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15.06.2016

IARC-Bewertung zur Krebsgefahr von Kaffee, Mate und hoher Trinktemperatur

Kaffee ist nicht krebserregend, sofern er nicht sehr heiß getrunken wird: Die Internationale Krebsforschungsagentur IARC sieht Kaffee und (abgekühlten) Mate nicht mehr als „möglicherweise krebserregend“ an; zugleich warnt sie vor der Trinktemperatur sehr heißer Getränke, die zu Speiseröhrenkrebs führen könne. Damit werden IARC-Bewertungen aus dem Jahre 1991 zum Teil revidiert. Eine wissenschaftliche Zusammenfassung wurde soeben im Fachjournal „Lancet Oncology“ veröffentlicht.

Übersicht

     

  • Prof. Dr. Gerhard Eisenbrand, Professor im Ruhestand für Lebensmittelchemie und Toxikologie, Technische Universität Kaiserslautern, Kaiserslautern (nach der Bekanntgabe der IARC-Bewertung)
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  • Prof. Dr. Daniel Palmes, Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Sektion Viszerale Transplantation, Universitätsklinikum Münster (vor und nach der Bekanntgabe der IARC-Bewertung)
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  • Dr. Gunter Kuhnle, Associate Professor, Food and Nutritional Sciences, University of Reading, Reading UK
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  • Prof. Dr. Peter Hammerer, Leiter der Urologischen Klinik des Städtischen Klinikums Braunschweig und Vorstandsmitglied der Europäischen Urologischen Krebsgesellschaft (ESOU), Braunschweig
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  • Prof. Dr. Ute Nöthlings, Professorin für Ernährungsepidemiologie, Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn
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  • Apl. Prof. Dr. Ulrich Engelhardt, Akademischer Direktor des Instituts für Lebensmittelchemie, Technische Universität Braunschweig, Braunschweig
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  • Prof. Dr. Heiner Boeing, Leiter der Abteilung Epidemiologie und Leiter der Studie „European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition“ (EPIC) am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), Potsdam
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Statements

Prof. Dr. Gerhard Eisenbrand

Professor im Ruhestand für Lebensmittelchemie und Toxikologie, Technische Universität Kaiserslautern, Kaiserslautern

Nach der Bekanntgabe der IARC-Bewertung

„Die Internationale Krebsforschungsagentur IARC hat Hunderte (fast 500) epidemiologische Studien unterschiedlicher Zielrichtung, Methodik und Qualität analysiert, die in den 25 Jahren nach der ersten Eingruppierung von Kaffeekonsum in Gruppe 2B (möglicherweise krebserzeugend, aufgrund begrenzter Evidenz für Blasenkrebs) veröffentlicht wurden, und zahllose experimentelle Studien mit in die Bewertung einbezogen.“

„Die neue Bewertung erfolgte in Gruppe 3, also ‚nicht klassifizierbar’: Das bedeutet, die IARC findet keine überzeugenden Hinweise auf einen Zusammenhang von täglichem Kaffeekonsum mit erhöhtem Krebsrisiko des Menschen. Im Gegenteil zeichnet sich ein erniedrigtes Risiko bei einzelnen Krebsarten ab. Die IARC erwähnt dies speziell für Leberkrebs und Krebs des Endometriums (Gebärmutterschleimhaut). Doch auch bei weiteren Krebsarten gibt es in jüngster Zeit Hinweise auf ein erniedrigtes Risiko, z. B. bei Krebs der Harnblase, Speiseröhre, Prostata, denen weiter nachgegangen werden muss.“

„Eine Assoziation von Kaffeekonsum mit vermindertem Gesundheitsrisiko hat sich auch bei weiteren nicht übertragbaren chronischen Erkrankungen des Menschen gezeigt, am überzeugendsten bei Diabetes vom Typ 2. Zahlreiche weitere Studien – in Zellkultur bis hin zu kontrollierten Interventionsstudien am Menschen – stützen die Ansicht, dass Kaffeekonsum eher mit gesundheitlich schützenden als nachteiligen Effekten verbunden ist.“

„Der Verzehr sehr heißer Getränke (mehr als 65 Grad Celsius) wurde mit Einstufung 2A, also ‚vermutlich krebserzeugend’ (in der Speiseröhre) bewertet. Die IARC hat hier die zusätzliche epidemiologische Evidenz ausgewertet, die in den 25 Jahren nach der ersten Einstufung erhoben wurde. Das gilt speziell für den in Südamerika sehr heiß getrunkenen Mate-Tee. Während Kaffee und Tee normalerweise bei als angenehm empfundenen Temperaturen ohne Verbrühungsgefahr (weniger als 60 Grad Celsius) getrunken werden, wird Mate traditionell über ein meist metallenes Rohr ohne Möglichkeit wirksamer Abkühlung eingesaugt, sodass hier ein hohes Risiko einer chronischen Schädigung der Schleimhaut des Mundes und der Speiseröhre besteht, woraufhin durchaus eine Tumorbildung stattfinden kann.“

Prof. Dr. Daniel Palmes

Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Sektion Viszerale Transplantation, Universitätsklinikum Münster

„Es gibt zwei Arten von Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom), die sich im Auftreten und in der Entstehung unterscheiden: das Plattenepithelkarzinom und das Adenokarzinom. Das Plattenepithelkarzinom tritt in den oberen Abschnitten der Speiseröhre auf; derzeit akzeptierte Risikofaktoren sind Alkoholgenuss und Rauchen. Das Adenokarzinom tritt am Übergang der Speiseröhre zum Magen auf und kann durch einen Reflux an Magen- und Gallensäure über entzündliche Veränderungen (sogenannter Barrett-Ösophagus) entstehen [6].“

„Kaffeekonsum kann sowohl eine krebserregende Wirkung haben durch thermale Schädigung bei mehr als 80 Grad Celsius für ein Plattenepithelkarzinom bzw. durch Erhöhung des Refluxes von Magen- und Gallensäuren beim Barrett-Karzinom, als auch eine protektive Wirkung auf die Entstehung des Speiseröhrenkrebses haben durch den hohen Polyphenolgehalt (Antioxidantien, die entzündungshemmend und krebsvorbeugend wirken) [7, 8].“

„Eine derzeit verfügbare große epidemiologische Studie mit mehr als 400 000 Teilnehmern sieht keinen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und dem Entstehen von Ösophaguskarzinomen [9]. Eine epidemiologische Studie in China konnte sogar einen schützenden, anti-krebserregenden Effekt von Kaffee auf die Entstehung von Ösophaguskarzinomen nachweisen [10].“

Nach der Bekanntgabe der IARC-Bewertung

„Die Mehrzahl aller Menschen weltweit konsumiert feste Speisen, Suppen und Getränke mit einer Temperatur von 55 bis 70 Grad Celsius. In Deutschland müssen Speisen, die warm oder heiß konsumiert werden, mit einer Temperatur von mindestens 66 Grad Celsius ausgegeben werden [13].“

„Mehrere prospektiv-randomisierte Studien und Meta-Analysen konnten eindeutig den Zusammenhang zwischen heißen Getränken und Speisen und einer erhöhten Anzahl an Neuerkrankungen des Speiseröhrenkrebses belegen [14, 15]. Eine mögliche pathophysiologische Erklärung ist die thermale Zerstörung der Barrierefunktion des Plattenepithels der Speiseröhre mit konsekutiver Schädigung durch kanzerogene Substanzen, wie zum Beispiel Nitrosamine, Tabak und Alkohol.“

„Kaffee hingegen kann diesbezüglich sogar einen protektiven Effekt durch den hohen Polyphenolgehalt haben, der antioxidativ und entzündungshemmend und – gegebenfalls im Langzeitverlauf antikanzerogen – wirkt.“

Dr. Gunter Kuhnle

Associate Professor, Food and Nutritional Sciences, University of Reading, Reading (UK)

„Die meisten Beobachtungsstudien der vergangenen Jahre haben keinen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Krebsrisiko gezeigt. Eine Studie mit mehr als 300 000 amerikanischen Rentnern hat keinen Zusammenhang zwischen Kaffee-Konsum und Krebs- oder Gesamtsterblichkeit gezeigt [NIH-AARP Diet and Health Study, 1]. Ähnliche Ergebnisse wurden auch in anderen großen Studien gefunden. Und für manche Krebsarten, zum Beispiel Leberkrebs, scheint Kaffeekonsum das Risiko zu verringern [2]. Speziell für Blasenkrebs sieht die Datenlage jedoch ein wenig anders aus: Eine Meta-Analyse von 2015 zeigt ein leicht erhöhtes Risiko für Blasenkrebs bei männlichen Kaffee-Trinkern, insbesondere bei starkem Kaffeekonsum [3]. Die Daten sind jedoch nicht eindeutig, und neuere Studien konnten keinen Zusammenhang finden. Die vorhandenen Daten deuten nicht darauf hin, dass Kaffeekonsum das Risiko für Speiseröhrenkrebs erhöht. Aus diesem Grund vermute ich eine Einteilung von Kaffee in 2A oder 2B, also wahrscheinlich oder möglicherweise krebserregend für Blasenkrebs.“

„Kaffee enthält zahlreiche Verbindungen, von denen manche krebserregend sind bzw. als krebserregend gelten. Dazu zählen insbesondere Nitrosamine und polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH), die bei der Herstellung entstehen. Weiterhin beeinflusst Koffein den Stoffwechsel, und das kann zur Bildung oder Aktivierung von krebserregenden Verbindungen führen.“

„Heiße Getränke können zu Verletzungen und Schädigungen der Speiseröhre führen und damit auch das Risiko von Krebs erhöhen. Insbesondere Mate wird oft sehr heiß und kontinuierlich getrunken. Dies könnte das Krebsrisiko beeinflussen. Es gibt nur wenige Daten zu Zusammenhängen zwischen Trinktemperatur und Speiseröhrenkrebs, unter anderem auch, weil die Trinktemperatur in Studien oft nicht erfasst wird. Eine Übersichtsarbeit deutet jedoch darauf hin, dass es einen Zusammenhang geben könnte, auch wenn dieser eher gering ist [4].“

„Die Internationale Krebsforschungsagentur IARC bewertet ausgehend von den vorhandenen Daten, wie wahrscheinlich es ist, ob eine Substanz, z. B. ein Nahrungsmittel, krebserregend ist. Diese Untersuchungen sind sehr detailliert, genau und zuverlässig. Sie bewerten jedoch nur die Gefährdung (das heißt eine potenzielle Gefahrenquelle), und nicht die Gefahr (also schädliche Wirkung), oder das Risiko (also mit welcher Wahrscheinlichkeit und wie schwer etwas schadet). Obwohl sie gerne so interpretiert werden. Die IARC hat zum Beispiel verarbeitetes Fleisch als ‚krebserregend’ klassifiziert und es damit in die gleiche Kategorie, nämlich 1, eingestuft wie Tabakrauch – das bedeutet jedoch nicht, dass der Konsum von Fleischwaren ebenso gefährlich ist wie das Rauchen, sondern nur, dass die Datenlage in beiden Fällen zuverlässig und eindeutig ist.“

Anmerkung des SMC: Hier bezieht sich der Experte explizit auf „verarbeitetes Fleisch“, d. h. Fleischwaren; davon zu unterscheiden ist „rotes Fleisch“, das bei derselben IARC-Evaluation Ende 2015 in die Kategorie 2A eingestuft wurde (siehe „Weitere Recherchequellen“).

„Viele der als sicher krebserregend eingestuften Substanzen sind nur für eine kleine Gruppe der Bevölkerung relevant und spielen daher hauptsächlich eine Rolle für den Arbeitsschutz. In anderen Fällen ist das Risiko zwar eindeutig vorhanden, aber sehr klein, und daher ist es eher für Gesundheit der Gesamtbevölkerung von Interesse als für den Einzelnen.“

„Das Risiko, vor dem Erreichen des 75. Lebensjahres an Blasenkrebs zu erkranken, beträgt laut Weltgesundheitsorganisation in Deutschland etwa 2,6 Prozent, in Österreich 2,2 Prozent und 2,4 Prozent in der Schweiz; im Vergleich dazu für Darmkrebs 3,6 Prozent, 3,1 Prozent bzw. 3,5 Prozent [5].“

Prof. Dr. Peter Hammerer

Leiter der Urologischen Klinik des Städtischen Klinikums Braunschweig und Vorstandsmitglied der Europäischen Urologischen Krebsgesellschaft (ESOU), Klinikum Braunschweig

„Das Harnblasenkarzinom ist die achthäufigste Krebserkrankung bei Männern; hinsichtlich der Todesrate steht es an sechster Stelle. Seit den 1970er Jahren wurde der Kaffeekonsum als potenzieller Risikofaktor für die Entwicklung von Harnblasenkarzinomen untersucht, und unterschiedliche Substanzen wurden als mögliche kausale Substanz beschrieben.“

„2015 wurde eine Metaanalyse vorgestellt, bei der mehr als 250 000 Studienteilnehmer im Rahmen von Kohorten-Studien und Fall-Kontroll-Studien ausgewertet wurden [3]. Bei dieser Auswertung zeigte sich eine statistische Signifikanz zwischen der Kaffee-Aufnahme und dem Risiko für Harnblasenkarzinom mit einer Odds Ratio von 1,33. Das heißt, unter Kaffeetrinkern war die Wahrscheinlichkeit für diesen Krebs ein Drittel höher als bei Nicht-Kaffeetrinkern.“

„Interessanterweise war in dieser Auswertung das Risiko für die Entwicklung eines Harnblasenkarzinoms für Kaffee trinkende Raucher etwas erniedrigt. Das ist deshalb interessant, da Rauchen den größten Risikofaktor für die Entwicklung eines Harnblasenkarzinoms darstellt.“

„Untersuchungen hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Kaffeekonsum und anderen Krebserkrankungen wie kolorektalem Karzinom, Leberkarzinom und Mammakarzinom zeigen, dass Kaffeekonsum eher einen protektiven Effekt aufweist.“

„Entscheidend für die Risikoabschätzung sind meines Erachtens der Stoffwechsel und weitere genetische Veränderungen, die Einfluss auf den Abbau der verschiedenen im Kaffee enthaltenen Substanzen haben.“

Prof. Dr. Ute Nöthlings

Professorin für Ernährungsepidemiologie, Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn

„Aktuelle Zahlen für Deutschland vom Robert Koch-Institut zeigen, dass eine Krebserkrankung der Harnblase 4,5 Prozent der Krebsneuerkrankungen bei Männern ausmacht und 1,8 Prozent bei Frauen. Krebs der Mundhöhle und des Rachens betreffen 3,7 Prozent aller Krebsneuerkrankungen bei Männern und 1,6 Prozent bei Frauen. Speiseröhrenkrebs ist seltener mit zwei Prozent aller Krebsneuerkrankungen bei Männern.“

„Rauchen ist nach wie vor einer der wesentlichen, änderbaren Risikofaktoren für Blasenkrebs. Einige chemische Stoffe spielen hier ebenfalls eine Rolle. Für Speiseröhrenkrebs ist neben Tabakkonsum auch der Konsum von Alkohol einer der bekannten vermeidbaren Risikofaktoren. Es gibt darüber hinaus gute Hinweise, dass der Verzehr von Obst und Gemüse sich risikosenkend in Bezug auf Krebserkrankungen der Speiseröhre und des oberen Verdauungstraktes auswirken kann.“

Apl. Prof. Dr. Ulrich Engelhardt

Akademischer Direktor des Instituts für Lebensmittelchemie, Technische Universität Braunschweig, Braunschweig

„Mit welchem Ergebnis (der Internationalen Krebsforschungsagentur IARC; Anm. d. Red) zu rechnen ist, bleibt einstweilen spekulativ, aber ich rechne für Kaffee weniger mit einer Einstufung in 2A als mit einem Status Quo. Die Mehrzahl der mir bekannten Studien zeigen bei den meisten Krebsarten entweder keine Beziehung zwischen Kaffeekonsum und erhöhtem Risiko, zum Beispiel bei Krebs der Nieren, Bauchspeicheldrüse oder Prostata, oder ein vermindertes Risiko, etwa bei Krebs der Leber oder des Dickdarms. Bei einigen anderen Krebsarten liegen nach meiner Kenntnis divergierende Ergebnisse vor, und weitere Studien sind nötig. Zusammengefasst ist die Tendenz aber so, dass ich nicht mit einer Einstufung in 2A rechne.“

Prof. Dr. Heiner Boeing

Leiter der Abteilung Epidemiologie und Leiter der Studie „European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition“ (EPIC) am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), Potsdam

„In der 1992 gestarteten Langzeit-Ernährungsstudie EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) untersucht das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) gemeinsam mit 22 weiteren europäischen Zentren den Zusammenhang von Ernährung und chronischen Krankheiten, darunter die verschiedenen Krebserkrankungen. An der Studie nehmen über eine halbe Million Frauen und Männer teil, bei denen neben den Ernährungsgewohnheiten und anderen Lebensstilfaktoren die bis heute aufgetretenen Krankheiten erfasst werden. In dieser Studie wurden auch die Zusammenhänge zwischen Kaffeekonsum und den verschiedenen Krankheiten ausgewertet.“

„Bei Brust-, Magen- und Leberkrebs haben wir bezogen auf Kaffee ein abgesenktes Risiko mit steigendem Kaffeekonsum gesehen. Diese Beziehung war bei Leberkrebs besonders deutlich [11]. Allerdings ist diese Krebsform in Deutschland vergleichsweise selten [12].“

„Bei einer ganzen Reihe von anderen Krebs-Krankheiten haben wir keine Beziehung zwischen Kaffeekonsum und Erkrankungsrisiken nachweisen können, auch nicht beim Blasenkrebs. Für diese Krebsform gab es in den 1990er Jahren einige Hinweise, dass die Flüssigkeitsmenge und damit auch der Kaffeekonsum das Risiko dafür erhöht. Deswegen hatte die Internationale Krebsforschungsagentur IARC im Jahr 1991 in ihrer Monographie darauf hingewiesen, dass Kaffee ‚möglicherweise’ Harnblasenkrebs beim Menschen verursacht. Eine solche Beziehung konnten wir in den Daten, die im Rahmen von EPIC erhoben wurden, nicht nachweisen.“

„Nach derzeitiger epidemiologischer Datenlage spricht ganz klar nichts gegen einen hohen Kaffeekonsum. Wir gehen derzeit eher von positiven Effekten aus. Die Inhaltsstoffe von Kaffee greifen wohl in den Leberstoffwechsel ein. Dies könnte die Ursache für die Beobachtung beim Leberkrebs sein und ebenso erklären, dass auch ein abgesenktes Risiko für Typ-2-Diabetes mit steigendem Kaffeekonsum beobachtete wurde.“

Mögliche Interessenkonflikte

Prof. Dr. Gerhard Eisenbrand: Mitglied des Wissenschaftlichen Beraterkomitees des Institute for Scientific Information on Coffee in der Schweiz (ISIC) und Berater für wissenschaftliche Forschungsprojekte bei der Firma Tchibo, Hamburg

Apl. Prof. Dr. Ulrich Engelhardt: Wissenschaftlicher Berater des Deutschen Teeverbandes (Es existiert ein Vertrag zwischen der TU Braunschweig und dem Verband); hat u. a. Forschungsprojekte über den Forschungskreis der Ernährungsindustrie (AIF/FIE, finanziert über das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) durchgeführt mit dem Deutschen Teeverband, dem Deutschen Kaffeeverband, dem Fachverband der Gewürzindustrie und der Wirtschaftsvereinigung Kräuter- und Früchtetee; berät gelegentlich auch Firmen, deren Honorar von der TU Braunschweig vereinnahmt wird

Dr. Gunter Kuhnle: Grant funding: Investigation of links between polyphenol intake and health (EU, Mars, Horizon); appointments: EFSA Working Group „risk assessment of soy isoflavones“; memberships: British Mass Spectrometry Society, British Nutrition Society, Registered Nutritionist (Reg. Nr. 8236), „Biomarker group“ at ILSI Europe (International Life Sciences Institute, 2011 – 2012); other financial interests: Vineyard owned by family

Alle anderen: Keine angegeben.

Literaturstellen, die von den Experten zitiert wurden

[1] Freedman N.D. et al. (2012): Association of Coffee Drinking with Total and Cause-Specific Mortality. N Engl J Med.; 366(20):1891-904. DOI: 10.1056/NEJMoa1112010. URL: http://bit.ly/PpRtFP

[2] World Cancer Research Fund International (2015): Diet, nutrition, physical activity and liver cancer. URL: http://bit.ly/1Yo9Qul

[3] Wu W. et al. (2015): Coffee consumption and bladder cancer: a meta-analysis of observational studies. Sci Rep.; 5:9051. DOI: 10.1038/srep09051. URL: http://1.usa.gov/1XkQmHw

[4] Islami F. et al. (2009): High-temperature beverages and foods and esophageal cancer risk—a systematic review. Int J Cancer.; 125(3):491-524. DOI: 10.1002/ijc.24445. URL: http://1.usa.gov/235JU79

[5] IARC/WHO (2012): Globocan 2012. Estimated Cancer Incidence, Mortality and Prevalence Worldwide in 2012. (Hier: Daten „cumulative risk“). URL: http://bit.ly/1Uwcd8Q.

[6] Engel L.S. et al. (2003): Population attributable risks of esophageal and gastric cancers. J Natl Cancer Inst.; 95(18):1404-13. DOI: 10.1093/jnci/djg047. URL: http://bit.ly/1tnO2TD

[7] Thomas F.B. et al. (1980): Inhibitory effect of coffee on lower esophageal sphincter pressure. Gastroenterology; 79:1262–1266. URL: http://1.usa.gov/1ZNfNiS

[8] World Research Cancer Fund/American Institute for Cancer Research (2007): Food, nutrition, physical activity and the prevention of cancer: a global perspective. Washington, DC. URL: http://bit.ly/1PqxEqi

[9] Sajja K.C. et al. (2016): Coffee or Tea, Hot or Cold, Are Not Associated With Risk of Barrett's Esophagus. Clin Gastroenterol Hepatol.; 14(5):769-72. DOI: 10.1016/j.cgh.2015.12.007. URL: http://bit.ly/1WMifYU

[10] Zheng J.S. et al. (2013): Effects of green tea, black tea, and coffee consumption on the risk of esophageal cancer: a systematic review and meta-analysis of observational studies. Nutr Cancer.; 65(1):1-16. DOI: 10.1080/01635581.2013.741762. URL: http://bit.ly/1UMYm0t

[11] Aleksandrova K. et al. (2015): The association of coffee intake with liver cancer risk is mediated by biomarkers of inflammation and hepatocellular injury: data from the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Am J Clin Nutr.;102(6):1498-508. DOI: 10.3945/ajcn.115.116095. URL: http://bit.ly/1Q3LGDU.

[12] Robert Koch-Institut (2015): Krebs in Deutschland – Leber. URL: http://bit.ly/1UORy2r.

[13] Riedl R. et al. (2011): Zu heißes Essen und Trinken – die unbeachtete Gefahr. Deutsche Lebensmittel-Rundschau 107 (2), 71-83B.

[14] Chen Y. et al. (2015): Consumption of hot beverages and foods and the risk of esophageal cancer: a meta-analysis of observational studies. BMC Cancer. 15:449. DOI: 10.1186/s12885-015-1185-1. URL: http://1.usa.gov/1UjB964.

[15] Andrici J. et al. (2015): Hot Food and Beverage Consumption and the Risk of Esophageal Cancer: A Meta-Analysis. Am J Prev Med. 952-60. DOI: 10.1016/j.amepre.2015.07.023. URL: http://1.usa.gov/1ZR46YD.

Weitere Recherchequellen

International Agency for Research on Cancer (IARC): Übersicht über Kategorisierung aller Stoffe, die von der Internationalen Krebsforschungsagentur hinsichtlich ihrer krebserregenden Gefährdung untersucht worden sind. URL: http://bit.ly/1Kxo2JF

Krebsinformationsdienst vom Deutschen Krebsforschungszentrum: Speiseröhrenkrebs. URL: http://bit.ly/21jZASK

Krebsinformationsdienst vom Deutschen Krebsforschungszentrum: Blasenkrebs. URL: http://bit.ly/1UhEX7U

World Cancer Research Fund International. URL: http://www.wcrf.org/