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04.05.2020

Heinsberg-Studie – Immunität gegen und Letalität durch SARS-CoV-2 in der Bevölkerung in Gangelt

Die Zwischenergebnisse hatten bereits für erhebliches öffentliches Aufsehen gesorgt. Nun liegt eine erste Version eines wissenschaftlichen Manuskripts von Hendrik Streeck und Kollegen mit dem Titel „Infection fatality rate of SARS-CoV-2 infection in a German community with a super-spreading event“ als sogenannter Preprint vor (siehe Primärquelle). Darin werden das Design sowie die ersten Ergebnisse der sogenannten „Heinsberg-Studie“ nachvollziehbar beschrieben. Aufgrund des hohen Interesses an dieser ersten Studie zur Fallsterblichkeit in einer Hoch-Prävalenz-Region in Deutschland haben sich die Bonner Forschenden bereit erklärt, die wichtigen Ergebnisse bei einem Press Briefing im SMC zu erläutern und sich den Fragen Journalistinnen und Journalisten zu Methodik und Ergebnissen der Studie zu stellen.

Hauptziel dieser Untersuchung war es, in einer repräsentativen Stichprobe den Fall-Verstorbenen-Anteil (infection fatality rate, IFR) in einer sogenannte Hoch-Prävalenz Population zu ermitteln. In der Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg war es am 15. Februar bei einer Karnevalssitzung zu einem „Superspreader“ -Event gekommen. Die Anzahl der gegenwärtigen und vergangenen Infektionen in Gangelt wurden in der Stichprobe durch Integration der Ergebnisse von Anti-SARS-CoV-2-Antikörper (IgG)-Analysen im Blut, PCR-Tests auf virale RNA in Rachenabstrichen sowie Berichten über frühere positive PCR-Tests bestimmt. Von den insgesamt 919 Personen mit auswertbarem Infektionsstatus aus 405 Haushalten in Gangelt waren rund 15 Prozent infiziert. Beim zuständigen Gesundheitsheitsamt in Heinsberg waren für Gangelt drei Prozent Infizierte gemeldet, was wiederum Rückschlüsse auf die Dunkelzifer zulassen könnte. Eine Infektion war mit charakteristischen Symptomen wie Geruchs- und Geschmacksverlust verbunden. 22,2 Prozent aller infizierten Personen berichteten jedoch über asymptomatische Verläufe von COVID-19. Indem die bis zu zwei Wochen nach dem Stichtag gemeldeten sieben SARS-CoV-2-assoziierten Todesfälle zugrunde gelegt wurden, kalkulierten die Autoren die IFR in Gangelt auf 0,36 Prozent [0,29%; 0,45%]. Die sogenannte Infection Fatality Rate (IFR) bezieht sich, anders als die Case Fatality Rate (CFR), auf alle tatsächlich Infizierten und nicht nur auf die bisher gemeldeten Fälle mit positivem PCR-Test.

Wie lief die Studie in Gangelt genau ab? Wie valide sind die Ergebnisse? Wie spezifisch waren die verwendeten Antikörper-Test? Wie schätzen unabhängige Experten die Belastbarkeit der Ergebnisse ein?

Diese Fragen – und Ihre! – beantworteten Experten bei einem 50-minütigen virtuellen Press Briefing.

Experten auf dem Podium

     

  • Prof. Dr. Gunther Hartmann
    Direktor des Instituts für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
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  • Prof. Dr. Gérard Krause
    Leiter der Abteilung Epidemiologie, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Braunschweig
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  • Prof. Dr. Hendrik Streeck
    Direktor des Instituts für Virologie, Universitätsklinikum Bonn
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Video & Transkript

Ein Transkript finden Sie hier.

Primärquelle

Streeck H et al. (04.05.2020): Infection fatality rate of SARS-CoV-2 infection in a German community with a super-spreading event.
Die Publikation wurde von den Autoren an den Preprint-Server MedRxiv geschickt und steht seit dem Morgen des 04.05.2020 als Manuskript zum Download zur Verfügung. Bei Preprints handelt es sich um bisher nicht von disziplinären Fachkollegen begutachtete Forschungsberichte, die daher nicht als Richtschnur für die klinische Praxis oder gesundheitsbezogenes Verhalten dienen sollten.