Zum Hauptinhalt springen
01.06.2023

Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit – Steigende Temperaturen erhöhen das Risiko für Infektionskrankheiten

Krankheitserregende Bakterien können sich künftig in Deutschland durch den Klimawandel besser vermehren. Die steigenden Temperaturen begünstigen darüber hinaus die Ausbreitung von Virus-Überträgern wie Zecken und Mücken und den Anstieg von antimikrobiellen Resistenzen. Zu diesen Erkenntnissen kommt der erste Teil des Sachstandsberichts Klimawandel und Gesundheit unter Koordination des Robert Koch-Instituts, der dieses Jahr in drei Teilen im „Journal of Health Monitoring“ erscheinen wird (siehe Primärquellen).

Der Sachstandsbericht besteht insgesamt aus 14 Artikeln, die den Wissensstand zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit zusammentragen. Er wurde von Expertinnen und Experten wissenschaftlicher Institutionen, Forschungseinrichtungen und Behörden aus den Bereichen Umwelt und Gesundheit erstellt.

Der erste Teil des Berichts, der kommenden Donnerstag erscheinen wird, gibt eine Einführung in das Thema und beleuchtet die Auswirkungen des Klimawandels bei der Entstehung von Infektionskrankheiten, die zum Beispiel durch Mücken oder Nagetiere übertragen werden, in Wasser oder Lebensmitteln vorkommen und durch antimikrobielle Resistenzen ausgelöst werden.

In einem 50-minütigen Press Briefing wollen wir mit einer Autorin und einem Autor des Berichts sowie einer unabhängigen Expertin den Fragen nachgehen: Wie groß ist die Bedrohung durch mehr Infektionskrankheiten durch den Klimawandel in Deutschland tatsächlich? Auf welche Infektionskrankheiten muss sich die Gesellschaft besonders einstellen? Was kann bereits jetzt schon präventiv unternommen werden, um die Infektionslast geringzuhalten und welche Maßnahmen sollten durch die Regierung und Behörden umgesetzt werden?

Die Teilberichte zwei und drei, die im Laufe des Jahres veröffentlicht werden, behandeln die Auswirkungen des Klimawandels auf nicht-übertragbare Erkrankungen und die psychische Gesundheit und stellen die Kommunikation mit Fachgruppen und der Bevölkerung sowie weitreichende Handlungsoptionen und Implikationen in den Blickpunkt.

Expertinnen und Experten im virtuellen Press Briefing

     

  • Prof. Dr. Elke Hertig
    Inhaberin der Professur Regionaler Klimawandel und Gesundheit, Universität Augsburg und Autorin des Sachstandsberichts
  •  

  • Prof. Dr. Klaus Stark
    Leiter des Fachgebiets Gastroenterologische Infektionen, Zoonosen und tropische Infektionen, Robert Koch-Institut (RKI), Berlin und Autor des Sachstandsberichts
  •  

  • Dr. Marina Treskova
    Post-Doc am Climate-Sensitive Infectious Diseases lab (CSIDlab), Heidelberg Institute of Global Health (HIGH), Universität Heidelberg
  •  

Abschluss-Statements aus dem Press Briefing

Das SMC hat die Expertinnen und Experten am Ende des Press Briefings um die wichtigesten Kernbotschaften des Berichts gebeten, die wir Ihnen nachfolgend als Statements zur Verfügung stellen möchten.

Prof. Dr. Elke Hertig

Inhaberin der Professur Regionaler Klimawandel und Gesundheit, Universität Augsburg und Autorin des Sachstandsberichts

„Es ist wirklich wichtig, dass wir jetzt handeln. Die wissenschaftliche Evidenz ist klar, und wir müssen jetzt ins Handeln kommen. Das wird nur gehen, wenn wir sektorübergreifend zusammenarbeiten. Hier im Sachstandsbericht haben interdisziplinär über 90 Autoren aus allen möglichen Organisationen zusammengearbeitet und das Wissen zusammengetragen. Und jetzt geht es darum, dieses Wissen ganz konkret in das Public-Health-System zu implementieren, damit wir uns vorbereiten. Und wir haben die Chance dazu. Und diese Chance, die sollten wir wahrnehmen.“

Prof. Dr. Klaus Stark

Leiter des Fachgebiets Gastroenterologische Infektionen, Zoonosen und tropische Infektionen, Robert Koch-Institut (RKI), Berlin und Autor des Sachstandsberichts

„Man muss das Thema der klimasensitiven Infektionserreger stärker im Fokus haben. Das betrifft die gesamte Gesellschaft. Das betrifft jeden Bürger und jede Bürgerin, das betrifft die Ärzteschaft, das betrifft aber insbesondere auch zuständige Behörden und Institute, die entsprechende Maßnahmen ergreifen können. Wir haben versucht in dem Sachstandsbericht die verfügbare wissenschaftliche Evidenz klar und differenziert darzustellen und entsprechende Handlungsempfehlungen abzuleiten. Und das sind Dinge, die auch im Fluss sind. Es wird in den nächsten Jahren noch weitere Evidenz geben, die wird dann wieder aufgearbeitet und veröffentlicht werden. Es ist ganz wichtig, dass man da im Gespräch bleibt, in der Diskussion, und dass man ständig überlegt, wo es noch Schwachstellen, wo es noch Verbesserungsbedarf gibt, und dass man das dann gemeinsam angeht.“

Dr. Marina Treskova

Post-Doc am Climate-Sensitive Infectious Diseases lab (CSIDlab), Heidelberg Institute of Global Health (HIGH), Universität Heidelberg

„Ich möchte gerne die Botschaft des Berichts unterstützen, dass es insbesondere auch im Gesundheitssektor an der Zeit ist, zu handeln und nicht abzuwarten. Und wir müssen unsere Gesundheitssysteme widerstandsfähiger machen, wissenschaftsbasierte Anpassungsmaßnahmen entwickeln und diese auch zeitlich umsetzen. Für den Bereich der Infektionskrankheiten würde ich vorschlagen, integrierte Surveillance zu betreiben und dabei nicht nur den Menschen, sondern auch die Veränderungen in der Verbreitung von Krankheitserregern bei Tieren und in der Umwelt im Auge zu behalten. Und es ist natürlich sehr wichtig zu begreifen, dass die Eindämmung des Klimawandels enorme Vorteile für die Gesundheit und die Gesundheitssysteme mit sich bringt und Leben rettet.“ 

Video-Mitschnitt & Transkript

Auf unserem YouTube-Kanal können Sie das Video auch in Sprecheransicht oder Galerieansicht sehen.

Das Transkript können Sie hier als pdf herunterladen.

Angaben zu möglichen Interessenkonflikten

Prof. Dr. Klaus Stark: „Interessenkonflikte habe ich keine.“

Alle anderen: Keine Angaben erhalten.

weitere Recherchequellen

Robert Koch-Institut (01.06.2023): "Der Klimawandel ist die größte Herausforderung für die Menschheit" – neuer Sachstandsbericht zu Klimawandel und Gesundheit erschienen. Pressemitteilung des Robert Koch-Instituts.

Primärquellen

Robert Koch-Institut (2023): Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit (2023). Stand: 01.06.2023.

Hertig E et al. (2023): Klimawandel und Public Health in Deutschland – Eine Einführung in den Sachstandsbericht Klimawandel und Gesundheit 2023. Journal of Health Monitoring. DOI: 10.25646/11391.

Beermann S et al. (2023): Auswirkungen von Klimaveränderungen auf Vektor- und Nagetier-assoziierte Infektionskrankheiten. Journal of Health Monitoring. DOI: 10.25646/11392.

Dupke S et al. (2023): Auswirkungen des Klimawandels auf wasserbürtige Infektionen und Intoxikationen. Journal of Health Monitoring. DOI: 10.25646/11394.

Dietrich J et al. (2023): Auswirkungen des Klimawandels auf lebensmittelassoziierte Infektionen und Intoxikationen. Journal of Health Monitoring. DOI: 10.25646/11393.

Meinen A et al. (2023): Antibiotikaresistenz in Deutschland und Europa – Ein systematischer Review zur zunehmenden Bedrohung, beschleunigt durch den Klimawandel. Journal of Health Monitoring. DOI: 10.25646/11395.