Zum Hauptinhalt springen
25.11.2021

Strategien zum Verringern von Methanemissionen

Mit Unterzeichnen des internationalen Methan-Pakts – dem sogenannten Global Methane Pledge – hat die EU zugesagt, ihre Methanemissionen bis 2030 drastisch zu senken. Mitte Dezember 2021 will die EU-Kommissionen nun einen Gesetzentwurf vorlegen, der ein erster Schritt sein könnte, dieses Versprechen in die Tat umzusetzen [I]. Eine geleakte Version des Gesetzentwurfs wird aktuell in den Medien diskutiert, die darin enthaltenen Maßnahmen können sich bis zur endgültigen Version noch verändern. Der Gesetzentwurf zielt nach aktuellem Stand darauf ab, Methanemissionen aus der Förderung und dem Transport von Gas, Öl und Kohle in der EU besser zu erfassen und zu verringern. Andere relevante Sektoren – vor allem Land- und Abfallwirtschaft – umfasst die Methanstrategie jedoch nicht [I].

Vor und während der Klimakonferenz 2021 in Glasgow haben sich über 100 Länder dem Global Methane Pledge angeschlossen [II]. Bis 2030 wollen sie ihren Methanausstoß um mindestens 30 Prozent verringern, verglichen mit den Emissionen im Jahr 2020. Die unterzeichnenden Staaten sind für etwa die Hälfte der globalen menschengemachten Methanemissionen verantwortlich – einige der größten Methanemittenten wie China, Indien, Australien und der Iran haben sich der Initiative jedoch bisher nicht angeschlossen. Mit welchen konkreten Maßnahmen sie ihr ambitioniertes Ziel erreichen wollen, ist noch unklar.

Methan ist ein enorm klimawirksames Treibhausgas – auf 20 Jahre betrachtet ist es gut 80-mal potenter als CO2 [III]. Mit rund zehn Jahren (genaue Angaben zu der Verweildauer von Methan in der Atmosphäre schwanken zwischen neun und zwölf Jahren) verbleibt es jedoch nur relativ kurz in der Atmosphäre, während atmosphärisches CO2 erst über Jahrhunderte hinweg abgebaut wird. Wegen seiner hohen Klimawirksamkeit und kurzen Lebensdauer ist Methan nun in den Fokus internationaler Klimapolitik geraten. Methanemissionen machen nur etwa drei Prozent der anthropogenen Treibhausgasemissionen aus, sind aber für 0,5 Grad der bisherigen durchschnittlichen Erderwärmung von etwa 1,1 Grad verantwortlich [IV]. Ohne neben CO2- auch die Methanemissionen zu senken, ist das 1,5-Grad-Ziel unerreichbar.

Methanemissionen stammen zu 40 Prozent aus natürlichen Quellen und sind zu 60 Prozent vom Menschen verursacht. Drei Sektoren sind global gesehen für den menschengemachten Ausstoß von Methan hauptverantwortlich: die Landwirtschaft (mit rund 40 Prozent), die Energiewirtschaft (mit rund 37 Prozent) und die Abfallwirtschaft (mit rund 19 Prozent) [V] [VI]. Hierbei gibt es aber große regionale Unterschiede. Die EU hat seit den 1990er Jahren ihre Methanemissionen schon um ein Drittel verringert – Deutschland sogar um mehr als die Hälfte [VII]. Eingespart wurde vor allem in der Energie- und Abfallwirtschaft, wo sich Methanemissionen durch technische Lösungen kosteneffizient reduzieren lassen. In der EU stammt über die Hälfte der verbleibenden Methanemissionen aus der Landwirtschaft – vor allem aus der Viehhaltung – und gilt als schwieriger zu reduzieren, ein weiteres Viertel entfällt auf die Abfallwirtschaft. Die Energiewirtschaft macht heute in der EU nur noch 19 Prozent der Methanemissionen aus [VIII]. Insbesondere in Nicht-EU Ländern spielen Methanemissionen aus der Energiewirtschaft – die etwa beim Fracking entstehen oder aus undichten Gaspipelines entweichen – dagegen noch eine deutlich größere Rolle.

Welche konkreten Maßnahmen sind in welchen Sektoren und welchen Teilen der Welt nötig und sinnvoll, um die globalen menschengemachten Methanemissionen um mindestens 30 Prozent zu senken? Und wie realistisch ist es, dieses Ziel bis 2030 zu erreichen? Diese Fragen haben Experten und Expertinnen aus dem Feld für uns beantwortet – ohne sich jedoch unmittelbar auf die EU-Methanstrategie zu beziehen.

Übersicht

     

  • Prof. Dr. Klaus Butterbach-Bahl, Leiter der Abteilung Bio-Geo-Chemische Prozesse, Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU), Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Garmisch-Partenkirchen
  •  

  • Dr. Lena Höglund Isaksson, Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Forschungsprogramm Luftqualität und Treibhausgase, Internationales Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA), Laxenburg, Österreich
  •  

  • Dr. Joeri Rogelj, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprogramm Energie, Internationales Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA), Laxenburg, Österreich, und Lecturer in Climate Change and the Environment, Faculty of Natural Sciences, The Grantham Institute for Climate Change, Grantham Institute at Imperial College London, Vereinigtes Königreich
  •  

  • Prof. Dr. Fortunat Joos, Leiter der Arbeitsgruppe Erdsystem-Modellierung: Biogeochemische Kreisläufe, Abteilung Klima und Umweltphysik (KUP), Physikalisches Institut und Oeschger Zentrum für Klimaforschung, Universität Bern, Schweiz
  •  

  • Dr. Hinrich Schaefer, Leiter der Arbeitsgruppe Atmospheric Emissions, Abteilung Atmosphere,National Institute of Water & Atmospheric Research Ltd (NIWA), Wellington, Neuseeland
  •  

  • Prof. Dr. em. Martin Heimann, ehemal. Direktor Max-Planck-Institut für Biogeochemie, Max-Planck-Institut für Biogeochemie, Jena, und Forschungsdirektor der Abteilung Atmospheric Science, Institut für Physik, Universität Helsinki, Finnland
  •  

  • Prof. Dr. Torsten Sachs, Leiter der Arbeitsgruppe Earth-Atmosphere Interactions (TEAM), Sektion Fernerkundung und Geoinformatik, Potsdam und Junior-Professor für Atmosphärenphysik, Technische Universität Braunschweig, Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ), Potsdam
  •  

  • Dr. Roland Fuß, Leiter der Arbeitsgruppe Emissionsinventare, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Braunschweig
  •  

Statements

Prof. Dr. Klaus Butterbach-Bahl

Leiter der Abteilung Bio-Geo-Chemische Prozesse, Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU), Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Garmisch-Partenkirchen

„Der Global Methane Pledge ist eine wichtige Initiative. Die Reduzierung der Methanemissionen kann einen wichtigen Schritt darstellen, der eventuell auch zu einer messbaren Reduktion der atmosphärischen Konzentrationen des Treibhausgases Methan führen kann, insbesondere da die atmosphärischen Verweilzeiten von Methan mit circa zwölf Jahren relativ kurz sind. Nach meinem Verständnis ist der Fokus des Global Methane Pledge bisher allerdings auf Emissionen aus dem industriellen Sektor, inklusive Exploration fossiler Energieträger (Gas, Öl, Kohle) und Abfallwirtschaft, gerichtet. Das sind starke Quellen – zumeist tatsächlich fast punktförmig – deren Reduktion durch technische Maßnahmen relativ leicht erreichbar sind. Allerdings ist dabei auch zu berücksichtigen, dass global betrachtet die Exploration von Öl, Gas, Kohle, andere industrielle Verbrennungsprozesse und Abfallwirtschaft nur circa die Hälfte zu allen atmosphärischen Quellen für Methan beitragen. Das heißt andere Quellen – hier insbesondere die Landwirtschaft mit der Tierhaltung und dem Reisanbau sowie Biomasse-Verbrennung (zum Beispiel Brandrodung tropischer Regenwälder) – sind ähnlich relevant für das globale atmosphärische Methan-Budget."

Auf die Frage, wie realistisch die Umsetzung des 30-Prozent-Ziels des Global Methane Pledge ist und ob es ohne relevante Emittenten wie China und Indien erreicht werden kann:
„Ohne Indien und China, aber auch Australien mit seiner Kohleexplorationsindustrie, wird das Erreichen des 30-Prozent-Zieles sehr schwierig werden.”

Auf die Frage, wie sich Emissionen in der Landwirtschaft schnell und kosteneffizient reduzieren lassen:
„Mit landwirtschaftlichen Aktivitäten und insbesondere der Viehhaltung und dem Reisanbau sind mehr als 40 Prozent der anthropogenen Methanemissionen verbunden. Rechnet man dazu noch die Biomasseverbrennung – zum Beispiel aufgrund von Brandrodung tropischer Regenwälder für die Landwirtschaft – und Teile der Abfallwirtschaft aus der Landwirtschaft, dürfte dieser Sektor im Bereich von 60 Prozent liegen [zum Beispiel 1].

„Beim Reisanbau kann mit wechselnden Bewässerungsregimen – sogenanntes Alternate Wetting and Drying (AWD) – eine Reduktion der Methanemissionen im Zuge des Nassreisanbaues von 40 bis 80 Prozent erreicht werden. AWD setzt allerdings ein geeignetes Bewässerungssystem und sichere Versorgung mit Bewässerungswasser voraus und kann daher nicht überall eingesetzt werden. Wahrscheinlich dürften aber um die 50 Prozent der globalen Reisanbauflächen für AWD geeignet sein. Dies erfordert Investitionen in Bewässerungstechnik und die Kommunikation der Technik an Farmer, die bei AWD einen etwas höheren Arbeitsaufwand haben. Da dies aber insbesondere Kleinfarmer sind, ist dies durchaus eine Maßnahme zur Unterstützung der bäuerlichen Kleinwirtschaft in Entwicklungsländern – falls das Geld dort ankommt.”

„In der Tierhaltung sind Methanemissionen insbesondere mit der Haltung von Wiederkäuern verbunden (Rinder, Ziegen, Schafe). In allen Entwicklungsländern steigt der Bedarf für tierische Produkte extrem an – insbesondere für Milchprodukte. Die sogenannte Klimaintensität – Emission von Methan pro Kilogramm Produkt, zum Beispiel Fleisch oder Milch – ist jedoch bei Tierproduktionssystemen im globalen Süden im Vergleich zu denen in Deutschland oder Europa teilweise um eine Größenordnung höher. Nachhaltige Intensivierung der Tierhaltung im globalen Süden könnte daher dazu führen, nicht nur die Klimaintensität von tierischen Produkten, sondern eventuell sogar die globalen Gesamtemissionen von Methan aus der Tierhaltung zu reduzieren. Unterstützung bei der Entwicklung von nachhaltigen Tierhaltungssystemen im globalen Süden würde sich also für das Weltklima und die Kleinbauern auszahlen."

Auf die Frage, ob sich in Deutschland noch kosteneffizient Methanemissionen reduzieren lassen oder ob es sinnvoller ist, Reduktionsanstrengungen auf andere Länder zu fokussieren:
„Verbesserte Fütterungsstrategien könnten auch bei uns zu einer Reduktion der Methanemissionen aus der Tierhaltung beitragen. Für OECD-Länder wie Deutschland oder die USA wäre insgesamt aber eine Reduzierung des Verzehrs tierischer Produkte angeraten, was automatisch zu geringeren Tierzahlen führen würde. Auch Versuche, den Methan-Schlupf bei Biogasanalagen zu reduzieren – insbesondere im Zuge der Lagerung von Gärresten oder auch von Wirtschaftsdünger – könnte hilfreich sein.”

Auf die Frage, welche anderen wichtigen menschengemachten Methanquellen es neben Land-, Abfall-, und Energiewirtschaft gibt:
„Biomasseverbrennung, insbesondere Brandrodung in den Tropen und Subtropen, ist eine weitere wichtige Quellen für Methan.”

Dr. Lena Höglund Isaksson

Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Forschungsprogramm Luftqualität und Treibhausgase, Internationales Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA), Laxenburg, Österreich

Auf die Frage, wie realistisch die Umsetzung des 30-Prozent-Ziels des Global Methane Pledge ist und ob es ohne relevante Emittenten wie China und Indien erreicht werden kann:
„Für die über 100 Länder, die jetzt den Global Methane Pledge unterschrieben haben, ist eine 30 Prozent Reduktion bis 2030 definitiv machbar. Das Global Methane Assessment des Umweltprogramms der UN (UNEP) kommt zu dem Schluss, dass 30 Prozent Reduktion global zu sehr geringen Kosten und manchmal sogar mit Gewinn machbar ist. Technisch wären 45 Prozent Reduktion bis 2030 möglich, aber dann zu höheren Kosten. Besonders einfach und günstig ist es, die Emissionen des Öl- und Gassektors zu reduzieren. Diese machen momentan ungefähr ein Viertel der anthropogenen Methanemissionen aus.“

„Es bleibt zu hoffen, dass der neue Fokus auf die Methanemissionen mehr Ländern klar macht, dass die Verringerung dieser Emissionen eine relativ billige und einfache Möglichkeit ist, die Auswirkungen der globalen Erwärmung schnell zu begrenzen.”

Auf die Frage, wie sich Emissionen in der Landwirtschaft schnell und kosteneffizient reduzieren lassen:
„Rinder tragen mit fast einem Viertel zu den weltweiten anthropogenen Methanemissionen bei, während andere Nutztiere – hauptsächlich Schafe – fast zehn Prozent und der Reisanbau ebenfalls fast zehn Prozent beitragen. Es gibt Methoden, um Methanemissionen aus dem Reisanbau zu begrenzen, zum Beispiel durch Änderung des Wassermanagements und die Zugabe von bodenverbessernden Stoffen. Diese könnten die Emissionen aus diesem Sektor ungefähr halbieren, wenn sie konsequent auf allen Reisfeldern umgesetzt würden, die jetzt ständig überflutet werden.”

„In der Viehwirtschaft ist es viel schwieriger, eine rasche Reduzierung der Emissionen zu erreichen. Etwa 80 Prozent dieser Emissionen stammen aus der enterischen Fermentation (ein Verdauungsprozess von Wiederkäuern; Anm. d. Red.) und können nur durch eine Verringerung der Tierbestände erheblich reduziert werden können. Das wiederum würde eine geringere Nachfrage nach Fleisch und Milch voraussetzen. Das bedeutet eine Änderung der Verbrauchsgewohnheiten, die bekanntermaßen langsam ist.”

Auf die Frage, wie sich Emissionen aus Kohle-, Öl- und Gasförderung, sowie aus der Abfallwirtschaft reduzieren lassen:
„Es gibt Technologien zur Verringerung fast aller Methanemissionen aus dem Öl- und Gassektor, von denen die meisten zu sehr geringen Kosten oder mit Gewinn durchgeführt werden können. Es gibt auch günstige Technologien zur Kontrolle der Methanemissionen aus dem Kohlebergbau. Die sehr hohen Gewinnspannen in den Sektoren der fossilen Brennstoffe haben Investitionen in die Kontrolle von Methanlecks verhindert, selbst wenn solche Investitionen mit einem Nettogewinn verbunden sind – es ist immer noch profitabler, neue Öl- und Gasbohrungen durchzuführen. Es ist daher sehr wichtig, strenge Vorschriften für diesen Sektor einzuführen, denn der Sektor wird nicht von sich aus sauberer werden, selbst wenn dies mit einem Nettogewinn möglich ist.”

„Die Abfallrahmenrichtlinie der EU [2], die erstmals Mitte der 1990er Jahre verabschiedet wurde, hat zu einer erheblichen Verringerung der Methanemissionen aus dem Abfallsektor beigetragen. Sie schreibt vor, dass Abfälle an der Quelle getrennt werden müssen und dass nahezu alle organischen Abfälle nicht mehr auf Deponien gelagert werden dürfen.”

Auf die Frage, ob sich in Deutschland noch kosteneffizient Methanemissionen reduzieren lassen, oder ob es sinnvoller ist, Reduktionsanstrengungen auf andere Länder zu fokussieren:
„In sechs EU-Ländern – Deutschland, Österreich, Schweden, Dänemark, Niederlande und Belgien – besteht seit mehr als 15 Jahren ein vollständiges Verbot der Deponierung organischer Abfälle. Zudem sind viele der osteuropäischen Länder dabei, ihre Abfallbewirtschaftungssysteme zu modernisieren, um die jüngste Änderung der EU-Abfallrahmenrichtlinie zu erfüllen. Danach dürfen im Jahr 2035 nicht mehr als zehn Prozent der festen Siedlungsabfälle deponiert werden. In diesem Bereich ist die EU im Vergleich zu anderen Regionen der Welt, in denen immer noch der größte Teil der Abfälle auf Deponien gelagert wird, sehr fortschrittlich. Daher wäre es in diesem Sektor sinnvoll, sich auf Nicht-EU-Regionen zu konzentrieren und Wissen aus der erfolgreichen EU-Politik zu übertragen.”

Auf die Frage, welche anderen wichtigen menschengemachten Methanquellen es neben Land-, Abfall-, und Energiewirtschaft gibt:
„Eine besseres Abwasser-Management könnte auch einen Beitrag leisten. Dieser Sektor hat auch das Potenzial, als Quelle für erneuerbare Energie zu dienen, wenn das Abwasser in einer Biogasanlage verwertet wird und so zur Stromerzeugung genutzt oder für die Verwendung als Kraftstoff aufbereitet werden kann.”

„Wir sind derzeit auf dem besten Weg, in den nächsten Jahren die 1,5-Grad-Marke zu überschreiten, und allein die Erwärmung durch Kohlendioxidemissionen wird uns um das Jahr 2040 über die 1,5-Grad-Marke bringen. Um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten, ist es daher absolut notwendig, die Kohlendioxidemissionen durch den schrittweisen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen rasch zu reduzieren. Um die 1,5-Grad-Marke in den nächsten zwei Jahrzehnten nicht zu überschreiten, müssen wir aber auch mehr gegen die Methanemissionen tun. Technisch gesehen können wir dieseim besten Fall bis 2030 um bis zu 45 Prozent und bis 2050 um etwas mehr als 50 Prozent reduzieren, was aber nicht ausreichen wird, um unter 1,5 Grad zu bleiben.”

„Darüber hinaus gibt es vielversprechende Versuche, Technologien zu entwickeln, mit denen Methan direkt aus der Atmosphäre entfernt werden kann. Eine solche Technologie könnte, wenn sie sich als sicher erweist, eine der wenigen Möglichkeiten sein, die wir haben, um zu verhindern, dass die Temperaturen auf der Erde in den nächsten Jahrzehnten 1,5 Grad überschreiten. Es ist daher ratsam, so bald wie möglich in die Erforschung solcher Technologien zu investieren!”

Dr. Joeri Rogelj

Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprogramm Energie, Internationales Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA), Laxenburg, Österreich, und Lecturer in Climate Change and the Environment, Faculty of Natural Sciences, The Grantham Institute for Climate Change, Grantham Institute at Imperial College London, Vereinigtes Königreich

„Der Global Methane Pledge zeigt weltweite Dynamik zur Bekämpfung des zweitwichtigsten Treibhausgases, das der Mensch ausstößt. Wenn sie erfolgreich ist, wird die durch Methan verursachte globale Erwärmung verringert oder sogar gestoppt.”

„Eine Analyse der Global Methane Pledge [3] anhand von Klimamodellen, die mit dem jüngsten IPCC-Klimabericht übereinstimmen, zeigt jedoch, dass der Nutzen der globalen Global Methane Pledge für die globale Erwärmung möglicherweise nicht so groß ist wie angenommen und sich mit der Zeit abschwächt. Dies zeigt, wie wichtig es ist, Kohlendioxid und Methan gleichzeitig zu bekämpfen – zum Beispiel durch tiefgreifende allgemeine Emissionssenkungen und einen Ausstieg aus der Kohleförderung.”

Prof. Dr. Fortunat Joos

Leiter der Arbeitsgruppe Erdsystem-Modellierung: Biogeochemische Kreisläufe, Abteilung Klima und Umweltphysik (KUP), Physikalisches Institut und Oeschger Zentrum für Klimaforschung, Universität Bern, Schweiz

„Die Methanemissionen zu senken ist sehr begrüßenswert, aber nur wirkungsvoll, wenn gleichzeitig auch die CO2-Emissionen aus Kohle, Erdöl und Erdgas eliminiert werden.”

„Die Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter zwei Grad gegenüber vorindustriellem Niveau wird nur möglich sein, wenn die CO2-Emissionen aus der Nutzung von Kohle, Erdöl, und Erdgas eliminiert werden (Netto Null CO2). Die fossilen Energieträger steuern etwa 90 Prozent zu den globalen CO2-Emissionen bei.”

„Die Bemühungen, die globalen Methanemissionen zu senken sind sehr begrüßenswert. Diese Bemühungen sollten aber nicht vom Hauptproblem ablenken, der nötigen Eliminierung der CO2-Emissionen aus der Nutzung von Benzin, Diesel, Erdgas und Kohle.”

„Die fossile Industrie und Tierhaltung sind die Hauptquellen von Methan. Die Nutzung der fossilen Energieträger (Kohle, Erdöl, Gas) und Tierhaltung (Wiederkäuer) tragen je rund 30 Prozent zu den menschgemachten Methanemissionen bei. Der Rest stammt vorwiegend aus Abfalldeponien und Reisanbau [4].”

„Die Senkung der globalen, menschlich verursachten Methanemissionen um 30 Prozent bis 2030 verlangt Maßnahmen in der fossilen Industrie, der Landwirtschaft und Abfallbewirtschaftung. Mögliche Maßnahmen sind eine verminderte Förderung der fossilen Energieträger, das Auffangen oder Abfackeln von entweichendem Methan bei Ölbohrungen, eine verminderte Anzahl von Rindern und anderen Wiederkäuern und Futterzusätze, welche die Methanbildung im Magen der Wiederkäuer vermindert oder verhindert. Diskutiert wird auch die Möglichkeit, Methan aus der Atmosphäre mit technischen Maßnahmen zu entfernen. Diese Techniken müssten jedoch erst entwickelt und auf mögliche schädliche Nebeneffekte überprüft werden.”

„Freiwillige Maßnahmen haben offensichtlich nicht zu einer Verminderung der globalen Methanemissionen geführt, denn diese sind in den letzten Jahren angestiegen. Effektive Verbote und/oder eine hohe Bepreisung der Emissionen scheinen daher zwingend notwendig, um die Methanemissionen zu vermindern. Solche Regulierungen müssten rasch in Kraft treten, damit das Ziel – eine Verminderung der globalen Methanemissionen um 30 Prozent bis 2030 – erreicht wird.”

„Die Methankonzentration in der Atmosphäre liegt heute weit außerhalb des natürlichen Schwankungsbereichs der letzten eine Million Jahre. Sie ist mehr als doppelt so hoch wie jemals während den letzten 800 000 Jahre – über die Informationen aus detaillierten Messungen an Eisbohrkernen vorliegen. Atmosphärisches Methan ist über die industrielle Periode von 730 ppb auf 1890 ppb (parts per billion, deutsch: Teile pro Milliarde; Anm. d. Red.) angestiegen. Zum Vergleich: CO2 ist von 278 000 ppb auf über 417 000 ppb angestiegen – also von 278 ppm auf 417 ppm (parts per million, deutsch: Teile pro Million; Anm. d. Red.) [5].”

„Die Verminderung der Methanemissionen allein kann die globale Erhitzung nicht stoppen, aber relativ rasch Wirkung zeigen. Die menschgemachten Methanemissionen tragen rund 0,5 Grad zur bisherigen globalen Erwärmung von rund 1,2 Grad bei (2010 bis 2019 relativ zu 1850 bis 1900) [6]. Im Gegensatz zu CO2 – dem weitaus wichtigsten anthropogenen Treibhausgas – häuft sich Methan nicht im Klimasystem an, sondern wird in der Atmosphäre innerhalb weniger Jahre abgebaut. Die Lebenszeit von Methan beträgt rund zehn Jahre. Konstante Methanemissionen führen daher – im Gegensatz zu fortgesetzten CO2-Emissionen – nicht zu einer zusätzlichen Erwärmung. Eine Verminderung der Methanemissionen wirkt sich wegen der kurzen Lebenszeit aber relativ rasch in der atmosphärischen Konzentration von Methan und seinem Einfluss auf das Klima aus.”

Dr. Hinrich Schaefer

Leiter der Arbeitsgruppe Atmospheric Emissions, Abteilung Atmosphere,National Institute of Water & Atmospheric Research Ltd (NIWA), Wellington, Neuseeland

Auf die Frage, wie realistisch die Umsetzung des 30-Prozent-Ziels des Global Methane Pledge ist und ob es ohne relevante Emittenten wie China und Indien erreicht werden kann:
„Um den weltweiten menschengemachten Methanausstoß um ein Drittel zu vermindern, müssen alle Methanemissionen aus der Förderung fossiler Brennstoffe auf null reduziert werden. Ohne die großen Förderländer wie Russland, den arabischen Staaten, China und Australien wird das Ziel des Global Methane Pledge nicht erreicht werden. Der verbleibende Ausstoß kann nicht durch Reduzierungen in Landwirtschaft und Abfallwirtschaft ausgeglichen werden. Reisanbau, Fleisch- und Milchproduktion sind untrennbar mit Methanausstoß verbunden und bisherige technische Lösungen, dies zu vermeiden – zum Beispiel Futterzusatzstoffe – können die Emissionen nur um einen geringen Anteil verringern. Die Vorreiterrolle der Initiative und die Chancen, dass sie neue Reduktionstechnologien ermöglicht, sollten aber nicht unterschätzt werden. Schließlich trägt jegliche Verringerung des Treibhausgasausstoßes dazu bei, die Risiken des Klimawandels zu vermindern.”

Auf die Frage, wie sich Emissionen in der Landwirtschaft schnell und kosteneffizient reduzieren lassen:
„Neben der Vieh- und Schafszucht trägt Reisanbau ungefähr ein Fünftel zum weltweiten Methanausstoß der Landwirtschaft bei. Hier gibt es einige Möglichkeiten, Emissionen zu verringern, etwa indem man Düngemittel sorgfältig dosiert und solche verwendet, die in geringerem Maß in Methan umgewandelt werden. Vor allem die Trockenlegung der Felder zwischen verschiedenen Saaten vermindert den Methanausstoß stark.”

„In der Tierhaltung hängen Produktivität und Methanausstoß eng zusammen. Einige Technologien zeigen erste Erfolge, diese Korrelation zu vermindern. Dazu gehören die Züchtung von Nutztierrassen, die weniger Methan ausstoßen und Futterzusatzstoffe oder Impfungen, die die Methanproduktion durch Mikroben in den Wiederkäuermägen unterdrücken. Diese Techniken sind aber noch nicht breit einsetzbar und werden wahrscheinlich den Methanausstoß nur reduzieren, aber nicht verhindern.”

Auf die Frage, wie sich Emissionen aus Kohle-, Öl- und Gasförderung, sowie aus der Abfallwirtschaft reduzieren lassen:
„Methan aus Müllkippen kann entweder aufgefangen und als Biogas verwendet oder der Ausstoß durch den Auftrag von Bodenschichten verringert werden, in denen Mikroben das Methan umwandeln. Dies ist in Industrienationen einfacher umzusetzen als in weniger entwickelten Ländern, wo Müll oft dezentral entsorgt wird.”

„Bei der Förderung fossiler Brennstoffe muss das Entweichen von Methan aus den Vorkommen, Schächten, Produktionsanlagen und Pipelines verhindert werden. Hier ist der anhaltende Ausstoß aus aufgegebenen Förderanlagen und Kohlebergwerken ein Problem. In aktiven Förderstätten gibt es technische Probleme, die Leckagen zu identifizieren. Schließlich stellt sich den Eignern die Frage, ob sich der technische Aufwand finanziell lohnt. Dies ist bei Ölproduktion und Kohlebergbau ein besonderes Problem, wo Methan ein weniger wertvolles Nebenprodukt ist und die Infrastruktur, es aufzufangen und zu nutzen, extra aufgebaut werden muss. Hier sind strenge Regulierungen und ein Kostensystem für Leckagen nötig.”

Auf die Frage, ob sich in Deutschland noch kosteneffizient Methanemissionen reduzieren lassen, oder ob es sinnvoller ist, Reduktionsanstrengungen auf andere Länder zu fokussieren:
„Jede weitere Verminderung der Nutzung von fossilen Brennstoffen in Deutschland würde zu weiteren Einsparungen im Methanausstoß beitragen – wenn nicht vor Ort, dann in den Förderländern. In der Viehwirtschaft sollten Verminderungstechnologien verwendet werden, sobald sie einsetzbar sind. In Ställen wird es möglicherweise bald Filter geben, um angereichertes Methan aus der Luft umzuwandeln.”

„Wir haben wertvolle Jahrzehnte im Kampf gegen den Klimawandel verloren. Von daher ist jetzt jede mögliche Verminderung von Treibhausgasen geboten, egal wo sie durchgeführt wird. Einfache, billige und effiziente Verringerungen in anderen Ländern sind ein gutes Ziel, jedoch muss Deutschland auch eine Vorreiterrolle durch Reduktionen im eigenen Land einnehmen und technische Lösungen vorantreiben, die dann international eingesetzt werden können.”

Auf die Frage, welche anderen wichtigen menschenverursachten Methanquellen es neben Land-, Abfall-, und Energiewirtschaft gibt:
„Ein effektives Verbot von Brandrodungen und dem Abbrennen landwirtschaftlicher Abfälle würde nicht nur den Ausstoß von CO2, sondern auch von Methan verhindern, weil Methan sich bei Bränden – besonders in Schwelbränden – bildet. Für Methan sind die möglichen Einsparungen dadurch bei Weitem kleiner als in anderen Bereichen der Landwirtschaft und der Industrie, aber die umfassenden Klimaschäden der Brandrodung – zum Beispiel verminderte Kohlenstoffspeicherung, Änderung des lokalen Klimas und Methanausstoß – machen diese zu einer Priorität im Kampf gegen die Erderhitzung.”

„Es ist auch zu bedenken, dass der Klimawandel den Methanausstoß natürlicher Quellen – vor allem aus den Sumpfgebieten Sibiriens und Nordamerikas – verstärken wird. Eine schnelle und starke Reduzierung von Methan, mit seinem starken Treibhauseffekt und kurzer Verweildauer in der Atmosphäre, kann den globalen Klimawandel kurzfristig vermindern und dadurch die Rückkopplung zwischen Erwärmung und natürlichem Methanausstoß verringern.”

Prof. Dr. em. Martin Heimann

ehemal. Direktor Max-Planck-Institut für Biogeochemie, Max-Planck-Institut für Biogeochemie, Jena, und Forschungsdirektor der Abteilung Atmospheric Science, Institut für Physik, Universität Helsinki, Finnland

Auf die Frage, wie realistisch die Umsetzung des 30-Prozent-Ziels des Global Methane Pledge ist und ob es ohne relevante Emittenten wie China und Indien erreicht werden kann:
„Ohne Mitwirkung von China und Indien dürfte es sehr schwierig sein, das Ziel des Global Methane Pledge zu erreichen.”

Auf die Frage, wie sich Emissionen in der Landwirtschaft schnell und kosteneffizient reduzieren lassen:
„Methan aus der Landwirtschaft stammt primär aus der Viehzucht – zu circa 80 Prozent. Ohne Reduktion des Fleischkonsums lassen sich diese Emissionen nicht reduzieren. Ein weiterer Anteil (der landwirtschaftlichen Methanemissionen; Anm. d. Red.) stammt aus dem Reisanbau – circa 20 Prozent. Durch Anbau von Reissorten, die für das Wachstum eine kürzere Überflutungszeit der Reisfelder benötigen, lassen sich diese Emissionen etwas reduzieren. Da eine kürzere Überflutung zudem Wasser spart, ergibt sich ein doppelter positiver Effekt. Entsprechende Umstellungen gibt es bereits in China.”

Auf die Frage, wie sich Emissionen aus Kohle-, Öl- und Gasförderung, sowie aus der Abfallwirtschaft reduzieren lassen:
„Sowohl bei den Emissionen aus der fossilen Energiewirtschaft als auch der Abfallwirtschaft sind zwei Arten von Lecks zu unterscheiden. Einerseits gibt es sogenannte Hotspots – erzeugt durch große Lecks mit erheblichen Emissionsraten. Diese lassen sich heute durch neue Methoden wie Fernerkundung relativ gut detektieren und danach eliminieren. Da Erdgas wertvoll ist, dürfte die Energiewirtschaft eigentlich ein Interesse haben, diese zu beseitigen. Bei großen Deponien lässt sich das Methan auffangen und als Biobrennstoff weiter nutzen. Andererseits gibt es die kleinen, diffusen Lecks, zum Beispiel aus veralteten Gasnetzen in Großstädten. Diese Lecks zu sanieren ist aufwendig und bei alten Gasnetzen eigentlich nicht sinnvoll, da man ja aus Gründen des Klimaschutzes mittelfristig vom Gas wegkommen muss. Bis diese Umstellung vollständig erzielt ist, wird man jedoch die alten Gasnetze weiter betreiben müssen.”

Auf die Frage, ob sich in Deutschland noch kosteneffizient Methanemissionen reduzieren lassen, oder ob es sinnvoller ist, Reduktionsanstrengungen auf andere Länder zu fokussieren:
„Ich sehe wenig Möglichkeiten, in Deutschland Methanemissionen zu reduzieren.”

Auf die Frage, welche anderen wichtigen menschenverursachten Methanquellen es neben Land-, Abfall-, und Energiewirtschaft gibt:
„Bei der unvollständigen Verbrennung von Biomasse (Schwelbrand) entsteht auch Methan. In Deutschland ist dies keine relevante Methanquelle – in Entwicklungsländern hingegen schon. Bestrebungen, die Effizienz der Nutzung von Hausbrand – unter anderem beim Kochen – in Entwicklungsländern zu verbessern, würde nicht nur Methanemissionen vermeiden, sondern auch die Belastung der lokalen Umwelt durch Feinstaub verbessern.”

Prof. Dr. Torsten Sachs

Leiter der Arbeitsgruppe Earth-Atmosphere Interactions (TEAM), Sektion Fernerkundung und Geoinformatik, Potsdam und Junior-Professor für Atmosphärenphysik, Technische Universität Braunschweig, Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ), Potsdam

Auf die Frage, wie realistisch die Umsetzung des 30-Prozent-Ziels des Global Methane Pledge ist und ob es ohne relevante Emittenten wie China und Indien erreicht werden kann:
„Laut International Methane Emissions Observatory Report 2021 [7] liegt das maximale Reduktionspotential allein im Öl- und Gassektor bei 68 Prozent, bei der Kohle bei 61 Prozent und in der Abfallwirtschaft immerhin noch bei 48 Prozent. Lediglich im Landwirtschaftssektor wird es mit 22 Prozent geringer eingeschätzt. Diesen Zahlen zufolge sind 30 Prozent also durchaus realistisch.”

„Die Frage ist vermutlich vielmehr, ob tatsächlich ausreichend Wille existiert, aber vielleicht helfen da sogar die aktuell hohen Gaspreise. Dass ausgerechnet China, Indien und Russland nicht dabei sind, ist natürlich ungünstig, aber es gibt durchaus Exportinteressen dieser Länder und Zusammenhänge zwischen ihren Emissionen und Exporten. Zum Beispiel kann man als Abnehmer von russischem Öl und Gas sicher Anreize schaffen, sich den Bemühungen anzuschließen –zumindest, solange man sich nicht in eine Abhängigkeit begeben hat.”

Dr. RolandFuß

Leiter der Arbeitsgruppe Emissionsinventare, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Braunschweig

Auf die Frage, wie realistisch die Umsetzung des 30-Prozent-Ziels des Global Methane Pledge ist und ob es ohne relevante Emittenten wie China und Indien erreicht werden kann:
„Ohne China und Indien ist das Ziel sehr ambitioniert. Es bleibt zu hoffen, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt noch beitreten, wenn sie nicht mehr im bisherigen Maße auf Kohle – deren Abbau erhebliche Methanemissionen verursacht – als Energieträger setzen. Es wäre aber schon ein Erfolg, wenn die beteiligten Staaten ihre eigenen Methanemissionen um 30 Prozent senken, ohne dass sich die Emissionen in anderen Staaten durch die Verlagerung von Produktion erhöhen. Zumindest das wäre realistisch erreichbar.”

Auf die Frage, wie sich Emissionen in der Landwirtschaft schnell und kosteneffizient reduzieren lassen:
„Global gesehen ist der Anbau von Nassreis eine zweite große Quelle von Methanemissionen aus der Landwirtschaft (neben Viehhaltung; Anm. d. Red.). Die Minderung dieser Emissionen erfordert jedoch die komplette Umstellung von Anbausystemen und ist deshalb nur begrenzt möglich.”

„In Deutschland ist die Lagerung von Gülle eine erhebliche Methanquelle. Diese lässt sich nur durch gasdichte Güllelager und – noch besser – die Nutzung als Substrat in Biogasanlagen verringern. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist auch die Fütterung der Rinder. Eine Optimierung der Futterzusammensetzung auf weniger Methanbildung im Rinderpansen bietet Potenziale von mehr als zehn Prozent Minderung ohne Produktionseinbußen. Futterzusatzstoffe, die die Methanbildung verringern, könnten ebenfalls eine Minderung bewirken.”

Auf die Frage, ob sich in Deutschland noch kosteneffizient Methanemissionen reduzieren lassen oder ob es sinnvoller ist, Reduktionsanstrengungen auf andere Länder zu fokussieren:
„Es gibt in Deutschland durchaus noch Potenziale zur Vermeidung von Methanemissionen. Der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas verringert automatisch auch die deutschen Methanemissionen, so dass hier Synergieeffekte zum Tragen kommen. In der Tierhaltung, wo der Kostendruck bereits hoch ist, verursachen Maßnahmen dagegen zusätzliche Kosten. Hier sind kluge Konzepte gefragt, die die bloße Verlagerung der Milchproduktion – und damit der Emissionen – ins Ausland vermeiden.”

Auf die Frage, welche anderen wichtigen menschenverursachten Methanquellen es neben Land-, Abfall-, und Energiewirtschaft gibt:
„Wesentliche nicht berücksichtigte Emissionen resultieren aus Rückkopplungseffekten, wie zum Beispiel die Methanemissionen der Permafrostböden, die durch den menschengemachten Klimawandel auftauen.”

Angaben zu möglichen Interessenkonflikten

Dr. Joeri Rogelj: „Keine.”

Dr. Hinrich Schaefer: „Ich habe keine Interessenkonflikte anzugeben.”

Prof. Dr. em. Martin Heimann: „Keine.”

Prof. Dr. Torsten Sachs: „Keine Interessenskonflikte.”

Alle anderen: Keine Angaben erhalten.

Literaturstellen, die von den Experten zitiert wurden

[1] Saunois M et al (2020): The Global Methane Budget 2000-2017. Earth System Science Data. DOI: 10.5194/essd-12-1561-2020.

[2] Eur-LEX (2020): EU-Abfallrichtlinie. Webseite des Rechtsinformationssystems der EU.

[3] Carbon Brief (2021): The Global Methane Pledge needs to go further to help limit warming to 1.5C. Blogpost über die Emissions-Minderung durch den Global Methane Pledge.

[4] IPCC (2021): Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Tabelle 5.2. zeigt den Anteil verschiedener Sektoren an den Methanemissionen.

[5] National Oceanic and Atmospheric Administration (2021): Trends in Atmospheric Methane. Das Emissions-Monitoring der Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA. Stand: 08.11.2021.

[6] IPCC (2021): Summary for Policymakers. In: Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Grafik SPM2 zeigt den Beitrag von Methanemissionen an Erderwärmung.

[7] UN environment program (2021): An Eye on Methane: International Methane Emissions Observatory 2021 Report. Webseite des Umweltprogramms der UN.

Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden

[I] EU-Kommission (2021): Climate change – new rules to prevent methane leakage in the energy sector. Webseite der EU-Kommission.

[II] EU-Kommission (2021): Vereinigte Staaten, Europäische Union und Partner bringen „Global Methane Pledge“ auf den Weg, damit 1,5° C erreichbar bleiben. Webseite der EU-Kommission.

[III] IPCC (2021): Summary for Policymakers. Grafik SPM2 zeigt den Beitrag von Methanemissionen an Erderwärmung. In: Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change.

[IV] Saunois M et al (2020): The Global Methane Budget 2000-2017. Earth System Science Data. DOI: 10.5194/essd-12-1561-2020.

[V] International Energy Agency (2020): Methane Tracker 2020. Bericht der International Energy Agency.

[VI] European Environment Agency (2021): Greenhouse gases – data viewer. Navigierbare Datenbank zu Treibhausgas-Emissionen der European Environment Agency.

[VII] EU-Kommission (2020): EU Methane Strategy. Factsheet über die Methan-Strategie auf der Webseite der EU-Kommission.