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17.12.2021

Versuchstierzahlen in Deutschland während der Coronapandemie 2020 – Forschungsinteresse, Hintergründe und langfristige Trends

Hamster, Mäuse, Frettchen und Affen haben bei der Erforschung des SARS-CoV-2-Virus eine tragende Rolle in den vergangenen knapp zwei Jahren eingenommen. Erkenntnisse aus Tiermodellen weltweit haben zum Verständnis von Infektiosität, Übertragungswegen, Pathogenität, Immunantwort und Impfstoff-Sicherheit beigetragen. Wie hat sich die globale Herausforderung der Corona-Pandemie auf die Zahl der durchgeführten Tierversuche ausgewirkt?

Das deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat gestern die neuesten Versuchstierzahlen für das Jahr 2020 veröffentlicht: Die Zahl der für wissenschaftliche Zwecke eingesetzten zuzüglich der getöteten Versuchstiere ist im Vergleich zum Jahr 2019 von knapp 2,9 Millionen auf circa 2,5 Millionen gesunken. Den Rahmen dieser Erhebung geben das nationale Tierschutzgesetz und die zugrundeliegende EU-Richtlinie vor. In den vergangenen Jahren berichtete das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eher konstante Zahlen von knapp unter drei Millionen für wissenschaftliche Zwecke eingesetzte sowie getötete Versuchstiere pro Jahr [I]. 2020 wurden zuvor schon deutlich weniger Anträge auf Tierversuche genehmigt als in den vorausgegangenen Jahren. Bereits im September veröffentlichten Forschende des BfR eine Analyse der in Deutschland genehmigten Tierversuche während der Pandemie und dem Anteil der COVID-19-Forschung daran: Circa zwei Prozent der Projekte und 0,8 Prozent der Versuchstiere ließen sich diesem Themenfeld zuordnen [II]. Auf die Zahl der tatsächlich eingesetzten Versuchstiere lässt sich aus diesen Genehmigungen allerdings nur schlecht schließen, da sich Anträge über mehrere Jahre strecken können oder Projekte gar nicht erst wie geplant starten.

Auf der einen Seite haben sich die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, wie Laborschließungen und Homeoffice, auf die Zahl der durchgeführten Tierversuche ausgewirkt, andererseits dürften einzelne Tiergruppen wie Hamster deutlich für die COVID-19-Forschung an Bedeutung gewonnen haben. Wie sind die aktuellen Zahlen also zu interpretieren? Welche Tiermodelle haben sich aus welchem Grund als besonders geeignet für die COVID-19-Forschung herausgestellt? Wie relevant sind sie aktuell noch für das weitere Verständnis beispielsweise der Virusevolution mit verschiedenen Varianten wie Omikron? Welche Alternativen zu Tierversuchen, wie zum Beispiel Lungenorganoide, haben sich als sinnvoll erwiesen und sind zum Einsatz gekommen? Welche Tierversuche sind dadurch vermeidbar geworden?

Diese Fragen – und Ihre! – beantworteten Fachleute bei einem 50-minütigen Press Briefing.

Fachleute im virtuellen Press Briefing

     

  • Prof. Dr. Martin Beer
    Leiter des Instituts für Virusdiagnostik (IVD), Friedrich-Loeffler-Institut – Bundesinstitut für Tiergesundheit (FLI), Greifswald – Insel Riems
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  • Dr. Katja Hönzke
    Projektleiterin im Sonderforschungsbereich 84 „Angeborene Immunität der Lunge: Mechanismen des Pathogenangriffs und der Wirtsabwehr in der Pneumonie“, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
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  • Prof. Dr. Stefan Treue
    Direktor des Deutschen Primatenzentrums – Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ), Göttingen, und Sprecher die Initiative Tierversuche verstehen
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Video-Mitschnitt & Transkript

 

Ein Transkript finden Sie hier.

Literaturstellen, die vom SMC zitiert wurden

[I] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2020): Verwendung von Versuchstieren im Jahr 2019.

[II] Schwedhelm P et al. (2021): How many animals are used for SARS-CoV-2 research? EMBO reports. DOI: 10.15252/embr.202153751.

Weitere Recherchequellen

Science Media Center (2020): Tiermodelle und Tierversuche in der Erforschung von SARS-CoV-2: Welche sind wirklich notwendig? Press Briefing. Stand: 30.06.2020.

Muñoz-Fontela C et al. (2020): Animal models for COVID-19. Nature. DOI: 10.1038/s41586-020-2787-6.