaren Kontrollgruppe (N=1237) verglichen. Bei den täglichen Cannabiskonsumenten liegt das Risiko an einer Psychose zu erkranken um das etwa Dreifache höher als bei Cannabisabstinenten (Odds Ratio 3,2) (Odds Ratio oder das Quotenverhältnis ist eine statistische Maßzahl, die etwas über die Stärke eines Zusammenhangs von zwei Merkmalen aussagt; Anm. d. Red.). Im Fall eines regelmäßigen Konsums hochpotenter Cannabisprodukte – über 10 Prozent THC-Gehalt – erhöht sich das Erkrankungsrisiko auf annähernd das Fünffache (OR 4,8). Bevölkerungsbezogene Analysen des Studienmaterials zeigen, dass beispielsweise in London 30 Prozent und in Amsterdam 50 Prozent der Ersterkrankungen vermieden werden könnten, wenn hochprozentige Cannabisprodukte dort nicht erhältlich wären. In diese Analysen sind neben den Probandenangaben und psychiatrischen Befunden auch Analysen der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) sowie lokale Analysen der amtlich gemeldeten Zusammensetzungen der Cannabisprodukte eingegangen. “

„Die Ergebnisse der Studie sind auf Deutschland übertragbar. Laut Drogen- und Suchtbericht 2018 [1] ist auch in Deutschland der THC-Gehalt in Cannabisprodukten in den vergangenen Jahren sehr stark angestiegen und liegt für Haschisch (dem Harz der Hanfpflanze; Anm. d. Red.) bei durchschnittlich 14,7 Prozent und für Blütenstände der Hanfpflanze bei 13,1 Prozent. In den US-amerikanischen Bundesstaaten, die Cannabis legalisiert haben, stieg der durchschnittliche THC-Gehalt als Folge der Legalisierung stetig weiter an. So sind dort teilweise Cannabisprodukte mit einem 40- bis 50-prozentigem THC-Gehalt erhältlich. Es steht zu befürchten, dass die Legalisierung von Cannabis zu einer deutlichen Zunahme des Erkrankungsrisikos an Psychosen führen wird.“

„Die Studie von Di Forti und Kollegen gibt allen Anlass, sämtliche präventive Bemühungen durch Aufklärung über das Psychose-Erkrankungsrisiko infolge regelmäßigen Cannabisgebrauchs zu intensivieren. Die Studie ist ein weiterer Beleg dafür, dass eine Legalisierung von Cannabis in gesundheitspolitischer Hinsicht verheerende Folgen hat.“

Prof. Dr. Ursula Havemann-Reinecke

Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Göttingen

„Die Studie von Di Forti und Kollegen leistet einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Zusammenhangs zwischen Auftreten von Psychosen und Cannabiskonsum. Das intelligente Design, das sowohl die Präsenz des täglichen Konsums als auch eines Hochdosiskonsums von Cannabis mit der Inzidenz (Zahl der Neuerkrankungen in einem bestimmten Zeitraum; Anm. d. Red.) von Psychosen vergleicht, zeigt überzeugend einen Zusammenhang zwischen der Entstehung von Psychosen und Cannabiskonsum.“

„Cannabiskonsumenten sind auch aus meiner Sicht Spezialisten in der Einschätzung der Stärke des Cannabis, das Sie konsumieren. Cannabidiol (CBD) konnte verständlicherweise nicht in dieser Weise bewertet werden, da es wenig klinische Kriterien für die Konsumenten selbst und auch für die Wissenschaftler gibt, nach denen die Stärke eingeschätzt werden kann. In der Regel enthalten die Cannabisprodukte für den Freizeitkonsum nur wenig Cannabidiol, weil am meisten die Wirkung von THC erwünscht ist. Eine entsprechende Studie zur Untersuchung des CBD-Gehaltes wäre wünschenswert, dürfte aber aktuell schwer zu erheben sein.“

„Wir haben auch in Deutschland, wie weltweit, einen Anstieg von THC in Cannabisprodukten zu verzeichnen. Insofern ist das Ergebnis der Studie auch für uns relevant. Die CBD-Gehalte des Cannabis zum Freizeitgebrauch zu wissen, wäre sicherlich interessant, da Cannabidiol ja positive, auch antipsychotische Effekte zugeschrieben werden. Hierzu werden grundsätzlich aber mehr verlässliche Studien notwendig.“

„Die vorliegende Studie konzentriert sich auf die Inzidenz von Psychosen. Es wäre aber sicherlich auch sehr interessant, Daten zu anderen psychischen Störungen, wie beispielsweise Angst- und depressive Störungen, zu betrachten. Das schwächt aber aus meiner Sicht die Daten zur Inzidenz von Psychosen nicht.“

„Die Studie zeigt, wie viele andere Studien auch, dass Cannabis keine harmlose Substanz ist. Cannabis sollte nicht so einfach legalisiert und von der Wirtschaft reguliert werden.“

Dr. Dieter J. Meyerhoff

Professor in Residence in the Department of Radiology and Biomedical Imaging, University of California (UCSF), San Francisco, Vereinigte Staaten von Amerika

„Dies ist eine sehr sorgfältig durchgeführte Studie, die versucht zu erklären, warum die Inzidenz der Psychosen (Zahl der Neuerkrankungen in einem bestimmten Zeitraum; Anm. d. Red.) europaweit so sehr variiert. Relativ klar ist schon von anderen großen Studien, dass Cannabiskonsum das Risiko für Psychosen erhöht, und diese große europäische Studie bestätigt das auch. Aber sie bringt nicht nur erhöhten Cannabisgebrauch mit der Entwicklung von Psychosen in Verbindung, sondern zeigt auch, wie spezielle Gebrauchsformen – täglicher Gebrauch und Konsum von hochkonzentrierten THC-Produkten – mit der Anzahl erstmalig auftretender Psychosen im Zusammenhang stehen. Die Daten zu unterschiedlich vorherrschenden Gebrauchsformen in verschiedenen europäischen Regionen und die unterschiedlichen THC-Gehalte – von unter 10 Prozent bis über 60 Prozent – haben den Autoren dabei geholfen, erstmalig die Gebrauchsformen zu identifizieren, die am stärksten mit erstmalig auftretenden Psychosen zusammenhängen. Zusätzlich berechnen die Autoren, wieviele Fälle von neu auftretenden Psychosen hätten verhindert werden können, wenn die Bevölkerung keinen Zugriff zu diesem hochpotenten Cannabis gehabt hätte – in Amsterdam allein hätten bis zu 50 Prozent der neuen Fälle verhindert werden können!“

„Es ist anzunehmen, dass sich die Ergebnisse der Studie aus England, Holland, Italien, Spanien und Brasilien auch auf Deutschland übertragen lassen. Das European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction sollte die Daten zum Cannabisgebrauch und Potenz für Regionen in Deutschland zur Verfügung haben, sodass die ungefähren Auswirkungen von den bestimmten Gebrauchsformen von Cannabis, die in dieser neuen Studie europaweit identifiziert wurden, auf regionale Psychoserisiken in Deutschland berechnet werden könnten.“

„Für deutsche Gesundheitsforscher wäre es interessant und wichtig zu untersuchen, welche Regionen in Deutschland durch täglichen Cannabisgebrauch und durch hochpotente Formen von Cannabis auffallen. Es ist dann sehr wahrscheinlich, dass diese Regionen auch eine höhere Inzidenz von neuen Psychosefällen haben.“

„Die Autoren haben sehr sorgfältig andere Faktoren ausgeschlossen, die zusätzlich das Psychoserisiko erhöhen können. So untersuchten sie die Unterschiede zwischen den Patienten und Kontrollgruppen bezüglich anderem legalen und illegalen Drogenkonsums (Alkohol, Tabak, Kokain und weitere) sowie Bildungs- und Beschäftigungsstatus. Sie zeigten, dass einige dieser Faktoren offenbar auch das Psychosenrisiko erhöhen, dass jedoch speziell der tägliche Cannabisgebrauch und/oder der übliche Gebrauch von Cannabis mit hohen THC-Konzentrationen eindeutig zusätzlich das Risiko erhöhen.“

„Was die Autoren nicht berücksichtigt haben ist das Erbgut der Studienteilnehmer, das auch zu größeren Psychoserisiken beitragen könnte, und ob die Probanden angefangen hatten, Cannabis zu konsumieren, bevor sie Psychosen entwickelten. So besteht immer noch die Möglichkeit der alternativen Erklärung, dass Teilnehmer mit erstmaligen Psychosen mehr Cannabis gebrauchen – anstatt anders herum, wie die Autoren recht plausibel und überzeugend begründen. Die alternative Erklärung und die gesamte genetische Veranlagung zu untersuchen, ist sehr schwierig. Dies soll jedoch nicht davon ablenken, wie wichtig die Studie der Autoren ist, auch ohne Berücksichtigung dieser Risikofaktoren.“

„Die Autoren beschreiben auch nicht, ob die Studiengruppen unterschiedliche Anteile von Personen mit anderen psychologischen Krankheitsbildern haben, wie zum Beispiel Persönlichkeits- oder Angststörungen. Gruppenunterschiede in der Rate dieser Diagnosen könnten auch einen Einfluss auf Psychoseinzidenz haben, unabhängig vom Cannabisgebrauch. So ist es wichtig, in der weiteren Forschung auch diese Faktoren zu berücksichtigen, um die Personen eindeutig zu identifizieren, die durch täglichen und hochpotenten Cannabiskonsum am meisten gefährdet sind, Psychosen zu entwickeln. So wäre es dann möglich, erzieherische Materialien und Interventionen zu entwickeln, die speziell auf diese Gefährdungsgruppen zugeschnitten und daher am wirkungsvollsten sind. Dies ist besonders wichtig, wenn die Legalisierung von Cannabis angestrebt wird.“

„Diese Studie hat eine wichtige Nachricht für die öffentliche Debatte über die Legalisierung von Cannabis: Bevor Cannabis legalisiert wird – und in vielen Ländern ist es schon legal – sollten wir uns als Gesellschaft über die Kosequenzen auf das individuelle und allgemeine Gesundheitsbild im Klaren sein. Leider wissen wir heute als Gesellschaft immer noch viel zu wenig über die langfristigen gesundheitlichen Konsequenzen von unkontrolliertem Cannabiskonsum, speziell bei Teenagern und jungen Erwachsenen. Wir riskieren mit der Legalisierung bisher unbekannte und unbeabsichtigte adverse Gesundheitsfolgen – und das nicht nur für die, die dann Cannabis legal konsumieren könnten, sondern auch für unsere jüngeren Gesellschaftsmitglieder, die durch solch eine Legalisierung verstärkt zu erstmaligem oder größerem Gebrauch ermutigt würden. Wir sollten daher als Gesellschaft sehr vorsichtig sein, wozu wir unsere Einwilligung geben. Nutzen wir doch die Gelegenheit, die entspechenden Entwicklungen in den Länder zu studieren, die schon Cannabis legalisiert haben, bevor wir ihnen unkritisch folgen.“

„Zusätzlich hat täglicher oder hochpotenter Cannabisgebrauch nicht nur adverse Konsequenzen für die Entwicklung von Psychosen, sondern auch für den zusätzlichen Gebrauch von anderen legalen und illegalen Drogen, der in vielen Menschen zu Sucht und Abhängigkeit führen kann, mit verheerenden Folgen für den einzelnen Menschen und die Gesellschaft.“

PD Dr. Eva Hoch

Leiterin der Forschungsgruppe Cannabinoide, Klinikum der Universität München (LMU)

„Der Zusammenhang von Cannabis und psychotischen Störungen – zum Beispiel Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Denkstörungen – wurde im letzten Jahrzehnt intensiv erforscht. Meta-Analysen legten bisher einen ‚dosisabhängigen‘ Zusammenhang dar: Bei gelegentlichem Konsum kann sich das Auftreten von Psychosen verdoppeln, bei intensivem Konsum verdreifachen. Während Cannabiskonsum in manchen Populationen angestiegen ist, gilt die Inzidenz von psychotischen Störungen, das heißt die Zahl der neuen Krankheitsfälle in einem Zeitraum, als konstant.“

„Marta Di Forti und Kollegen zeigen nun in ihrer großen, multizentrischen Fall-Kontroll-Studie, dass sich das Neuauftreten von psychotischen Störungen verfünffachte, wenn nicht nur täglich, sondern auch hochpotentes Cannabis (THC-Gehalt von mindestens 10 Prozent) gebraucht wurde. Die in 17 (in 17 Orten sammelten die Wissenschaftler Daten, aus elf Orten bezogen sie diese in die Analyse ein; Anm. d. Red.) Studienzentren aus Europa und Brasilien durchgeführte Studie findet regionale Unterschiede in der Inzidenz von psychotischen Störungen. Interessant ist, dass sich in Städten mit hohem Anteil an täglichen Cannabiskonsumenten und großer Verfügbarkeit von hochpotentem Cannabis, wie London und Amsterdam, der größte Zusammenhang mit der Zahl der neu aufgetretenen Psychose-Fälle zeigte.“

„Der aktuelle Drogenbericht der Bundesregierung belegt anhand von Daten des Bundeskriminalamtes, dass im letzten Jahrzehnt der THC-Gehalt von Cannabisprodukten in etwa verdreifacht hat.Cannabidiol (CBD) ist der zweite Hauptwirkstoff in Cannabis. Ihm werden protektive Eigenschaften zugeschrieben, zum Beispiel antipsychotische Effekte.Parallel zum Anstieg des THC-Gehaltes ist der Anteil von CBD international deutlich gesunken. Viele hochgezüchtete Cannabissorten enthalten heute nun noch sehr wenig CBD. Die Wirkung von THC kann dadurch nicht abgemildert werden, die gesundheitlichen Risiken steigen. Nach meinem Kenntnisstand wird in Deutschland der Anteil von Cannabidiol in Cannabisprodukten nicht systematisch erfasst und berichtet. Diese Information wäre wichtig, um die Gesundheitsrisiken der Substanzen genauer einschätzen zu können.“

„Eine Limitation der Studie ist, dass die Potenz von Cannabisprodukten nicht direkt erfasst werden konnte, sondern aus den Selbstaussagen von Patienten und Daten der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle geschätzt wurde. Dieser Schätzwert gibt nur einen groben Anhaltspunkt für die Stärke des Cannabisprodukts. Er ermöglicht keine Rückschlüsse über das tatsächliche Cannabinoid-Profil der konsumierten Droge, also das Verhältnis von THC zu CBD.“

„Die Studie zeigt, dass Cannabis ein zentraler Risikofaktor für Psychosen ist. In der wissenschaftlichen Literatur werden aber noch weitere Risiken für Psychosen diskutiert, wie beispielsweise belastende Lebensereignisse und genetische Faktoren. Die genetische Forschung legt nahe, dass es möglicherweise einen komplexen Vererbungsmodus für die Erkrankung gibt, an dem eine Vielzahl von genetischen Varianten beteiligt ist. Die Fall-Kontroll-Studie von Di Forti und Kollegen liefert einen weiteren wertvollen Beitrag zum Zusammenhang von Cannabis und Psychosen. Da es aber selbst einer methodisch so guten Studie nicht gelingt, alle möglichen Krankheitsrisiken als Kovariaten mit zu erfassen und zu kontrollieren, bleibt die nach Frage der Kausalität noch unbeantwortet.“

„Die Studie liefert wichtige Informationen für die Öffentlichkeit und das deutsche Gesundheitssystem. Präventionsmaßnahmen für Jugendliche, junge Erwachsene und vor allem auch Personen mit einem hohen Erkrankungsrisiko – zum Beispiel Kinder von Psychoseekrankten – sollten gezielt über die Risiken von Cannabis im Zusammenhang mit Psychosen aufklären. Für Menschen, die bereits an einer Psychose erkrankt sind und Cannabis konsumieren, ist ein Konsumstopp sinnvoll. Studien zeigen, dass die Erkrankung dann einen viel besseren Verlauf nehmen kann. Cannabisspezifische Behandlungsprogramme können die Betroffenen dabei wirksam unterstützen.“

Angaben zu möglichen Interessenkonflikten

Prof. Dr. Dieter J. Meyerhoff: „Ich habe keine Interessenkonflikte mit den Autoren der Studie, die ich hier kommentiere.“

PD Dr. Eva Hoch: „Es bestehen keine Interessenkonflikte!“

Alle anderen: Keine Angaben erhalten. 

Primärquelle

Di Forti M et al. (2019): The contribution of cannabis use to variation in the incidence of psychotic disorder across Europe (EU-GEI): a multicentre case-control study. The Lancet Psychiatry. DOI: 10.1016/S2215-0366(19)30048-3 

Literaturstellen, die von den Experten zitiert wurden

[1] Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung (2018): Drogen- und Suchtbericht

Weitere Recherchequellen

Hoch E et al. (2018): Cannabis: Potenzial und Risiko. Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme. Springer-Verlag. DOI: 10.1007/978-3-662-57291-7. Kurzfassung verfügbar bei dem Bundesministerium für Gesundheit. 

Weltgesundheitsorganisation (WHO): The health and social effects of nonmedical cannabis use.