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25.02.2022

Ist Grünes Wachstum möglich?

Kann unsere Wirtschaft beständig weiterwachsen – angesichts des Klimawandels, des Artensterbens und der Umweltverschmutzung, die sich überall auf der Welt verschärfen? Das bezweifelte schon Anfang März vor 50 Jahren der Club of Rome in seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ [1] und prognostizierte, dass bei anhaltendem Wachstum schließlich ökologische und soziale Systeme kollabieren.

Heute ist die Frage nach den Grenzen des Wachstums aktueller denn je. Historisch betrachtet ging Wirtschaftswachstum fast immer mit steigenden Umweltschäden einher. Die Politik europäischer Staaten will diesen historischen Zusammenhang nun durch „Grünes Wachstum” aufbrechen. Der Umstieg auf erneuerbare Energien, die Kreislaufwirtschaft und eine immer effizientere Nutzung von Ressourcen sollen Wirtschaftswachstum und Umweltschäden voneinander entkoppeln. So soll es gelingen, dass die Wirtschaft weiterwachsen kann und gleichzeitig negative Folgen für die Umwelt zurückgehen.

Aus wissenschaftlicher Perspektive ist jedoch umstritten, ob eine solche Entkopplung realistisch ist – zumindest zu dem Maße, das notwendig wäre, um planetaren Grenzen nicht zu überschreiten. Eine absolute Entkopplung – also steigendes Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei sinkenden Umweltschäden – wurde empirisch kaum je beobachtet und wenn, dann nur in zeitlich klar begrenzten Perioden [2] [3]. Darum bezweifeln einige Forschende, ob „Grünes Wachstum“ dauerhaft überhaupt möglich ist [4].

Über diesen scheinbaren Widerspruch zwischen Politik und Wissenschaft wollen wir mit Experten und Expertinnen diskutieren. Kann „Grünes Wachstum“ durch Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft und effiziente Ressourcennutzung gelingen? Oder verlagern solche Maßnahmen Umweltschäden nur – etwa, wenn in der Energiewende Treibhausgas-Emissionen sinken aber zugleich kritischer Rohstoffabbau gefördert wird? Liegt die Lösung des Dilemmas womöglich darin, uns von Wirtschaftswachstum als Wohlstandsindikator zu trennen – das Wohlergehen einer Nation und somit Wachstum also anders zu definieren?

Diese Fragen – und Ihre! – beantworteten Fachleute bei einem 50-minütigen Press Briefing.

Ein begleitendes Factsheet, das einen Einstieg in die Themen Wirtschaftswachstum, Grünes Wachstum und Entkopplung bietet und einige alternative Wohlstandsindikatoren mit ihren Vorzügen und Schwierigkeiten vorstellt, finden sie hier.

Fachleute im virtuellen Press Briefing

     

  • Prof. Dr. Doris Fuchs
    Professorin für Internationale Beziehungen und Nachhaltige Entwicklung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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  • Dr. Michael Jakob
    Senior Fellow am Ecologic Institut, Berlin und Fellow am Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change, Berlin
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  • Dr. Steffen Lange
    Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, affiliierter Wissenschaftler an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie der Technischen Universität Berlin
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Video-Mitschnitt & Transkript

 

Auf unserem YouTube-Kanal können Sie das Video in Sprecheransicht oder Galerieansicht anschauen.

Ein Transkript können Sie hier als pdf herunterladen.

Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden

[1]   Meadows et al. (1972) The Limits to Growth.

[2]   Haberl et al. (2020): A systematic review of the evidence on decoupling of GDP, resource use and GHG emissions, part II: synthesizing the insights. Environmental Research Letters. DOI: 10.1088/1748-9326/ab842a

[3]   Hubacek et al. (2021): Evidence of decoupling consumption-based CO2 emissions from economic growth. Advances in Applied Energy. DOI: 10.1016/j.adapen.2021.100074

[4]   Hickel et al. (2020): Is green growth possible? New Political Economy. DOI: 10.1080/13563467.2019.1598964